Ich sah ein bewegendes Bild im Fernsehen: In einer der schönsten Kirchen meiner Stadt hatten sich Vertreter verschiedener christlicher Bekenntnisse versammelt, um gemeinsam zu beten. Höchste kirchliche Würdenträger einiger Glaubensrichtungen standen Seite an Seite mit schlichten Geistlichen anderer Religionsgemeinschaften. Sie sprachen Worte der Fürbitte, des Lobpreises und des Dankes. Und als sie in das Gebet des Herrn einstimmten, füllten die Stimmen der Menschen, die dem Gottesdienst beiwohnten, die Kirche wie Meeresrauschen.
Was, so mußte ich denken, haben alle diese Menschen, so verschieden in Gewandung und in ihren Ansichten über dogmatische Fragen, gemeinsam? Nun, sie waren alle Vertreter dessen, was „Kirche“ genannt wird. Was aber ist denn Kirche? Was ließ die christliche Kirche in den vielen Jahrhunderten ihres Bestehens immer wieder, trotz furchtbarer menschlicher Mißgriffe und Fehler, fortdauern? Was macht, sie auch heute in unserer so materiell gesinnten Zeit zu einer Macht, der sich viele Menschen wieder ganz bewußt zuwenden und die ihrem Leben Richtung und Sinn gibt?
Es muß etwas sein, was weit über alle barmherzige humanitäre Hilfe und Fürsorge hinausgeht, die die religiösen Glaubensgemeinschaften leisten, etwas, was mehr als Rat und Hilfe in menschlichen Krisensituationen bietet, so verdienstvoll und notwendig diese Hilfe auch ist.
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