Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Welche Übersetzung von Wissenschaft und Gesundheit lesen Sie?

Aus der Februar 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die meisten Leser dieses Schriftleiterartikels würden wahrscheinlich sagen, daß sie Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift in der deutschen Übersetzung lesen oder aber im englischen Original.

Es gibt aber vom Lehrbuch der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr´istjən s´aiəns) eine „Übersetzung“, die sich auf keiner Sprachenliste wiederfindet. Sie ist nicht autorisiert, es gibt sie in allen Sprachen, und gelegentlich ertappen wir uns dabei, daß auch wir darin lesen. Nennen wir sie ruhig die „Übersetzung“, des sterblichen Gemüts“.

Nebenbei bemerkt, diese Übersetzung ist recht langweilig. Sie ist noch schlechter als die Lektüre eines großen russischen Romans in der Übersetzung eines unerfahrenen, unverantwortlichen, pedantischen Übersetzers. Aber zum Glück hält uns nichts davon ab, aufzuwachen und das Original zu studieren, es so zu lesen, daß wir die starke Heilwirkung des Buchs Wissenschaft und Gesundheit erneut erfahren. Wenn wir das tun, wird uns klar, daß wir ein unerschöpfliches Buch in Händen halten, das interessanteste und bedeutendste Buch, das es seit Jahrhunderten gegeben hat.

Was wollen wir mit „Übersetzung des sterblichen Gemüts“ zum Ausdruck bringen? Wir wollen damit auf eine hypnotische Einstellung verweisen, die uns davon abhalten möchte, die volle Bedeutung dessen zu erfassen, was Mary Baker Eddy, die Verfasserin von Wissenschaft und Gesundheit, vermitteln will. Vielleicht dachten wir, daß nur jemand das Buch mißdeuten könne, der sich nicht ernsthaft mit der Christlichen Wissenschaft befaßt hat. Aber das ist nur bedingt richtig. Das sterbliche Gemüt hat Wissenschaft und Gesundheit für jeden „übersetzt“, der sich auf diese Übersetzung „einläßt“. Und diese Version steckt voller kleinerer und größerer Haken und Ösen und versteckter irreführender Eindrücke.

Nehmen wir ein typisches kleines Beispiel. Schauen wir uns dazu den ersten Satz im Vorwort zum Lehrbuch an. Dort steht: „Für alle, die sich auf den erhaltenden Unendlichen verlassen, ist das Heute reich an. Segnungen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. vii. Lautet Ihre Übersetzung vielleicht ganz grob so: „Ja, ich sollte mich wohl mehr auf Gott verlassen, denn dann gäbe es reichen Segen für mich?“ Wenn dem so ist, dann sehen Sie sich die Stelle doch noch einmal genau an! Sie übersehen etwas. In diesem speziellen Satz steht etwas über eine unmittelbare Auswirkung. Dort wird etwas herausgestellt, was tatsächlich bereits im Gange ist.

Uns wird deutlich, wie hier die Bedeutung verschleiert würde, wenn wir es zuließen, daß uns das sterbliche Gemüt seine übliche Bürde der Verantwortung auferlegt, und wir alles auf „später“ verschieben würden, wo wir den Anforderungen eher gewachsen wären. Einen ganz anderen Eindruck gewinnen wir jedoch, wenn uns klar wird, was Mrs. Eddy tatsächlich sagt, anstatt uns mit den armseligen Näherungswerten des sterblichen Gemüts zu begnügen.

Natürlich sollte niemand versuchen, für jemand anderes zu definieren, was im Lehrbuch genau gesagt wird, weder Zeile für Zeile noch in einem Abschnitt. Nur der geistige Sinn kann mit zunehmender Geistigkeit die Bedeutung dessen ausloten, was die Verfasserin vermittelte, als sie, allein in ihrer Kammer, jene Sätze niederschrieb, die für die „ehrlichen Sucher nach Wahrheit“ Siehe ebd. xii:27–30. bestimmt sind. Ja, Mrs. Eddy sagte selbst: „Allein durch die Erleuchtung des geistigen Sinnes kann das Licht des Verständnisses auf diese Wissenschaft fallen, weil die Wissenschaft den Augenschein vor den materiellen Sinnen umkehrt und die ewige Erklärung von Gott und dem Menschen gibt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 461.

