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Gelassen das Gute erwarten

[Urtext in deutscher Sprache]

Aus der April 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Welche Dankbarkeit, welche Freude empfindet das suchende Herz, wenn ihm beim Studium der Bibel oder der Schriften Mrs. Eddys eine vertraute Stelle plötzlich in ganz neuem Licht erscheint — einem Licht, das Frische und Glanz verleiht! Das durfte ich erfahren, als ich über das Gleichnis im Matthäusevangelium Siehe Mt 13:24–30. vom Unkraut unter dem Weizen nachsann. Bisher hatte ich in dem Gleichnis nicht nur die Unterscheidung zwischen Gut und Böse gesehen, sondern ich hatte auch gelernt, wie man beides auseinanderhält.

Diesmal fiel mir etwas anderes auf: die Ruhe und Gelassenheit des Hausvaters, als ihm seine Knechte die Unglücksbotschaft bringen. Er wird weder ärgerlich, noch gerät er in Panik. Auf die Frage seiner Knechte, woher das Unkraut komme, antwortet er einfach: „Das hat ein Feind getan.“

Als die Knechte fragen, ob sie mit der mühevollen Arbeit des Ausjätens beginnen sollen, sagt er: „Nein! damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune.“

Er sieht überhaupt keine Gefahr für seine Ernte.

Mrs. Eddy beschreibt in Wissenschaft und Gesundheit die Situation folgendermaßen: „Das Unharmonische und Selbstzerstörende berühren niemals das Harmonische und durch sich selbst Bestehende. Diese entgegengesetzten Eigenschaften sind das Unkraut und der Weizen, die sich niemals wirklich vermischen, obgleich sie (für das sterbliche Auge) bis zur Ernte nebeneinander wachsen; dann trennt die Wissenschaft den Weizen vom Unkraut durch die Erkenntnis, daß Gott immer gegenwärtig ist und daß der Mensch das göttliche Gleichnis widerspiegelt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 300.

Lehrt uns Christus Jesus nicht in dem Gleichnis durch jenes Gespräch und die Haltung des Hausvaters etwas sehr Bedeutsames? Genauso wie es schwer ist, zwischen Saat und Unkraut zu unterscheiden, den, ehe die Pflänzchen größer sind, mögen auch wir in bezug auf Mitmenschen oder Situationen versucht sein, vorschnell zu urteilen oder zu verdammen. Aber nicht nur das. Selbst wenn das Böse offenkundig ist und menschliches Handeln oder Eingreifen geboten erscheint, muß noch ein anderer wichtiger Aspekt beachtet werden, und zwar müssen wir Gottes Plan wahrnehmen und nach besten Kräften Seinen Willen erfüllen. Wir sollten uns immer als erstes an Gott, das göttliche Gemüt, wenden, denn Er kennt und lenkt Seine Schöpfung. Das heißt, wir müssen still werden, beten, geistig reifen, nach göttlicher Inspiration streben. Und das bedeutet nicht unbedingt, daß Zeit verstreichen oder man warten muß. Noch bedeutet es, daß man den Irrtum oder das Böse ignoriert.

Durch Gebet gewinnen wir die feste Überzeugung, daß Gott, das Gute, allmächtig und allwissend ist. Und dies befähigt uns, Seinem Willen gemäß zu denken und zu handeln — das Unkraut schließlich zu bündeln und zu verbrennen. Wenn wir aus Entrüstung oder Kummer etwas zu unternehmen versuchen, stürzen wir uns sozusagen ungeschützt und unvorbereitet in einen Kampf mit einem vermeintlichen Gegner. Der gute Ausgang ist unter solchen Umständen in Frage gestellt. Das Ergebnis wird durch unsere Annahme bestimmt, wird aber selten unseren Wünschen entsprechen.

Eine Weile nach meiner Teilnahme am Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft zeigten sich bei mir Gehörstörungen. Als der Tag der nächsten Versammlung unserer Christian Science Schülervereinigung herankam, war noch keine Besserung eingetreten. Ich fuhr trotzdem hin, um gehorsam zu sein, in der Gewißheit, daß eine Heilung kurz bevorstand. Doch die Schwierigkeit dauerte den ganzen Vormittag über an.

Von Panik ergriffen, rief ich in der Mittagspause meine Lehrerin an (das Telefonieren ging leidlich), um ihr meine Not zu schildern. Ihre Antwort beruhigte und erleichterte mich. Kurze Zeit später erfolgte ein geistiger Durchbruch, und wenige Wochen darauf trat die völlige Heilung ein.

Einige Jahre später litt ich unter schweren Depressionen. Wochenlang spürte ich keine Linderung, und es gab Momente, wo ich der Verzweiflung nahe war. Ich hatte in dieser Zeit christlich-wissenschaftliche Behandlung, und während eines Telefongesprächs mit der Ausüberin berichtete ich, daß es wohl hin und wieder einen Lichtblick gebe, er aber immer wieder verschwinde. Darauf rief sie — und ich kann mir noch heute ihre warme, helle Stimme vergegenwärtigen: „Danken Sie Gott für diesen Lichtblick! Danken Sie Ihm — und danken Sie gleich schon für den nächsten ... und Sie werden herausfinden!“ So war es auch. Die freudige Ruhe und Sicherheit, die sie in diesen Worten zum Ausdruck brachte, gaben mir den entscheidenden Implus und den Mut, ihrer Anweisung zu folgen. Es verlangte oft eiserne Disziplin, größte Geduld, viel Gehorsam und Gottvertrauen. Aber diese Engel begleiteten mich treu auf meinem Weg durch den Tunnel, an dessen Ende ein immer helleres Licht strahlte. Und schließlich kam die völlige und bleibende Befreiung.

Unsere Führerin, Mrs. Eddy, stellt fest: „Der Christliche Wissenschafter kann die Kranken nicht heilen, wenn er mit der Wahrheit zugleich den Irrtum anerkennt oder ihm zustimmt. Dadurch würde die Möglichkeit, das Unkraut zu vernichten, vereitelt: es muß vom Weizen gesondert werden, ehe man es verbrennen kann, und Jesus sagte die Stunde der Ernte und die endgültige Zerstörung des Irrtums durch ebendiesen Vorgang, das Sondern und das Verbrennen, voraus.“ Vermischte Schriften, S. 214.

Mit welcher Gelassenheit begegnete unser großer Meister Christus Jesus allen Herausforderungen des Bösen! Auf seinem kurzen Erdenweg wußte er, wer er war: der Sohn Gottes, der Vollmacht von seinem Vater hatte; das Kind des ewigen Guten; der Geliebte der Liebe. Durch seine Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt bewies er, daß das Unkraut durch das Feuer des Heiligen Geistes verbrannt, vernichtet wird. In jeder Situation war er imstande, zu unterscheiden, was wirklich ist und was nicht, und dementsprechend zu handeln. Das gab ihm den Sieg.

Wir alle können Schritt für Schritt von seinem einzigartigen Beispiel lernen. Und ganz gewiß steht uns, wie ihm, Gott, unser allliebender, allmächtiger Vater, zur Seite.

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