Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Sind wir mentale Miezekatzen?

Aus der August 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Was ist eine Miezekatze? Nur ein anderes Wort für „Katze" oder für einen bestimmten Katzentyp?

Damit wir besser verstehen, was eine Miezekatze ist, mag es hilfreich sein, wenn wir zunächst einmal überlegen, was eine Miezekatze nicht ist. Wenn Sie gerne Katzen beobachten, so haben Sie bestimmt schon festgestellt, daß für einige Katzen jeder Tag der vierte Juli ist [der Tag, an dem die Amerikaner ihren Unabhängigkeitstag feiern]. Diese Katzen feiern jeden Tag ihre Unabhängigkeit. Sich nur nicht verhätscheln lassen! Ganz egal, wie man sie streichelt: Sie wollen nichts davon wissen. Solche Katzen sind keine Miezekatzen!

Aber was ist dann eine Miezekatze? Es ist eine Katze, die auf jeden zugeht, der sie mit „Komm, Miez, Miez!" anlockt. Sie folgt allem und jedem — einem völlig Fremden ebenso wie einem Stück Schnur, das über den Boden gezogen wird. Sie rollt sich auf den Rücken, schlägt mit den Pfoten in die Luft und versucht, alles zu erhaschen, was man über ihr baumeln läßt. Und wenn Sie irgendwann einmal hören, daß sich eine Katze auf einen Baum geflüchtet hat und die Feuerwehr sie retten mußte, dann war das aller Wahrscheinlichkeit nach eine Miezekatze. Kurz, eine Miezekatze ist „Butter" mit Schnurrhaaren.

Für uns mag die Frage hilfreich sein, ob wir mentale Miezekatzen sind. Reagieren wir auf jeden Ruf, der uns mit „Komm, Sterblicher, Sterblicher!" anlockt? Folgen wir den „fremden Göttern" des materiellen Sinnenzeugnisses? Drehen wir uns mental auf den Rücken und haschen nach Kompromissen, wann immer die Suggestion vor unserem Denken baumelt, daß der Mensch und das Universum materiell seien? Suchen wir vor dem Glauben an viele Gemüter Zuflucht auf dem Baum der Furcht und Verwirrung?

Die folgenden inspirierten Worte unserer geliebten Führerin Mrs. Eddy finden sich in Wissenschaft und Gesundheit: „Es ist nicht weise, eine lahme und halbe Stellung einzunehmen oder zu erwarten, daß man gleichmäßig mit Geist und Materie, Wahrheit und Irrtum arbeiten könne. Es gibt nur einen Weg, der zum geistigen Sein führt, das ist Gott und Seine Idee." Wissenschaft und Gesundheit, S. 167. Nirgends in den Lehren der Christlichen Wissenschaft wird die Annahme gebilligt, daß es göttliches Gemüt und sterbliches Gemüt gebe, unendlichen Geist und Materie, vollkommenes Leben und unvollkommenes Leben oder allgegenwärtige Liebe und Haß.

Die Christliche Wissenschaft ist keine Gedankenspielerei. Noch wird sie demonstriert, wenn man den Irrtum mental mit Samtpfötchen anfaßt. Die göttliche Vollkommenheit vollständig demonstrieren heißt die Unvollkommenheit vollständig verwerfen. Unsere Führerin kleidet diesen Gedanken in Wissenschaft und Gesundheit in folgende Worte: „Du bist Herr der Situation, wenn du verstehst, daß das sterbliche Dasein ein Zustand der Selbsttäuschung ist und nicht die Wahrheit des Seins." Ebd., S. 403. Christus Jesus bewies das. Er war der liebevollste Mensch, den es je gegeben hat, aber metaphysisch ging er unbarmherzig gegen die Suggestion vor, daß es ein Gemüt gebe neben dem göttlichen Gemüt, ein Leben neben dem vollkommenen Leben, ein Dasein neben dem geistigen Dasein. Er hatte eine sanfte Natur, er verstand es, anderen Mut zu machen, und war ein unübertroffener Heiler. Doch metaphysisch war er zäh. Er war zu keinen Kompromissen mit dem Bösen bereit. Er war keine mentale Miezekatze.

Die Christliche Wissenschaft hat nicht den Zweck zu offenbaren, was für ein Sterblicher man ist oder was für einen physischen Körper man hat, sondern sie zeigt auf, welch vollkommene, geistige, ewiglich harmonische Idee Gottes man ist — und zwar jetzt ist. Die Christliche Wissenschaft ist nicht dazu da, die Menschen für ihre Sünden zu verdammen, sondern das individuelle Denken von Sünde zu befreien und von der Annahme, daß der Mensch je ein sündiger Sterblicher gewesen sei. Die Geschichte über Adam und Eva ist nur eine Allegorie; sie ist weder historisch noch biographisch relevant. Der Mensch macht keine materielle Entwicklung durch. Er ist schon immer Gottes gänzlich geistiges Ebenbild gewesen und wird es immer bleiben. Und „der Mensch" — das sind Sie, jedermann, unser wahres Sein. „Mensch" bezieht sich nicht auf einen physischen Körper, denn weder Sie noch sonst jemand sind physische Wesen.

