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Der Wert der Stille

Aus der August 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Mein Vater trug in sich eine große innere Stille, die ihm eine seltene Naturverbundenheit gab. Das Leben auf den Feldern und in den Hecken rund um das Haus, in dem ich aufwuchs, war ihm bis ins kleinste vertraut, und wenn ich ihn als kleines Mädchen an einem Frühlingsmorgen auf der Suche nach dem ersten Vogelnest und den ersten Schlüsselblumen begleiten durfte, so war das für mich ein spannendes Erlebnis. Aber es war gar nicht immer so einfach für ein lebhaftes fünfjähriges Kind, die Stille und Geduld zu bewahren, die man bei einer solchen Schatzsuche braucht!

Mein Vater hielt auch viel von Disziplin. Wenn ich während der Mahlzeit besonders zappelig gewesen war, mußte ich manchmal, nachdem die anderen schon aufgestanden waren, einige Minuten lang still an seiner Seite sitzen. Ich empfand das damals als harte Prüfung, aber so lernte ich, stille Augenblicke zu schätzen. Und die innere Ausgeglichenheit, die ich auf diese Weise erwarb, ist für mich später als Erwachsene beim Leben in der Stadt von unermeßlichem Wert gewesen.

Innere Ruhe hat in Wirklichkeit nichts mit der äußeren Umgebung zu tun, in der wir uns gerade befinden. Sie läßt uns aber Zuflucht in dem höheren Bereich der Geistigkeit finden, der die natürliche Heimat des Menschen ist. In dieser geistigen Höhe können wir unser ewiges Selbst entdecken, das immer mit Gott, Geist, vereint ist.

Der Psalmist weist eher auf einen solchen Gemütszustand hin, als auf einen materiellen Ort, wenn er erklärt: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele.” Ps 23:1–3. Gewiß sind zahllose Menschen durch diese denkwürdigen Worte getröstet worden, ob sie sich nun in einer Wüste der Verzweiflung, im Durcheinander der Verwirrung oder auch nur im Verkehrsstau befanden. Diese Wahrheiten sind wirklich ein Gebet, das schon vielen Menschen geholfen hat, sich von den begrenzten Möglichkeiten des menschlichen Gemüts abzuwenden und nach den höheren Wegen zu suchen, die im Vertrauen auf Gottes Führung liegen.

Wenn vieles auf uns einstürmt, können wir wie der Psalmist auf die Stimme Gottes lauschen und uns durch Ihn ermutigen lassen: „Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden.” Ps 46:11. Wenn wir diese Stille in uns aufnehmen, fühlen und wissen wir, daß Gott gegenwärtig ist.

Christus Jesus ließ sich gewiß nicht durch äußere Umstände stören, denn er wußte, daß sein Platz in Gottes Reich war. Es wird berichtet, daß er sich einmal mit den Jüngern auf dem See Genezareth befand, als ein Sturm aufkam, er aber auf einem Kissen im Boot schlief und nichts von dem Sturm merkte. Siehe Mk 4:36–41. Als ihn die verängstigten Jünger weckten, stand er auf „und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.” Er fragte die Jünger, warum sie so furchtsam seien. Hatten sie ihren Glauben verloren? Jesus war sich der Gegenwart Gottes so bewußt, daß selbst der Sturm auf dem See seine innere Ruhe nicht berühren konnte. Nur ein Mangel an Glauben könnte uns vergessen lassen, daß wir in der Gegenwart Gottes sind. Jesus war sich seiner fundamentalen Einheit mit Gott ständig bewußt; auch wir sollten nicht vergessen, daß wir eins sind mit Gott!

Die Christliche Wissenschaft bringt heute ans Licht, daß das, was der Meister über die Einheit des Menschen mit Gott lehrte, praktisch und wirksam ist. In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy über diese Beziehung: „Wie ein Wassertropfen eins ist mit dem Ozean, wie ein Lichtstrahl eins ist mit der Sonne, so sind Gott und der Mensch, Vater und Sohn eins im Wesen.” Weiter schreibt sie: „In der Heiligen Schrift lesen wir:, Denn in Ihm leben, weben und sind wir’.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 361.

Wenn wir die Allmacht und Allgegenwart Gottes, des Geistes, zu verstehen beginnen, erkennen wir klarer, daß der Mensch, der zu Gottes Gleichnis geschaffen ist, nicht körperlich, sondern geistig ist; deshalb kann er nicht durch körperliche Gegebenheiten oder Umstände begrenzt sein, er kann auch nicht den Launen der Natur unterliegen. Jesus bewies das, als er dem Sturm und den Wellen gebot und die Stille der geistigen Wirklichkeit fand — das inwendige Himmelreich, in dem es keinen Platz für gewalttätige und zerstörerische Kräfte gibt. Je mehr wir die innere Ruhe und Gelassenheit erleben, in der wir uns der Gegenwart Gottes bewußt sind, um so mehr werden wir die Autorität und Herrschaft empfinden, die mentale Stürme stillt. Und wir werden Zuflucht in unserem geistigen Selbst finden, das immer in Frieden mit Gott ist.

Mrs. Eddy spricht von Christi Jesu Fähigkeit, über die Materialität zu triumphieren. Sie schreibt: „Der wirkliche Christus wußte nichts von der Materie, von Sünde, Krankheit und Tod und war sich nur Gottes, des Guten, des ewigen Lebens und der Harmonie bewußt. Daher hatte der menschliche Jesus eine Zuflucht in seinem höheren Selbst und seiner Verbindung mit dem Vater, und dort konnte er in der bewußten Wirklichkeit und Hoheit seines Seins vor den unwirklichen Anfechtungen Ruhe finden — indem er das Sterbliche für unwirklich und das Göttliche für wirklich ansah.” Nein und Ja, S. 36.

Auch wir können uns zunehmend von einem begrenzten Begriff unserer selbst abwenden und unser geistiges Selbst finden, das immer eins mit unserem Vater ist; dann werden wir die Stille der Gegenwart Gottes empfinden und Frieden haben.

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