Als ich diesen Artikel schrieb, fragte ich mich, welches Wort die Leser betonen würden, wenn sie die Überschrift lesen. Mir wurde klar, daß sie die Betonung praktisch auf jedes Wort legen können. Versuchen Sie’s mal! Aber ganz gleich, welches betont wird, auf menschliches Leid bezogen, hat die Aussage einen negativen Beiklang und läßt einen an Furcht, Verletzbarkeit, Gefahr und Zufall denken.
Die Worte „So etwas hatte ich noch nie“ sagte tatsächlich jemand zu einem Ausüber der Christlichen Wissenschaft, als er ihm bei einem körperlichen Problem um Hilfe durch Gebet bat. Der Ausüber antwortete sofort: „Selbstverständlich nicht, und Sie haben es auch jetzt nicht! Und genausowenig hat es irgendeine andere Idee Gottes.“ Klingt diese Antwort unglaubwürdig oder gefühllos? Nicht für jemand, der etwas über seine wahre Identität als Bild und Gleichnis Gottes lernt und seinen gottgegebenen geistigen Sinn übt, um sich der Wahrheit völlig bewußt zu werden.
Die Antwort des Ausübers „Selbstverständlich nicht“ — besonders aber das erste Wort „selbstverständlich“ — rüttelte den Patienten sofort wach. Er sah seine und aller Menschen ursprüngliche Vollkommenheit, für immer unverändert und sicher als Gottes Mensch, nur dem Gesetz Gottes untertan. Das brachte Heilung.
Was der Ausüber sagte, ist eine absolute, geistige Tatsache. Durch das Anwenden der Christlichen Wissenschaft entdecken wir und lernen wir verstehen, was es wirklich bedeutet, daß der Mensch „zum Bilde Gottes“ erschaffen ist, wie es im ersten Kapitel des ersten Buches Mose heißt. Siehe 1. Mose 1:27. Wir sprechen nicht von einem Bild mit körperlichen Merkmalen und einer körperlichen Identität, sondern von einer geistigen Widerspiegelung, die die ewigen Eigenschaften Gottes zum Ausdruck bringt, wie Gesundheit, Schönheit, geistige Stärke und unsterbliches Sein. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn von dem Menschen die Rede ist, der zu Gottes Ebenbild erschaffen wurde, so ist damit nicht der sündige und kränkliche sterbliche Mensch gemeint, sondern der Ideal-Mensch, der Gottes Gleichnis widerspiegelt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 346. Sie sind dieser Mensch.
Wann hört man denn auf, dieses Ebenbild zu sein? War es gestern, letzten Monat oder vor zwei Jahren, als „dieses Problem“ zum erstenmal auftrat? Denken Sie daran: Der Mensch ist nie weniger als die vollkommene Widerspiegelung des einen vollkommenen Gottes. Er wird nie ein vortrefflicherer Ausdruck sein, als er es schon in diesem Augenblick ist, weil ihm die absolute Vollkommenheit jetzt zu eigen ist. Und noch einmal: Dieser Mensch sind Sie! Und ich!
Wenn die materiellen Sinne uns einen furchterregenden Zustand suggerieren, können wir auf unseren angeborenen geistigen Sinn zurückgreifen, den falschen Augenschein verneinen und die geistigen Tatsachen bekräftigen. Wir können anerkennen, daß Gott der einzige Schöpfer und der Mensch Seine geistige Schöpfung ist; daß Gott die einzige Ursache und der Mensch Seine vollkommene Wirkung ist; daß Gott das einzige Gemüt und der Mensch die Widerspiegelung dieser unendlichen Intelligenz ist. Wir können daran festhalten, daß Gott den Menschen nicht nur zu Seinem Ebenbild erschafft, sondern ihn auch in seiner ursprünglichen Vollkommenheit erhält — immateriell, ohne Krankheit, todlos. Demütiges Folgern von dieser geistigen Basis aus ist Gebet — Gebet, das heilt und erneuert.
