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Gebet, das Veränderungen bewirkt

Aus der August 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn die Welt immer kleiner wird, wie man oft hört, überrascht es nicht, daß engagierte Bürger fragen: „Was kann man tun, um spürbar etwas zu verändern? Wie kann ich dazu beitragen, daß es gerechte Regierungen gibt und daß Freiheiten erhalten bleiben?“ Die Antwort „Sie können beten“ ist keine leere Floskel, wie die folgenden Äußerungen zeigen. Diese kurzen Ausschnitte aus Interviews mit Menschen, die in Ost-Berlin und West-Berlin leben, lassen erkennen, in welch bedeutendem Maße Gebet zu den historischen Veränderungen beigetragen hat, die zur Zeit vor sich gehen.

: Ich wohne in West-Berlin. Ich arbeite in einem Büro und studiere Gesang.

Schon vor der Öffnung der Mauer — wir hatten ja immer Kontakt zu Ost-Berlin und der DDR — habe ich gelernt, daß Freiheit eigentlich in mir selbst beginnt. So oft, wenn wir Freunde in Ost-Berlin besuchten und über die Grenze mußten, fühlte ich mich dadurch frei, daß ich betete. In meinem Herzen fühlte ich mich als Bürgerin beider Seiten, Ost und West.

Ich erinnere mich an ein kleines Erlebnis, das ich einmal am Grenzübergang hatte. Ich wartete in einer Schlange und beobachtete einen Grenzbeamten, der mit jemandem sprach und sehr unfreundlich war. Ich sah das und dachte: „Während ich hier warte, sollte ich die Zeit nutzen und beten.” Ich betete darum zu erkennen, daß Gott keinen unfreundlichen Menschen geschaffen hat.

Als ich an der Reihe war, um mein Visum zu bekommen, merkte ich, daß ich mich falsch angestellt hatte und zu einer anderen Schlange gehen mußte, die äußerst lang war. Als ich in dieser Schlange wartete, kam derselbe Grenzbeamte und sagte: „Standen Sie vorhin nicht woanders?” Ich sagte: „Ja.” Daraufhin sagte er: „Na, dann zeigen Sie mir mal Ihre Papiere.” Er sah das Problem und brachte mich in dieser langen Schlange ganz nach vorn. Ich erlebte, daß Freiheit und Freundschaft nicht aufgehalten werden können.

In der Zeitung las ich, daß politische Beobachter und Journalisten zu dem Schluß gekommen sind, daß die kürzlich erlangten neuen Freiheiten auch auf das Denken und Verhalten der Menschen zurückzuführen sind. Die Journalisten führten an, daß die Regierung Panzer und Polizei bereitgestellt hatte; es hätte zu Schießereien kommen können. Das wurde jedoch im letzten Augenblick verhindert. Die Beobachter kamen zu dem Schluß, daß es die Menschen waren, die nach den Gottesdiensten aus den Kirchen kamen und sich zur Demonstration versammelten — sie verbreiteten in der ganzen Stadt eine Atmosphäre der Furchtlosigkeit, der Freiheit und der Freundschaft. Das zeigte mir, daß die Freiheit schon existierte, bevor die Mauer geöffnet wurde. Die äußere Freiheit war eine Auswirkung der Freiheit, die die Menschen innerlich schon erlangt hatten.

In der Lektion für den Dankgottesdienst im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft war eine Bibelstelle, die mir so gut gefiel. Sie ist aus dem Psalm 107. „So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn, die er aus der Not erlöst hat, die er aus den Ländern zusammengebracht hat von Osten und Westen, von Norden und Süden.” Wir müssen alle aus unseren menschlichen Ländern und aus unserem sterblichen Denken herausgeführt und im Land Gottes zusammengebracht werden.

Hier in Berlin haben wir jetzt die Gelegenheit, mehr voneinander zu lernen. Es ist auch wichtig zu sehen, daß durch die Öffnung der Mauer die Lage nicht zwangsläufig besser wird.

