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Zum Thema sexuelle Beziehungen

Aus der August 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ich glaube, niemand wird bestreiten, daß es eine Herausforderung ist, in unserer Zeit jung zu sein und sich darüber klar zu werden, was in bezug auf Sexualität richtig und was falsch ist. Die heutige Gesellschaft scheint viel weniger Gewicht auf Zurückhaltung und Treue zu legen. Im Fernsehen und Kino wird uns beharrlich eingetrichtert, wir müßten sexuell aktiv sein, und in vielen modernen Liedertexten wird das Thema Sexualität offen ausgeschlachtet. In vielen Werbekampagnen wird offen oder unterschwellig eine Verbindung hergestellt zwischen einem bestimmten Produkt und der Sexualität. Dazu kommt der Einfluß gleichaltriger Freunde und das Gefühl: „Die andern machen es alle, warum nicht auch du?“

Wo so viele Elemente einen sexuell freien Lebensstil rechtfertigen wollen, kann es ein Kampf werden, dem ständigen Druck dieser Suggestionen zu widerstehen, ganz besonders dann, wenn man mit seinen eigenen sexuellen Gefühlen klarzukommen sucht. Betrachten wir aber die zerstörerische Wirkung solch ungezügelten sexuellen Verhaltens sowohl auf den einzelnen wie auf die Gesellschaft, so wird deutlich, daß es sich lohnt, einmal innezuhalten und darüber nachzudenken, was für ein Leben wir eigentlich führen wollen. Durch sexuellen Kontakt übertragene Krankheiten, außereheliche Schwangerschaften, Scheidungen und unstabile Ehen — all das zeigt die Schädlichkeit einer liberalen Einstellung zur Sexualität. Aber sexuelle Zurückhaltung kann nicht nur in der Furcht vor verhängnisvollen Folgen begründet sein. Es muß mehr damit auf sich haben.

Physische und seelische Qualen mögen dazu beitragen, den Bann der Sinnlichkeit zu brechen, aber sie können uns keinen Ausweg weisen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Auswirkungen von Ehebruch und sexueller Promiskuität zwar verheerend und schmerzlich sein können, doch diese Erkenntnis allein nicht ausreicht, um etwas zu überwinden, was sich weiterhin als eine verlockende Versuchung darbietet. Einfach die Konsequenzen sehen löst das Problem nicht, denn wir müssen noch immer den tieferen Sinn und Zweck des Lebens erkennen.

Was mich betrifft, so brauche ich mehr als Furcht oder Schuldgefühle, um meine Verpflichtung zur Selbstbeherrschung zu untermauern. Indem ich mein Denken und meine Gebete auf das gründete, was die Christliche Wissenschaft über die wahre Natur des Menschen als Gottes Ebenbild lehrt, fand ich einige wirklich hilfreiche Antworten. Ich gewann dabei ein Gefühl wahrer Selbstachtung und Vollständigkeit, das unverletzbar ist und befriedigt, weil es sich auf Gott gründet anstatt auf die Person oder die äußere Erscheinung. Durch die Christliche Wissenschaft habe ich auch erkannt, daß mangelnde sexuelle Selbstbeherrschung darum negative Folgen hat, weil wir damit Gottes Existenz ignorieren oder Ihn als unwichtig abtun, wo doch Gott unser Leben und die Quelle alles Guten ist. Wenn wir diese Annahme der Trennung von Gott akzeptieren, so führt das unweigerlich zu Schmerz, Enttäuschung und Mangel an Selbstachtung, zu einem Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit, das nur durch enge Verbundenheit mit Gott, der göttlichen Liebe, überwunden werden kann.

Wer sich von einem sexuellen Erlebnis ins nächste stürzt, ist einem Menschen vergleichbar, der in der Wüste umherirrt, sehr durstig ist und in einer Fata Morgana nach der anderen Wasser zu finden versucht. Selbst wenn er glaubt, angekommen zu sein und trinken zu können, so ist er nachher nur noch durstiger, noch leerer, noch mehr in Bedrängnis als zuvor. Die Fata Morgana verspricht den Durst zu löschen; doch in Wirklichkeit ist er danach noch viel quälender.