Nehmen wir noch ein etwas gehaltvolleres Beispiel für diese ständige Fehlübersetzung, die uns das sterbliche Gemüt anbietet, und schauen uns einmal an, wie es mit dem Wort Annahme umgegangen ist. Das ist ein Wort, das in Wissenschaft und Gesundheit sehr häufig verwendet wird, und wenn wir darüber nachdenken, so stellen wir fest, daß es eine Bedeutung hat, die sorgfältig entwickelt wird. Doch zu welcher Lesart dieses Wortes neigen wir? Ist es einfach ein Synonym für etwas Schlechtes — nur eine andere Bezeichnung für Krankheit? Damit erfassen wir kaum, was die Verfasserin meint.

Sie schreibt: „Die Wandlungen in den Annahmen mögen auf unbestimmte Zeit hinaus vor sich gehen; aber sie sind die Ware des menschlichen Denkens und nicht das Erzeugnis der göttlichen Wissenschaft.“ Ebd., S. 12. Zeigt uns nicht die Christliche Wissenschaft, daß sich ein großer Teil des menschlichen Lebens aus verschiedenen, ziemlich zufälligen Annahmen oder Meinungen zusammensetzt, die keine echte Grundlage haben? So können zum Beispiel Krankheit und sogar Gesundheit bloße Annahmen sein. Wir verstehen nicht sehr viel, solange uns nicht die Wissenschaft des Gemüts die Wahrheit offenbart. Doch bringt uns diese Wissenschaft ein unvergleichliches geistiges Verständnis, bei dem wir spüren: Uns ist eine Klarheit zuteil geworden, die wir kaum für möglich gehalten hätten. Wir erkennen dann, daß geistige Wahrheiten im Überfluß existieren, daß sie selbstverständlich sind, und manchmal meinen wir dann auch, daß wir sie schon immer gekannt hätten. Es geht dabei weniger darum, daß wir einem menschlichen Gemüt, das schöpferisch über das göttliche Gemüt nachdenkt, geistige Einsichten zuführen, als vielmehr darum, daß wir der neuen geistigen Idee Raum geben, die in Wissenschaft und Gesundheit im Mittelpunkt steht. So erfahren wir, daß Gemüt Gott ist und daß nur dieses göttliche Gemüt der Schöpfer oder der Wissende ist. Geist, Gemüt, bringt im Menschen das Licht des Verständnisses zum Ausdruck, und wir spiegeln es wider.

Annahmen haben demgegenüber keine derartige wissenschaftliche Grundlage. Annahmen sind bloß falsche Vermutungen, eine Unterstellung. So ist Krankheit eine Annahme. Sünde ist eine Annahme. Diese falschen Annahmen entstehen, wenn wir unterstellen, daß wir ein eigenes Gemüt in der Materie hätten, in der in Wirklichkeit gar kein Gemüt ist noch sein kann. Doch die Wissenschaft des einen göttlichen Gemüts eröffnet uns eine völlig neue Perspektive.

So erkennen wir nach und nach, welchen schlechten Dienst uns das sterbliche Gemüt mit der Übersetzung des Wortes Annahme erwiesen hat. Welche neuen und immer wieder neuen Bedeutungen liegen doch in diesem Wort! Es wird nur dann als Jargon einzustufen sein, wenn wir seine Bedeutung nicht erfassen oder wenn wir diesen Ausdruck gedankenlos verwenden. Es läßt sich eine exakte, wissenschaftliche Bedeutung ausmachen, die wir nicht herabwürdigen noch beiseiteschieben sollten.