Freiheit bedeutet für mich zu spüren, daß ich von Gott komme, und das im täglichen Leben zum Ausdruck zu bringen. Ich kann die Fülle geistiger Eigenschaften zum Ausdruck bringen; ich kann Begrenzungen hinter mir lassen, die ich über mich selbst akzeptiert habe, die andere mir auferlegen oder die sich durch die Familie ergeben. So kann ich mich frei und ungehindert fühlen und kann die Fülle der Eigenschaften zum Ausdruck bringen, die von Gott kommen.

Kennen Sie Menschen, die unter Regierungen lebten, die nur wenig Freiheit zuließen, und dennoch einen Weg fanden, ein Leben voller Freiheit zu führen?

Ja, ich erlebte das sogar in der Sowjetunion, wo man sich noch mehr beschränken muß, und natürlich bei vielen Freunden in der DDR. Diejenigen, die sich frei fühlten, waren Menschen, die ihren inneren Frieden gefunden hatten und die entdeckt hatten, was ihnen das Leben bedeutet, was sie zum Ausdruck bringen können und was sie zu geben haben.

In der UdSSR konnte ich einen Maler in seinem Atelier besuchen. Als ich das Haus betrat, lag dort alles voll Müll, man mußte sich einen Weg durch die Abfälle bahnen; aber sobald man seine Wohnung betrat, war es hell und licht, voll Inspiration und der Schönheit der Farben. Ich sah die Ursache darin, daß er sich so klar darüber war, was das Leben für ihn bedeutete und was er zum Ausdruck bringen wollte. Nichts konnte ihn davon abhalten. Er lebte und malte und konnte sogar Bilder verkaufen, obwohl er nicht offiziell anerkannt war. Sein tiefes Verständnis seines individuellen Werts und seiner individuellen Fähigkeiten und Möglichkeiten konnte durch nichts aufgehalten werden. Er war kein Christlicher Wissenschafter, doch habe ich die gleichen Erfahrungen mit Freunden in Ost-Berlin gemacht, die Christliche Wissenschafter sind. Wenn man seinen eigenen Mittelpunkt gefunden hat — für mich ist das Gott, Prinzip und Liebe —, kann man nicht daran gehindert werden, das zum Ausdruck zu bringen. Es kann einfach nicht aufgehalten werden.

: Ich lebe in der Deutschen Demokratischen Republik, und ich habe mich sehr gefreut, als ich erfuhr, daß die Öffnung der DDR-Grenzen so viel Aufmerksamkeit erregt hat. Die Möglichkeit zu reisen ist eine gute Sache und bedeutet mehr persönliche Freiheit. Sie erfordert jedoch auch mehr persönliche Verantwortung. Man kann jetzt viel mehr reisen, aber damit sind noch nicht alle Probleme aus der Welt geschafft — weder die Probleme der DDR, noch die privaten.

Als Christliche Wissenschafterin habe ich gelernt, daß man einem Problem nicht aus dem Weg gehen oder vor ihm fliehen kann. Schlechte Charaktereigenschaften zum Beispiel bleiben nicht zurück, wenn ich ein Land verlasse.

Etwas anderes ist meines Erachtens genauso wertvoll: die Freiheit der Medien — der Presse, des Fernsehens und des Rundfunks. Sie verlangt ebenfalls Verantwortung und Toleranz, gegenseitige Achtung. Freiheit bedeutet also, daß man Möglichkeiten hat, die zum Guten oder Schlechten benutzt werden können.

Ich habe meine innere Freiheit seit der Zeit gefunden, als ich einem scheinbaren Hindernis gegenüberstand und mich fragte: „Warum tue ich das?” Die folgenden Worte in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr'istjәn s'aiәns), waren geradezu an mich gerichtet: „Verlangen ist Gebet; und kein Verlust kann uns daraus erwachsen, daß wir Gott unsere Wünsche anheimstellen, damit sie gemodelt und geläutert werden möchten, ehe sie in Worten und Taten Gestalt annehmen.”

Im 23. Psalm wird uns gesagt: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.” Echte Wünsche werden immer von Gott erfüllt — vielleicht nicht sofort, aber Er kümmert sich um alle unsere Bedürfnisse.

Gott kennt keine materielle Grenze oder Sperre, denn Er kennt keine Materie mit ihren Begrenzungen und ihrem Verfall. Wenn man den inneren Frieden findet und mit seinem Nächsten im Frieden lebt, errichtet die Furcht keine Grenzen; Frieden und Liebe reißen die Grenzen nieder.