Erinnern wir uns an die Samariterin, über die im Johannesevangelium berichtet wird. Siehe Joh 4:5–26. Sie kam zum Brunnen, wo Jesus allein saß und sich von seiner langen Reise ausruhte, und wollte ganz einfach Wasser holen. Jesus jedoch erkannte, daß ihr Bedürfnis nach Leben und Liebe zu groß war, als daß es aus der Tiefe des Brunnens befriedigt werden könnte, und so ermutigte er sie, in geistigen Bildern zu denken. Er sprach zu ihr über die Gabe Gottes, die er als „lebendiges Wasser“ bezeichnete. Als die Frau ihn nicht verstand und meinte, er rede vom Brunnen, antwortete Jesus: „Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“

So wie sich die Szene am Brunnen entwickelt, wird es bald klar, daß es die Frau nach mehr dürstete, als Wasser je zu stillen vermochte. Es zeigt sich, daß sie schon mit fünf Männern zusammengelebt hatte und jetzt mit einem sechsten lebte, der jedoch nicht ihr Ehemann war. Jesu geistiger Sinn deckte diese Tatsache auf — sehr zur Überraschung der Frau. Offenbar wollte er nicht nur auf die Sünde hinweisen oder die Frau verdammen, sondern ihr etwas geben, eine Gabe, eine innere Quelle des Lebens, damit sie aufhören konnte zu sündigen.

Was gab Jesus dieser Frau, ja uns allen? Es war und ist eine klarere Anschauung vom Wesen Gottes — eines Gottes, der allgegenwärtiger Geist, allen Raum erfüllende göttliche Liebe, die eine vollkommene Quelle der Schöpfung ist, die auch geistig und ewig sein muß. Die Samariterin mag sich sehr wohl für eine sündige Sterbliche gehalten haben, innerlich leer und allein; doch wurde ihr gezeigt, ob sie sich dessen nun bewußt war oder nicht, daß der Mensch in Wirklichkeit der Sprößling des Geistes und daher geistig ist; daß der Mensch der Ausdruck der Liebe ist, für immer mit Gott, der Quelle seines Seins, verbunden.

Wenn wir eine klarere Vorstellung von der wahren Natur Gottes und unserer wahren Identität als Seiner geistigen Schöpfung bekommen, dann brauchen wir nicht länger in einer Person nach der anderen nach Zuneigung, Selbstbestätigung und Sicherheit zu suchen, um dabei doch nur immer wieder enttäuscht zu werden. Statt dessen können wir anfangen, die Befriedigung, den Frieden und das Selbstwertgefühl zu empfinden, die von der Erkenntnis herrühren, daß wir jetzt und immer der eigentliche Ausdruck der ewigen Liebe sind, innig geliebt und zärtlich umsorgt. Diese Erkenntnis zerstört nach und nach die Annahme, wir seien Sünder, die sich nach Liebe sehnen, sie aber nie finden. Sie läßt in uns die Quelle jenes lebendigen Wassers hervorbrechen, das zum ewigen Leben führt.

Als mitfühlende Beobachterin der Menschen wußte Mrs. Eddy, wie entscheidend geistige Werte sind. Durch ihren zweiten Mann hatte sie selber erfahren, wie sich Untreue auswirkt. Vielleicht dachte sie an ebensolche traurigen Auswirkungen — Auswirkungen, die für den einzelnen so tragisch und für die Gesellschaft so zerstörerisch sind —, als sie Keuschheit den „Zement der Kultur und des Fortschritts“ nannte und hinzufügte: „Ohne sie gibt es keinen Bestand in der menschlichen Gesellschaft, und ohne sie kann man die Wissenschaft des Lebens nicht erlangen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 57. Sie sah, daß Keuschheit beileibe kein weltfremdes Ideal ist, noch eine rein persönliche Entscheidung darstellt, die für einige Leute das richtige sein könnte. Keuschheit ist unerläßlich für das Überleben der Gemeinschaft und für den geistigen Fortschritt des einzelnen.