Das Ausarbeiten eines Problems in der Christlichen Wissenschaft ist kein passives Wiederholen metaphysischer Erklärungen. Bloße Worte heilen nicht, aber geistige Ideen, die im Denken aktiv sind, heilen. Heilung ist immer ein Ergebnis der Tätigkeit des Gemüts, Gottes, im menschlichen Bewußtsein. Materie oder sterbliche Mentalität trägt nicht dazu bei. Es gibt jedoch einige Wörter, die unsere Wahrheitserklärungen stärken — Wörter wie selbstverständlich, ganz gewiß, zweifellos und (wenn man von einer richtigen Voraussetzung folgert) folglich. Aber diese sind nicht als Formeln oder als Teil einer „fertig abgepackten Behandlung“ zu benutzen.
Als Mose geboten wurde, die Kinder Israel aus Ägypten zu führen, sagte Gott zu ihm: „Ich will mit dir sein.“ 2. Mose 3:12. Der Psalmist äußerte folgende zeitlose Verheißung: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.“ Ps 23:6. Und Mrs. Eddy versichert uns in der „wissenschaftlichen Erklärung des Seins“: „Geist ist Gott, und der Mensch ist Sein Bild und Gleichnis. Folglich ist der Mensch nicht materiell; er ist geistig.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 468. Hier haben wir geistige Tatsachen, die unwiderlegbar, unleugbar, unbestreitbar sind. Die heilende Macht Gottes steht dahinter und macht sie in dem, was wir menschliche Erfahrung nennen, praktisch anwendbar.
Jesus war nicht davon beeindruckt, daß jemand „so etwas noch nie gehabt hatte“ oder „er schon so lange gelegen hatte“ Joh 5:6.. Der Meister bewies durch seine Heilarbeit, daß die ursprüngliche Vollkommenheit des Menschen nicht verletzt, angetastet oder gefährdet werden kann. Wie Gott den Menschen erschaffen hat, so bleibt er in Ewigkeit. Der empfängliche Gedanke sprach auf Jesu völlig geistige Wahrnehmung der Wirklichkeit an: Kranke Gemüter und Körper wurden geheilt.
Jesus war der größte Heiler aller Zeiten, aber es war gewiß nicht seine Absicht, der einzige Heiler zu sein. Er erwartete, daß geistig gesinnte Menschen seine Lehren befolgen und ihm nacheifern würden. Daher hinterließ er den Menschen die Botschaft: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese tun.“ Joh 14:12.
Kürzlich dachte ich ernsthaft über Jesu Verheißung nach im Zusammenhang mit der folgenden Satzung, die Mrs. Eddy im Handbuch der Mutterkirche vorgesehen hat: „Mein Rat ist, daß jedes Mitglied dieser Kirche danach streben soll, durch seine Praxis zu demonstrieren, daß die Christliche Wissenschaft die Kranken rasch und völlig heilt, und dadurch zu beweisen, daß diese Wissenschaft dem Wert, den wir ihr beimessen, vollständig entspricht.“ Handb., Art. XXX Abschn. 7.
An meinem Oberschenkel zeigte sich plötzlich ein schmerzhaftes Geschwür. Der erste Gedanke, der mir kam, war: „Das kann doch mir nicht passieren!“ Mein zweiter Gedanke war: „Von so etwas habe ich in anderer Leute Zeugnissen gelesen und gehört.“
Ich wandte mich dem ersten Gedanken zu. Selbstverständlich passierte das nicht mir, der geistigen Idee Gottes. Meine ursprüngliche Vollkommenheit blieb unberührt, unbefleckt, völlig rein und unverletzbar. Ich wußte, daß nichts vor sich ging außer Gesundheit, daß sich nichts entwickelte außer dem Guten. Ich fühlte mich frei von Furcht und war von Gottes heilender Gegenwart und Macht überzeugt.
Dann wandte ich mich meinem zweiten Gedanken zu. Da ich mich als Gottes Ebenbild erkannte, konnte ich mich unmöglich mit einem Sterblichen vergleichen, nicht einmal mit einem gesunden Sterblichen! Ich mußte daran festhalten, daß jedermann tatsächlich die Idee Gottes ist und daß keine einzige Idee Gottes je einen kranken Zustand erlebt hat. Auch ich nicht!
