Für viele Menschen scheint es heute wirklich schwer zu sein, eine gute Wohnung zu finden oder gar ein Haus zu kaufen. Mieter sehen sich oft mit hohen Mieten und einem Mangel an freien Wohnungen konfrontiert, Käufer mit übersteigerten Preisen, mit hohen Zinsen und hohen Anzahlungsforderungen. Und doch ist der Wunsch nach einem wirklichen Zuhause sicherlich ein rechter Wunsch.
Was wir am dringendsten brauchen, um diesen Wunsch erfüllt zu sehen, sind allerdings nicht mehr materielle Mittel, sondern es ist ein größeres Verständnis der liebevollen Mittel und Wege Gottes. Verbesserte Lebensumstände können ein natürliches Nebenprodukt der zunehmenden Erkenntnis sein, daß unser Zuhause unzerstörbar, dauerhaft und geistig ist und sich nicht nur jenseits aller materiellen Mittel befindet, sondern auch ganz und gar unabhängig von ihnen ist.
Dieses Zuhause, nach dem wir uns so sehr sehnen und auf das wir ein Anrecht haben, finden wir in Gott, Geist, und es ist eine immer bestehende Tatsache. Kein menschlicher Umstand kann uns unseres wahren Schutzes und unserer Zuflucht in der göttlichen Liebe berauben. Ein erster Schritt im Verständnis dieses wahren Zuhauses ist, Gottes unbegrenzte Möglichkeiten und den festen Platz des Menschen im Reich der Liebe rückhaltlos anzuerkennen. Wenn man die materiellen Umstände im Vordergrund hat, mag man versucht sein, alle möglichen Hindernisse als unüberwindbar zu betrachten; aber wenn man das Denken über die materiellen Sinne zur geistigen Wirklichkeit erhebt, die Gott uns offenbart, sieht man die grenzenlose Schönheit und Vollkommenheit, die nur für die geistigen Sinne wahrnehmbar ist.
Gott, göttliche Liebe, unendlicher Geist, ist das eine Prinzip, die eine Seele, das eine Gemüt, die eine Wahrheit und das eine Leben. Durch das Verständnis von Gott erkennen wir, wie vollkommen unser wahres Zuhause tatsächlich ist. Paulus sagt von Gott: „In ihm leben, weben und sind wir." Apg 17:28. Zu beten, um zu verstehen, was unser wahres Zuhause ist, heißt, mehr von Gottes Wesen zu verstehen suchen und von den geistigen Eigenschaften, die wir als Sein Gleichnis zum Ausdruck bringen. Es heißt nicht, materielle Merkmale zu umreißen, wie etwa die Lage der Wohnung, die Zimmergröße oder Einrichtung, noch bedeutet es, den Preis festzulegen, den zu zahlen wir bereit sind, und dann Gott zu bitten, Finanzielle Engpässe zu beseitigen. Wenn Gottes Vollständigkeit die Grundlage für unser Gebet ist, so erschließt sich uns ein besseres Verständnis davon, was Gott ist, was er schon geschaffen hat und was Er uns gibt.
Im Buch Maleachi heißt es: „Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf daß in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle." Mal 3:10. Was genau sind die Zehnten, die wir bringen sollen? Mrs. Eddy definiert den Zehnten folgendermaßen: „Beitrag; der zehnte Teil; Huldigung; Dankbarkeit.. ." Wissenschaft und Gesundheit, S. 595. Und in dem Bibelvers heißt es, bringt die Zehnten in voller Höhe. Für mich bedeutet das, daß wir alle unsere Gedanken und Wünsche, die wir in bezug auf eine Situation hegen, in das Vorratshaus der Wahrheit tragen und Gott für Seinen schon gegenwärtigen Segen Dankbarkeit und Ehrfurcht entgegenbringen müssen. Wenn wir unser Leben mit dieser Läuterung unseres Denkens in Einklang bringen, so erleben wir wunderbare Veränderungen. Durch Dankbarkeit rotten wir Zweifel und Furcht aus und vertrauen immer mehr der Vollständigkeit der Schöpfung Gottes. Wenn wir Gottes Segnungen anerkennen, sogar schon bevor sie menschlich sichtbar sind, beweisen wir, wie offen „des Himmels Fenster" sind, und die Segnungen werden auf uns herabströmen.
Vor einigen Jahren mußte ich, nachdem mein Mann weitergegangen war, mir darüber klar werden, ob ich in unserem Haus bleiben oder den Wohnsitz wechseln sollte. Mir boten sich mehrere Möglichkeiten, und ich war entschlossen, keine einzige Entscheidung zu treffen, ehe ich durch Gebet die Gewißheit erlangt hatte, daß Gott mich führte. Nachdem ich mehrere Monate so gebetet hatte, wie ich es in der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte, wurde mir ganz klar, daß ich in der Nähe meiner Kinder ein Haus kaufen sollte, in einem Vorort unserer Stadt, den ich kaum kannte.
