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Das „Kämmerlein“ des Gebets

Aus der April 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Zu der Zeit, über die das Neue Testament berichtet, gaben sich manche Leute mit ihren Gebeten große Mühe, um sicherzustellen, daß ihre Frömmigkeit auch bemerkt würde. Sie standen an der Straßenecke oder in der Synagoge und trugen ihr Gebet zur Schau. Christus Jesus nannte solche Menschen „Heuchler“. Jesus ging ganz schlicht an das Gebet heran. Er lehrte seine Jünger, auf andere Art zu beten. Er sagte: „Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“ Mt 6:6.

Es ist unverkennbar: Jesus lehrte nachdrücklich, daß wir Zugang zu Gott finden können. Ja, er wies darauf hin, daß die, die Gott als liebenden Vater anbeten, erwarten können, daß Er ihre Bedürfnisse bereits kennt, noch ehe sie sprechen, und daß Er diese Bedürfnisse stillen wird. Gott sollte nicht mit Worten angefleht werden, sondern es sollte anerkannt werden, daß Er die Quelle alles Guten ist. Für Jesus bestand Gebet in der Gemeinschaft mit dem liebenden himmlischen Vater — in der Erwartung alles Guten und der Freude darüber.

Der Meister mag das Wort Kämmerlein gewählt haben, um damit die angemessene mentale Einstellung zum Gebet anzudeuten. Dieses Wort weist auf die inwendige „Kammer“ des Bewußtseins hin — jene „Kammer“, die dem Lärm der Welt verschlossen bleiben muß, wenn wir beten. Natürlich ist es in der Hast des Alltags oft recht schwer, einige stille Augenblicke zum Beten zu finden. Doch wann immer wir uns der Gegenwart und Liebe Gottes bewußt sind, stehen wir auf heiligem Boden. Dieses Bewußtsein unserer Einheit mit Gott können wir überall erlangen.

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