Manchmal Müssen Uns erst Kinder zeigen, wie mächtig selbst die schlichtesten Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft sind. Ich habe nie vergessen, was mich vor Jahren mein damals sechsjähriger Sohn gelehrt hat. Er durfte einmal mit den „großen Jungen" Fußball spielen. Während des Spiels wurde er zu Boden gestoßen, aber weil er ein „großer Junge" sein wollte, weinte er nicht, sondern rappelte sich wieder auf und rannte weiter.
Als er abends badete, bemerkte er einen großen blauen Fleck am Bein. Und wie stolz er darauf war! Für ihn war es eine Siegestrophäe.
Als er am nächsten Tag zur Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft ging, zeigte er seinen Klassenkameraden stolz den blauen Fleck. Seine Lehrerin erkannte, daß die Klasse daraus eine nützliche Lehre ziehen könnte. Sie fragte meinen Sohn, was er zu der Feststellung sagen würde, daß es in Wirklichkeit so etwas wie blaue Flecken gar nicht gibt. Er lachte und sagte, er wisse, daß sie das gar nicht im Ernst meinte, denn er könne ihr seinen zeigen.
Daraufhin fragte die Lehrerin die Schüler, was sie über Gott gelernt hätten. Alle sagten: „Gott ist Liebe" und: „Gott ist Alles." Sie bat sie dann, einmal darüber nachzudenken, was sie da sagten. Sie erklärte, daß die Liebe allen Raum erfüllen muß, wenn „Gott Liebe ist" und wenn „Gott Alles ist". Gab es dann irgendeinen Platz für eine Verletzung oder einen blauen Fleck oder für etwas, was Gott, dem Guten, unähnlich ist? Nein, das konnte es nicht, und deshalb mußten diese Dinge unwirklich sein — wie ein Traum, eine Illusion, die nur wirklich zu sein scheint.
Die Lehrerin erklärte ihnen dann weiter, daß jeder einzelne von ihnen als Kind Gottes Sein Ausdruck, Sein Bild und Gleichnis sei. Kein Gotteskind konnte wirklich stürzen oder sich verletzen, weil wir alle immer in Seiner Liebe geborgen sind. Sie sagte, daß sie diese Wahrheit behaupten könnten, wenn sie verletzt oder krank seien, und diese Wahrheit würde sie heilen.
Offensichtlich fiel die Lehre aus dieser interessanten Diskussion auf fruchtbaren Boden. Am nächsten Tag war der blaue Fleck verschwunden. Mein Sohn war über die schnelle Heilung hocherfreut.
Die Gedanken, über die an jenem Sonntag gesprochen worden war, gerieten nicht in Vergessenheit. Einige Wochen später litt mein Mann — er ist kein Christlicher Wissenschafter — an Migräne, die ihn ziemlich häufig plagte. Er konnte offenbar nur dadurch Erleichterung finden, daß er sich einige Stunden lang hinlegte und die Augen schloß.
Unser Sohn ging zu ihm und fragte, was mit ihm los sei. Mein Mann sagte ihm, er habe sehr schlimme Kopfschmerzen, worauf der Junge antwortete: „So etwas wie Kopfschmerzen gibt es nicht." Mein Mann war nicht gerade erbaut über diese Antwort und sagte: „Wenn es keine Kopfschmerzen gibt, dann wüßte ich nur zu gern, woran ich denn leide, aber du kannst es mir ja abnehmen!" Unser Sohn lachte nur und rannte zum Spielen hinaus. Nach fünfzehn Minuten erhob sich mein Mann und arbeitete wieder; seither hat er nie wieder Migräne gehabt. Er war geheilt.
Später fragte ich den Jungen, warum er das zu seinem Papa gesagt habe, und er antwortete: „Ja, wenn Gott Alles ist, Mama, wo können sich dann Kopfschmerzen breitmachen?" Sein schlichtes, kindliches Verständnis, daß sein Vater keine Kopfschmerzen haben konnte, weil Gott sie niemals geschaffen hatte noch je zulassen würde, hatte seinen Vater geheilt. Kein mühevolles Argumentieren oder langes Gebet war notwendig. Nur der absolute Glaube an die Allheit des Guten.
Es ist so offensichtlich, daß geistige Unschuld und Demut notwendig sind, um den Glauben an die Macht und Wirklichkeit von Krankheit und Schmerzen aufzuheben, denn ohne diese kindliche Unschuld ist es schwierig, die falschen Auffassungen loszulassen, die den materiellen Sinnen so wirklich erscheinen.
Diese Bereitschaft, im Angesicht von Krankheit und Sünde die geistige Tatsache zu akzeptieren, ist der Schlüssel zur Heilung in der Christlichen Wissenschaft. Mrs. Eddy erklärt dazu in Wissenschaft und Gesundheit: „Bestehe mit Nachdruck auf der großen, alles umfassenden Tatsache, daß Gott, Geist, alles ist und daß außer Ihm kein anderer ist. Es gibt keine Krankheit."
