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Dem Leben nahe

Aus der April 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Seit ungefähr zehn Jahren zollt man einem Phänomen, dem sogenannten Sterbeerlebnis, erhebliche Beachtung. Es werden Bücher darüber geschrieben, psychologische Untersuchungen vorgenommen, persönliche Erfahrungen zusammengetragen. So wurde zum Beispiel in der New York Times Siehe The New York Times, 17. November 1988, S. 20. von einer Frau berichtet, die wieder zum Leben erwachte, nachdem ihre Herztätigkeit ausgesetzt hatte. Sie sprach davon, wie sie erkannte, daß sie in der Zeit, in der sie anscheinend gestorben war und als bewußtlos galt, „immer noch lebte”. Sie berichtete, daß sie eines tröstenden Lichtes gewahr wurde und, wie sie sagte, „eines unbeschreiblichen Gefühls, umsorgt, beschützt und uneingeschränkt geliebt zu werden”.

Wie es bei jedem höchst subjektiven Phänomen der Fall ist, finden Ärzte und Wissenschaftler es natürlich außerordentlich schwierig, wenn nicht unmöglich, über das Wesen einer solchen Erfahrung stichhaltige Schlußfolgerungen zu ziehen. Man kann einfach nicht das messen oder nachweisen, was im Denken eines anderen tatsächlich vorgeht. Und es läßt sich immer darüber streiten, was solch ein Ereignis in irgendeinem individuellen Fall tatsächlich bedeuten könnte. Es ist noch komplizierter, wenn man in die Erörterung die ungefähr acht Millionen ähnlicher Fälle einbezieht, die, wie eine Gallup-Umfrage vor acht Jahren hervorhob, Erwachsene allein in den Vereinigten Staaten betreffen.

Alle, die durch diese Erfahrung gegangen sind, schildern jedoch ziemlich übereinstimmend, daß sie dasselbe tröstende Gefühl von Licht und Liebe empfanden, wie es die Frau in dem Artikel in der New York Times beschrieben hat. Und ein Psychiater bemerkte über viele der Menschen, die er untersucht hatte: „Nach ihrer Sterbeerfahrung empfinden sie eine neue Bedeutung des Lebens und einen neuen Lebenssinn.. . Zwischenmenschliche Beziehungen, geistige Werte, Liebe werden viel wichtiger als materielle Dinge wie Existenzkampf, Ruhm und Erfolg.”

Wahrscheinlich würden es heute die meisten Menschen begrüßen, wenn sie einen neuen Sinn im Leben entdecken und größere Freiheit von den Zwängen des materiellen Lebens finden könnten. Aber muß man erst dem Tode nahe sein, damit solch ein radikaler Wandel im Denken und in der Erfahrung stattfinden kann?

In der Bibel finden wir den klaren Beweis, daß die ersten Nachfolger Christi Jesu eine andere Möglichkeit der Umwandlung und Gnade entdeckten. Sie erkannten eine wahrlich befreiende Macht in der bewußten, gegenwärtigen, lebendigen Beziehung zu Gott, die Jesus ihnen durch sein Beispiel veranschaulichte. Die Lehren des Meisters, seine heilende und erlösende Tätigkeit, seine Auferstehung und Himmelfahrt bestätigten völlig, daß Gott immer bei Seinen Kindern ist; daß Gott unendliches, göttliches, ewiges Leben ist und daß Gottes Schöpfung, Seine Söhne und Töchter, tatsächlich dieses göttliche Leben hier und jetzt widerspiegeln.

Die Antwort darauf, wie wir einen neuen Sinn und eine neue Bedeutung in unserem Leben gewinnen können, hängt letzten Endes nicht von einem nur sterblichen oder biologischen Vorgang ab, der uns dem Tode nahebringt. Sollte es nicht vielmehr ein natürlicher Bestandteil unseres stetigen geistigen Fortschritts sein, daß wir Leben, Gott, näherkommen? In den Lehren der Christlichen Wissenschaft wird immer wieder hervorgehoben, daß der Mensch tatsächlich der reine, unsterbliche Ausdruck Gottes ist. Die wirkliche Identität eines jeden von uns ist geistig — das ist die wahre Substanz dessen, wer und was wir sind.

Eine materialistische Daseinsauffassung will sich natürlich einer so radikalen, auf Gott gegründeten Anschauung vom Leben widersetzen. Aber der geistige Sinn zwingt uns beständig, über das sterbliche Bild hinwegzuschauen. Und wenn wir das tun, merken wir intuitiv, daß der geistige Standpunkt richtig ist, daß er richtig sein muß. Die andere, überholte und begrenzte Perspektive scheint falsch — und sie ist es auch. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, stellt Mrs. Eddy klar heraus: „Wir alle müssen lernen, daß Leben Gott ist.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 496. Und in einem ihrer anderen Werke erklärt sie: „In dem Verhältnis, wie sich die Sterblichen von diesem sterblichen und materiellen Traum abkehren und sich dem wahren Sinn von Wirklichkeit zuwenden, wird das ewig währende Leben als das einzige Leben erkannt werden.” Vermischte Schriften, S. 28.

Wenn Jesus Menschen wieder gesund und vollständig machte, die in Sünde gefallenen aufrichtete, ihnen zeigte, was es wirklich bedeutet, Gott zu erkennen, dann brachte er ihnen die großen Tatsachen ihrer geistigen Identität näher; er half ihnen verstehen, daß Leben in und von Gott ist. Gewiß führte der Meister die Menschen nicht näher an irgendeinen Endpunkt des sterblichen Daseins heran und verließ sich auch nicht auf diese einzelne Erfahrung, um der Menschheit den Weg zum Leben zu weisen. Immerhin hatte Jesus seinen Jüngern gesagt, daß er „der Weg und die Wahrheit und das Leben” ist. Den echten Wert und Sinn des Lebens konnten sie finden, wenn sie ihm nachfolgten. Und in einem sehr wirklichen, praktischen Sinn ist Christus, Wahrheit, immer noch die Auferstehung und das Leben für alle, die dem Weg folgen, den Jesus gewiesen hat.

Wenn wir unser tägliches Leben mit Gebet erfüllen, wenn wir uns ernsthaft bemühen, Gottes Güte und Liebe zum Ausdruck zu bringen, werden wir in zunehmendem Maße die Gnade unseres himmlischen Vaters erkennen. Das Neue Testament spricht davon, daß wir „Kinder des Lichtes” sind, daß wir „in der Liebe” bleiben. Dieses Christus-Licht und diese geistige Liebe ist nicht das Werk des Todes, sondern das unaufhörliche Ergebnis des göttlichen Lebens. Je mehr wir uns durch unser geistiges Wachstum dem göttlichen Leben nähern, desto mehr Licht und Liebe finden wir. Was wir entdecken, ist die Wirklichkeit von Gottes absoluter Immergegenwart, die Wirklichkeit von unserer eigenen unsterblichen Identität und Individualität in Gott.

Gott, unendliches Leben, ist das wahre Licht, die wahre Substanz und die ewige Ursache unseres Seins — „und in ihm ist keine Finsternis” 1. Joh 1:5.. Dieses lebendige Licht und diese lebendige Gegenwart Gottes kann jeder von uns selbst erfahren. Sie sind immer nahe, immer bei uns, wo wir auch sind.

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