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Christus und die Umwandlung des Charakters

Aus der April 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als ich in die Oberstufe der höheren Schule kam, begann ich am Sinn meines Lebens zu zweifeln und wurde sehr gleichgültig, was meine schulischen Leistungen betraf. Schlechte Zensuren und das Gefühl, in jeder Beziehung ein Versager zu sein, waren die Folge. Bald fing ich an, bei Geselligkeiten Alkohol zu trinken, um von der Clique, die „in" war, leichter akzeptiert zu werden und um meine Unzulänglichkeiten zu vergessen.

Ich hatte gedacht, daß ein geselliges Leben mich auf der Stelle glücklicher machen würde. Aber es machte alles nur noch schlimmer. Ich stellte nämlich fest, daß Beziehungen, die sich nur auf gesellschaftliche Geltung gründeten, oberflächlich waren. Keine meiner neuen „Freundschaften" erfüllte mein tiefes Verlangen nach einer bedeutungsvollen Kameradschaft. Ich fühlte mich daraufhin erst recht als Versager, und tiefe Niedergeschlagenheit befiel mich.

Ich erkannte, daß die Christliche Wissenschaft meine einzige Hoffnung war; daß nur sie mich wirklich heilen und meine Probleme lösen konnte. Und so wandte ich mich dem zu, was ich in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft lernte, und versuchte, es anzuwenden.

Das war nicht leicht. Die Wahrheiten über die reine, vollkommene Welt des Geistes, die ich sonntags zu erblicken begann, auf die sehr unvollkommene Welt anzuwenden, die ich die Woche über in der Schule erlebte, war schwierig. Doch bemühte ich mich wie nie zuvor und unter allen Umständen, bewußt zu erkennen und zu empfinden, was es bedeutet, ein Kind Gottes zu sein.

Über ein jahr lang arbeitete ich eng mit einem Ausüber der Christlichen Wissenschaft zusammen; ich konnte ihm meine innersten Nöte vorbehaltlos anvertrauen. Und jedesmal, wenn ich ihm mein Herz ausschüttete, begegnete er mir mit sanfter Ermutigung, Vergebung, Weisheit und erhebenden, wissenschaftlichen Wahrheiten. In dieser Zeit standen mir auch meine Eltern, die beide Christliche Wissenschafter sind, mit Gebet und Rat zur Seite.

Zunächst erhaschte ich nur gelegentlich einen Schimmer von meiner wahren Beziehung zu Gott, und diesen Augenblicken folgten lange Perioden, in denen ich diese Beziehung und die Wirksamkeit der Christlichen Wissenschaft ernsthaft in Frage stellte. Aber durch beständiges Ringen begann ich schließlich, die Gegenwart Gottes, der Vater-Mutter Liebe, zu empfinden, die immer für mich sorgte, ganz gleich, in welcher Lage ich mich befand. Das Kind Gottes zu sein — Seine göttlichen Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen —, ist der Sinn des Lebens, wie ich entdeckte.

In dieser Zeit begann ich, fast jeden Morgen einen Teil der täglichen Bibellektion im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft zu studieren und die Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft zu lesen. Die wissenschaftlichen Wahrheiten und die Heilungsberichte, die ich beim Lesen fand, zeigten mir, daß meine Schwierigkeiten überwunden werden konnten. Diese Lektionen gaben mir Kraft, wenn ich versucht war, gleichgültig und teilnahmslos zu sein oder der Mehrheit blind zu folgen. Sie halfen mir, einen höheren Sinn in meinem Leben zu sehen — nämlich den, die Energie, Intelligenz und geistige Schau, die ich als der von Gott geschaffene Mensch besaß, zum Ausdruck zu bringen. Licht und Freude begannen meinen Tag zu durchdringen, während vorher Dunkelheit und Langeweile vorgeherrscht hatten.

Nach und nach vollzog sich ein Wandel in meinem Leben. Meine Schulfächer wurden interessant und anspruchsvoll, und ich bekam gute Zensuren. Das Trinken verlor seinen Reiz. Ich schloß neue Freundschaften, die auf gemeinsamen Interessen und gegenseitiger Achtung beruhten; einige Freunde gehörten zu der Gruppe, die „in“ war, andere zu den Außenseitern.

Bald darauf begann ich, ernsthaft in meiner Zweigkirche mitzuarbeiten, in der ich zwar dem Namen nach Mitglied, aber nicht aktiv gewesen war. Gegen Ende meiner Schulzeit war ich auch Mitglied Der Mutterkirche, Der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, Massachusetts, geworden. Durch die Mitarbeit in der Kirche fand ich christliche Gemeinschaft, die mir eine unermeßliche Hilfe war bei den ersten Versuchen, mein neugefundenes Verständnis vom christlich-wissenschaftlichen Heilen anzuwenden. Und auf diese Weise war ich gewappnet, den verschiedensten Herausforderungen, die auf mich zukamen, allein durch Gebet zu begegnen.

Wie läßt sich so ein Charakterwandel erklären? Nur durch das Verständnis von der erneuernden, wiederbelebenden Tätigkeit des Christus im menschlichen Denken. Mrs. Eddy definiert in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit den Christus als „die göttliche Offenbar-werdung Gottes, die zum Fleisch kommt, um den fleischgewordenen Irrtum zu zerstören“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 583.. Sie beschreibt ferner den Christus als „den wirklichen Menschen und seine Beziehung zu Gott“ Ebd., S. 316..

