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Ethik

Aus der März 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ethische Grundsätze sind nicht immer leicht zu definieren. Und doch ist eine Klarstellung dessen, was wir tun sollten und was wir voneinander erwarten können, wesentlich. Wer den leisesten Zweifel darüber hegen sollte, wie wichtig ethische Grundsätze sind und wie eingehend dieses Thema heute diskutiert wird, der nehme nur irgendeine Zeitung oder Zeitschrift in die Hand. Es gibt kaum eine Veröffentlichung, in der nicht eine Abhandlung, eine besondere Serie oder ein Leitartikel über einen Aspekt sittlichen Verhaltens zu finden ist.

Das war nicht immer so. Wenn allgemeine Übereinstimmung über die Normen besteht, die für eine Tätigkeit maßgebend sind, ist es nicht erforderlich, noch viel über Richtlinien zu diskutieren. Ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, daß in meiner Jugend eindeutige Regeln für unseren Umgang miteinander galten. Ein bestimmtes sittliches Verhalten gehörte selbst zu den einfachsten Dingen, die wir unternahmen. Beim Murmelspiel zum Beispiel dachte keiner daran, die dem andern abgewonnenen Murmeln auch zu behalten, wenn dies nicht vorher ausdrücklich abgesprochen war. Natürlich redeten wir nicht über Ethik oder Vereinbarungen an sich; wir wußten eben, was erwartet wurde.

Wenn jedoch tiefgreifende Veränderungen unter den Menschen vor sich gehen, müssen oft neue Abmachungen getroffen werden. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang. Für eine feste Freundschaft gelten andere Regeln als für eine Ehe. Beim Tausch der Sammelbilder von Baseballspielern eine Übereinkunft zu brechen, ist eine Sache. Weitaus schwerer aber wiegt es, eine Übereinkunft nicht einzuhalten, wenn es um einen Hauskauf, um geschäftliche Dinge oder internationale Handelsbedingungen geht.

Im Mittelpunkt alles dessen jedoch steht die große Frage des Vertrauens. Das ist ein einfacher Begriff, aber er berührt genau den Kern unseres Lebens. Angefangen von jenen kindlichen Spielen im Frühling bis hin zu dem unermüdlichen Sehnen nach der Erkenntnis dessen, was ewig und von grundlegender Bedeutung für unser Leben ist, bleibt das Vertrauen das Wesentliche.

Wir können es nicht verpacken, mit den üblichen Begriffen des Handels messen oder mit den Händen anfassen, aber wir erkennen Vertrauen genauso, wie wir den eigenen Namen erkennen. Es gibt nichts Wertvolleres als Vertrauen, wenn wir es finden. Vertrauen hält die Ehe zusammen, bildet die Grundlage für das Geschäftsleben, ist die Stärke der Regierung und, noch bedeutender, Vertrauen ist der Pfeiler unseres geistigen Verständnisses von Gott. Wo das Vertrauen auf festem Boden steht, gibt es immer Grund zu Hoffnung und Zuversicht. Und wenn Leben, Wahrheit und Liebe die Dreieinigkeit zusammenfassen, die der eine Gott ist, dann kann man sagen, daß Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung die Tugenden ausmachen, die unser Leben, unsere Beziehungen und unsere berufliche Tätigkeit auf eine geistige und dauerhafte Grundlage stellen.

Die Christliche Wissenschaft gibt uns Grund zum Vertrauen in die Wirklichkeit Gottes und die Unveränderbarkeit des göttlichen Gesetzes. Die Christliche Wissenschaft offenbart, daß Gott nicht von uns getrennt ist und Er nicht verlangt, daß wir Ihn mit blindem Glauben oder ängstlichem Vertrauen verehren oder mit einem Herzen, das niedergeschlagen ist, weil Versprechen von Erlösung unerfüllt blieben.

