Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Du und ich — und der Weltfrieden

Aus der Januar 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Janice und ich waren Nachbarn und die besten Freunde. Wir spielten fast jeden Tag zusammen und gingen auch gemeinsam zur Schule. Und wir vertrauten einander Geheimnisse an.

Wir versprachen einander, immer Freunde zu bleiben. Und obwohl wir in vieler Hinsicht verschieden sind, sind wir immer noch gute Freunde. Aber ich erinnere mich noch, wie unsere Freundschaft einmal fast zu Feindschaft geworden wäre. Danach schworen wir uns, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Und das ist es auch nicht.

Janice sollte den Tag bei uns verbringen. Alles fing gut an. Dann wollte sie ganz plötzlich unser Kartenspiel nicht beenden. Sie wollte auch nicht malen oder seilspringen oder sonst irgend etwas tun, was wir immer zusammen machten. Ich sagte ihr, daß ich das gar nicht sehr nett von ihr fände. Sie sagte, sie brauche nicht nett zu sein, und ich sei ja auch nicht sehr nett zu ihr. Ziemlich bald schon benahmen wir uns mehr wie Feinde als wie Freunde.

Wir sagten einander viele unfreundliche Dinge. Schließlich schickte die Babysitterin Janice nach Hause. Sie sagte, wir seien beide schnippisch und müßten eine Weile getrennt sein. „Ich spiele nie wieder mit dir“, sagte Janice, als sie ging. „Gut!“ rief ich ihr nach.

Es schien, als ob der Tag nie enden würde. Ich wartete den ganzen Nachmittag darauf, daß Janice anrufen und sich entschuldigen würde. (Schließlich hatte sie ja angefangen!) Aber sie rief nicht an. Inzwischen wurde ich trauriger. Und auch wütender.

Endlich kam Mutti nach Hause, und ich erzählte ihr meine Version der Geschichte — wie schrecklich Janice sich benommen habe. (Kein Wort darüber, wie schrecklich auch ich mich benommen hatte.) Sie hörte aufmerksam zu. Aber anstatt mich zu bemitleiden, sagte sie: „Judith Ann!“ (Sie meinte es immer ernst, wenn sie mich so nannte.) „Was ist aus dem kleinen Mädchen geworden, das den Frieden liebte und ein Friedensbanner für den Elternabend in der Schule gemacht hat? Vielleicht solltest du einmal darüber nachdenken, was darauf geschrieben stand. Wie kannst du erwarten, daß Nationen Frieden schließen, wenn die nächsten Nachbarn und besten Freunde es nicht können!“

Ich hatte mir so viel Mühe mit dem Vorhaben gemacht. Auf dem Banner stand: „Selig sind die Friedfertigen.“ Mt 5:9. Es war für die Weltfriedenswoche in der Schule. Eine ganze Wand in unserer Klasse war mit verschiedenen Friedensbotschaften bedeckt, meine war auch dabei. Und darüber hingen ausgeschnittene Bilder (auch ich hatte eins mitgebracht) von Kindern aus anderen Ländern, die sich an den Händen hielten. In der Mitte befand sich ein Bild von einem Globus mit bunten Bändern, die von den verschiedenen Ländern zu den entsprechenden Papierpuppen liefen.

In meinem Zimmer schlug ich die Friedensbotschaft, die ich gedruckt hatte, in der Bibel nach. Christus Jesus hat die Worte gesagt, und man nennt sie eine Seligpreisung. Der ganze Vers lautet: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Nicht: „Selig sind diejenigen, die darauf warten, daß ein anderer friedfertig ist.“)

Ich beschloß, daß ich wirklich ein Friedfertiger sein wollte, aber ich mußte mich auch wie einer fühlen. Ich wußte, daß Frieden nicht von Groll, Ärger oder Selbstsucht kommen konnte. Gott hat diese Dinge nicht gemacht und kennt sie nicht. Frieden bedeutete, gottähnliche Eigenschaften wie Liebe, Intelligenz, Freude, Güte zu empfinden und zu beweisen. (In der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft hatte ich gelernt, daß dieses Eigenschaften waren, die Gottes Kinder zum Ausdruck bringen. Und das waren Janice und ich und jeder andere in Wirklichkeit.) Ich erkannte, daß wir in einem bösen Traum über uns selbst mitspielten, wenn wir uns jemandem gegenüber gemein benahmen.

Dann dachte ich über all das Gute an uns und unserer Freundschaft nach. Als ich z. B. in die Ferien fuhr, paßte Janice auf meine Puppen auf. Als sie krank war, brachte ich ihr jeden Tag die Hausaufgaben. Sie gab mir einen ihrer Goldfische, als meiner einging. Ich half ihr, einen Geburtstagskuchen für ihre Mutti zu backen. Durch diese gegenseitige Unterstützung brachten wir mehr von unserem wahren, liebevollen Selbst — den Gotteskindern — zum Ausdruck.

Als ich anfing, dies zu erkennen, wurden Gekränktheit und Groll einfach verdrängt. Selbstsucht konnte keinen Platz mehr finden, weil Wahrheit sie nirgends duldete.

Jetzt war ich bereit. Ich lief zum Telefon und wählte Janices Nummer. (Ich wußte sie auswendig.) Sie nahm beim ersten Klingeln den Hörer ab. Sie hatte gehofft, daß ich anrufen würde. Wir entschuldigten uns beide und wußten, daß es uns ernst damit war.

An dem Abend fragte ich Mutti, was Janice und ich eigentlich mit dem Weltfrieden zu tun hätten. Sie sagte, jedesmal wenn Groll, Zweifel oder Mißtrauen auch nur zwischen zwei Menschen zerstört würden, werde im kleinen bewiesen, daß das einzig wahre Gesetz das Gesetz der Liebe ist. Und das sei sehr wichtig. Es zeige, daß Liebe und Verständnis zwischen Nationen möglich sind, weil Gott wirklich das Universum regiert.

Hast du das gewußt? Jedesmal wenn du dich mit deinem Nächsten verträgst — indem du daran festhältst, daß Gottes Kinder einander lieben —, hilfst du auch den Menschen im Libanon und in Südafrika und in El Salvador, Frieden zu finden. Es erfordert mehr als Präsidenten und Diplomaten und Minister, um Frieden auf der Welt herzustellen. Auch wir spielen eine unerläßliche Rolle dabei.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1988

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.