Der Christus wandelt also unseren Charakter um. Wie geht das vor sich? Die Fehler des sterblichen Menschen verschwinden nach und nach aus unserer Erfahrung, wenn wir unser Denken zu Gott hinwenden und mehr von dem „wirklichen Menschen und seiner Beziehung zu Gott“ — dem geistigen, vollkommenen Kind der Schöpfung Gottes — verstehen.

Das Erscheinen des wirklichen Menschen führt ganz natürlich dazu, daß wir in unserem Leben christusgleiche Eigenschaften — wie Enthaltsamkeit, Lebensfreude, Geduld und Reinheit — konsequenter zum Ausdruck bringen. Diese Eigenschaften ersetzen in unserem Bewußtsein ihre Gegenteile, genauso wie Licht allein durch seine Gegenwart die Dunkelheit vertreibt. Charakterfehler haben ja keine Grundlage im Denken und verschwinden daher aus unserer Erfahrung, wenn wir uns ernsthaft bemühen, die geistige Idee des Menschentums zu erfassen und in unserem Leben auszudrücken. Diese Erfahrung machte ich offensichtlich in meiner Schulzeit, obwohl ich mir damals dessen nicht bewußt war.

Ein ausgezeichnetes Beispiel gibt uns das Leben des Apostels Paulus. Es veranschaulicht sehr deutlich diese umwandelnde, erneuernde Tätigkeit des Christus im menschlichen Bewußtsein. Paulus, der damals noch Saulus genannt wurde, hatte die Christen grausam verfolgt und der tödlichen Steinigung des Stephanus, eines der ersten Evangelisten des Christentums, zugestimmt. Aber auf dem Weg nach Damaskus, wo er, wie uns in der Apostelgeschichte berichtet wird, christliche Männer und Frauen zusammentreiben wollte, um sie dann nach Jerusalem zu bringen und dort vor Gericht zu stellen, dämmerte das Licht des Christus, der Wahrheit, in seinem Bewußtsein auf.

Paulus, der der göttlichen Mission Christi Jesu gegenüber geistig blind gewesen war, war nun körperlich blind. Er hatte jedoch ein neues Verständnis dieser Mission gewonnen — er sah sie mit anderen Augen —, was dazu führte, daß er von seiner Blindheit geheilt und von Ananias, einem Jünger, der in Damaskus lebte, durch die Taufe ins Christentum aufgenommen wurde. Durch diese Bekehrung erkannte Paulus einen neuen, göttlichen Zweck, eine göttliche Führung und Erfüllung in seinem Leben. Der Verfolger der Christen predigte nun den Christen von Jerusalem bis nach Rom; er heilte die Kranken und Sünder und wurde der größte Evangelist des Christentums.

In Wissenschaft und Gesundheit wird die völlige Charakterumwandlung des Paulus folgendermaßen beschrieben: „Saulus von Tarsus erblickte den Weg — den Christus oder die Wahrheit — erst, als sein ungewisser Sinn für das Rechte einem geistigen Sinn gewichen war, der stets richtig ist. Da wurde der Mensch umgewandelt. Das Denken gewann einen edleren Ausblick, und sein Leben wurde geistiger.“ Ebd., S. 326.

Selbst wenn wir uns schon für Christen halten, mag es doch in unserem Leben Bereiche geben, in denen wir noch zum Christentum bekehrt werden müssen. Eine Definition des Wortes christlich lautet „die Eigenschaften oder den Geist Christi ausdrückend; Christusähnlich“. Was immer also in unserem Bewußtsein christusunähnlich — und daher gottunähnlich — ist, können wir als unchristlich betrachten. Wir müssen es ablegen, damit das Bewußtsein zu einem geistigeren Christentum bekehrt werden kann.

Die dramatische Umwandlung des Paulus veranschaulicht auf hervorragende Weise seine späteren Lehren von dem alten und dem neuen Menschen. In einem Brief an die Christen in Korinth schrieb Paulus: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“ 2. Kor 5:17. Durch geistige Empfänglichkeit für den Christus, die geistige Idee des Menschentums, können auch wir das Gefühl von Neuheit oder geistiger Wiedergeburt erleben. In dem Maße, wie wir den Christus, die Wahrheit, demonstrieren, werden wir einen neuen, tieferen Sinn von unserer göttlichen Mission und Erfüllung erlangen — wie ihn Paulus bei seiner Mission, dem Aufbau der christlichen Kirche unter den Heiden, empfunden haben muß.

Eine Umwandlung des Charakters erfordert von uns den Mut und die Ehrlichkeit, unseren Unzulänglichkeiten entgegenzutreten — und manchmal bedeutet das einen mächtigen Kampf. Aber ganz gleich, wie schwierig die Herausforderung zu sein scheint, wir brauchen sie nicht zu fürchten. Vielmehr sollten wir daran denken, daß wir den Sieg nicht durch unsere eigene Kraft gewinnen, sondern durch die unpersönliche, geistige Macht des Christus, die von Gott ausgeht.

Guten Rat gibt uns Mrs. Eddy mit den folgenden, sehr ermutigenden Worten aus dem Aufsatz „Gehorsam“: „Mangelnde Selbsterkenntnis, Eigenwille, Selbstgerechtigkeit, Wollust, Habgier, Neid, Rache stehen der Gnade, dem Frieden und Fortschritt feindlich gegenüber, sie müssen mannhaft bekämpft und überwunden werden, sonst entwurzeln sie alles Glück. Seid guten Mutes; der Kampf mit dem Selbst ist gewaltig; er gibt einem reichlich Beschäftigung, und das göttliche Prinzip wirkt mit euch — und Gehorsam krönt beharrliches Bemühen mit immerwährendem Sieg.“ Vermischte Schriften, S. 118.

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