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Von Erbarmen bewegt

Aus der Mai 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Mitleid und Erbarmen können zwei völlig verschiedene Dinge sein. Ob wir in Mitleid verharren, das nur die Verzweiflung mitempfindet, oder ob wir von Erbarmen bewegt sind, bestimmt zu einem großen Teil, wieweit wir jemandem, der in Not ist, und auch unserer Welt helfen können.

Wenn wir nur hilflose Anteilnahme an dem Elend eines anderen Menschen empfinden, neigen wir dazu, dieses Leid anzuerkennen. Wir könnten dann selbst von Hoffnungslosigkeit niedergedrückt werden. Und wenn es auch den Anschein hat, als suche der andere in seiner Not unser Mitleid, so ist Mitleid nicht unbedingt das, was ihm nützt. Der Zuspruch, der lediglich auf der Ebene menschlichen Bedauerns bleibt, wirkt nicht heilend.

Christliches Erbarmen jedoch kommt aus einem Herzen, das mit selbstloser Liebe zur Menschheit erfüllt ist, und es trägt den aufrichtigen Wunsch in sich, etwas zu tun — wirklich eine Hilfe zu sein, zu heilen. Durch die biblischen Berichte über die Werke unseres Meisters Christus Jesus gewinnen wir eine klare Vorstellung von der belebenden kraft seines Erbarmens. Verschiedene Male heißt es in den Evangelien, daß es Jesus „jammerte“, daß er von Erbarmen bewegt war. Und für den Meister bedeutete dies zugleich auch Heilen.

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