Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

EIN GESPRÄCH

Ärzte und christliches Heilen

Aus der April 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Interesse Der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft
Christian Science (kr’istjen s’aiens) an aktuellen medizinischen Entwicklungen war keineswegs nur beiläufig. Schon früh hatte sie erkannt, daß Gedankenmodelle innerhalb der Medizin enorme Auswirkungen auf das gesamte gesellschaftliche Denken haben — auf theologische Ansichten und das Rechtswesen, auf den Grad an Toleranz gegenüber rein geistigem Heilen.

Mary Baker Eddy verfolgte ganz allgemein die Entwicklung medizinischer Theorien, achtete aber besonders auf Veränderungen im Bereich der Medizin, die sie für bedeutsame „Zeichen der Zeit“ hielt. Sie bemerkte, daß man aufgeschlossener wurde für Gebet, daß die Wirkung des Denkens auf den Körper anerkannt und die Unzulänglichkeiten eines rein materialistischen medizinischen Ansatzes eingestanden wurden. Die Tatsache, daß sie in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift Siehe zum Beispiel S. 149, 162–164. zahlreiche diesbezügliche Beobachtungen von Ärzten mit aufgenommen hat, unterstreicht ihre Überzeugung, daß ärztliche Vorstellungen im Wandel begriffen waren. Sie verfolgte diese Entwicklung nicht von einem engbegrenzten religiösen Blickwinkel aus, vielmehr sah sie darin einen Beweis für das universelle Wirken des Christus im empfänglichen menschlichen Bewußtsein — zum Nutzen der Medizin wie auch der Christlichen Wissenschaft. Das Denken zur Allheit Gottes, zum Geist, zu erheben, das — so lehrt die Christliche Wissenschaft — ist die Grundlage des Heilens, und das bringt dem Körper, der Familie und den Nationen Gesundheit.

In den letzten sechs Jahren sind in den Vereinigten Staaten Menschen verklagt worden, die sich auf geistige Heilmittel verlassen haben. Das hat zu Reaktionen von unerwarteter Seite geführt. Eine Reihe Ärzte unterstützte die Haltung der Christlichen Wissenschafter, beklagte ihre strafrechtliche Verfolgung und sprach sich für ihr Recht auf freie Religionsausübung aus. Einige Ärzte brachten ihre Unterstützung im persönlichen Gespräch zum Ausdruck; andere sprachen öffentlich darüber — zum Beispiel in Leserzuschriften.

Unsere Redakteure haben einige dieser Ärzte interviewt. Alle waren freundlicherweise damit einverstanden, daß wir Auszüge aus ihrem interview veröffentlichten. Es versteht sich von selbst, daß keiner dieser Mediziner ein Anhänger der christlich-wissenschaftlichen Theologie oder ihrer rein geistigen Heilmethode ist. Um so bemerkenswerter ist deshalb ihr Aufruf zu mehr Toleranz.

Aus dem Interview mit Kinderarzt aus Sarasota im amerikanischen Bundesstaat Florida, nun folgende Auszüge:

Würden Sie uns Ihren beruflichen Werdegang schildern? Ich heiße Dr. Bill Morgan und bin Kinderarzt in Sarasota, Florida. Ich praktiziere seit 19 Jahren hier in Sarasota, und zwar speziell in der Kinderheilkunde. Ich habe die medizinische Fakultät in Florida besucht und war dann als Assistenzarzt hauptsächlich in Nordkarolina tätig. Davor hatte ich einen Abschluß als Chemotechniker erworben und war fünf Jahre lang in diesem Beruf tätig gewesen. Daher bin ich etwas älter und habe auch eine etwas andere Einstellung.

Sie sind jetzt also seit fast zwanzig Jahren praktizierender Arzt. Hinzu kommt noch Ihre Zeit als Assistenzarzt. Was haben Sie in dieser Zeit über das Heilen gelernt? Ich glaube, wenn man sich um Säuglinge und Kinder kümmert, erfährt man, was Heilen wirklich bedeutet. Meines Erachtens tendiert die Natur immer zur Gesundheit.

Wie sollte Ihrer Meinung nach die Beziehung zwischen Arzt und Patient aussehen? Oder im Falle von Kindern, zwischen Eltern und Arzt? Wenn es zu einem bestmöglichen Behandlungsablauf kommen soll, müssen die Eltern dem Arzt vertrauen, und der Arzt muß sich um den Patienten kümmern; doch nicht nur um seine medizinischen Bedürfnisse, sondern um ihn als Menschen. Ich glaube, insgesamt gesehen werden die besten Resultate erzielt, wenn diese Zuwendung zum Patienten da ist.