Keuschheit bedeutet nun nicht, daß es in unseren Beziehungen an herzlicher, menschlicher Zuneigung oder an deren zärtlichem Ausdruck fehlen soll. Wenn wir uns außerhalb des Schutzes und der Verpflichtung der Ehe sexuell enthalten, so stärken wir auf diese Weise sogar die Beziehungen, die uns am Herzen liegen. Wir alle brauchen das Gefühl, geliebt, geschätzt und zärtlich umsorgt zu werden. Versuchen wir aber, dieses tiefste aller Bedürfnisse allein durch menschliche Beziehungen zu befriedigen, dann werden wir immer wieder enttäuscht; denn ein Mensch oder Menschen können nie die Beziehung ersetzen, die wir zu Gott finden müssen. Noch wichtiger ist aber dies: Wenn wir die Liebe Gottes wirklich spüren, können wir einander besser lieben — mit einer innigen und treuen Liebe, die frei von Täuschung, Manipulation und Selbstsucht ist.

Das Verständnis unserer Beziehung zu Gott mag zuerst sehr gering sein. Am Anfang steht vielleicht der schlichte Glaube, daß Gott wirklich ist, daß Er existiert und daß Er jeden von uns liebt. In dem Maße, wie in uns die Erkenntnis wächst, daß Gottes große Liebe wirklich ist, kann sich das Verständnis entwickeln, daß wir, geistig gesehen, Seine Schöpfung sind, ja das eigentliche Ebenbild Gottes. Wir sind nicht einfach materielle Menschen und deshalb notwendigerweise von Geist getrennt. Die Christliche Wissenschaft führt uns zu der Einsicht, daß wir in Wirklichkeit jetzt und immer der Ausdruck des Geistes, der ewigen Liebe, sind. Und als Ebenbild oder Widerspiegelung Gottes ist unsere Beziehung zu Ihm so ewig und beständig wir ihre Quelle.

Einige dieser Aussagen mögen im Moment ziemlich abstrakt erscheinen oder schwer zu glauben sein. Vielleicht sehen wir uns doch als Sterbliche und fühlen uns recht isoliert und allein. Aber das Herz Gott öffnen ist ein Anfang. Und wenn wir uns der Wirklichkeit unserer unwandelbaren Beziehung zu Gott ergeben, wenn wir uns als geistigen Ausdruck der Liebe, als Gegenstand Seiner Fürsorge sehen und danach streben, ein reines und moralisches Leben zu führen, dann wird der Bann jener Annahme gebrochen, daß wir materiell oder sinnlich seien oder irgendwie von Gott getrennt. Niemand wird behaupten, es sei leicht, das Denken und die Lebensführung dementsprechend zu ändern; manchmal kann das zu einem harten inneren Kampf führen. Wenn wir uns aber darum bemühen, fühlen wir Gottes liebevolle Unterstützung, und unser Verlangen, Seine Liebe in uns und in unseren Beziehungen zu anderen zu spüren, findet seinen Lohn in einem besseren und glücklicheren Leben und in befriedigenderen Beziehungen.

In dem Bewußtsein der Macht und Gegenwart Gottes in seinem Leben sang der Psalmist: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! ... der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, der deinen Mund fröhlich macht, und du wieder jung wirst wie ein Adler.“ Ps 103:1, 4, 5.

Welch herrliche Beschreibung unserer Beziehung zu Gott! Sehen wir Gott in Seiner umfassenden Bedeutung — als allmächtige, ewige Liebe, als die einzige Quelle und den einzigen Schöpfer —, so erkennen wir, daß der Mensch gottähnlich ist, von Sünde und jeglichem Bösen unberührt. Wir freuen uns, daß wir — Gottes Bild und Gleichnis — von ständiger Liebe umgeben und mit allem Guten zufrieden sind. Wenn wir das begreifen und danach streben, als Gottes Kind zu leben, dann wird unser Leben dieses neue Selbstverständnis widerspiegeln und ganz natürlich die Treue, Reinheit und Keuschheit ausdrücken, die uns und unseren Beziehungen zu anderen bleibendes Glück verleihen.


Die Gnade aber des Herrn
währt von Ewigkeit zu Ewigkeit ...
bei denen, die seinen Bund halten
und gedenken an seine Gebote,
daß sie danach tun.

Psalm 103:17, 18

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