Schon früh lernte ich, wie man aus Schwierigkeiten herauskommt. Nein, ich wuchs nicht auf der Straße auf. Ich wuchs auf Golfplätzen auf, wo ich trainierte, um Profi zu werden. Der Mann, der mich Golf spielen lehrte, war ein Talent bei „Trouble Shots“ — Schlägen, die man anwendet, um aus Sandgruben, unwegsamem Gelände, Wald, Wasserlöchern und anderem herauszukommen. Seine einzigartige Stärke als Lehrer lag in der Fähigkeit, uns beizubringen, wie man unter allen Bedingungen gut spielt, nicht nur bei idealen Voraussetzungen.
Ich habe oft darüber nachgedacht im Hinblick auf das, was mir das Rüstzeug gegeben hat, mit menschlichen Erfahrungen fertig zu werden. Es scheint Herausforderungen im Leben zu geben, für die wir nicht genügend hat, sind. Wir erleben alle möglichen Schwierigkeiten: Furcht vor Veränderungen oder Krankheit, Mangel oder Übermaß an Arbeit, zu wenig Liebe oder falsche Beziehungen. Oftmals wissen wir unter solchen Umständen kaum weiter.
Und doch leben wir in einem Zeitalter, das mehr als je zuvor Zugang zu dem „umfassenden Rüstzeug“ der Bibel hat. Das ist ein Ausdruck, den J. B. Phillips in seiner Übersetzung eines Verses aus dem zweiten Brief des Paulus an Timotheus gebraucht: „Die Heilige Schrift ist das umfassende Rüstzeug des Menschen Gottes; sie stattet ihn für alle Bereiche seiner Arbeit vollkommen aus.“ 2. Tim 3:17.
Die Bibel ermöglicht uns ein unmittelbares Verständnis des Lebens Jesu Christi, aber das nicht nur im historischen Sinn. Die Heilige Schrift bietet uns direkten Zugang zum Verständnis der Macht Christi. Das Christusbeispiel ist der Weg, der aus der menschlichen Knechtschaft hinausführt, einer Knechtschaft, aus der wir nicht durch den Tod hinausfinden, sondern von der wir täglich befreit werden können, dadurch daß wir in unserem Leben konsequent Gott, das göttliche Leben, widerspiegeln.
Wenn wir jedoch gewöhnt sind, das Leben als einen zweiteiligen Ablauf anzusehen (ein zeitliches, materielles Dasein, das zu einem geistigen Zufluchtsort führt, dessen Pforten sich irgendwann nach dem Tode öffnen), dann neigen wir dazu, uns nur um eine vorübergehende Lösung unserer menschlichen Probleme zu bemühen. Wir suchen nach Wegen, um mit unseren Schmerzen und Sorgen so erfolgreich wie möglich fertig zu werden, bis sich die Dinge schließlich durch den Tod ändern. Aber wesentlich zum Verständnis von Christi Jesu Demonstration des christlichen Heilens ist die Tatsache, daß er die Unwirklichkeit des materiellen Daseins bezeugte — dessen, was die physischen Sinne erblicken — und die Wirklichkeit von dem, was der geistige Sinn als die einzige, gegenwärtige Wahrheit der Schöpfung erkennt.
Mit anderen Worten: das ursprüngliche, christliche Heilen war keineswegs ein Verfahren zur Rettung der Materie, sondern es diente dazu, die Menschheit von der Materie und ihrer Anfälligkeit und Fehlbarkeit zu erretten. Das christliche Heilen tut dies durch den Christus, den göttlichen Einfluß, der das Bewußtsein befreit, damit es die gegenwärtige, geistige Schöpfung erkenne, die heil, harmonisch, schmerzlos und rein ist. Und der Christus enthüllt uns auch weiterhin die geistige Wirklichkeit durch das inspirierte Wort der Bibel. Dieses Wort deckt auf, kennzeichnet und macht für uns wirklich, „was kein Auge gesehen hat“ 1. Kor 2:9..
Das Wort der Bibel ist also nicht nur eine angenehme Lektüre oder etwas, womit man sich je nach Belieben beschäftigt oder was man am Sonntagmorgen hört. Es verliert schnell jeden Hauch von „Beliebigkeit“, wenn wir erkennen, daß es uns das Rüstzeug gibt, die geistige Wirklichkeit zu verstehen, darauf zu vertrauen und sie zu beweisen, wodurch wir den Weg aus den Schwierigkeiten, denen wir gegenüberstehen, hinausfinden. Materielle Mittel können kein Verständnis von unserer wahren geistigen Identität hervorbringen, daher können sie uns auch kein Leben geben — weder für eine gewisse Zeit noch für die Ewigkeit. Nur das geistige Verständnis kann die tatsächliche Wirklichkeit dessen, was Johannes in der Offenbarung beschrieben hat, erkennen und bekunden: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.“ Offb 21:3, 4.
Solch eine Möglichkeit mag auf den ersten Blick beinahe unbegreiflich erscheinen — wäre da nicht der endgültige Beweis in der Bibel, daß der Meister Herrschaft über die Materie hatte. Dieser Beweis ist eigentliche ein Hauptgrund für die Existenz der Bibel: „Die zentrale Tatsache der Bibel ist die Überlegenheit der geistigen Kraft über die physische.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 131. Diese Worte schrieb Mary Baker Eddy — eine Frau, deren Leben durch den Beweis der gegenwärtigen, geistigen Wirklichkeit, die ihr die Bibel offenbart hatte, gerettet wurde.