Die Freiheit, Gott auf die verschiedenste Art und Weise zu dienen, hat man immer und überall. Dadurch ist Freiheit in hohem Maße mit meinem eigenen Denken verknüpft.

Bin ich die Widerspiegelung unbegrenzter göttlicher Eigenschaften oder ein Sterblicher, der durch materielle Grenzen eingeschränkt wird? Bei dieser Frage hilft mir die Christliche Wissenschaft sehr und hat mir schon oft geholfen. Der Schlüssel zu Frieden und Freiheit liegt im Gebet, und dessen geistige Bedeutung habe ich in der Christlichen Wissenschaft erkannt. Ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn man als einzelner Frieden und Freiheit gefunden hat, überträgt sich das auch auf andere, und man hilft anderen und der Allgemeinheit.

Ich denke, ich habe unbeschränkte Freiheit, weil ich alle Menschen lieben kann. Es gab eine Zeit, wo ich sehr viel Furcht hatte. Dann dachte ich: „Furcht ist das Gegenteil der Liebe.” Also setzte ich mir zum Ziel, die betreffenden Menschen zu lieben. Wenn ich sie als Widerspiegelung Gottes sehe, kann ich sie als geistige Ideen sehen, und so kann ich gute Eigenschaften an ihnen entdecken. Und als ich diese Menschen in diesem Licht sah, erlebte ich Freiheit, und wir hatten guten Kontakt zueinander.

Können Sie uns sagen, wie Sie für die Regierung und für Freiheit gebetet haben?

Ich meine, daß es schon eine Regierung geben muß, und wenn sie gut arbeitet, ist das für alle Menschen gut. Manchmal sind Wahlen, aber ich kenne die Kandidaten nicht; es stehen nur ihre Namen auf dem Papier. Doch ich habe erkannt, daß ich beten kann, damit ich sehe, daß der Mensch Wahrheit, Liebe und Prinzip — das sind andere Namen für Gott — zum Ausdruck bringt. In dieser Weise habe ich mir Gedanken über Regierung gemacht.

Das ist so eine aufregende Zeit jetzt; es gibt so vieles in bezug auf Politik, was man von neuem durchdenken muß. Und es ist so wunderbar zu wissen, daß wir durch unsere Gebete helfen können.

: Ich wohne in West-Berlin und bin Lehrer an einem Gymnasium.

Vor dem 9. November 1989 wurden wir von Besuchern aus anderen Gegenden Deutschlands oder aus dem Ausland jedesmal über die Grenze befragt. Ich merkte, daß ich nicht so viel an die Grenze zwischen Ost-Berlin und West-Berlin dachte, wie sie sich vorstellten. Ein Grund dafür ist, daß ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte, daß Mauern aus Stein keine eigentliche Wirkung haben, wenn die Menschen, die von ihnen getrennt werden, keine Mauern in ihrem Be-wußtsein haben.

Ich denke oft über führende Politiker oder Regierungsmitglieder beider Seiten nach, und mit manchen stimme ich nicht überein; es fiel mir schwer, sie als Gottes Kinder zu betrachten. Eine Idee, mit der ich schon sehr lange arbeite, ist aus einem Abschnitt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit. Dort beschreibt Mary Baker Eddy Immanuel so: „. .. Immanuel oder, Gott mit uns‘ — ein göttlicher Einfluß, der im menschlichen Bewußtsein immer gegenwärtig ist. . .”

Ich bete, um diesen „Einfluß, der im menschlichen Bewußtsein immer gegenwärtig ist”, zu erkennen. Es war mir sehr hilfreich zu lernen, daß es meine Aufgabe ist, an dieser Idee, daß der Christus, Immanuel, im menschlichen Bewußtsein am Werk ist, festzuhalten.

Was bedeutet Freiheit für Sie?

