Es gibt keine Situation, in der die göttliche Liebe nicht helfen kann. Die Natur ist beredter Zeuge dafür, daß die göttliche Liebe uns in jedem ehrlichen Bemühen unterstützt.
Nehmen wir z. B. jene „Hirten“ des Meeres, die Delphine. Ihre Jungen werden unter Wasser geboren und müssen zum Atmen schnell an die Oberfläche getragen werden. Deshalb sind vielleicht Delphine in den Ruf gekommen, instinktiv andere nach Atem ringende Lebewesen an die Oberfläche zu stoßen und über Wasser zu halten. Seeleute, die Schiffbruch erlitten hatten, berichteten, wie sie auf diese Weise über Wasser gehalten und in Sicherheit gebracht wurden. Doch so erstaunlich diese Rettungen auch sind, die göttliche Liebe vermag mehr.
Die göttliche Liebe kann alle erretten und befreien, die im übertragenen Sinne Schiffbruch erlitten haben — durch Sünde, Krankheit oder Leiden. Daher kann jeder, wo oder in welcher Situation er sich auch befinden mag, auf Heilung hoffen. Liebe ist unendlicher, allmächtiger Geist, das eine Gemüt, das alles wirkliche Sein kennt und es ausmacht; Liebe ist alles Gute. Die göttliche Liebe stillt jede menschliche Not. Doch wir müssen geistig zu dieser Erkenntnis erwachen.
Gott wirkt durch Seinen Christus, Seine geistige Idee, die heilt und erlöst und diejenigen errettet, die in geistiger Wiedergeburt darum kämpfen, sich auch über scheinbar ausweglose Situationen zu erheben. Gelegentlich mag es so aussehen, als erforderte es einen gewaltigen, ja schmerzvollen Kampf, ehe wir die Versuchung, einfach aufzugeben, zurückweisen können. In Wissenschaft und Gesundheit gibt uns jedoch Mrs. Eddy eine göttlich inspirierte Erklärung, die uns in unserer Standhaftigkeit stärkt und ermutigt. Sie schreibt: „Wenn die Sterblichen zu dem Verständnis der Forderung Christi erwachen, machen sie Leiden durch. Dies veranlaßt sie, wie Ertrinkende, starke Anstrengungen zu machen, um sich zu retten; und durch Christi teure Liebe werden diese Anstrengungen mit Erfolg gekrönt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 22.
Christi Liebe zur Menschheit schien uneingeschränkt durch Christi Jesu reines Leben hindurch und heilte und errettete zahllose Menschen. Jesus demonstrierte voll und ganz die Einheit, die zwischen dem geistigen, zu Gottes Ebenbild geschaffenen Menschen und seinem Schöpfer besteht, und bewies die erlösende Macht, die diese Einheit verleiht. Unser Meister berichtete in einem Gleichnis von einem Hirten, der hundert Schafe hatte und eins davon verlor. Siehe Lk 15:1–7. Dieses Gleichnis zeigt uns, was die göttliche Liebe — die die Menschheit durch die Christusliebe führt, die alle umfängt — selbst für die tun kann, die sich verirrt haben und sich der Gefahr nicht bewußt sind. Der Hirte wußte, daß das verirrte Schaf der Hilfe bedurfte; also ließ er die Herde allein zurück, um es zu suchen und zu retten. Und voller Freude kehrte er mit dem hilflosen Tier auf den Armen zurück.
Dieses Gleichnis scheint in mancher Hinsicht der Heilung des Zachäus zu entsprechen. Zachäus, Oberer der Zöllner, der in seinem Gebiet den dort herrschenden Römern diente, wurde von seinen eigenen Landsleuten verachtet. Als er hörte, daß Jesus kam, kletterte er auf einen Baum, um über die Menschenmenge hinwegzusehen und einen Blick von jenem Menschen zu erhaschen, den so viele Meister nannten.
Wußte Zachäus, daß er eines von den „verlorenen Schafen des Hauses Israel“ Mt 15:24. war? Wußte er, daß er errettet werden mußte? Darüber wird uns nichts gesagt. Jesus aber erkannte offensichtlich, daß Zachäus den erlösenden Christus nötig hatte, denn wie uns berichtet wird, schaute der Meister auf; und als er Zachäus sah, forderte er ihn auf, herunterzusteigen, weil er bei ihm einkehren wollte.
