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Wissen, was man wirklich will

Aus der April 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Bekannter gab mir in seiner einnehmenden Art gern Ratschläge, wie man von anderen bekommen könne, was man gern hätte. „Bloß nicht widersprechen”, sagte er immer. „Vermittle dem anderen einfach das Gefühl, daß er im Grunde genau das will, was du geplant hast.”

Er war noch sehr jung und hatte eigentlich keine finsteren Absichten dabei; er hatte nur entdeckt, daß er seine Pläne den halbfertigen Vorstellungen anderer unbemerkt unterschieben konnte. Aber eins kann ich Ihnen versichern: Wenn man mit diesem jungen Mann zusammen war, fiel die Unterscheidung schwer, wo seine Pläne aufhörten und wo das eigene unabhängige Urteilsvermögen anfing.

Jeder Mensch hegt Hoffnungen und Erwartungen. Und unsere Ziele sind so manches Mal nur halbwegs klar. Wie können wir von halbfertigen Vorstellungen zu der Gewißheit gelangen, daß wir Gottes Weisungen folgen? Das ist eine wichtige Frage.

Ich lernte, wie man einen geistigen Weg gehen kann, als ich vor Jahren einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft aufsuchte. Ich mußte damals eine wichtige Entscheidung treffen, und ich war damit kaum vorangekommen. Während wir uns so unterhielten, kamen wir vom einen aufs andere zu sprechen; ich hatte nicht das Gefühl, daß ich der Lösung meines Problems irgendwie näher kam. Der Ausüber schilderte mir sogar, wie er seine Orangenbäume beschnitt! Er sagte, daß er damit so seine Schwierigkeiten habe, daß er aber auf die höchste Sprosse seiner Leiter klettere und dann laut bete: „Vater, was willst Du, daß ich tun soll?”

Damals verstand ich nicht, worauf er hinauswollte. (Es ist schon erstaunlich, wie schwerfällig wir sein können, wenn wir in Schwierigkeiten stecken!) Als ich sein Büro verließ, schien meine Entscheidung so fern wie eh und je. Später aber stieß ich auf der ersten Seite in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy auf folgende Aussage: „Unausgesprochene Gedanken sind dem göttlichen Gemüt nicht unbekannt. Verlangen ist Gebet; und kein Verlust kann uns daraus erwachsen, daß wir Gott unsere Wünsche anheimstellen, damit sie gemodelt und geläutert werden möchten, ehe sie in Worten und Taten Gestalt annehmen.”

Wenig später betete auch ich, obwohl ich es nicht laut aussprach: „Vater, was willst Du, daß ich tun soll?” (Und kurz darauf konnte ich die notwendige Entscheidung treffen, und sie hat sich als richtig erwiesen.)

Es gibt keine Formel dafür, wie man sich an Gott wendet. Aber wir können unsere Pläne und Wünsche gedanklich auf einen geistigen Altar legen und sie dort lassen, bis wir die Führung des göttlichen Gemüts gesucht haben. Durch diese Hinwendung — die Anerkennung, daß unser wirkliches Gemüt, unsere Quelle für Ideen, Gott ist — erfassen wir immer besser, was es heißt, daß der Mensch die Widerspiegelung Gottes ist. Ja, wir haben die Fähigkeit, die göttliche Intelligenz widerzuspiegeln, obwohl uns der materielle Sinn das nicht gerade nahelegt. Doch ist der materielle Sinn unzuverlässig. Und wenn wir erst einmal erkannt haben, daß der Mensch göttliche Intelligenz widerspiegeln muß, dann dämmert uns die echte metaphysische Wirklichkeit auf.

Ein derartiges Eingeständnis ist eine konkrete Tat, in der der eigentliche Geist und die Macht jener Worte zum Ausdruck kommen, die der Apostel Paulus an die Urchristen schrieb, als sie sich nicht so recht entscheiden konnten, worauf sich ihr Vertrauen und ihre Hoffnung gründeten: „So sind wir nun, liebe Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, daß wir nach dem Fleisch leben.. . Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.” Röm 8:12, 14.

