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Jugendliche, Eltern und Gebet

Aus der März 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Was ist denn so schlimm daran, heute ein Teenager zu sein?" fragten vor mehreren Jahren unsere Kinder (10 und 11 Jahre) beim Abendessen. Zunächst fragte ich mich, wie sie auf dieses Thema kamen. Dann fiel mir ein, daß sie an diesem Tag dieselben drei Gespräche über Jugendliche mit angehört hatten wie ich.

Das erste fand im Büro meines Mannes statt, wo ein frisch gebakkener Vater die Geburt seiner Tochter bekanntgegeben hatte. „Denk daran", hatte ein Kollege gescherzt, „in Null Komma nichts ist sie ein Teenager — und fängt an, sich mit Jungen zu treffen." „O, laß uns bloß nicht davon reden!" war die halb scherzhafte, halb ernsthafte Antwort.

Dann hörten wir ein Gespräch in der U-Bahn mit an. Eine ältere Dame schüttelte, eine Gruppe von jungen Leuten beobachtend, den Kopf und sagte zu ihrer Begleiterin: „Ich bin bloß froh, daß ich meine Kinder nicht heute großziehen muß. Es war damals schon schwer genug. Stellen Sie sich vor, wie schwer es erst in der heutigen Zeit ist!"

Und kaum hatten wir das Haus betreten, als eine Nachbarin hereinplatzte. „Wenn ich es nur schaffe, meine Kinder durch die Jugendjahre hindurchzubekommen", klagte sie.

Kein Wunder, daß unsere angehenden Jugendlichen beunruhigt waren! Alle drei Gespräche hatten das Jugendalter, vorsichtig ausgedrückt, als eine Zeit charakterisiert, die nicht Gutes verheißt.

„Seid unbesorgt", ermutigte ich sie. „Wir hatten bisher immer Freude an euch, ganz gleich, wie alt ihr wart, und ich bin sicher, daß das auch in den nächsten Jahren so bleibt. Die Liebe, die euch bisher — als Babys und kleinen Kindern (und auch uns als Eltern) — den Weg bereitet hat, hört ganz sicher nicht auf, wenn ihr ins Jugendalter kommt."

Diese Antwort befriedigte sie offensichtlich. Aber als ich darüber nachdachte, erkannte ich, daß die Erlebnisse dieses Tages kein Zufall waren. Sie machten mir deutlich, daß es als Mutter und Christliche Wissenschafterin mein Vorrecht und meine Pflicht war, täglich für die eigene Familie im besonderen und für die Welt im allgemeinen zu beten.

Später am selben Abend dachte ich über verschiedene weit verbreitete Ansichten über Jugendliche nach, die sich uns allen aufdrängen. Manch einem erscheint die Zeit des Erwachsenwerdens geradezu als eine Ansammlung von Gefährdungen — eine Zeit, in der man zu Ausschlägen (emotionaler wie körperlicher Art) neigt, zu übermäßiger Beschäftigung oder Unzufriedenheit mit sich selbst, in der man für die Verlockungen des Bösen anfällig ist, eine Zeit, die durch Unsicherheit und Labilität, durch Ruhelosigkeit, Rebellion und Widerstand geprägt ist.

Beim Beten begann ich in meinem Denken diese beeindruckende Ansammlung sterblicher Annahmen oder falscher Auffassungen vom Menschen Gottes durch die geistige Perspektive zu ersetzen, die geistige Anschauung vom Menschen, die ich durch das Studium der Christlichen Wissenschaft gewonnen hatte. Da Gott, Liebe, Seine geistige Idee, den Menschen, schafft und erhält, kann Er ihn nicht Gefahren und Problemen ausliefern — und Er tut es auch nicht. Und da Gott alles ist, kennt Er nichts, was Seiner Güte unähnlich ist. Der Mensch, Gottes Widerspiegelung und Empfänger Seiner Güte, ist stets vollkommen — wie Gott ihn schuf. Er bewegt sich niemals auf die Vollkommenheit zu oder von ihr fort. Das ist des wahre Status des Menschen; und je besser wir die wahre Natur des Menschen verstehen, desto weniger werden wir von der sterblichen Annahme in bezug auf menschliche Entwicklung getäuscht.

Diese Überlegungen führten mich zu der Erkenntnis, daß die Zeit des Heranwachsens Gelegenheit bietet, in größerem Maße jene kindlichen Eigenschaften zu entwickeln, die der Lehre Jesu zufolge so wichtig sind — Eigenschaften wie Reinheit, Vertrauen, Unschuld — und nicht eine Zeit ist, in der man diese Eigenschaften ablegt. Die Welt braucht dringend die wahre Reife, die diese Eigenschaften verleihen! Als ich über die Bedürfnisse von jungen Leuten nachdachte, erkannte ich, daß es im Jugendalter wie in jedem anderen Lebensabschnitt darum geht, zu lernen, daß Sicherheit, Stabilität und Friedfertigkeit in uns und nicht irgendwo außerhalb zu finden sind — daß sie die eigentliche Substanz unseres Wesens ausmachen. Dieses Verständnis gibt uns nicht nur mehr persönliche Freiheit, sondern auch die Gewißheit, daß wir tatsächlich all das sind, wozu Gott uns geschaffen hat. Die praktische Anwendung der Wahrheit macht uns aufrichtig, rechtschaffen und glücklich.