Das ist nicht leicht zu erklären, aber es bedeutet zuallererst, unabhängig zu sein, Ideen zu haben, Entscheidungen treffen zu können und allgemein Fortschritt zu erleben. Es ist ein Gefühl, von äußeren Umständen unabhängig zu sein, aber vor allen Dingen ist es das Gefühl, von Gott abhängig zu sein. Ich fühle mich frei bei dem Gedanken, von Gott abhängig zu sein. Ich verlasse mich auf etwas, was ich als die Ursache von allem betrachte, als die einzige Macht. Gott ist völlig gut, Er ist göttliches Prinzip, das immer in der richtigen Weise wirkt, es macht keine Fehler. Je mehr ich merke, daß ich mit diesem Prinzip oder dieser Macht in Übereinstimmung bin, desto freier fühle ich mich.

Einige Menschen, die ich in den vergangenen zehn Jahren in der DDR kennengelernt habe, sind offensichtlich sehr frei, und ich habe den Eindruck, daß ihr Verständnis von Gott und von dem, was Freiheit ist, von dem, was der Mensch ist und was seine Beziehung zu Gott ausmacht, bewirkt, daß sie sich vielleicht sogar freier als andere fühlen. Die Einschränkungen und Begrenzungen, die zu ihrer Erfahrung gehören, haben keine so große Bedeutung für sie. Sie können zwar nicht kaufen, was sie möchten, aber das ist ihnen nicht so wichtig, weil es anderes gibt, und zwar Ideen, die für sie wichtiger sind.

: Ich komme ursprünglich aus den Vereinigten Staaten. Vor 13 Jahren zog ich nach Deutschland und lebe seitdem in West-Berlin. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Ich unterrichte halbtags Englisch und schreibe gelegentlich für Zeitungen.

Man kann sagen, daß ich mich nicht sehr frei fühlte, als ich zuerst nach Berlin kam, um hier zu leben. Ich sah jeden Tag die Mauer, und das war etwas, womit ich zurechtkommen mußte. Es war nicht so, daß es mir an irgend etwas fehlte. Ich hatte genug zu essen und Sachen zum Anziehen, aber ich fühlte mich eingeschlossen und mußte dieses Gefühl überwinden. Was ich damals erkannte, war, daß Freiheit nicht davon abhängig ist, wo wir leben; sie ist eigentlich ein Bewußtseinszustand. Freiheit bedeutet erkennen, wo Gott ist. Kann Gott durch eine Mauer begrenzt sein? Kann Gott durch politische Verhältnisse begrenzt sein? Diese Fragen stellten sich mir zu jener Zeit.

Ungefähr zwei Jahre nachdem ich hierher gekommen war, drehte eine Fernsehanstalt meiner Heimatstadt einen Film über Deutschland, und sie setzten sich mit mir in Verbindung. Sie wollten wissen, wie ich über Berlin dachte, über Freiheit in dieser Stadt. Ich war sehr überrascht, als ich mich sagen hörte: „Ich fühle mich hier freier, als ich mich je zuvor in meinem Leben gefühlt habe.” Daraufhin sagten sie: „Ja, aber die Mauer; fühlen Sie sich denn nicht eingeschlossen?” Und ich sagte: „Nein, keineswegs; diese Mauer zwang mich herauszufinden, was wahre Freiheit ist.” Und ich erzählte ihnen etwas von meinen Gedanken.

Freiheit ist für mich Disziplin. Wenn ich wirklich diszipliniert bin, bin ich frei. Ich glaube, sobald einzelne Menschen durch Selbstdisziplin Freiheit zum Ausdruck bringen, können auch Nationen damit anfangen, das zu tun. Echte politische Freiheit wird gerade jetzt in diesem Teil der Welt erlebt, weil einzelne Menschen in ihrem individuellen Leben Freiheit zum Ausdruck gebracht haben.

: Ich lebe in der DDR. Es gibt ein deutsches Volks-lied, in dem es heißt, daß „die Gedanken.. . frei” sind. Freiheit bedeutet für mich, daß ich die göttlichen Eigenschaften, die Gott mir verleiht, zum Ausdruck bringen kann. Und ich habe immer gebetet und darüber nachgedacht, wie ich sie ausdrücken kann.

Schließen Sie die Regierung in Ihr Gebet ein?

Ich habe immer an dem Gedanken festgehalten und dafür gebetet, daß mehr Vernunft sichtbar wird und daß besonders geistige Werte an Gewicht gewinnen. Damit würden auch Ethik und moralische Werte eine größere Bedeutung bekommen.

