Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Ist die „alte“ Religion für mich?

Aus der August 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Allgemein sehnen sich die Menschen danach, zur guten alten Zeit zurückzukehren. Das Leben scheint früher einfacher, glücklicher, weniger verworren oder hektisch gewesen zu sein — in beinahe jeder Hinsicht besser als heute. Leider trifft dies allenfalls nur zum Teil zu, und meistens werden nur falsche Erwartungen geweckt.

Tatsache ist, wir können nicht zur Vergangenheit zurückkehren. Und ist es nicht sowieso viel wichtiger zu wissen, wie wir die Gegenwart bewältigen können und wohin uns die Zukunft führt? Nicht, daß wir nicht aus der Vergangenheit lernen könnten. Offensichtlich können, ja sollten wir das. Und wir tun es auch, besonders wenn es um die grundlegenden Normen der Moral geht, um persönliches Verhalten und die Frage, wie man einer Lebenseinstellung folgen kann, die angemessene Fürsorge und Achtung für unsere Mitmenschen zeigt.

Lektionen, die man aus der Vergangenheit lernt, sind auch für das religiöse Denken und die geistige Entwicklung eines Volkes besonders wichtig. Warum? Weil Religion, wenn sie unverfälscht und bewiesen ist, gewisse grundlegende und unentbehrliche Wahrheiten über Gott und Sein Reich bezeugt. Und etwas, was nachweislich wahr ist, muß ewig, beständig, unveränderlich sein. Ist nicht eine geistige Wahrheit, die vor zweitausend Jahren Bedeutung besaß, gleichermaßen im 20. Jahrhundert und auch für alle kommenden Jahrtausende der menschlichen Geschichte bedeutsam?

Die christliche Lebenseinstellung und die Erlösung, die Christus Jesus seinen Jüngern ermöglichte, ist zweifellos auch heute noch der reine Kern des Christentums. Jesus lehrte nicht nur, was die eigentliche Beziehung des Menschen zu Gott ist, sondern er bewies auch ihre praktische Anwendbarkeit und Unmittelbarkeit, indem er die Kranken heilte, die zerbrochenen Herzen tröstete und den Sündern Gottes erlösende Gnade brachte. Jesus demonstrierte die allerhabene Macht Gottes, des göttlichen Geistes, die den Menschen regiert. Er bewies, daß die Beziehung zwischen Gott und Mensch untrennbar ist — daß Gott der Vater ist und wir alle wahrhaftig Seine geliebten Söhne und Töchter sind. Mit jeder Heilung bewies unser Meister, daß der Mensch unversehrt, ist der geistige Ausdruck Gottes, das Bild und Gleichnis der unendlichen Liebe. Er zeigte, daß die Wahrheit über Gott und das geistige Sein des Menschen, sofern man sich auf sie verläßt, sie versteht, demonstriert und gewissenhaft lebt, die christlich wissenschaftliche Grundlage für die Ausarbeitung der eigenen Erlösung bildet.

Mary Baker Eddy führte im Jahre 1879 ihre gerade flügge gewordene Kirche zu dieser tief geistigen Verpflichtung zum reinen, wissenschaftlichen Christentum hin und schlug den ersten Mitgliedern als Gründungsziel vor: „Eine Kirche zu gründen, die den Zweck haben sollte, die Worte und Werke unseres Meisters in Erinnerung zu bringen und dadurch das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen.“ Handbuch Der Mutterkirche, S. 17. Hier ist die „alte Religion“, nach der wir uns vielleicht richtig sehnen und die wir uns vielleicht gern zu eigen machen wollen. Es ist das ursprüngliche Christentum Christi Jesu — das Christentum, in dem durch Gebet und Wachstum in der Gnade wahre Heilung von Krankheit, dauernde Befreiung von der Sünde und schließlich die völlige Erlösung der ganzen Menschheit von den verzehrenden Ansprüchen des Materialismus gefunden wird, die allzu lange der Menschheit auferlegt wurden.

Es ist aufschlußreich, die Worte, mit denen Mrs. Eddy den Gründungszweck der Kirche Christi, Wissenschafter, beschrieb, mit einer anderen Erklärung zu vergleichen, die sie im Vorwort zum Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft machte. In Wissenschaft und Gesundheit bemerkte sie: „Die Zeit für Denker ist gekommen. Unabhängig von Glaubenslehren und altehrwürdigen Systemen pocht die Wahrheit an die Pforte der Menschheit. Die Zufriedenheit mit der Vergangenheit und das kalte Formenwesen des Materialismus sind im Verfall begriffen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. vii.