Ich wußte: Ich konnte und mußte vom Traum des Lebens in der Materie und seinen Begleiterscheinungen — Schmerzen und Krankheit — erwachen und meine herrliche Vollkommenheit als Idee Gottes wahrnehmen. Und dieses Erwachen würde sich als Heilung zeigen. Ich weigerte mich, den Traum von Schmerzen und Krankheit weiterzuträumen. Und ich war dankbar, daß so viele andere sich aus ihren Träumen erhoben, Herrschaft über ihren Körper ausgeübt und anderen auf Mittwochabendversammlungen und in den christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften über ihre Heilungen berichtet hatten.
Ich bemühte mich, mein Denken auf die Wahrheit zu konzentrieren, und verbrachte mehrere Tage in hingebungsvollem Studium und Gebet. Ich sah ein, daß ich darauf gewartet hatte, daß die Schwierigkeit meiner Vorstellung entsprechend geheilt würde; ich wünschte, daß sie sich einfach auflösen und verschwinden würde, so daß ich nicht mehr damit zu tun hätte. Eines Tages, als der Irrtum besonders aggressiv war, wandte ich mich inbrünstiger und demütiger denn je an Gott und betete mit den Worten Jesu: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ Lk 22:42. (An jenem Tag unterstützte mich jemand liebevoll durch Gebet.) Innerhalb weniger Stunden öffnete sich das Geschwür und entleerte sich. Meine Dankbarkeit war grenzenlos. Erneut hatte ich bewiesen, „daß diese Wissenschaft dem Wert, den wir ihr beimessen, vollständig entspricht.“
Wenn wir längere Zeit mit einer Beschwerde ringen, mögen wir uns mit einer weiteren Suggestion auseinandersetzen müssen, nämlich mit der Lüge, daß diese Schwierigkeit heute noch ebensoweit von der Heilung entfernt sei, wie sie es vorher war. Ganz gleich, was das Leiden zu sein beansprucht, es war bisher nicht wahr, es ist jetzt nicht wahr, und es wird nie wahr sein. Es gibt einfach keine unheilbare Lüge. Eine Lüge kann nicht standhalten, wenn das Licht der Wahrheit auf sie gerichtet wird.
Wer geistig aktiv ist, kann unmöglich da stehenbleiben, wo er vor zwei Jahren, vergangenen Monat oder gestern war, auch wenn sich der materielle Zustand scheinbar nicht geändert hat. Glauben Sie nie, daß es keinen Fortschritt gegeben hat! Jede Wahrheitserklärung, die bekräftigt und verstanden wird, jedes Studium der täglichen Bibellektion Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft., jedes ernsthafte Bestreben, christusgleicher zu sein, bringt uns weiter auf dem Weg zum Geistigen hin.
Wenn wir der Entmutigung, dem Zweifel oder der Furcht nicht nachgeben und ein heilendes Bewußtsein aufrechterhalten, sind wir imstande, die Unwirklichkeit der Materie und die Allheit Gottes, des Geistes, klarer zu sehen. Dann schwindet die Illusion eines materiellen Zustandes, der der Heilung bedarf, aus dem Bewußtsein, und wir erkennen unsere ursprüngliche Vollkommenheit. Wenn Sie sich aktiv mit der Wahrheit befassen, müssen Sie heute weiter sein, als Sie gestern waren, weil sich geistiger Fortschritt jeden Moment vollzieht. Denken Sie daran: Heilung erfolgt immer, wo die rettende Macht des göttlichen Christus im Bewußtsein aktiv ist.
Ganz gleich, ob wir einen bestimmten Irrtum noch nie erlebt haben oder ob er scheinbar vor langer Zeit begann, wir können voller Zuversicht und mit geistigem Verständnis erklären: „Selbstverständlich bin ich vom Traum des Lebens in der Materie erwacht; ich bin Gottes Idee. Ganz gewiß ist Gott der einzige Schöpfer, das einzige Gemüt, der Geber alles Guten. Zweifellos ist es natürlich und unvermeidbar, gesund zu sein. Gott, vollkommener, unendlicher Geist, ist mein Vater; folglich bin ich Seine vollkommene, unendliche, geistige Schöpfung.“