Wir brauchen nicht — ja, wir können es uns gar nicht leisten — erst auf irgendein kosmisches Ereignis in der Zukunft zu warten, ehe wir damit anfangen, als Söhne und Töchter Gottes zu leben. Wenn wir uns vorstellen können, daß wir gut sein, daß wir ehrlich sein und recht handeln können, dann werden uns Gottes Gedanken bewußt. Dieser geistige Sinn ist für uns natürlich. Durch ihn erkennen wir das Gott, das göttliche Gemüt.

Gutsein, Liebe, Gerechtigkeit und der weit verbreitete Wunsch nach Gesundheit und Heilheit sind Hinweise darauf, daß die Macht des Christus, die Macht der Wahrheit, in uns wirksam ist. Und diese christusgleiche Erkenntnis ist ein Beweis für unsere Gotteskindschaft. Solche Erkenntnis verleiht unserem Leben Stärke, Integrität und Reinheit. Christus Jesus zeigte, daß dieses geistige Verständnis den gesunden Menschenverstand wiederherstellen und Lähmung — sei sie mental oder körperlich — heilen kann. Diese Tätigkeit des Christus wird uns in Bewegung bringen. Seien wir darauf vorbereitet. Sie überläßt uns nicht der Sorge, Unwissenheit oder Sünde. Jesus sagte, sie könne Berge versetzen.

Je mehr wir anerkennen, daß das göttliche Gesetz unser Leben regiert, um so freier fühlen wir uns, die richtigen Entscheidungen zu treffen. In Wissenschaft und Gesundheit wird dieser Vorgang wie folgt beschrieben: „Solange wir uns im Nebel des Irrtums befinden (des Irrtums der Annahme nämlich, daß die Materie Intelligenz zum Guten oder zum Bösen besitzen kann), vermögen wir einen Lichtstrahl von Gott nur dann zu erhaschen, wenn die Nebel sich teilen oder wenn sie sich in solche Durchsichtigkeit auflösen, daß wir das göttliche Bild in irgendeinem Wort oder in irgendeiner Tat wahrnehmen, die auf die wahre Idee hindeuten — auf die Allerhabenheit und Wirklichkeit des Guten, auf die Nichtsheit und Unwirklichkeit des Bösen.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 205. (Selbst in einem Wort oder in einer Tat, die auf den ersten Blick so unbedeutend zu sein scheint wie das Beschneiden eines Orangenbaums!)

Wenn wir erkennen, daß wir unserer wahren Natur nach Gottes Bild und Gleichnis sind, dann werden wir auf eine Art geführt, die für uns vorher unvorstellbar war. Auf diesem Wege kann auch das Heilen in der Christlichen Wissenschaft erlernt werden. Der Lernprozeß beginnt — so wie es am Anfang des ersten Kapitels des Buches Wissenschaft und Gesundheit dargelegt wird — mit einem Verlangen und damit, daß wir Gott unser verlangen anvertrauen. Und was vielleicht ebenso wichtig ist: Wir lernen, die halbfertigen Gedanken anderer Gottes Gesetz und Seiner liebevollen, die Entwicklung fördernden Fürsorge anzuvertrauen.

Ungeachtet all der darwinistischen Vorstellungen, die seit langem mit dem sogenannten „Überleben des Stärkeren” in Verbindung gebracht werden, entdecken wir durch die Christliche Wissenschaft, daß es bei der menschlichen Existenz gar nicht darum geht, daß ein Sterblicher oder viele Sterbliche mitfühlend versuchen, die Entscheidungen anderer zu beeinflussen. In Gottes geistiger Schöpfung ist der Mensch bereits die höchste Idee Gottes und spiegelt Seinen Vorsatz und Seine Güte wider.

Wir werden echte Entschlossenheit zum Ausdruck bringen, wenn wir diese geistige Tatsache klar erfaßt haben. Diese Wirklichkeit — und unser Verlangen danach — prägt unsere Entscheidungen dergestalt, daß sich unausweichlich und ganz natürlich Heilungen einstellen, Heilungen des Gemüts und des Körpers.

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