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Wie können wir Gottes Liebe zu uns erkennen?

Aus der Dezember 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Gott Ist Die Liebe”, heißt es in der Bibel. Aber was genau bedeutet das für uns? Wahrscheinlich haben wir alle schon Zeiten erlebt, in denen wir uns ziemlich ungeliebt fühlten. Vielleicht hatten wir sogar das Gefühl, daß — selbst wenn Gott uns liebt — diese Liebe einfach zu abstrakt ist, als daß sie uns viel nützen könnte.

Das Problem liegt möglicherweise darin, daß wir gewohnt sind, uns Liebe hauptsächlich auf der menschlichen Beziehungsebene vorzustellen, die uns konkreter vorkommen mag als Gott. Und die Liebe Gottes unterscheidet sich ja ganz erheblich von menschlicher Liebe.

Die menschliche Liebe, die der Liebe Gottes zu einem jeden von uns am nächsten kommt, ist vielleicht die Liebe dem meisten Eltern zu ihren Kindern. Elternliebe ist eine tiefe, zärtliche und beschützende Liebe. Es ist eine Liebe, die durch menschliche Ereignisse nicht zerstört werden kann. Das gleiche gilt für Gottes Liebe zu uns, und es ist hilfreich, sie uns in dieser Art vorzustellen, denn so fangen wir an, sie zu verstehen. Doch Gottes Liebe geht selbst über die beste Elternliebe noch weit hinaus.

Gott ist unendlicher Geist, der die gesamte Schöpfung erfüllt. Daher ist auch Seine Liebe grenzenlos und geistig. Vielleicht denken wir im Zusammenhang mit dem Wort unendlich einfach nur an „unendlich groß”. Aber die Mathematik erschließt uns noch eine weitere Perspektive. Sie zeigt uns, daß es auch zwischen zwei beliebigen Zahlen noch eine unendliche Menge von Zahlen gibt. Zwischen den Zahlen eins und zwei liegen zum Beispiel die Zahlen eineinhalb, eineinviertel, eineinachtel und noch kleinere Teilungen zwischen diesen Brüchen — buchstäblich ad infinitum. Dies veranschaulicht, daß das Wort unendlich sich nicht allein auf die Größe beziehen muß, sondern auch die Fülle, den Reichtum und die Intensität betreffen kann. Und das kann uns zu einem besseren Verständnis davon verhelfen, was die unendliche Liebe ist. Gottes Liebe schließt uns nicht nur alle ein, sondern sie ist auch für jeden einzelnen von uns unendlich reich, intensiv und tief.

Wie kommt es dann, daß wir diese Liebe nicht immer fühlen? Vielleicht liegt es daran, daß wir nicht bewußt danach Ausschau gehalten haben. Sie ist immer da, doch wir müssen uns die Zeit nehmen, ihre Gegenwart wahrzunehmen. Das tun wir, indem wir unser Denken mehr auf Gott richten — darauf, wer und was Er ist — und indem wir darauf achten, wie Er uns führt. Dieses Hinwenden zu Gott und Auf-Ihn-Hören ist die Substanz des Gebets.

Vor einiger Zeit hatte ich das Bedürfnis, Gottes Liebe zu mir stärker zu fühlen. Wie viele Menschen, hatte ich Gott immer als einen „Vater” betrachtet. Aber nun sehnte ich mich danach, Gott als meine Mutter zu erkennen, Seine „Mutterliebe” zu mir zu fühlen.

Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott als unendlicher Geist weder männlich noch weiblich ist. Aber sie sagt auch, daß Gott unser Schöpfer ist und daß wir Ihn deshalb sowohl als unseren liebenden Vater als auch als unsere liebende Mutter betrachten können. Im Buch Jesaja wird die Mutterschaft Gottes mit folgenden wohlgesetzten Worten angesprochen: „Denn so spricht der Herr:. .. Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet; ja, ihr sollt an Jerusalem getröstet werden.”

Auch Mrs. Eddy sah die mütterliche Seite Gottes. In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für 1901 schreibt sie: „Die Christliche Wissenschaft erklärt das Wesen Gottes als Vater wie auch als Mutter.”

Als ich mich besonders bemühte, zu Gott als Mutter wie auch als Vater zu beten, gab mir dies ein tröstliches Gefühl Ihrer zärtlichen, immergegenwärtigen Liebe zu mir. Ich begann, die Wärme der Mutterliebe zu empfinden, die Gott für jeden von uns hegt, und die unendliche Tiefe, den Reichtum und die Fülle dieser Liebe.