Hier findet sich in der Kirche der Christlichen Wissenschaft und ihrer Lehre der wunderbare Ausgleich zwischen „alt“ und „neu“. Die Kirche sucht Führung und sucht ihre Bedeutung in Jesu vollkommenem, heilendem Vorbild, während sie zugleich radikal mit alten menschlichen Dogmen, falschen Meinungen und dem Aberglauben der Materialität bricht. Man kann sagen, daß die Kirche gleichzeitig konservativ und revolutionär ist. Sie ist dazu bestimmt, das reine Wesen christlicher Ideale zu bewahren, während sie eine Revolution in der Denkweise der Menschen verursacht und zeigt, wie sie über ihr Leben, ihr Lebensziel und ihre Verantwortung denken sollten, nämlich in Begriffen geistiger Wirklichkeit und einer ungestörten Beziehung zu Gott. Materiell abzuwägen, was das Leben wert ist, reicht im Lichte der Wissenschaft des Christus nicht länger aus. Geistige Werte — geistige Wirklichkeit — sind der neue Maßstab für das, was wirklich gut, substantiell und lebenswert ist.

Vielleicht war es das, was Mrs. Eddy den ersten Christlichen Wissenschaftern vermitteln wollte, als sie einmal von der „Gründung einer neu-alten Religion“ Botschaft an Die Mutterkirche für 1901, S. 30. sprach und bei anderer Gelegenheit davon, daß sie „eine neu-alte Kirche gründete“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 182.. Solche Kirche ist für ein im Banne des Materialismus stehendes Zeitalter völlig „neu“, aber wunderbar und anheimelnd „alt“ für das menschliche Herz, das sich instinktiv mit geistiger Güte verbunden fühlt und hingebungsvoll dem göttlichen Geist, dem göttlichen Leben, der göttlichen Wahrheit und Liebe vertraut.

Es wird berichtet, daß in den ersten Tagen der christlich-wissenschaftlichen Bewegung, nämlich auf der zweiten Jahresversammlung Der Mutterkirche, im Verlauf der regulären Sitzung „ein Trio... das Kirchenlied, Mein Jesus, ich weiß dich mein‘ wunderschön vortrug“ The Christian Science Journal, November 1894, S. 314.. Die erste Strophe dieses Liedes lautet:

Mein Jesus, ich lieb’ dich, ich weiß, du bist mein;
Für dich laß die Torheit der Sünde ich sein;
Mein gnäd’ger Erlöser, mein Heiland du bist;
Wenn ich jemals dich liebte, mein Jesus, ist’s jetzt.

Wenn wir heute, nach beinahe hundert Jahren des Fortschritts in unserer Gesellschaft auf dieses Ereignis zurückblicken, mögen wir uns fragen, ob die Darbietung dieses speziellen Kirchenliedes bloß ein seltsames, traditionelles Überbleibsel war. Es ist jedoch interessant, daß im Jahre 1894, als jene Jahresversammlung stattfand, das Lied tatsächlich zur zeitgenössischen Musik zählte! Es war erst im selben Jahr von Dr. Adoniram Gordon veröffentlicht worden, dem bekannten Pastor der Baptistenkirche in der Bostoner Clarendonstraße und Gründer der Gordon Theological and Divinity School. In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts war die Kirche Christi, Wissenschafter, auf der Höhe der Zeit, während sie zugleich dem Respekt zollte, was von bleibendem Wert war in dem gemeinsamen Bank der Liebe, die alle Christen für das Beispiel und die Mission unseres Heilandes empfinden.

Unter Hinweis auf die universale Gemeinde der christlichen Gläubigen helfen die folgenden Worte aus Wissenschaft und Gesundheit, die ganze Frage „neu gegen alt“ ins richtige Verhältnis zu setzen: „Wenn wir auch alles Gute innerhalb oder außerhalb der Kirche achten, so steht unsere Hingabe an Christus doch mehr auf dem Boden des Beweises als auf dem des Bekenntnisses. Wir können es nicht mit unserem Gewissen vereinbaren, an Annahmen festzuhalten, denen wir entwachsen sind; und dadurch, daß wir mehr von dem göttlichen Prinzip des todlosen Christus verstehen lernen, werden wir befähigt, die Kranken zu heilen und über Sünde zu siegen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 28.

Während des Bestehens einer Kirche können sich — und sollten sich zweifellos — einige der äußeren Formen ihrer Mission ändern, damit sie den Bedürfnissen der Menschheit in einer sich wandelnden Welt am besten gerecht werden und der Menschheit dienen kann. Dabei werden jedoch die grundlegenden, göttlich erleuchteten Richtlinien durch die Zeiten hindurch bestehen bleiben und die fortdauernden Tätigkeiten unserer Kirche leiten — einer Kirche, die immer bemüht ist, für de Gegenwart aufgeschlossen zu bleiben und sich der gegenwärtigen Bedürfnisse der Menschen bewußt zu sein.

Die Kirche Christi, Wissenschafter, hat die Aufgabe, die geistige Wirklichkeit, die Jesus lehrte und bewies, in Erinnerung zu rufen und der Welt erneut die Verheißung des unsprünglichen Christentums des Meisters zu bringen — die heilende Macht und das erlösende Licht der göttlichen Wahrheit. Das wird sich nie ändern. Wir könnten es die unverfälschte „alte Religion“ einer Kirche nennen, die immer neu ist.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / August 1989

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.