Nur noch ein weiteres Beispiel. Nehmen wir einen vertrauten Satz aus Wissenschaft und Gesundheit wie den folgenden: „Alles wirklich Bestehende ist das göttliche Gemüt und seine Idee, und in diesem Gemüt wird das ganze Sein als harmonisch und ewig erfunden.“ Ebd., S. 151. Lautet die Übersetzung, die Sie gerade lesen, etwa so: „Gewiß, in Gott, der vollkommen ist, wäre das ganze Sein natürlich harmonisch und ewig, aber bis ich das erfasse, habe ich noch einen langen Weg vor mir.“ (Die Übersetzung des sterblichen Gemüts können wir unter anderem daran erkennen, daß darin alles in die Zukunft verlegt und der Auslegung eine gewisse persönliche Note beigemischt wird!) Aber erlangen wir nicht eine sehr viel genauere Deutung, wenn wir an die Erklärung der Verfasserin denken, daß Gemüt allwissende, allgegenwärtige Intelligenz ist, und zwar jetzt — daß es nicht in weiter Ferne liegt, sondern etwas durch und durch Reales und Gegenwärtiges ist? Und bringt es nicht eine enorme innere Befreiung, wenn wir erkennen, daß unser einziges wahres Bedürfnis darin besteht, uns auf diese Wesenheit zu verlassen, dieses göttliche Gemüt, das hier ist, und auf diese Weise etwas von dem erkennen, was Gott weiß?

Der Christlichen Wissenschaft geht es schließlich nicht darum, ein unvollkommenes menschliches Gemüt zu manipulieren, ihm auf die Sprünge zu helfen oder es herumzukommandieren. Die Christliche Wissenschaft ist die Wissenschaft des vollkommenen Gemüts, Gottes.

Doch wie gelangen wir an den Punkt, wo wir uns auf Gemüt verlassen? Wissenschaft und Gesundheit zeigt uns dazu den Weg auf. Zu den Tricks des sterblichen Gemüts gehört nicht nur, daß es schlecht übersetzt, sondern ganze Abschnitte und Sätze ausläßt und uns einredet, man könne sie unbeachtet lassen. Es würde gerne alle jene Stellen auslassen, die unvermeidlich zu seiner Selbstzerstörung führen würden — so zum Beispiel die Feststellung, daß wir des Gebets nach Wachstum in der Gnade „am meisten bedürfen“ und daß wir bereit sein sollten, wie in diesem Buch gefordert, „die Sünde [zu] verabscheuen“ und die Irrtümer des materiellen Sinnes zu durchschauen. Siehe ebd. 4:3–6 und 30:29–32. Wir machen so die Erfahrung, daß dieses Buch weniger ein Leitfaden für eine Karriere in der Welt ist, als vielmehr ein Buch, das die Notwendigkeit aufzeigt, Christus Jesus nachzufolgen und die Welt zu überwinden — das fleischliche Gemüt und seine Annahmen von Sünde, Sünder und einer sündigen Welt zu zerstören.

Ein Christlicher Wissenschafter hatte einmal einem Bekannten von seiner geistigen Erfahrung und seinen Heilungen erzählt. Später erfuhr er über einen gemeinsamen Freund, daß jener Bekannte gesagt habe, er könne einfach nichts gegen das vorbringen, was der Christliche Wissenschafter gesagt hatte. Das wäre sonst so gewesen, als würde man mit dem Astronauten Neil Armstrong darüber streiten wollen, was er nach der Rückkehr von seinem Mondspaziergang berichtete. Der Bekannte habe gesagt: „Schließlich ist er ja dort gewesen.“

Auch wir sollten bedenken, daß Mrs. Eddy „dort gewesen“ ist. Oft möchte uns das sterbliche Gemüt dazu bringen, Wissenschaft und Gesundheit so zu lesen, als ginge es in diesem Buch um Meinungen. Wir werden es aber mit anderen Augen lesen, wenn wir uns in Erinnerung rufen, wie dieses Buch unmittelbar aus eigener geistiger Erfahrung entstanden ist, aus konkreter geistiger Offenbarung und aus Heilung. Wir bekommen dann ein lebendigeres Bild davon, was darin beschrieben wird. Ja, dann lesen wir Wissenschaft und Gesundheit so, als handelte es sich hierbei um die Tagebucheintragungen eines Forschers, um Dinge, die die Verfasserin erblickte, als sie ein völlig neues Gebiet durchquerte. Dadurch wird in uns der Wunsch wach, ebenfalls dorthin zu gehen. Wir möchten auch das sehen, was sie gesehen hat, und wir erleben dann die heilende Wirkung, die eintritt, wenn wir es als etwas Neues sehen, so als ob wir es zum ersten Mal erblickten.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Februar 1989

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.