Beim Beten schloß ich liebevoll junge Leute und Eltern gleichermaßen, die sich mit diesen Klischees jugendlichen Verhaltens (oder elterlicher Reaktion darauf) auseinandersetzen müssen, in meine Gedanken ein. Ich fragte mich: „Was weiß ich über Gott, das dazu beiträgt, die Menschen von diesen falschen Ansichten über Seine Kinder zu befreien?“

Die Antwort kam in Form eines Bibelverses, der von Gottes „neuem Bund“ mit Seinem Volk spricht: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein." Jer 31:31, 33. Wie kostbar und verläßlich ist Seine Liebe, daß sie uns Sein Gesetz gibt, durch das uns, wenn wir ihm gehorchen, wahres Glück und Erfolg sicher sind. Gottes Versprechen, daß wir Sein Gesetz im Innersten unseres Wesens finden, gibt uns darüber hinaus die Gewißheit, daß es normal und natürlich ist, den Zehn Geboten Siehe 2. Mose 20:2-17. zu gehorchen. Diese Gebote sind keine unerfüllbaren Forderungen an uns, die uns gegen unsere Natur aufgebürdet werden. Sie dienen zu unserem Besten und richten sich nicht gegen uns. Sie verderben uns nicht den Spaß, sondern sorgen dafür, daß wir Spaß haben. So unveränderlich und unwiderstehlich ist Gottes Liebe, daß Er niemals aufhören wird, uns all das zu geben, was wir brauchen, um zu erkennen, daß wir Sein Ebenbild sind. In diesem Wissen finden wir Zufriedenheit.

Ein Bund ist ein Vertrag oder ein Versprechen, das auf Gegenseitigkeit beruht. Es bedarf beider Seiten, um ihn aufrechtzuerhalten. Gottes Versprechen ist ein zweifaches; es versichert uns nicht nur, daß Er Seinen Teil des Bundes (unser Gott zu sein) einhalten wird, sondern es gibt uns auch die Gewißheit, daß wir in der Lage sind, unseren Teil (Sein Volk zu sein) einzuhalten, denn Sein Gesetz ist in unserem Herzen und versorgt uns beständig mit dem Mut, der Kraft, der Sorgfalt, der Freude und dem Verständnis, die wir brauchen.

Einige Jahre später, als unsere Kinder im Jugendalter waren, wuchs unter vielen Eltern die Besorgnis über die Musik, die Kleidung und das Verhalten der Jugendlichen — und über ihren zunehmenden Alkohol- und Drogenkonsum. In dieser Zeit stieß ich auf zwei Bibelverse, die für mich das vollkommene „Gebet für Eltern“ sind. Sie lauten: „Erlöse mich und errette mich aus der Hand fremder Kinder, deren Mund Nichtiges redet und deren rechte Hand trügt; so daß unsere Söhne wie Pflanzen seien; die aufschießen in ihrer Jugendkraft, unsere Töchter wie Ecksteine, verziert wie für Paläste.“ Ps 144:11, 12 (nach der engl. King-James-Bibel).

„Erlöse mich,“ dachte ich, nicht „erlöse meine Kinder“. Diese Einsicht beschwichtigte jede Furcht, die hätte aufkommen können, weil mir dadurch bewußt wurde, daß das Böse stets beansprucht, so erschreckend oder so verlockend zu sein, daß wir ihm einfach zum Opfer fallen müssen. Ich wußte, ich würde von den Kindern nicht erwarten können, den Reizen des Bösen zu widerstehen, wenn ich selbst mich von seiner verführerischen Macht erschrecken ließ. Zu befürchten, daß die Zwänge unserer Gesellschaft zu groß seien für junge Menschen (oder auch für sonst jemand), hieße somit, die Allmacht Gottes anzuzweifeln.

Die Worte „Pflanzen, die aufschießen in ihrer Jugendkraft“ versicherten mir, daß auch Kinder die Kraft und Standhaftigkeit besitzen, dem Bösen zu widerstehen. Dies sind gottverliehene, ursprüngliche Fähigkeiten, die nicht erst mit den Jahren kommen. Und die versierten „Ecksteine“ wiesen mich auf die Kostbarkeit und Unzerstörbarkeit der wahren Substanz unserer Kinder hin, auf Integrität, Reinheit, Intelligenz, Weisheit, Schönheit — all die Eigenschaften von ihrem Vater-Mutter Gott, die sich in ihnen widerspiegeln.

Mrs. Eddys Aussage: „In der Wissenschaft ist Liebe zu Gott, und nicht Furcht vor dem Bösen, der Ansporn“ Vermischte Schriften, S. 279. war mir in meinem Gebet eine große Hilfe. Sie bestärkte mich darin, mein Denken auf jeden Ausdruck des Guten oder der Göttlichkeit in unseren Teenagern (und in anderen) gerichtet zu halten. Ich wußte jedes Zeichen ihrer Rücksichtnahme, ihrer Talente und ihrer Fürsorge für andere — Freunde und Fremde — zu schätzen, jedes Zeichen des Interesses an ihrem Zuhause, an der Schule, der Kirche und der Welt und jedes Zeichen der Begeisterung und Freude, das sie in diesen Bereichen erkennen ließen. Und ich ließ sie wissen, daß ich es tat.

Diese Jahre brachten uns allen viel Freude, sie waren nie eine Last. Für mich, meinen Mann und die Kinder war die Zeit so erfüllt mit sinnvollen Aktivitäten, daß sie wie im Flug verging. Tatsächlich habe ich erst kürzlich festgestellt, daß wir jetzt keine Jugendlichen mehr in der Familie haben. Habe ich erleichtert aufgeatmet? Ganz und gar nicht. Aber ich habe mir die Zeit genommen, Gott für Seine beständige Liebe zu Seinen Kindern und für jeden Beweis dieser Liebe zu danken.

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