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Von Erbarmen bewegt

Aus der Mai 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Mitleid und Erbarmen können zwei völlig verschiedene Dinge sein. Ob wir in Mitleid verharren, das nur die Verzweiflung mitempfindet, oder ob wir von Erbarmen bewegt sind, bestimmt zu einem großen Teil, wieweit wir jemandem, der in Not ist, und auch unserer Welt helfen können.

Wenn wir nur hilflose Anteilnahme an dem Elend eines anderen Menschen empfinden, neigen wir dazu, dieses Leid anzuerkennen. Wir könnten dann selbst von Hoffnungslosigkeit niedergedrückt werden. Und wenn es auch den Anschein hat, als suche der andere in seiner Not unser Mitleid, so ist Mitleid nicht unbedingt das, was ihm nützt. Der Zuspruch, der lediglich auf der Ebene menschlichen Bedauerns bleibt, wirkt nicht heilend.

Christliches Erbarmen jedoch kommt aus einem Herzen, das mit selbstloser Liebe zur Menschheit erfüllt ist, und es trägt den aufrichtigen Wunsch in sich, etwas zu tun — wirklich eine Hilfe zu sein, zu heilen. Durch die biblischen Berichte über die Werke unseres Meisters Christus Jesus gewinnen wir eine klare Vorstellung von der belebenden kraft seines Erbarmens. Verschiedene Male heißt es in den Evangelien, daß es Jesus „jammerte“, daß er von Erbarmen bewegt war. Und für den Meister bedeutete dies zugleich auch Heilen.

Im Matthäusevangelium lesen wir, daß einmal viele Menschen aus den Städten gekommen und Jesus zu Fuß gefolgt waren; er „sah die große Menge; und es jammerte ihn derselben, und er heilte ihre Kranken“ Matth. 14:14..

Das Markusevangelium erzählt von einer anderen Begebenheit, bei der Jesus einem einzelnen seine Bitte um Hilfe erfüllte. Dieser Mann, ein Aussätziger, flehte den Meister an: „Willst du, so kannst du mich wohl reinigen.“ Die heilende Antwort — nicht bloßes Mitleid, sondern tiefempfundene geistige Liebe — kam unmittelbar: „Und es jammerte ihn, und er reckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will’s tun; sei gereinigt! Und alsbald ging der Aussatz von ihm, und er ward rein.“ Mark. 1:40–42.

Die Christliche Wissenschaft, die dem erhabenen Beispiel des Meisters folgt, bringt der Menschheit das reinste Erbarmen entgegen. Mrs. Eddy spricht in ihren Schriften über die Entdeckung der Wissenschaft des geistigen Heilens eindeutig von dem unverfälschten Christentum, das dieser Wissenschaft zugrunde liegt. Sie sagt: „Ich nannte sie christlich, weil sie voller Erbarmen, hilfreich und geistig ist.“ Rückblick und Einblick, S. 25.

Ferner erklärt Mrs. Eddy in ihren Schriften, besonders aber im Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit, daß es die göttliche Liebe ist, die der Wissenschaft Macht und Lebenskraft verleiht. Liebe ist der Wesenskern der Christlichen Wissenschaft. Im Lehrbuch ist das Kapitel, das sich speziell mit der Ausübung des Heilens in der Christlichen Wissenschaft befaßt, mit fürsorglicher Liebe darauf ausgerichtet, die menschlichen Nöte zu stillen.

Dieses Kapitel beginnt mit der Beschreibung einer Begebenheit aus der Bibel. Wir lesen, wie Jesus einer Sünderin in sanftmütiger Weise vergab; diese Frau wird auch manchmal mit Maria Magdalena identifiziert. Im weiteren Verlauf des Kapitels werden wir sehr eindringlich darüber belehrt, daß jeder von uns aufrichtige Reue beweisen und das christliche Heilen mit reiner Liebe und Hingabe ausüben muß. Wir lesen, daß Krankheit sofort weicht, wenn die göttliche Liebe den Notleidenden erreicht. Und das Lehrbuch erklärt: „Besitzt der Wissenschafter christliche Liebe genug, um seine eigene Vergebung und solches Lob zu gewinnen, wie der Magdalena von Jesus zuteil wurde, dann ist er Christ genug, um sich wissenschaftlich zu betätigen und mit seinen Patienten erbarmungsvoll zu verfahren, und das Ergebnis wird mit dem geistigen Vorhaben übereinstimmen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 365.

Die göttliche Liebe ist Gott. In Wahrheit drückt das Universum, einschließlich des Menschen, beständig diese Liebe aus, denn Gott ist die regierende Macht — die Allmacht —, die alle Wirklichkeit schafft und erhält, damit sie Sein göttliches Wesen ununterbrochen offenbart. Die Christlichen Wissenschafter beten, um die wahre Identität des Menschen als vollkommene geistige Widerspiegelung, als vollständige Offenbarung der göttlichen Liebe, zu verstehen. Im Gebet lauschen sie auf diese Wahrheit; sie halten demütig daran fest; sie erfreuen sich ihrer, und sie streben danach, diese Wahrheit zu leben.

In dem Maße, wie wir diese zentrale Tatsache des Seins begreifen — den Menschen als die reine Widerspiegelung der Liebe erkennen —, entdecken wir, daß durch die Wahrheit dieser Offenbarung im menschlichen Herzen ganz natürlich christliches Erbarmen aufsteigt. Wir lieben dann unsere Mitmenschen inniger als Gottes Kinder, und wir haben den ehrlichen Wunsch, ihnen zu einer besseren Erkenntnis ihrer wahren geistigen Identität zu verhelfen.

Im einzelnen könnte sich diese Liebe darin zeigen, daß wir einem Nachbarn ein heißes Essen bringen, warme Kleidung zur Verteilung bei einer Sammelstelle abliefern oder einfach jemanden umarmen. Aber das Ergebnis unseres wachsenden geistigen Verständnisses und Erbarmens wird auch darin gesehen werden, daß wir bereit und willig sind, die höchste und nützlichste Hilfe anzubieten, über die wir verfügen — das christlich-wissenschaftliche Heilen, das nicht nur von körperlicher Krankheit befreit, sondern auch Vorstellungen von Mangel und Begrenzungen aller Art auslöscht, das menschliche Bewußtsein erneuert und von Sünde erlöst.

Erbarmungsvoll zu sein ist wirklich eine freudige christliche Pflicht. Wenn uns das Erbarmen zu wissenschaftlichem Gebet führt, dann sind wir wirklich dazu bewogen worden, Gutes zu tun. Und wenn wir so beten, wie es die Christliche Wissenschaft lehrt — wenn wir ehrfurchtsvoll das heilige Wesen Gottes, des vollkommenen Gemüts, verstehen und das geistige Wesen des Menschen, der vollkommenen Idee des Gemüts, erkennen —, dann tritt Heilung ein. Dadurch bewegt sich auch die Welt zur Erkenntnis des Christus, der Wahrheit, hin, mag diese Bewegung auch noch so geringfügig sein. Erbarmen hat stets den Wert, den wir ihm beilegen.

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