Etwa zur gleichen Zeit stieß ich auf eine Aussage des amerikanischen Philosophen William James in seinem klassischen Werk Die religiöse Erfahrung in ihrer Mannigfaltigkeit. Er spricht dort von der Beziehung zwischen den religiösen Ansichten, die wir haben (unserem Gottesbegriff), und unserer Vorstellung von dem Universum, in dem wir leben. Die Religion sieht er als die gesamte Reaktion eines Menschen auf das Leben, und er legt nahe, daß unsere Lebenseinstellung eng mit unserer Vorstellung vom Universum zusammenhängt. Dies führte dazu, daß ich mich fragte: Welche Vorstellung vom Universum habe ich denn eigentlich? Habe ich manchmal das Gefühl, in einer kalten, unberechenbaren, materiellen Welt zu leben, oder erkenne ich tatsächlich, daß der Mensch geistig ist, von Gott erschaffen, der die göttliche Liebe ist und der allen Seinen Kindern ein liebevoller Vater und eine liebevolle Mutter ist.

Als lebenslange Christliche Wissenschafterin hatte ich mich oft im Gebet an Gott gewandt und Seine Antworten in Form von Führung, Schutz und Heilung erfahren. Für mich ist Gott Realität, und ich bejahe uneingeschränkt die Bibel, der zufolge Gott Liebe ist. Und in dieser Zeit begann ich die Wärme Seiner Liebe mehr und mehr zu empfinden. Und dann fragte ich mich: Was für ein Universum würde ein Gott schaffen, der unendliche Liebe ist? Da Gott Liebe ist, so folgerte ich, mußte Liebe das Prinzip des Universums sein und zu lieben mußte ein Grund für die Erschaffung des Universums und auch des Menschen sein.

Das bedeutet also, daß wir tatsächlich Gottes Familie sind. Und in dem Universum, das Er geschaffen hat, sind wir alle sicher und geliebt. Unser Vater-Mutter Gott ist immer bei uns; wenn wir uns im Gebet an Ihn wenden, führt Er uns und hilft uns, wie liebende Eltern es tun würden.

Es kann Zeiten in unserem Leben geben, in denen wir Gottes Liebe brauchen, es uns jedoch schwerfällt, ihre Gegenwart zu spüren. Dann kann es eine Hilfe sein, sich daran zu erinnern, daß Gott, obwohl Er unser Vater und unsere Mutter ist, nicht menschlichen Eltern gleicht, die zu einem bestimmten Zeitpunkt da sein und uns ihre Aufmerksamkeit schenken können oder auch nicht. Weil Seine Mutterliebe das Universum erfüllt, kann unsere zeitweilige Unfähigkeit, diese Liebe zu empfinden, uns nicht wirklich von ihr trennen. Wenn wir diese Tatsache erkennen und daran festhalten, wird uns die Gegenwart der Liebe klarer bewußt. Die folgenden Zeilen eines Liedes aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft versichern uns, daß wir auf eine Liebe vertrauen können, die immer da ist, ob wir sie nun spüren oder nicht. „Mit Gottes Liebe ständig angetan, / Ich atme Liebe — Himmelsluft sie scheint!”

Die Erkenntnis, daß die Liebe Gottes immer gegenwärtig ist, bewirkt mehr als nur die Befriedigung unserer eigenen Bedürfnisse. Sie macht uns auch deutlich, wie natürlich es ist, andere zu lieben. Christus Jesus sprach nicht nur von Gottes Liebe zu uns; er lehrte uns auch, unsere Nächsten, unsere Feinde und uns untereinander zu lieben. Das bedeutet nicht, daß wir irgendwie eine persönliche Liebe zu jedem Menschen entdecken müßten. Das wäre in der Tat wohl kaum möglich. Was wir aber entdecken können, ist, daß wir einander mit einer geistigen Liebe lieben können, die die Liebe Gottes widerspiegelt. Dazu kommt es, wenn wir ein tieferes Verständnis davon erlangen, daß wir alle von der göttlichen Liebe zum Gleichnis ebendieser Liebe erschaffen wurden, um zu lieben und geliebt zu werden, und daß wir in einem Universum leben, das von Liebe erfüllt ist. Dann werden wir erkennen, daß die Brüderschaft der Menschen nicht nur eine schöne Empfindung ist, über die man spricht, sondern eine geistige Tatsache, die gelebt werden muß; denn Gott ist wahrhaftig Vater und Mutter aller.

Wenn wir Gottes unendliche Elternliebe zu einem jeden von uns annehmen und sie sich in unserem Denken und Handeln ganz natürlich spiegelt, brauchen wir uns nicht länger zu fragen, ob Gott uns liebt. Wir werden um Seine Liebe wissen und sie fühlen durch ihre konkrete Gegenwart in unserem Leben.

Und der Herr wird dich immerdar führen und
dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken.
Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten
und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.

Jesaja 58:11

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