Ein Freund Macht Ihnen ein ungewöhnlich großzügiges Geschenk. Es bekundet außergewöhnliche Aufmerksamkeit und Einfühlungsgabe. Wie reagieren Sie?
Fühlen Sie sich beschämt, weil Sie es nicht verdient haben? Machen Sie sich Gedanken über die Verpflichtungen, die sich daraus für Sie ergeben könnten? Kurz gesagt, denken Sie zuerst an sich?
Aber das Geschenk und wie es gegeben wurde — was denken Sie darüber?
Die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, sagte, daß die geistige Wirklichkeit, die durch die Christliche Wissenschaft offenbart wird, in gewissem Sinne wie ein Geschenk, wie eine Gabe ist. Sie schreibt in ihrem Buch Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes: „Weihnachten erinnert mich eindringlich an Gottes große Gabe — Seine geistige Idee, Mensch und Universum —, eine Gabe, die sterbliches, materielles, sinnengebundenes Geben derart übersteigt, daß die Lustbarkeiten, die törichten, ehrgeizigen Bestrebungen, der Wetteifer und die Gebräuche unseres üblichen Weihnachtsfestes als menschlicher Hohn auf die wahre Anbetung zum Gedächtnis des Kommens Christi, als possenhafte Nachahmung erscheinen.”
Vielleicht sollten wir uns fragen: Wie reagiere ich auf dieses größte aller Geschenke? Wenn der Mensch wirklich die Schöpfung Gottes, des Geistes, ist und wenn der Mensch tatsächlich geistig ist und nicht materiell, dann sieht alles anders aus, gewiß ganz anders, als man allgemein angenommen hat. Was mache ich mit einem so großen Geschenk? Ist meine Aufmerksamkeit wirklich auf das Geschenk gerichtet, oder konzentriert sie sich immer noch auf mich?
Wir konzentrieren uns vorwiegend auf uns selbst, wenn wir denken, daß wir das Geschenk zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verdienen, aber vielleicht später einmal. Natürlich kann kein sterbliches, menschliches Wesen so viel Gutes „verdienen”. Man mag sich menschlich auch noch so sehr bemühen, gut zu sein, es würde nicht ausreichen, um ein Universum in vollkommener Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit und Harmonie zu verdienen. Und doch ist gerade das der Christlichen Wissenschaft zufolge die geistige und wissenschaftliche Tatsache — so ist das Universum wirklich. Gott ist der Schöpfer. Die göttliche Liebe ist das Prinzip unseres Seins.
Das menschliche Gemüt glaubt beharrlich, daß es ein von Gottes höchster Intelligenz getrenntes Gemüt sei. Es bildet sich ein, daß diese zugestandenermaßen problematische Mentalität während einiger tausend Jahre allmählich der Vollkommenheit des göttlichen Gemüts würdig wird. Die Christliche Wissenschaft erklärt jedoch, daß wir es „verdienen”, Fortschritt oder Heilung im menschlichen Leben zu erwarten, weil der Mensch Gottes geistiges Bild und Gleichnis oder Seine Widerspiegelung ist und weil der Mensch bereits vollkommen ist.
Keine andere Grundlage würde tatsächlich Sinn geben. Wenn Gott Gott ist, dann ist Er die unendliche und die einzige Intelligenz des Universums. Dann ist Er nicht der Schöpfer irgendeines unvollkommenen, mißratenen und sündigen Bewußtseins, das letzten Endes seinen Weg zu Ihm zurückfindet. Die Christliche Wissenschaft gebraucht den Ausdruck sterbliches Gemüt, aber dies bleibt eine Bezeichnung für etwas Unwahres, eine Falschheit, die Gottes allgegenwärtige Intelligenz leugnen möchte.
Dem verächtlichen und hartnäckigen Widerstand zum Trotz — den die Bibel „fleischlich gesinnt sein” nennt — ist die Vollkommenheit Gottes und des Menschen nicht zu schwer für den Anfang. Es ist der einzig richtige Anfang, wenn wir die Worte Christi Jesu ernst nehmen sollen. Er lehrte, daß es möglich ist, vollkommen zu sein, weil Gott, unser Vater, vollkommen ist.
Mrs. Eddy, die Frau, die die Wissenschaft des Christentums entdeckt hat und daher am besten befähigt ist, uns hierüber etwas zu sagen, schreibt in ihrem Buch Grundzüge der Göttlichen Wissenschaft: „Heilen in der Christlichen Wissenschaft heißt unsere Behandlung auf das unsterbliche Gemüt gründen, auf das göttliche Prinzip vom Sein des Menschen; und dies erfordert, daß der Herr das Herz bereite und daß von Ihm komme, was die Zunge reden soll.”