Durch diese Erklärung, daß der Mensch zum Ebenbild Gottes, des Geistes, erschaffen ist, wird unsere Identität nicht vernichtet; sie wird erleuchtet. Körperlichkeit kann unmöglich das Ebenbild des unendlichen Geistes sein. Kranke Körperlichkeit kann unmöglich das Ebenbild Gottes, des vollkommenen Lebens, sein. Etwas, was für Gott unmöglich ist, kann sich nicht als „Mensch" ausgeben. Diese Tatsache läßt aber nicht die offensichtlichen menschlichen Bedürfnisse außer acht. Vielmehr werden die menschlichen Bedürfnisse dadurch gestillt — so wie das Problem der Dunkelheit dadurch gelöst wird, daß wir das Licht einschalten.

Mrs. Eddy schreibt in Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes:Geist ist unendlich; daher ist Geist alles. ,Es gibt keine Materie' ist nicht nur der Grundsatz der wahren Christlichen Wissenschaft, sondern es ist auch die einzige Grundlage, auf der diese Wissenschaft bewiesen werden kann." Verschiedenes, S. 357. Mit diesen wenigen Worten trifft Mary Baker Eddy eine klare Aussage über die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft und ihre unbegrenzte Anwendung.

Einmal — ich befaßte mich damals erst seit kurzer Zeit mit der Christlichen Wissenschaft — war ich arbeitslos und hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Ich saß in meinem gemieteten Zimmer am Tisch und dachte über Mrs. Eddys Schriften nach. Meine Zimmertür stand weit offen. Wie ich so in den Schriften studierte, ging ein anderer Bewohner des Wohnheims an meiner Tür vorbei. Wortlos und ohne innezuhalten, warf er im Vorübergehen eine Tafel Schokolade auf meinen Tisch. Und ich kannte ihn nicht einmal besonders gut.

Wenn ich über diese Erfahrung nachdenke, so bin ich überzeugt, daß Manna vom Himmel niemals an Aktualität verliert. Die Bibel und die Schriften unserer Führerin sind in jeder Situation das Manna, das wir brauchen. Wenn wir das erkennen, dann werden wir nie versucht sein, daran zu zweifeln, daß sie eine menschliche Not jemals nicht stillen könnten. Das bloße Nachdenken über eine Not stillt sie nicht. Möglicherweise wird sie dadurch sogar noch größer. Wir müssen vielmehr unser Denken Gott, dem göttlichen Prinzip, und der Wahrheit allen Seins öffnen. Und dabei können wir keine Begrenzung erfahren.

Was über Gott wahr ist, heilt all das, was über die Menschheit unwahr ist. Warum? Weil die Materie, das sterbliche Gemüt, Körperlichkeit, Krankheit — jeder sterbliche Zustand — unwirklich, substanzlos ist. Wir haben es nur mit einer falschen Annahme zu tun, mit der irrigen, rein mentalen Auffassung, daß es eine Phase der Sterblichkeit gebe. Was allein eine falsche Annahme oder irrige Auffassung ausmerzen kann, ist die Wahrheit. Das wird aus Christi Jesu Wort deutlich: „[Ihr] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen." Joh 8:32. Frei wovon? Frei von dem Glauben, es gebe etwas neben Wahrheit und ihrem Ausdruck, etwas neben der Allheit des vollkommenen Lebens, etwas neben Gott.

Nie bedarf der Mensch der Heilung. Nie muß unsere Identität verbessert werden. Lediglich die irrige, begrenzte, mentale Auffassung vom Menschen muß verbessert werden.

Was also wie eine Heilung des physischen Körpers oder die Wiederherstellung einer harmonischen Sterblichkeit aussieht, ist einfach das Aufgeben der falschen Annahmen zugunsten der göttlichen Wirklichkeit. Die mentale Dunkelheit hat dem Licht der Wahrheit Platz gemacht. Das ist die Wirkung der Erkenntnis der göttlichen Wahrheit — nicht die „Wahrheit" über sterbliche Zustände, sondern die göttliche Wahrheit, die Alles ist und anstelle sterblicher Zustände besteht. Die Annahme, der Mensch sei als physisches Wesen entstanden, bildet die Grundlage für den Glauben, daß er als physisches Wesen verfalle. Dieser Identitätsbegriff stammt von Adam und Eva. Aber Adam und Eva sind nur die Decknamen für „sterbliches Gemüt" und „Materie". Mit diesen beiden haben wir der Welt beste mentale Miezekatzen vor uns: Zwei Erwachsene, die sich durch ein Stück Frucht und den Werbetrick einer Schlange irreführen ließen.