Die Heilung, die durch die Christliche Wissenschaft eintritt, erwächst aus dem tiefsten Vertrauen in das ewige Wesen des Guten. Der geistige Glaube an Gott und das Verständnis Seines geistigen Gesetzes können nicht voneinander getrennt werden. Der Mensch ist im tiefsten, geistigen Sinn das Kind Gottes. Der Mensch ist der Sprößling der göttlichen Wahrheit und Liebe. In dem Maße, wie wir alle anderen Gottesbegriffe und Lebensanschauungen dieser geistigen Bindung — man kann sie bedingungsloses Vertrauen in das Gute nennen — unterordnen, werden wir entdecken, daß unser Leben weder verletzbar, noch den schrecklichen Heimsuchungen durch Sünde und Krankheit hilflos unterworfen ist. Diese geistigen Wahrheiten sind die lebensrettenden Wirklichkeiten, die die Menschen aus der Sklaverei herausführen, heraus aus der Wüste des Zweifels und der Furcht und hin zu der Verheißung der Erkenntnis, daß wir Gottes eigenes Kind sind — geistig und vollständig.

Dieses tiefe Vertrauen in das Wesen des göttlichen Lebens und unserer heiligen Beziehung zu Gott ist es, das in uns die geistige und moralische Fähigkeit schafft, dem Bösen zu widerstehen und es zu überwinden. Als Mrs. Eddy die Christliche Wissenschaft entdeckte, verstand sie sie als eine Offenbarung des sich den Menschen mitteilenden Gottes. Das geistige Verständnis des göttlichen Gesetzes, das Gott mit dem Menschen und den Menschen mit Gott verbindet, ist der umfassende Rahmen dieser Wissenschaft des Heilens. Und solch ein geistiges Verständnis entwickelt in uns Stärke, Beständigkeit und Entschlußkraft, die es uns ermöglichen, ohne die Unmoral zu leben, die mentale und körperliche Knechtschaft bedeutet.

Christus Jesus sagte: „Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.” Und im Kern seiner darauffolgenden Erklärung steckt die unwiderrufliche Befreiung: „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.” Joh 8:34, 36. Das geistige und moralische Vertrauen, das das Herzblut der Ethik ausmacht, ist keine menschliche Erfindung oder freiwillige Betätigung. Es ist die Schwelle, über die man in ein Leben schreitet, das in die Sicherheit und Verheißung Gottes — das göttliche Gesetz — eingebettet ist.

Der christlich-wissenschaftliche Heiler strebt danach, sich an die Ethik von Gottes Gesetz zu halten. Und in dem Maße, wie er das tut, wird er heilen können. Mrs. Eddy spricht an einer Stelle in ihren Werken davon, daß wir beim Heilen dem Beispiel Christi Jesu und seinen Weisungen folgen sollen, und macht dabei klar, daß die uneingeschränkte Ethik der Christlichen Wissenschaft, der Gehorsam gegenüber „dem himmlischen Gebot” ist: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.” Dann schreibt sie: „In diesem gesetzmäßigen, wissenschaftlichen Wirken werden die Heiler sich selbst ein Gesetz. Sie fühlen ihre eigene Bürde weniger und können daher die Last der Bürden anderer tragen, denn nur durch die Linse ihrer Selbstlosigkeit strahlt das Sonnenlicht der Wahrheit mit solcher Kraft, daß es den Irrtum auflöst.” Rückblick und Einblick, S. 87.

Die moralischen Prinzipien der Christlichen Wissenschaft, die durch unseren wachsenden Entschluß, vollständig im Bereich von Gottes Gesetz zu leben, demonstriert werden, befreien uns von dem Gewicht der Sterblichkeit. Wenn wir von der geistigen Dunkelheit der Annahme frei werden, daß der Mensch von Gott getrennt und eine unvermeidliche Mischung aus Gut und Böse sei, beginnen wir die herrliche Wirklichkeit der unendlichen Liebe zu verstehen, in der es kein Böses, keine Krankheit, kein Ende für den Menschen und Gottes Güte gibt.

Die Ethik kann hier auf Erden tatsächlich unsere Verbindung zu Gott werden und unser Zugang zur Freiheit von allem, was zu verletzen oder zu zerstören beansprucht. In diesem Sinn betreffen sittliche Fragen uns alle, ganz gleich, wie alt wir sind, welchen Beruf wir haben oder welchen Beruf wir im Leben einnehmen. Aber abgesehen davon, daß wir einfach eine Meinung dazu haben, was richtig und was falsch ist, befähigt uns die Christliche Wissenschaft tatsächlich, recht zu leben und herauszufinden, was es wahrhaftig bedeutet, Gott als unsere eigentliche Seele zu erkennen — zu entdecken, daß der Mensch die wirkliche geistige Idee oder der Ausdruck Gottes ist.

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