Jesus erwartete ganz offensichtlich, daß seine Worte und Werke nicht nur Bestand hätten, sondern sich vervielfachen würden. Sie sollten der Gesamtheit wie dem einzelnen immer verfügbar sein, so wie sie es zu seiner Zeit waren. Er sprach von dem Tröster, den er senden werde, damit dieser seine Nachfolger unterrichte, versorge und befähige, in seinem Namen zu heilen — mit seiner Macht und Autorität. Absolut folgerichtig in Grundsatz und Praxis werden seine Lehren im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, klar dargestellt. Freimütig und zuversichtlich schreibt sie: „Lieber Leser, du kannst dir die Wissenschaft des Heilens selbst beweisen und dich vergewissern, ob die Verfasserin dir eine korrekte Auslegung der Heiligen Schrift gegeben hat.“ Ebd., S. 547.
Eines Tages, es ist jetzt ungefähr zwei Jahre her, hatte ich den größen Teil des Vormittags mit dem Studium der Bibellektion Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. Die wöchentlichen Lektionen bestehen aus Abschnitten aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit. verbracht und fühlte wie nie zuvor, daß die Kraft des inspirierten Wortes in seiner Macht lag, von wahrer Substanz und wahrem Leben zu zeugen. An jenem Nachmittag führte mein Mann unsere zwei großen Hunde zu ihrem Auslauf in den Wald. Als er zurückkehrte, trug er einen der Hunde. Das Tier blutete stark aus einer tiefen Wunde an einem Bein.
Innerhalb von Minuten waren zwei Bettlaken vollgesogen, die wir um die Wunde gewickelt hatten, um das Blut zu stillen. Wir beteten beide ernsthaft. Zuversichtlich bekräftigte ich in meinem Gebet, daß die geistigen Wahrheiten, die sich mir bei meinem Lektionsstudium an jenem Morgen gezeigt hatten, die Tatsache des Seins waren und als solche die Kraft hatten, mein Denken und Erleben zu berichtigen. Ich wußte, daß die geistigen Tatsachen, die mir ins Bewußtsein kamen, von dem göttlichen Gesetz zeugten, das mich und den Hund und die gesamte Situation beherrschte. Diesen geistigen Wahrheiten zufolge gab es hier nicht zwei Schöpfungen, mit denen ich mich befassen mußte. Es gab nur eine — geistig, unversehrt und vollkommen.
Auf einmal sah ich hinab auf das unglaubliche Durcheinander um mich herum. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Aber anstatt davon überwältigt zu sein, wurde mir plötzlich bewußt, daß die Ideen, die ich aus der Lektion und durch das Gebet gewonnen hatte, tatsächlich wirklicher für mich waren als das, was meine Augen wahrnahmen.
Mir fiel das Bibelwort „Das Wort ward Fleisch“ Joh 1:14. ein, und ich erkannte, daß ich dies in gewissen Sinne erlebte. Das Wort der Bibel war ganz einfach wirklicher, glaubhafter, substantieller als das Zeugnis der materiellen Sinne.
Nach wenigen Minuten sagte ich meinem Mann, daß ich wisse, daß der Hund geheilt sei. Wir konnten das Bein reinigen und verbinden, und die Blutung hörte auf. Wir blieben die Nacht über bei dem Hund und beteten, erfüllt von tiefer Dankbarkeit für die Heilung. Das geistige Verständnis, das mir während meines Gebets gekommen war, war so gewiß, so überzeugend, daß ich nicht am Wohlergehen des Hundes zweifelte. Obwohl ich beinahe keinen Schlaf bekommen hatte, ging ich am nächsten Morgen ohne ein Gefühl der Müdigkeit zur Arbeit. Auch dies war für mich wieder ein Beweis dafür, wie stärkend Studium und Gebet sind.
Als ich an jenem Abend von der Arbeit nach Hause kam, begrüßte mich der Hund schwanzwedelnd an der Tür, einen Tennisball in der Schnauze, bereit zu seinem abendlichen Ausgang. Es fehlte der Wikkel um sein Bein. Er hatte ihn während des Tages abgenagt. Die Wunde war kaum noch zu sehen. Vom nächsten Tag an war der Hund wieder regelmäßig draußen.
Gott offenbart uns greifbar Seine vollkommene Schöpfung durch Sein Wort. Daher müssen wir dieses Wort gründlich kennenlernen. Das geschieht durch Studium. Und wir müssen auch wirklich studieren. Es genügt nicht, etwas über Gott zu wissen; ebensowenig wie es genügt, wenn wir etwas über einen Flug wissen, das Flugzeug aber nie besteigen, um an unser Reiseziel zu gelangen. Gott kennenzulernen ist keine Nebensache. Er ist tatsächlich unser Leben. Und jeder Grund, der uns vom Studium der Bibel und ihres Schlüssels, Wissenschaft und Gesundheit, abhält, ist einfach ein Vorwand, um uns unser Verständnis von Gott zu rauben, uns unseres Lebens zu berauben.
Wenn wir uns täglich Gottes Wort zuwenden, finden wir Worte, durch die wir leben. Sein Wort zu studieren ist im Grunde wie eine Heimkehr. Es ist etwas Einladendes und Vertrautes. Es ist das, wo wir hingehören und wo wir herausfinden, wer wir wirklich sind. Wir sollten daher nicht überrascht sein, wenn wir uns sagen hören: „Das ist genau das, was ich brauche!“
