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Sehnen Sie sich nach Liebe?

Aus der April 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Menschheit — In ihrer Vielfalt und mit ihren unendlich vielen Individualitäten — scheint so oft in sich widerstreitende Gruppen gespalten zu sein. Aber sicher stimmen viele von uns darin überein, daß uns wenigstens ein großes gemeinsames Band vereint: Wir sehnen uns nach Liebe und danach, geliebt zu werden.

Man hat festgestellt, daß Babys in Institutionen nicht so gut gedeihen wie liebevoll umhegte Kinder, und deshalb gibt es in einigen Kliniken Freiwillige, deren einzige Aufgabe darin besteht, in diesen Kleinen Liebe zu erwecken und ihnen viel Zuwendung zu schenken. Die Kinder sprechen darauf an und machen Fortschritte.

Es gibt Hilfsorganisationen, die Hunde in Krankenhäuser und Pflegeheime bringen, damit diese liebevollen Tiere den Patienten gegenüber die bedingungslose Liebe eines Hundes zum Ausdruck bringen. Man hat festgestellt, daß die Patienten für diese besondere Art von Liebe sehr empfänglich sind und durch sie neuen Mut fassen.

Als Kind glaubte ich, daß ich nicht geliebt wurde, und in gewisser Weise trug ich diese belastende Annahme noch mit mir herum, als ich bereits erwachsen war.

Meine Mutter war eine sanfte, gute, liebevolle Frau, aber ich fühlte mich ihr nie sehr verbunden. Aufgrund bestimmter Unglücksfälle in der Familie wurden mir als kleines Mädchen viele Pflichten übertragen, für die ich eigentlich noch zu jung war, und ich tat mein Bestes, um ihnen gerecht zu werden. Dennoch war meine Mutter mir gegenüber nie herzlich. Ich fühlte mich einsam und verlassen und glaubte schließlich, irgend etwas müsse mit mir nicht in Ordnung sein und ich hätte etwas Unliebenswertes an mir. Aus tiefstem Herzen beneidete ich Kinder, die von ihren Eltern umarmt und geküßt wurden.

Als ich erwachsen war und von daheim wegging, tauschte ich mit meinen Eltern wöchentlich Briefe aus. Ich setzte jedesmal „In Liebe“ unter meinen Brief, aber meine Mutter schloß ihre Briefe nie auf diese Weise.

Jedoch habe ich eigentlich schon damals, selbst als ich mich nach äußeren Zeichen der Zuneigung sehnte, gewußt, daß es mehr als eine Sprache der menschlichen Liebe gibt und daß treue Hingabe, Aufopferung, beständige Güte und Pflichterfüllung vielleicht am deutlichsten und ausdrucksvollsten sprechen. Ganz gewiß haben meine Eltern diese „Sprache“ gesprochen. Trotzdem sehnte ich mich danach, daß meine Mutter ihre Zuneigung in Worten und Herzlichkeit ausdrückte statt in einer Weise, die mir wie kalte Gleichgültigkeit vorkam.

Ich heiratete, und eine der Segnungen unserer glücklichen Ehe war, daß mein Mann und ich die Christliche Wissenschaft studierten. Durch dieses Studium lernte ich, daß Gott Liebe ist und daß der Mensch als Sein geistiges Gleichnis zu Seinem Bilde geschaffen ist. Der Mensch hat die Aufgabe, die unveränderliche Natur Gottes, der Liebe, auszudrücken. Diese Liebe beruht auf einer tieferen Grundlage als rein menschlicher Anziehung oder Zuneigung. Ich lernte auch, daß jeder von uns als Gottes Kind fähig ist, diese Liebe zum Ausdruck zu bringen. Obgleich dieses Studium mich bereicherte und mein Verständnis von Gott und dem Menschen als Seiner Widerspiegelung vertiefte, betete ich niemals ernsthaft wegen der Beziehung zu meiner Mutter.

Dann wurde ich mit einem schmerzhaften und furchterregenden körperlichen Problem konfrontiert; und als meine eigenen Gebete keine sofortige Heilung herbeiführten, bat ich eine Freundin, eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft, um Hilfe. Zur gleichen Zeit quälten mich die Sorgen um ein anderes Familienmitglied, das Hilfe durch Gebet abzulehnen schien. Aus diesem Grund riet mir meine Freundin, mein Verständnis von Gott als Liebe zu vertiefen und Seine Liebe zur gesamten Schöpfung zu sehen.