Mit meiner nächsten Frage komme ich auf den positiven Brief zu sprechen, mit dem Sie auf die Zeitungsanzeige Christlicher Wissenschafter in Sarasota reagiert haben. Nicht nur Sie, sondern mehrere Ärzte haben sich — von verschiedenen Standpunkten aus — positiv dazu geäußert. Im wesentlichen sagten sie alle etwa folgendes: „Es kann sein, daß wir Ärzte nicht die einzigen Lösungen zu bieten haben. Vielleicht gibt es einen anderen Ansatz zum Heilen, und wir müssen ihn nicht unbedingt gleich im Keim ersticken.“ Was hat Sie und vielleicht auch einige Ihrer Kollegen dazu veranlaßt, sich so zu äußern? Betrachtet man die Angelegenheit von einem nichtchristlichen Standpunkt aus, dann ist es doch so: Wer in der Medizin tätig ist, hat ärztliches Versagen und auch Heilungen durch Gebet miterlebt. Die Medizin basiert größtenteils auf Erfahrung. Erfahrung soll Antwort geben auf die Frage: Wirkt dies? Wirkt jenes? Und wir wissen sehr wohl, daß wir nicht auf alles eine Antwort haben, und wir wissen auch, daß Gebet heilt.

Um noch weiter zu gehen: Für mich geht es hier darum, daß wir alle Brüder sind in Christus und daß mein Bruder, der christlich-wissenschaftliche Heiler, nur eine andere Methode anwendet als ich.

Auch in meiner Kirche — der Episkopalkirche St. Bonifazius — haben wir den Auftrag zu heilen, und viele wunderbare Dinge haben sich dort ereignet. Ich versuche grundsätzlich, für meinen Nächsten Mitgefühl zu haben; und ein Kranker bedarf der Heilung. Solange kein Betrug mit im Spiel ist, ist mir der Weg dahin nicht so wichtig. Von Scheinmedikamenten oder ähnlichem halte ich allerdings nichts, doch wenn es der Heiler ehrlich meint, ist er mein Kollege. Ich will keinen Revierkampf.

Erinnern Sie sich an irgendeinen besonderen Fall, bei dem Sie in Ihrer ärztlichen Praxis oder vielleicht aufgrund des seelsorgerischen Auftrags Ihrer Kirche Zeuge eines Geschehnisses wurden, das Ihnen als Arzt ziemlich klar vor Augen geführt hat, daß da etwas durch Gebet geschehen war — daß Gebet eine Veränderung bewirkte? Ja, ich erinnere mich an so einen Fall. Ich hatte ein Kind mit akuten Beschwerden behandelt und praktisch alles getan, was in meiner Macht stand. Ich habe dann miterlebt, wie die Mutter für das Kind betete und was daraufhin geschah: Das akute Leiden des Kindes verschwand. So etwas erlebe ich immer wieder einmal. Ich könnte Ihnen vermutlich ein Dutzend solcher Fälle aus meiner zwanzigjährigen Berufspraxis aufzählen. Mein Partner hat ähnliche Erfahrungen gemacht.

Aber was mich dabei am meisten beeindruckt — und das ist wieder meine persönliche Einstellung, ich bin aber überzeugt davon —: Sie und ich, wir wissen nicht, woran wir in fünf Minuten denken oder worüber wir reden werden. Und ich glaube fest, daß genau da Gott wirkt. Mit anderen Worten: Wenn ich mich um ein Kind kümmere, das schwer krank ist ..., ja dann kann mir ganz spontan ein Gedanke kommen. Ich fühle mich in dem Moment wirklich von Gott geführt — zu Erkenntnissen, die ich sonst vielleicht nicht gehabt hätte. Ich erinnere mich an viele Fälle, in denen ich dank Gottes Hilfe richtig gehandelt habe.

Möchten Sie noch etwas hinzufügen? Ich weiß nicht, ob Sie dies auch so sehen, und ich bin mir nicht einmal sicher, ob alle Mediziner sich dessen bewußt sind: Aber unsere erste Aufgabe als Ärzte besteht nicht darin, jemanden zu heilen, sondern vielmehr, niemandem Schaden zuzufügen. Wir dürfen die Heilung nicht stören, und wir sollen niemandem schaden. Sir William Osler, einer der hervorragendsten Ärzte aller Zeiten, hat das jedem Medizinstudenten eingetrichtert: Nur sachte, denk nach, überleg noch einmal, und richte vor allem keinen Schaden an.

Neulich las ich gerade etwas von ihm; es ging da um tuberkulosekranke Patienten. Vermutlich kennen Sie ihn aber sehr viel besser als ich. Jedenfalls äußerte er sich dahingehend, daß der Fortschritt eines Patienten viel mehr davon abhängt, was in seinem Kopf als was in seiner Lunge vor sich geht. Eine bemerkenswerte Beobachtung! Ich glaube, das gilt auch für andere Krankheiten. Wir Ärzte sind manchmal so kurzsichtig und glauben, wir wüßten schon alles — nur weil wir das Jahr 1989 schreiben. Und doch wird die Medizin in vermutlich dreißig Jahren mit dem heutigen Betrieb nicht mehr die geringste Ähnlichkeit haben.

Ich hoffe, daß wir alle in dreißig Jahren noch besser heilen werden. Ja, ich auch. Ich habe das Gefühl, daß Sie der Wahrheit genauso nahe sind wie wir, vielleicht sogar näher. Also nur nicht die Hoffnung aufgeben!

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / April 1991

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.