Wohl Die Meisten Menschen wären gern in stärkerem Maße Herr über ihr eigenes Denken. Sie geben zu, daß sie sich allzuleicht durch äußere Kräfte und Meinungen beeinflussen lassen, über die sie scheinbar keine Gewalt haben. Ist es wirklich möglich, daß ein einzelner mentale Unabhängigkeit erlangt und frei von äußeren Einflüssen wird?
Als ich kürzlich in der Bibel las, beeindruckte mich, wie unabhängig Christus Jesus lebte. Nicht, daß er von anderen Menschen isoliert gewesen wäre. Nein, er lebte in der Welt; und doch war der Meister immer wieder in der Lage, dem subtilen Einfluß des vorherrschenden Denkens zu widerstehen. Er bewahrte sich seine geistige Freiheit: lebte und handelte als Sohn Gottes. Er wußte, daß sein liebevoller Vater Seinen Kindern nur Gutes gibt. Jesus verhalf seinen Nachfolgern zu der Einsicht, daß auch sie als Seine Söhne und Töchter Erben der Güte Gottes sind. Er zeigte ihnen, daß sie dem weltlichen Druck zur Konformität widerstehen und ihr Denken und Handeln der Gerichtshoheit des göttlichen Gesetzes unterstellen können, das uns vor Schaden bewahrt.
Können Sie sich vorstellen, wie ermutigend es wäre, wenn Ihnen jemand mit überzeugender geistiger Autorität sagte, daß Ihr liebevoller Vater Sie niemals einer Krankheit oder Gefahr aussetzen würde? Kein Wunder, daß die Menschen in Scharen zu Jesus kamen, um geheilt zu werden; und die Evangelien berichten, wie furchtlos Jesus mit allen möglichen Krankheiten umging.
Eine Heilung insbesondere zeigte seine völlige Furchtlosigkeit angesichts von körperlichen Symptomen. Ein Leprakranker suchte in seiner Not die Hilfe des Meisters. Er ging zu Jesus und bat ihn: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen." Ohne zu zögern und von Liebe bewegt, rührte Jesus den Mann an und sprach zu ihm: „Ich will's tun; sei rein!" Wir lesen, daß der Mann sogleich von seinem Aussatz rein wurde. Jesu totale Überzeugung von der Macht Gottes nahm dem Mann die Furcht und gab ihm seine Gesundheit und Freiheit wieder.
Der Christus, die Wahrheit, die Jesus so unübertrefflich veranschaulichte, ist auch heute noch hier und heilt uns, wenn wir mit einer ansteckenden Krankheit zu tun haben. Ansteckung verursacht nicht nur Furcht, sie wird auch durch Furcht genährt. Doch wir brauchen uns nicht von Hilflosigkeit überwältigen zu lassen, wenn wir etwas von Gottes geistigem Gesetz verstehen, das uns vor Schaden bewahrt. Durch Gebet nähern wir uns Gott und können Schritt für Schritt Seine Güte und Liebe erfahren.
Die mentale Beschaffenheit ansteckender Krankheiten und ihre Behandlung durch Gebet, durch Hinwendung zu Gott, ist einer der wichtigsten Punkte in Mary Baker Eddys Entdeckung der Christlichen Wissenchaft. In einem Aufsatz mit der Überschrift „Ansteckung" in den Vermischten Schriften, bemerkt sie: „Was immer ein Mensch sieht, fühlt oder irgendwie zur Kenntnis nimmt, muß durch das Gemüt aufgenommen werden, weil Wahrnehmung, Empfindung und Bewußtsein dem Gemüt zugehören und nicht der Materie." Sie schreibt weiter: „Allgemeine Zustimmung ist ansteckend und macht Krankheiten übertragbar." Ihre Erfahrung beim geistigen Heilen hatte sie gelehrt, daß das Gute tatsächlich mächtiger und „ansteckender" ist als das Böse, weil Gott gut ist. Es würde uns allen helfen, wenn wir verstünden, daß Güte und Gesundheit „übertragbar" sind.
Ich konnte die Wahrheit dieser Aussagen auf bescheidene Weise in meiner eigenen Erfahrung prüfen, als ich von Ziegenpeter geheilt wurde. Meine Schwester hatte mich um Hilfe gebeten, als alle ihre Kinder mit dieser Krankheit im Bett lagen. Ich blieb bei ihrer Familie, unterhielt die Kinder mit Spielen und Geschichten und half meiner Schwester ganz allgemein, bis alle wieder gesund waren. Später zeigten sich bei mir alle Symptome dieser Krankheit. Ich vermied jeden Kontakt mit anderen. Aber ich sollte in jener Woche eine Geschäftsreise antreten und hatte vorher noch viel zu erledigen. Deshalb bemühte ich mich mit aller Kraft, dieser Krankheit mit geistigen Mitteln entgegenzutreten.
Im Gebet wandte ich mich an Gott. Einige Gedanken aus Mrs. Eddys Artikel über Ansteckung kamen mir in den Sinn. Ich wußte, daß sich keines Seiner Kinder jemals außerhalb Seiner liebevollen Fürsorge befindet, weil Gott ja allgegenwärtig ist. Mit anderen Worten, ich weigerte mich, dem falschen Bild, das sich mir aufdrängte, zuzustimmen. Zunächst mußte ich stark gegen Furcht und Schmerzen ankämpfen, aber es wurde mir klar, daß ich als Gottes geistige Idee ganz und gar von Gottes Güte beeinflußt wurde. Ich verneinte unbeirrt die Wirklichkeit der Krankheit und erkannte, daß im Licht der geistigen Wirklichkeit nur Gutes auf mich übertragen werden konnte.
Am Ende des Tages merkte ich, daß die Furcht nachließ. Die Schmerzen nahmen ab, und die Schwellung ging zurück. Ich konnte meine Arbeit fortsetzen. Am nächsten Morgen war ich völlig frei von den Beschwerden. Ja, die ganze Geschichte kam mir vor wie ein böser Traum, aus dem ich dankbar erwacht war! Ich war Gott sehr dankbar — nicht nur für die Heilung, sondern auch für das, was sie mich über Gottes geistige Schöpfung gelehrt hatte, die immer da ist und immer erkannt werden kann.
Durch ein tieferes Christentum erfahren wir — und das ist die Verheißung der Christlichen Wissenschaft —, daß unser Leben von Gott regiert wird, der unsere geistige Identität sicher in der göttlichen Liebe bewahrt. Wir können mental wach bleiben und der Krankheit die Zustimmung verweigern. In der geistigen und wissenschaftlichen Realität der Allheit Gottes hat sie keine Ursache, keine Vergangenheit und keine Wirklichkeit. Die Gewißheit der alles durchdringenden Liebe wirkt wie ein Gesetz, auf das man sich verlassen kann.