In dem Vertrauen, daß Gott mir zeigen würde, was ich tun sollte, wandte ich mich weiterhin ausschließlich an Ihn. In dieser Zeit studierte ich gezielt die Synonyme für Gott, um so ein klares Verständnis von meinem wahren, unwandelbaren Zuhause zu gewinnen. Ich machte mir eine Liste der Synonyme und schrieb unter jedes die Eigenschaften eines Zuhauses auf, die dieses Synonym für mich verkörperte. Unter Liebe schrieb ich z. B. Harmonie, unter Seele Gnade und Schöngeit, unter Geist Unzerstörbarkeit, unter Gemüt Intelligenz, unter Wahrheit Integrität, unter Prinzip Sicherheit und Stärke, unter Leben Aktivität, Licht und Freude — um nur einige zu nennen. Auch war ich bestrebt, ein besseres Verständnis von diesen Eigenschaften zu gewinnen, indem ich sie besser zum Ausdruck brachte.
Ich war davon überzeugt, daß die göttliche Liebe meinen Bedürfnissen nicht nur gerecht würde, sondern daß sie ihnen auf schöne und gütige Weise gerecht werden würde. Wie es in einer Randüberschrift in Wissenschaft und Gesundheit heißt: „Die Dinge Gottes sind schön." Ebd., S. 280.
Schon einige Zeit hatte ich mich erfolglos umgeschaut, lauschte aber weiterhin auf Gottes Führung, als ich eines Tages ein Schild „Zu besichtigen" vor einem Haus sah. Ich hatte schon von diesem Haus gehört, hatte aber vorher nie daran gedacht, es mir anzusehen, weil es mir zu groß und zu teuer war. Jetzt hielt ich an, um mir das Haus anzuschauen, wobei ich mich von bloßer Neugier geleitet glaubte. Ich sah jedoch sehr schnell, daß in diesem Haus in vielerlei Hinsicht die Eigenschaften Ausdruck fanden, die besser zu verstehen und zum Ausdruck zu bringen ich bestrebt gewesen war. Auch erfuhr ich, daß der Eigentümer den Kaufpreis erheblich gesenkt hatte und daß er sich mit wesentlich geringeren Hypothekenzinsen zufriedengab, als sie bei einer Bank zu erreichen gewesen wären.
Nachdem ich den Kauf des neuen Hauses in die Wege geleitet hatte, bemühte ich mich, mein bisheriges zu verkaufen. Dabei erwies es sich als sehr wichtig, jedes Argument zu verneinen, daß es aufgrund der Marktlage nicht zu verkaufen sei. Folgender Gedanke aus einem Vers des Johannesevangeliums war mein beständiger Begleiter: „Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir. .. " Joh 6:37. Ich verstand darunter, daß das, was Gott schon für mich bereithielt, in dem Maße sichtbar werden würde, wie ich es vorbehaltlos und aus ganzem Herzen anerkannte und wie ich Christus, Wahrheit, näherkam.
Mir wurde gesagt, daß der Verkauf meines Hauses, wenn er überhaupt möglich sein sollte, sich ein ganzes Jahr hinziehen könne und daß ich eine zweite große Hypothek aufnehmen müsse. All dem zum Trotz hielt ich unerschütterlich an der geistigen Tatsache fest, von deren Wahrheit ich überzeugt war. Ich weigerte mich anzuerkennen, daß es irgendein Hindernis für das Gesetz Gottes geben könne. Das Haus wurde an die ersten Interessenten, die es besichtigten, verkauft — zu einem fairen Preis und in bar.
Als ich die Entscheidung in bezug auf das Angebot treffen mußte, betete ich um die Erkenntnis, was ich tun solle. Da der obenerwähnte Vers mir immer wieder ins Bewußtsein kam und ich nicht zu erkennen vermochte, wie ich ihn in dieser Situation anwenden konnte, bat ich Gott, es mir zu zeigen. In jenem Augenblick fiel mir ein, wie der Vers weiterging: „. .. und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen." Ich wußte, daß das die Antwort war.
Der Kaufvertrag für mein ehemaliges Haus trat siebzehn Tage eher in Kraft als der für mein neues Haus, doch der Käufer erlaubte mir, während dieser Zeit mietfrei in meinem Haus wohnen zu bleiben. Er kam sogar für die laufenden Kosten und den Gärtner auf.
Ein Mitglied in Mrs. Eddys Haushalt schrieb in ihren Erinnerungen, daß Mrs. Eddy einmal zu ihr sagte: „Wir demonstrieren Leben, Wahrheit und Liebe, und sie geben uns, was wir brauchen; wir demonstrieren keine materiellen Dinge." We Knew Mary Baker Eddy (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1979), S. 193. Studium, Gebet und ehrliches Leben der Wahrheiten, die wir schon kennen und die wir von der Wissenschaft des Christus lernen, erhebt uns über das schlafende oder unerleuchtete Denken hinaus zum geistigen Sinn. Dadurch sind wir dann in der Lage, mehr von Gottes Güte in unseren täglichen Erfahrungen zu erkennen und zum Ausdruck zu bringen.