Sind wir nicht dankbar dafür, daß, ganz gleich, wie wir die Geschichte über Adam und Eva aktualisieren, sie doch nichts weiter ist als eine Allegorie, nur das Symbol für die Illusion, daß es sterbliches Gemüt und Materie gebe? Grundsätzlich befreit die Christliche Wissenschaft nicht den Menschen, denn der ist als Gottes Ausdruck ja bereits frei. Sie ist die Wissenschaft, die das Denken von einem falschen, begrenzten Menschenbild befreit.

Die Christliche Wissenschaft vernichtet den Menschen nicht. Sie erleuchtet ihn. Was bedarf dann der Heilung? Die falsche Annahme muß geheilt werden — der Gedanke, daß es Materie gebe, der Gedanke, daß es Körperlichkeit gebe, der Gedanke, daß es Krankheit gebe der Gedanke, daß es etwas oder jemanden gebe, der nicht gottähnlich sei.

In Wissenschaft und Gesundheit wird uns gesagt: „Es gibt keine der Materie innewohnende Kraft; denn alles Materielle ist ein materieller, menschlicher, sterblicher Gedanke, der sich selbst stets in irriger Weise regiert." Wissenschaft und Gesundheit, S. 282. Das Denken besteht nie in der Körperlichkeit. Die Körperlichkeit besteht nur im sterblichen Denken. Dieses grundlegende, falsche Denken stellt Mrs. Eddy als tierischen Magnetismus bloß. Sie nennt ihn den „Name[n] für alles Böse" Siehe Verschiedenes 357:9–11.. Das Böse ist nicht etwas, was ist. Das Böse ist nicht nur die Annahme, daß die Sterblichkeit schlecht, unharmonisch oder krank sei. Es ist vielmehr die Annahme, daß es überhaupt Sterblichkeit gebe, ob gut oder schlecht, harmonisch oder unharmonisch, krank oder gesund. Den Glauben an schlechte Materie geben wir alle gern auf, doch sind wir nicht so sehr darauf erpicht, auf den Glauben an sogenannte „gute" Materie zu verzichten.

Haben wir nicht manchmal das Gefühl, es sei zu schwierig, alle sterblichen Annahmen fallenzulassen? Wollen wir uns nicht manchmal aussuchen, welche falschen Annahmen wir bereit sind aufzugeben?

Wir müssen die Allheit des vollkommenen Lebens umfassender und kompromißloser akzeptieren und das eine und einzige Gemüt, Gott, demütiger und radikaler anerkennen. Wenn wir uns weiterhin an eine physische Person klammern und sie als Identität des Menschen betrachten, dann ist dieser „Mensch" für uns nichts weiter als eine falsche Annahme. Es ist unmöglich, eine falsche Annahme mit einer falschen Annahme zu heilen.

Einzig die Wahrheit, daß der Mensch geistig und vollkommen ist, kann die falsche Annahme heilen, daß er physisch und unvollkommen sei. Warum? Weil wir die Materie, die Körperlichkeit oder das sterbliche Gemüt eigentlich nie als echte Gegebenheiten behandeln. Wir scheinen es mit dem Gedanken zu tun zu haben, daß Materie, Körperlichkeit oder ein sterbliches Gemüt existiere. Nur die Wahrheit kann einen falschen Gedanken auflösen.

Mrs. Eddy hat sich die Christliche Wissenschaft nicht ausgedacht. Sie hat diese göttliche Wissenschaft des Seins wahrgenommen. Wenn wir uns von der Annahme, daß es eine gute Körperlichkeit gebe, nicht beeindrucken lassen, kann uns auch die Annahme, daß es eine schlechte Körperlichkeit gebe, nicht beeindrucken. Beim Heilen wird nicht die Materie von der Materie befreit. Das Denken wird von der falschen Annahme befreit, daß es Materie gebe. Das Denken ist nie in der Materie. Die Materie existiert nur im Denken. Ihre Existenz ist etwas bloß Gedachtes.

Durch die Demonstration der göttlichen Wahrheit wird nicht in erster Linie die Materie verbessert, sondern bewiesen, daß Geist Alles ist. Das vollkommene Leben ist nicht etwas Zukünftiges — es ist Gott, in dem der Mensch immerdar lebt.

Die Christliche Wissenschaft ist die Wissenschaft des Seins. Sie ist die Wissenschaft dessen, was ist. Sie ist die Wissenschaft der Widerspiegelung des Guten. Da Gott Alles ist, spiegelt der Mensch alles wider, was wahrhaft gut ist.

Ich könnte so fortfahren, aber ich muß die Katze vor die Tür setzen, ja, wir alle können jene mentale Miezekatze, die unsere wirkliche, geistige Einheit mit Gott verdunkeln möchte, vor die Tür setzen.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / August 1988

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.