Diese Erklärung der absoluten Wahrheit, daß es keine Krankheit gibt, weil Gott alles ist, schreckt das menschliche Denken auf, ja, erzürnt es sogar. Nichts kann dem, der Schmerzen hat oder verletzt ist, so offensichtlich erscheinen wie die „Wirklichkeit" der Krankheit. Der geistige Sinn legt jedoch Zeugnis ab für etwas anderes: für die alleinige Wirklichkeit des Guten. Durch das Studium der Bibel und von Wissenschaft und Gesundheit werden uns die Wahrheiten zuteil, die wir brauchen, um diese wunderbare Feststellung zu verstehen und um zu beweisen, daß wir nicht von Gott getrennt werden können — daß wir eins sind mit dem Vater. Bestätigt der Prophet Jesaja nicht diese grundlegende Wahrheit, daß Gott alles ist, wenn er Ihn sagen läßt: „Ich bin Gott, und sonst keiner mehr, ein Gott, dem nichts gleicht"? Was für eine gebieterische Feststellung!
Wir sollten dankbar sein für Christus Jesus, für das, was er gelehrt hat, für das Beispiel, das er uns gegeben hat. Und wie dankbar können wir für die Christliche Wissenschaft sein, die uns zeigt, wie wir dieses Verständnis der Allheit Gottes anwenden können, um das Heilungswerk zu wiederholen, das Jesus vollbrachte. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es dazu: „Werde dir einen einzigen Augenblick bewußt, daß Leben und Intelligenz rein geistig sind — weder in noch von der Materie —, und der Körper wird keine Klagen äußern. Wenn du an einer Annahme von Krankheit leidest, wirst du entdecken, daß du augenblicks gesund bist. Leid wird in Freude verwandelt, wenn der Körper von geistigem Leben, von geistiger Wahrheit und Leibe beherrscht wird. Daher die Hoffnung auf die Verheißung Jesu: ,Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, ... denn ich gehe zum Vater' — [denn das Ego wallt außer dem Leibe und ist daheim bei Wahrheit und Liebe]".
Wenn wir uns mit einem Problem auseinandersetzen, das nicht weichen will, brauchen wir uns nicht entmutigen zu lassen. Statt dessen können wir in kindlichem Vertrauen „mit Nachdruck" auf unserem wahren Wesen als Gottes Bild und Gleichnis und auf der Allheit und Ausschließlichkeit Gottes „bestehen". Gebet und das Studium der Wissenschaft des Christus sind erforderlich, wenn wir diese grundlegende Tatsache der Allheit Gottes erkennen wollen. Uns wird dadurch deutlich, wie wir uns unserer wahren geistigen Identität erfreuen können; daß wir Sein geliebtes Kind sind, von Ihm erschaffen, Seine Widerspiegelung, und Herr über Krankheit, Schmerzen, Unfälle und Verletzungen.
Ich erinnere mich daran, wie ich es einmal mit körperlichen Beschwerden zu tun hatte. Jedesmal wenn ich versuchte, mir mein wahres Wesen als Gottes Ebenbild und die Allheit und Ausschließlichkeit Gottes, des Guten, klarzumachen, verschlimmerten sich die Beschwerden so sehr, daß ich an nichts anderes mehr denken konnte. Ich spürte nicht, daß Gott mir nahe war. Deshalb befaßte ich mich mit den Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft und betete noch ernsthafter als zuvor. Dies ging so lange, bis ich Gott voller Demut fragte, was ich denn erkennen müsse.
Augenblicklich kam die göttliche Botschaft: „Gott ist Alles-in-allem. Es gibt nichts neben Ihm. Gott, Gemüt, hat vollkommene Herrschaft über Seine Schöpfung. In dem Maße, wie du dein Denken mit dieser grundlegenden Wahrheit in Einklang bringst, kannst du deinen Körper beherrschen."
Ich gehorchte und fing noch einmal bei den Grundwahrheiten an. Ich sah, wie wichtig es war, daß ich — als Gottes Bild und Gleichnis — meine Unsterblichkeit und Unschuld anerkannte und daß ich keine andere Macht als die des himmlischen Vaters kennen oder ausdrücken konnte. Ich wurde mir bewußt, daß ich nichts anderes als Seine Göttlichkeit zum Ausdruck bringen konnte. Es dauerte nicht lange, bis ich von den körperlichen Beschwerden frei war. Ich hielt bewußt mit Gott Zwiesprache und begriff mein wahres, geistiges Erbe.
Es ist so wichtig, daß wir die Unsterblichkeit und Unschuld des Menschen als Gottes Bild und Gleichnis anerkennen. Der Mensch kann keine Macht außer der des himmlischen Vaters kennen oder erleben. Der Mensch kann nur das göttliche Wesen Gottes zum Ausdruck bringen, und wir können freudig in dem Bewußtsein der Vollkommenheit und Reinheit des Menschen vorangehen. In dem Maße, wie wir erkennen, daß in Gottes Allheit nur das Gute geschehen kann, werden wir nicht nur erfassen, daß es so etwas wie Sünde, Krankheit oder Tod nicht gibt, sondern wir werden es auch beweisen.