In einem Brief an mich erwähnte eine Bekannte von mir eine Erfahrung, die zeigt, wie notwendig es ist, die Ausübung und Behandlung auf ihre wirkliche Grundlage zu stellen. Sie wurde durch die Christliche Wissenschaft von beunruhigenden inneren Beschwerden geheilt, die einen Druck in Rücken und Brust verursachten. Sie schrieb später: „Das körperliche Problem verschwand auf ganz interessante Weise. Nachdem ich viel studiert und von anderen Hilfe erhalten hatte, kam mir der Gedanke, daß ich aufhören mußte, den Traum berichtigen zu wollen. Vielmehr mußte ich aus der Annahme erwachen, daß ich in der Materie lebte. Zu dieser Zeit las ich in einem der Werke Mrs. Eddys eine schlichte Zeile — so etwas wie: ,Da Gott Geist ist, ist der Mensch geistig.' Ich erkannte, daß die Zeit und Energie, die ich aufwandte, um zu begreifen, warum ich das Problem hatte, für das Behaupten der Wahrheit eingesetzt werden mußten. Die Schmerzen in Brust und Rücken hörten einige Tage später auf.”
Die Aufmerksamkeit dieser jungen Frau hatte sich zunächst nicht wirklich auf das Geschenk gerichtet, sondern auf die Beschwerden, denen sie gegenüberstand. Als sie schließlich besser auf Gottes Gabe — Seinen geistigen Menschen und Seine geistige Schöpfung — ansprach, kam die Heilung.
Die Allheit Gottes, des Gemüts, und die Nichtsheit der Materie — wer kann so etwas erkennen? Das fragen wir uns inmitten geschäftiger menschlicher Tätigkeiten, die uns hinreichend vertraut, greifbar und ohne besondere geistige Bedeutung zu sein scheinen. Aber wenn es Schwierigkeiten gibt — Krankheit oder Versagen oder scheinbar unüberwindliche Ungerechtigkeit —, dann mögen wir eher bereit sein, die Lektion zu lernen, daß wir zwar die Allheit Gottes, des Gemüts, nicht aufgrund einer persönlichen Begabung erkennen können, daß wir aber diese Erkenntnis doch erhalten können, weil sie uns vom Gemüt gegeben wird.
Wenn wir die geistige Entdeckung der Wissenschaft uneingeschränkter annehmen, wird die Suggestion überwunden, jemand anders könne die Dinge vielleicht verstehen, aber wir selbst seien auf keine Weise dafür bereit. Wir erkennen dann, daß dies eine bloße Täuschung ist, deren einzige Absicht darin besteht, uns vom geistigen Voranschreiten abzuhalten; es hat nichts mit echter Demut oder Ehrlichkeit zu tun.
Die geistige und wissenschaftliche Tatsache ist, daß es keine Ausnahme von der Allgegenwart des göttlichen Gemüts gibt. Was das sterbliche Gemüt von der Allgegenwart der geistigen Wirklichkeit und des Guten zu wissen oder nicht zu wissen glaubt, erweist sich als unerheblich. Wenn wir wirklich gehorsam und willens sind, geistig so zu wachsen, wie das Geschenk Gottes es erfordert, finden wir geistige Einsicht und geistiges Verständnis, die das göttliche Gemüt ausströmen läßt. Gottes Mensch spiegelt sie wider. Es ist einfach da, und wir sind imstande, in diesem Licht zu wandeln. Was wir dann sehen, gehört uns, obwohl es uns von Gott gegeben wurde. Wir erkennen, daß es immer wahr gewesen ist und für das gründlich berichtigte Verständnis davon, wer und was wir als Gottes Mensch sind, immer verfügbar war.
Wir brauchen uns auf unserem Pfad nicht durch eine nichtssagende Lüge über eine besondere persönliche Unzulänglichkeit aufhalten zu lassen. Es gibt diese Unzulänglichkeit einfach nicht. Geistiges Verständnis ist wie Licht und Luft — es ist ein kostenloses Geschenk, obwohl es beständigen Bemühens und ständiger Selbstaufopferung bedarf, um sich bewußt zu bleiben, was einem geschenkt wurde.
Wenn wir in den alten Begriffen denken und glauben, wir hätten eine persönliche Begabung dafür, die Christliche Wissenschaft zu verstehen und anzuwenden, verfehlen wir den grundlegenden Gedanken im Gebet des Psalmisten: „Du wollest mich führen auf den Felsen, der höher ist als ich.“
Nach der englischen King-James-Bibel. Die Offenbarung der göttlichen Wissenschaft zeigt, daß es etwas viel Höheres gibt als den persönlichen Begriff von einem Ich in der Materie. Diese grundlegende, wissenschaftliche Wirklichkeit des Menschen als Ausdruck Gottes ist der Grund dafür, daß wir den errettenden und heilenden Christus, Wahrheit, erkennen können.
Wir brauchen die Christliche Wissenschaft nicht durch die unveränderten alten materiellen Ansichten vom Ich und dem, was es weiß, zu betätigen und können das auch gar nicht. Es gibt etwas ganz Neues im menschlichen Erleben, und das ist die Entdeckung, daß es ein Gemüt gibt, das göttlich ist, ein Ego, das Geist ist. Deshalb brauchen wir nicht mehr zu versuchen, den unendlichen Geist an ein kleines Ego und all seine falschen Vorstellungen von dem, was es zu erkennen gibt, anzupassen. Wir können uns von ganzem Herzen etwas grundlegend Neuem zuwenden — diesem großen Geschenk, das Gott uns macht.
Meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
den du bereitet hast vor allen Völkern,
ein Licht, zu erleuchten die Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.
Lukas 2:30-32