Die Christusliebe, die Jesus zum Ausdruck brachte, erweckte offenbar in Zachäus Reue und Gewissensbisse, denn er kam sogleich den Forderungen nach, die diese Liebe an ihn stellte. Er erklärte sich bereit, diejenigen, die er „betrogen“ Lk 19:8. hatte, zu entschädigen.
Die Art, wie Jesus diese Heilung zusammenfaßte, ruft sogleich das Gleichnis vom verlorenen Schaf ins Gedächtnis zurück. Jesus sagte: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Lk 19:10.
Durch den Christus bringt die göttliche Liebe das Heil für alle Menschen, indem sie denen hilft, die Erlösung suchen, und diejenigen ausfindig macht, die nicht wissen, daß sie der Erlösung bedürfen. Ein Schüler Mrs. Eddys erinnert sich, daß sie einmal dem Sinne nach sagte: „Liebe ist ein Hirte, der in das Dunkel der Nacht hinausgeht, in Sturm und Wind hinaus, um das verlorene Schaf wiederzufinden. Dieser Hirte — Liebe — verläßt den ausgetretenen Pfad, durchsucht Wald und Moor, bahnt sich einen Weg durch das Dornengestrüpp und sucht, bis das Verlorene gefunden ist; dann nimmt Er es unter Seinen Mantel und geht mit ihm zurück, um zu heilen und wiederherzustellen.“ Irving C. Tomlinson, Zwölf Jahre mit Mary Baker Eddy (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1972), S. 95.
Der Hirte der Liebe, den Jesus veranschaulichte, kann alle erwecken, die sich nicht bewußt sind, daß sie Hilfe brauchen. Wieviel mehr aber spüren diejenigen die Hilfe der Liebe, die sich bereits bemühen, zu erwachen! Die göttliche Liebe kann alle erheben und erlösen, die sich in einer verzweifelten Situation befinden — sogar die, die fürchten, ihre Lage sei hoffnungslos.
Durch die Wissenschaft von der Offenbarwerdung des Christus lernen wir, daß die göttliche Liebe immer verfügbar ist. Die Delphine und der Hirte vermitteln uns nützliche Erkenntnisse davon, was die göttliche Liebe tun kann; und eine Erklärung in Wissenschaft und Gesundheit zeigt uns, was wir tun müssen, damit die erlösende Gnade der Liebe verwirklicht wird. Wir lesen dort: „Die ganze Natur lehrt Gottes Liebe zum Menschen, aber der Mensch kann Gott nicht über alles lieben und seine ganzen Neigungen auf geistige Dinge richten, solange er das Materielle liebt und mehr darauf vertraut als auf das Geistige.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 326.
Wir können uns aufraffen und darauf vertrauen, daß Gott uns errettet, und so die Furcht überwinden, daß die Materie uns herabzieht. Wir können uns weigern, in Verzweiflung zu geraten, und ernsthaft danach streben, geistig wiedergeboren zu werden — d. h., zu erwachen und unser wahres Wesen, den zu Gottes Ebenbild geschaffenen geistigen und todlosen Menschen, zu erkennen. Und wenn wir das tun, empfinden wir mit absoluter Gewißheit, daß Gott uns stützt und führt.
Die Wissenschaft des Christus fordert, daß wir nur einen Gott, nur ein Gemüt haben und unseren Nächsten wie uns selbst lieben, um damit zu beweisen, daß es kein Gemüt außer Gott gibt. Bei unserem Ringen, diesen Forderungen zu entsprechen, ist uns die göttliche Liebe Hirte und Stütze und viel mehr als ein mächtiger Verbündeter. Liebe ist unsere Mutter und unser Vater; sie trägt uns behutsam und voller Freude auf dem ganzen Heimweg zum geistigen Verständnis. Wenn wir der göttlichen Liebe, Wahrheit, vertrauen und ihr gehorchen, wissen wir ohne jeden Zweifel, daß wir, das geliebte Kind der göttlichen Liebe, immer im Geist geborgen und in der Liebe sicher sind, weil Liebe Alles ist. Und was Liebe tun kann, ist alles, was jemals getan werden muß.
Ich rufe zu dem Herrn in meiner Not,
und er erhört mich.
Psalm 120:1
