Ich Hatte Einen Freund, den ich sehr gern hatte. Er war eines Tages zugezogen und war einer der freundlichsten Jungen, die ich kannte. Im Gegensatz zu uns anderen, die wir meistens irgendeinen Sport betrieben, in dem es recht hart zuging, war er ein Schwimmer. Wir staunten nur, wenn wir ihn im Wasser sahen. Er glitt durchs Wasser, als ob er dort zu Hause wäre. Und im Vergleich zu ihm sahen wir anderen wie gestrandete Wale aus.
Offensichtlich fiel es ihm aber sehr schwer, sich an die neue Schule und die neuen Menschen zu gewöhnen. Diese seelische Belastung hatte gewaltige negative Auswirkungen auf sein Leben. Obendrein war er dann in einen Unfall verwickelt, von dem er nur langsam genas; er mußte die Hoffnung aufgeben, an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Später kämpfte er mit Trunksucht. Einige von uns bemühten sich aufopfernd, ihm über diese Schwierigkeiten hinwegzuhelfen.
Es war für uns alle eine schwere Zeit, die uns zwang, uns mit einigen recht tiefen Fragen über das Leben auseinanderzusetzen — was wir mit unserem Leben anfangen wollten und was das Leben wirklich ist. Einigen von uns wurde klar, daß das Leben ziemlich verletzlich sein kann, wenn es nur etwas ist, was im physischen Körper enthalten ist.
Die Erfahrung veranlaßte mich, über vieles nachzudenken. Ich glaube, sie beeinflußte sogar meine Reaktion auf die Christliche Wissenschaft, als ich zum ersten Mal Menschen begegnete, die diese Religion studierten. In ihrer Heilmethode und ihrer Verheißung von Heilung, die einem tieferen Verständnis von Gott als göttlichem Leben entspringt, erkannte ich das neutestamentliche christliche Heilen als etwas Naheliegendes, nicht als einen uralten Bericht über religiöse Wunder oder Bräuche.
Die Fähigkeit zu heilen ergibt sich aus dem geistigen Gehalt unseres Lebens; sie ist eine gottgegebene Fähigkeit, die uns für die tiefste Liebe, die sicherste Hoffnung und für Gott, die göttliche Wahrheit, empfänglich macht.
Ich sah einen Film, in dem die Christliche Wissenschaft erwähnt wird. Ein Mann fragt einen anderen, was es mit der Christlichen Wissenschaft auf sich habe.
„Glaube”, sagt der Christliche Wissenschafter schlicht.
„Glaube woran?”
„An die Wahrheit”, antwortet er.
Eine Erklärung aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy veranschaulicht die Macht, die hinter dem christlichen Heilen im Leben Christi Jesu stand. Die Verfasserin schreibt: „Das Leben Christi Jesu war nicht übernatürlich, es war vielmehr das natürliche Ergebnis seiner Geistigkeit — des guten Bodens, in dem Same der Wahrheit aufgeht und viel Frucht trägt.”
Die christliche Kraft, zu heilen und zu trösten, beginnt mit einem intuitiven Verlangen oder Streben nach Wahrheit. Im Laufe vieler Jahre habe ich besser verstehen gelernt, daß es ein Gesetz gibt, ein göttliches Gesetz, das dem christlichen Heilen zugrunde liegt. Darum ist dieses Heilen wissenschaftlich und hat nicht einfach etwas mit starkem Glauben oder menschlichem Willen zu tun. Ja, das christliche Heilen hat seinen Ursprung überhaupt nicht im menschlichen Willen; es entwickelt sich aus dem beständigen Bemühen, sich der unausweichlichen Macht der Güte Gottes zu fügen.
Liebe zu Gott und Liebe zu unseren Mitmenschen sind vom christlichen Heilen nicht zu trennen. Solche Liebe von Gott und vertieft unsere geistige Erkenntnis, daß Gott des Menschen Leben, Wahrheit und wahre Liebe ist. Aus dieser Perspektive gesehen, ist der Mensch offensichtlich geistig und völlig von Gott erschaffen. Schon wenn wir einen Schimmer von dieser geistigen Identität erlangen, erkennen wir, daß das christliche Heilen nicht der Vergangenheit angehört. Und wenn Jesus nicht deshalb heilte, weil sein Leben übernatürlich war, leuchtet es dann nicht ein, daß das christliche Heilen keineswegs etwas Außergewöhnliches oder Unerwartetes in unserem Leben und in der heutigen Zeit zu sein braucht?
Bei der Christlichen Wissenschaft geht es nicht um Glaubensheilungen oder unvorhersehbare Wunder. Vielmehr geht es darum, Gott nahe zu sein und auf Sein göttliches Gesetz zu vertrauen. Die Suche nach Wahrheit, nach Heilung, ist von einem Verständnis von Gott nicht zu trennen. Ein erster Schritt zu dieser Erkenntnis mögen die vielen Fragen sein, die wir beim Heranwachsen haben — oder wenn wir in anderen Lebensabschnitten vor einschneidenden Veränderungen stehen. Wir werden jedoch nicht mit unbeantworteten Fragen zurückgelassen. So sieht geistiges Entdecken oder das Hingezogenwerden zu Gott nicht aus.
Ja, je mehr wir Gott als unser wirkliches Leben und Gemüt erkennen, desto klarer wird uns, daß alles, was wir erleben, schließlich zu größerer Liebe und zu einem befriedigenderen Leben führen kann.
Ob meine Freunde und ich dies damals völlig erkannt haben oder nicht, diese Göttlichkeit oder Geistigkeit war es, auf die wir ansprachen, als wir unserem Freund über die harte Zeit in seinem jungen Leben hinweghalfen. Niemand kann ohne Antworten oder ohne Hilfe zurückgelassen werden. Stellen wir also die Fragen! Wir werden dann entdecken, daß das göttliche Gemüt die Antworten auf unseren tiefsten geistigen Hunger nach Heilung und Vollständigkeit geben wird.
