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Wer braucht die Kirche?

Aus der August 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Haben Sie Schon einmal daran gedacht, der Kirche den Rücken zu kehren? Kam Ihnen jemals der Gedanke: „Wer braucht sie schon? Ich hätte mehr davon, wenn ich die Bibellektion im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft studierte, anstatt zu den Gottesdiensten zu gehen. Wenn die weiter so dumme Entscheidungen treffen, dann sollen sie das ohne mich machen!“

Dies hätten meine Worte sein können, als ich eines Abends von einer Komiteesitzung nach Hause fuhr. Ich war die neue Vorsitzende, und die erste Versammlung war ausgesprochen schlecht verlaufen. Mehrere geäußerte Meinungen gingen mir völlig gegen den Strich, und ich war frustriert, weil so wenig Komiteemitglieder bereit waren, Aufgaben zu übernehmen.

Als ich am nächsten Morgen die wöchentliche Bibellektion las, betete ich, um meine Dankbarkeit für die Kirche und meine Liebe zur Kirche zu erneuern. Die Lektion enthielt unter anderem den Bericht aus dem zweiten Buch Mose, wie Mose die Kinder Israel in das Gelobte Land führte. Im Hinblick auf meine eigene Kirchensituation brachte mir dieser Bericht neue, heilende Inspiration.

Hier war ein Mann, der mit gutem Grund die Gruppe hätte verlassen können. Die Israeliten waren an der Grenze zum Gelobten Land angekommen, aber nachdem sie die Situation überdacht hatten, beschlossen sie, nicht in das Land zu ziehen, weil sie sich vor der Übermacht der Bewohner fürchteten. Diese Entscheidung hatte zur Folge, daß Mose vierzig Jahre in der Wüste verbrachte mit einem oft mürrischen, ängstlichen, gotteslästerlichen, rebellischen und undankbaren Haufen Leute.

Ich frage mich, ob Mose jemals dachte: „Wer braucht das schon?“ Die Bibel berichtet zwar, daß er mehr als nur ein wenig verärgert war, als Korach, Datan und Abiram ihn herausforderten (siehe 4. Mose 16:1–34). Wir lesen auch, daß Gott ihn unterstützte und daß Mose geduldig bei seinen Leuten blieb, bis sie genug geistigen Fortschritt gemacht hatten, um in das Gelobte Land zu ziehen.

Dieses Beispiel kann uns bei unserer Kirchenarbeit helfen. Wenn wir die Kirche Christi, Wissenschafter, nur als eine rein menschliche Organisation betrachten, lediglich als eine weitere Gruppe, der wir freiwillig angehören, dann mag uns die Kirche manchmal nicht unterstützenswert erscheinen. Tatsache aber ist, daß die von Mrs. Eddy gegründete Kirche Christi, Wissenschafter, die höchste menschliche Kundwerdung der geistigen Idee von Kriche darstellt. In Wissenschaft und Gesundheit wird diese geistige Idee erläutert: „Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht.“

Jesus war der klarste menschliche Repräsentant des Christus, der geistigen Idee vom Menschen; er brachte dem individuellen menschlichen Bewußtsein Erlösung und Heilung. Die Kirche Christi, Wissenschafter, bringt der Welt die heilende Erlösung des Christus und wirkt den Ansprüchen des kollektiven Bösen entgegen. Deshalb ist die christlich-wissenschaftliche Bewegung für alle diejenigen überaus wichtig, die sich danach sehnen, den Menschen Frieden und heilenden Trost zu bringen.

Wir erkennen, wie wichtig es ist, die Kirche Christi, Wissenschafter, zu unterstützen, wenn wir uns vor Augen halten, wieviel mehr eine Gruppe zu tun vermag als jemand, der allein arbeitet. Mose stellte das während der Schlacht fest, in der die Israeliten die Amalekiter besiegten. Sie erinnern sich vielleicht, daß die Israeliten so lange siegten, wie Mose die Hände emporhielt. Wenn er aber müde wurde und die Hände sinken ließ, gewannen die Feinde die Oberhand. Also setzten Aaron und Hur, zwei seiner Helfer, Mose auf einen Stein und stützten ihm die Arme — einer auf jeder Seite —, bis der Sieg errungen war (siehe 2. Mose 17:8–13).

Noch ein anderer Grund, warum wir die Kirche unterstützen sollten, ist, daß sie für unser eigenes geistiges Wachstum unentbehrlich ist. Sie ist das Mittel, das Mrs. Eddy uns gegeben hat, damit wir unser Denken vergeistigen, die menschliche Situation heben und schließlich nicht nur uns selber, sondern die gesamte Menschheit als gottähnlich und vollkommen sehen können.

