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„Was bedeutet es, ein Christlicher Wissenschafter zu sein?“

Aus der August 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Genau das fragte mich kürzlich jemand. Es gibt darauf vermutlich genauso viele Antworten, wie es Christliche Wissenschafter gibt. Als ich zum ersten Mal einen Christlichen Wissenschafter kennenlernte, schienen mir seine Religion und ihre Anhänger fast über meine Vorstellungskraft hinauszugehen. Die Möglichkeit, sich wegen Heilung auf Gebet zu verlassen, erschien mir ebenso fern wie die Gestalten aus biblischen Zeiten. Die Vorstellung von „geistiger Heilung“ paßte nicht in mein Weltbild und entsprach nicht meinen Erwartungen. Und doch waren da diese Menschen, die tatsächlich meinten, daß sie das geistige Gesetz verstehen lernen und so Heilung erfahren könnten. Der Gedanke, daß es möglich sei, Gott zu erkennen und Seine Güte durch die Heilung von Krankheit und Sünde greifbar zu erleben, war für mich ebenso machtvoll, wie er zuerst abwegig erschienen hatte.

Ich hatte solche Erfahrungen mit biblischen Gestalten aus längst vergangenen Zeiten verbunden, wie Mose, Elia und natürlich Christus Jesus. Doch mein Glaube damals läßt sich besser durch eine andere Frage beschreiben. Ich war in der Bibel auf einen Vers gestoßen, wo Jesus sagt: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Mt 5:48.

Ich glaubte, die Chancen des Menschen, „vollkommen“ zu sein, seien so gering wie meine Chance, einen Kilomenter in zwei Minuten zu laufen! Der Bibelvers entfremdete mich von Gott, und ich fragte mich, wie Jesus so etwas nur hatte gebieten können. Ich teilte die allgemeine dunkle Befürchtung, daß die Menschen, an einen ewigen Kreislauf gefesselt, niemals gut genug seien und daß diese quälende Überzeugung ein Hindernis zwischen dem Menschen und Gott darstelle, das allerhöchstens durch das Erbarmen und die Gnade einer wohlwollenden Gottheit zu überbrücken sei.

Vielleicht ist diese tiefsitzende Befürchtung ein Grund, weshalb die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) eine so machtvolle Wirkung auf viele Menschen ausübt. Die Lehre dieser Wissenschaft über die Beziehung des Menschen zu Gott ist der latenten und bedrückenden Sorge, Gott entfremdet und in einer materiellen Welt voller Unwägbarkeiten und vermuteter Gefahren verankert zu sein, diametral entgegengesetzt.

Wenn man die Heilungsberichte in dieser Zeitschrift oder im letzten Kapitel des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, liest, kann man erkennen, daß sich die einzelnen Männer und Frauen in ihrem Leben der Gegenwart Gottes zunehmend bewußt wurden. Beim Studium der Christlichen Wissenschaft offenbart sich — dem, der es nicht bei der Freude über eine überraschende Heilung beläßt, sondern weiterforscht — die kühne Erkenntnis, daß die ganze Unendlichkeit Gottes im eigenen Wesen und in der eigenen Erfahrung offenkundig werden muß.

Die Christliche Wissenschaft zu studieren und anzuwenden bedeutet, sich grundsätzlich von der menschlichen Überzeugung abzuwenden, daß der Mensch nur ein Sterblicher ist, gefangen in der begrenzten und von Natur aus niemals Erfüllung bringenden Materie und menschlichen Persönlichkeit. Zugegeben, es liegt eine gewisse Ironie in der Tatsache, daß die Christliche Wissenschaft zeigt, daß die geistige Natur des Menschen durch das Heilen körperlicher Krankheiten und Disharmonien entdeckt wird. Doch steht eine derart umwandelnde Erfahrung im Widerspruch zu der herkömmlichen Aufteilung der Persönlichkeit in geistige, körperliche und seelische Elemente, von denen jedes eigenständig sein soll, die aber dennoch alle auf unerklärliche Weise in einem Organismus, der sich Mensch nennt, zusammengeführt werden.

Durch die geistige Umwandlung, zu der die Christliche Wissenschaft anspornt, tritt ein neues Selbst ans Licht. Eine Wiedergeburt vollzieht sich, bei der die Logik und Struktur der materiellen Annahmen durchbrochen werden von der geistigen Natur der Individualität. Ein typisches Beispiel dafür ist die folgende Erfahrung. Eine Frau litt an chronischen Magenbeschwerden, an einem Augenleiden, von dem man befürchtete, es werde zur völligen Erblindung führen, wie das bei ihrer Mutter der Fall gewesen war, und außerdem seit 25 Jahren an einem schmerzhaften Bruch. Die Frau schreibt: „Meinen Glauben an einen allbarmherzigen Gott hatte ich gänzlich verloren, und ich wußte nicht, wohin ich mich um Hilfe wenden sollte. Zu dieser Zeit wurde ich auf die Christliche Wissenschaft aufmerksam gemacht. Und ich werde niemals den erhabenen Augenblick vergessen, wo ich erkannte, daß der alliebende Vater immer bei mir ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 656.

Sie berichtet weiter, daß sie vier Wochen lang in Wissenschaft und Gesundheit las und danach alle ihre Beschwerden verschwunden waren. Sie spricht dann davon, was es für sie bedeutet, sich als „Kind Gottes“ Ebd., S. 657. zu sehen.

Dies ist der fundamentale Ausgangspunkt in der Christlichen Wissenschaft. Er bringt alle Ursache in Zusammenhang mit dem universalen, göttlichen Prinzip. In Wissenschaft und Gesundheit wird diese Art der Heilung auf geistig ontologischer Basis erläutert: „Ohne Sein Ebenbild und Gleichnis wäre Gott eine Nicht-Wesenheit oder ein unausgedrücktes Gemüt. Er wäre ohne einen Zeugen oder Beweis Seines eigenen Wesens. Der geistige Mensch ist das Bild oder die Idee Gottes, eine Idee, die weder verlorengehen noch von ihrem göttlichen Prinzip getrennt werden kann. Als der Augenschein vor den materiellen Sinnen dem geistigen Sinn wich, erklärte der Apostel, nichts könne ihn von Gott scheiden, von dem seligen Gefühl und der beseligenden Gegenwart des Lebens und der Wahrheit.“ Ebd., S. 303.

Die Abhängigkeit vom Zeugnis der materiellen Sinne aufzugeben ist jedem möglich. Dieses Aufgeben bedeutet nicht, daß sich der einzelne etwas von der Macht oder dem Vorrecht Gottes aneignet, sondern daß er sich seiner eigentlichen Natur als Ebenbild Gottes bewußt wird. Die unterschwellige, aber weitverbreitete falsche Annahme, daß wir von Gott, vom unendlichen und vollkommenen Leben getrennt seien, ist etwas, was uns aufgezwungen wird, ein Element, das nicht zu uns gehört. Dieses Element, das unserem wahren Sein als dem geistigen Kind Gottes fremd ist, vergeht im Licht unserer Erkenntnis, wenn wir das rein geistige und vollkommene Wesen des Menschen erfassen.

Ein Christlicher Wissenschafter zu sein bedeutet, ein Forscher auf dem Gebiet geistiger und christlicher Empfindsamkeit zu sein und dabei in fortschreitendem Maße zu entdecken, wie gut wir alle wirklich sein können.

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