Als Christliche Wissenschafter sind wir weder weltfremd noch unkundig in bezug auf das Weltgeschehen; wir wissen schon, daß es die Grenze gibt. Aber im Reich des Geistes hat sie keine Wirklichkeit und keine Bedeutung. Und sie ist unwichtig geworden im Vergleich zu der Mission, mit der uns Christus Jesus betraut hat. In dem Maße, wie Grenzen und Begrenzungen ihre Wichtigkeit in unserem Denken verlieren, erstarkt und wächst in uns die Bereitschaft, uns aktiv an der Arbeit zu beteiligen, die uns Christus Jesus gab. Freiheit ist für mich ein demütiges Sichunterwerfen unter die christlichen Gesetze oder Regeln, die Regeln des Christentums. Wir können uns mit der politischen Situation nur auf geistige Weise auseinandersetzen.

Freiheit bedeutet für mich nicht, daß ich tun und lassen kann, was mir gefällt. Auch bedeutet Freiheit nicht, daß ich reisen kann, wohin ich möchte, sondern es bedeutet Freiheit des Denkens. Das war für mich genauso wichtig und gültig, bevor die Mauer fiel, wie auch jetzt. Die Freiheit des Denkens läßt sich nicht begrenzen.


Ich bin gewiß, daß weder Tod
noch Leben, weder Engel noch Mächte
noch Gewalten, weder Gegenwärtiges
noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes
noch eine andere Kreatur
uns scheiden kann von der Liebe Gottes,
die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Römer 8:38, 39

„ ... Bestimmt haben Sie schon des öfteren den Spruch gehört, daß alles von der inneren Einstellung abhänge, mit der wir an eine Sache herangehen. Wenn ein Hahn vom Sturm überrascht wird, legt er die Flügel eng an; er läßt ihn einfach über sich ergehen, indem er sich in seine Flügel hüllt, um sich so gut er kann zu schützen und mit hängendem Gefieder das elendige Ende zu erwarten. Wenn hingegen ein Adler vom Sturm geschüttelt wird, verhält er sich ganz anders. Er breitet seine Flügel aus und läßt sich vom Wind hoch über den tosenden Sturm emportragen. Wir stehen vor derselben Wahl. Uns allen bläßt Widerstand ins Gesicht. Über uns alle brechen beunruhigende Veränderungen im Leben herein.. . Wir können uns entscheiden, mit welcher inneren Haltung wir ihnen ins Auge sehen wollen. Wir können sie über uns ergehen lassen, oder wir können sie uns nutzbar machen. Wir können über sie verärgert sein, oder wir können uns durch sie anspornen lassen, zu größeren Höhen aufzusteigen.. .

Überall im Neuen Testament finden wir Beispiele dafür. Schauen wir uns doch die Behinderungen, mit denen es Jesus zu tun hatte, etwas genauer an, auch die ganz kleinen. Er ließ sie nicht einfach über sich ergehen. Er nutzte sie und setzte sie ein, um so Gottes Vorsatz voranzubringen. Als ein Mann aus der Menge ihn bei seiner Unterweisung des Volkes unterbrach, nutzte Jesus diese Gelegenheit, um seine Lehre noch deutlicher zu machen. Als ihn die Pharisäer mit ihrer häßlichen Kritik an seiner Moral unterbrachen — sie sagten, er sitze mit Zöllnern und Sündern zu Tisch —, ließ er ihre Kritik nicht bloß über sich ergehen; er wußte sie zu nutzen. Er nahm die schlimmen Anspielungen auf, mit denen sie ihn in Verruf bringen wollten, und verarbeitete sie zu der wohl schönsten Geschichte der Weltliteratur — der Geschichte vom verlorenen Sohn.. . In jeder Unterbrechung sah er eine göttliche Gelegenheit; alles Häßliche verwandelte er in etwas Schönes. Ja, sogar das Kreuz — wohl das größte Hindernis, mit dem er und sein Lebenszweck für immer zerstört werden sollten — gab ihm eine Kraft, mit der er die Menschen unmittelbar auf Gottes Höhe emporhob.”

Aus Ride the Wild Horses!
S. 143–145. Copyright 1952, Fleming H. Revell Company,
Nachdruck mit Genehmigung
von Florence N. Hamilton.

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