Allerdings müssen wir zuverlässige Kirchenarbeiter sein. Wie können wir aber Moses Geduld, Treue, Beständigkeit und Selbstlosigkeit über die rein menschliche Ebene hinausheben, auf der sie bei Belastung so schnell ins Schwanken geraten? Wie können wir diese Eigenschaften so standhaft und konsequent zum Ausdruck bringen wie Mose? Durch ein Verständnis der göttlichen Liebe ist uns das möglich. Mrs. Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit über die göttliche Liebe: „Die Kraft der Christlichen Wissenschaft und der göttlichen Liebe ist allmächtig“ und: „Die Substanz aller Frömmigkeit ist die Widerspiegelung und Demonstration der göttlichen Liebe, die Krankheit heilt und Sünde zerstört.“

Wenn unsere Hingabe an die Kirche auf dem Wunsch basiert, die göttliche Liebe widerzuspiegeln, ist sie fest und unerschütterlich. Wir können grenzenlose Geduld ausdrücken. Hat doch Mose vierzig Jahre in der Wüste zugebracht! Wir können die Treue und Beständigkeit haben, die uns tief genug lieben läßt, um denen beizustehen, die in Not sind, ob wir nun meinen, sie verdienten unsere Liebe und seien dankbar dafür, oder nicht.

Wir können die Selbstlosigkeit leben, die mehr darauf bedacht ist, Gott zu dienen, als mit anderen abzurechnen. Nirgendwo wird davon berichtet, daß Mose eine „Ich hab dir’s ja gesagt“-Haltung eingenommen hätte. Selbst nach der Entscheidung, nicht ins Gelobte Land zu ziehen, nutzte er weiter seinen beachtlichen Glauben an Gott, um die Kinder Israel zu unterstützen und zu führen.

Ich habe länger dazu gebraucht, diese Gedanken niederzuschreiben, als mir an jenem Morgen beim Lesen der Bibellektion über diese Dinge klarzuwerden. Was ich damals so deutlich über die Kirchenarbeit erkannte, brachte mir ein Gefühl tiefer Liebe und Freude, das mir in den Jahren seit dieser Heilung erhalten geblieben ist. Und ohne daß ich auch nur ein Telefonat geführt oder weitere Sitzungen einberufen hätte, wurde die Arbeit dieses Komitees sofort harmonisch. Alle Komiteemitglieder arbeiteten als ein geschlossenes Team und erboten sich, auf jede mögliche Weise zu helfen.

Mir kommen noch zwei Erlebnisse in den Sinn, die ich kürzlich als Sonntagsschulvorsteherin hatte. Ich hatte verschiedene Ideen gehabt für unsere Arbeit in der Stadt. Die Vorschläge wurden aber vom Vorstand meiner Zweigkirche abgewiesen. Ohne Verärgerung oder Zorn arbeiteten mein Stellvertreter und ich weiter daran, unser Denken für Kinder zu öffnen, und daran, die Vorstandsmitglieder zu lieben. In beiden Fällen kam der Vorstand später von allein auf die Sache zurück, und die Vorhaben wurden gebilligt.

Manchmal jedoch — auch wenn wir überzeugt sind, wir kennen die richtige Entscheidung in der Kirchenarbeit — stellt sich später heraus, daß unser Weg in der betreffenden Situation falsch gewesen wäre. Es erfordert Demut, den Fehler einzugestehen und aufrichtig und beständig im Gebet daran festzuhalten, daß „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“, wie es im Römerbrief heißt.

Und selbst wenn wir offensichtlich einen effektiveren, geeigneteren oder direkteren Weg für eine Sache gefunden haben, können wir geduldig warten. Sollte es wirklich der richtige Weg sein, dann wird die Mitgliedschaft schließlich diese Lösung akzeptieren. Manchmal müssen wir vielleicht erst etwas „Umherwandern“, aber unsere Treue und Geduld können uns nicht schaden. Unser geistiges Wachstum kann durch niemand und nichts verzögert oder verhindert werden, es sei denn, wir lassen es zu. Geistiges Wachstum vollzieht sich immer zwischen Gott und dem einzelnen Menschen. Wenn wir jede Herausforderung in der Kirchenarbeit als eine Gelegenheit sehen, mehr von Gottes Allheit und heilender Kraff zu verstehen, wird unser geistiges Wachstum nicht zu leugnen sein.

Vielleicht drängt sich uns die Frage auf: „Was hatte Mose denn von all seinen Anstrengungen? Schließlich starb er doch gerade, bevor seine Gruppe in das Gelobte Land einzog!“ Die Bibel schildert die besondere Beziehung, die Mose zu Gott hatte, mit den Worten: „Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet.“ Und wenn wir bedenken, wie oft durch Moses Gebete in der Wüste Heilungen, Schutz und Versorgung erwirkt wurden, können wir dann noch bezweifeln, daß Mose „das Gelobte Land“ tatsächlich erreichte — das „Reich Gottes.. . inwendig“ in uns, wie Christus Jesus es beschrieb? Einen Beweis dafür, daß Mose das Gelobte Land erreichte, haben wir zweifellos in dem Bericht von Christi Jesu Verklärung: „Und siehe, da erschienen. .. Mose und Elia; die redeten mit ihm.“

Ja, Kirchenarbeit ist herausfordernd und für das menschliche Ego bisweilen sogar ärgerlich. Aber mit aufrichtiger Selbstaufopferung können wir das laute Geschrei, zu dem ein persönliches Ichgefühl uns veranlaßt, zum Schweigen bringen und der Forderung der göttlichen Liebe gerecht werden, nämlich unsere Kirche und unsere Bewegung bedingungslos zu unterstützen.

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