Meine gebetvollen Betrachtungen nahmen mich ganz in Anspruch, und die Allgegenwart der Liebe Gottes wurde für mich sehr wirklich. Ich erkannte, daß wir alle immer in der höchsten Liebe, in Gott selbst, „bleiben“. Christus Jesus sagte: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.“

Das bedeutete nicht einfach, daß wir wie kleine Menschenkinder in Gott geschützt und geborgen, aber doch irgendwie von Ihm getrennt und anders als Er sind. Tatsächlich sind wir alle eins mit Seiner Liebe und untrennbar davon. Diese Liebe schließt nicht nur ruhige, reine Güte ein, sondern auch die ganze aktive, dynamische Kraft der Liebe als Gemüt, Leben, Sein, Prinzip. Bis zu einem gewissen Grade hatten meine Gebete mein Verständnis gestärkt, daß der von Gott geschaffene Mensch in Wirklichkeit geistig, nicht materiell ist. Ich sah ein, daß er von der Liebe untrennbar ist, weil er untrennbar ist von Gott.

Durch dieses neue Verständnis der Liebe wurde ich von dem schmerzhaften körperlichen Zustand geheilt. Und obwohl ich nicht speziell für die Verwandte gebetet hatte, um die ich so besorgt gewesen war, wurde auch sie von ihrem körperlichen Leiden geheilt, und ihr Leben erhielt eine neue Richtung.

Beinahe zur selben Zeit erhielt ich einen Brief von meiner Mutter. Dieser war jedoch ganz anders als all die üblichen kühlen Pflichtbriefe, die sie mir bis dahin geschickt hatte.

Sie berichtete, sie sei von dem Gefühl überwältigt worden, mir eine Erklärung schuldig zu sein. Ihr war der Gedanke gekommen, ich könnte glauben, sie liebe mich nicht. Sie liebe mich aber wirklich, schrieb sie, doch sei sie einfach nie imstande gewesen, Liebe und Zärtlichkeit in Worten und auf allgemein übliche Weise auszudrücken. Außerdem habe sie nun erkannt, weshalb das so sei. Es hatte mit ganzen Generationen ihrer Familie zu tun.

Ihre eigenen Eltern und ihre Großeltern hatten praktisch wie Pioniere in einer unfreundlichen Umwelt Armut und schwere Zeiten durchgemacht und viele Schwierigkeiten überwunden. Um zu überleben und erfolgreich zu sein, mußten sie sehr viel Mut und Stärke aufbringen. Sie hatten Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin mit Stärke gleichgesetzt, und offen ausgedrückte menschliche Liebe hielten sie für Schwäche. Obwohl sie freundlich und gut waren, hatten sie es sich nicht gestattet, das zu sein, was sie als „weich“ betrachteten.

Meine Mutter schrieb, daß sie das jetzt verstand, obgleich auch sie sich als Kind nach einer Liebe gesehnt hatte, die ihr nie zuteil geworden war. Sie hatte es einfach nie gelernt, wie sie aus sich herausgehen und herzlich zu anderen sein konnte. Sie hatte nur gelernt, wie sie stark, nicht „schwach“ sein konnte.

Zum ersten Mal unterschrieb sie einen Brief an mich „In Liebe, Mutter“.

Was für ein Augenblick war das für mich — und für sie! Er bezeichnete für uns beide den Beginn vieler Jahre engen Vertrautseins und herzlicher Zuneigung zueinander.

Tätige menschliche Liebe ist nur einer der unendlichen Beweise für die Zärtlichkeit der allgegenwärtigen göttlichen Liebe, und als solchen können wir alle sie wertschätzen. Wie auch ich entdecken durfte, erleben wir selber sie mehr und mehr, je mehr sich unser Verständnis und unser Bewußtsein von Gott als unendlicher Liebe entfalten.

Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Das unergründliche Gemüt ist zum Ausdruck gekommen. Die Tiefe, Breite, Höhe, Macht, Majestät und Herrlichkeit der unendlichen Liebe erfüllen allen Raum. Das genügt!“ Früher oder später werden wir alle diese Wahrheit erkennen.

Diese Liebe wird jetzt, wurde schon immer und wird ewiglich in unserem Leben ausgedrückt — und zwar nicht nur auf unmißverständliche, einfache und bescheidene, sondern auch auf majestätische und erhabene Weise. Wir müssen ihr nur unser Herz öffnen.


Tu so viel Gutes wie möglich, mit allen möglichen Mitteln, in jeder möglichen Weise, an allen möglichen Orten, zu jeder möglichen Zeit, allen möglichen Menschen, solang es dir nur möglich ist.

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