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Wahrheit triumphiert über Lügen

Aus der Januar 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In Seinen Jungen Jahren pflegte ein Freund von mir gern etwas vor seinen wohlhabenden Freunden anzugeben. Als er einmal mit einer Gruppe von ihnen zu einer Tanzveranstaltung ging, trug er den Mantel seines Vaters über dem Arm — er konnte ihn nicht anziehen, weil er ihm zu groß war. In der einen Manteltasche hatte er Geld. Als er aber für einen Imbiß zahlen wollte, stellte er fest, daß das Geld verschwunden war. Er erzählte es seinen Freunden. Anstatt jedoch die Wahrheit zu sagen, nämlich daß er zwei Dollar bei sich gehabt hatte, sagte er, es seien sechs gewesen.

Später wurden zwei Dollar auf dem Fußboden in der Garderobe gefunden. Er konnte aber nicht sagen, daß es seine waren, denn er hatte ja von sechs Dollar gesprochen und nicht von zwei. Die Lüge hatte nur einem geschadet: ihm selbst. Er empfing eine nützliche Lektion.

Wir alle sind mit solchen kleinen Lügen vertraut. Wir lügen aus Stolz, Furcht, Bequemlichkeit, falschem Mitgefühl und aus einer Vielzahl von anderen Gründen. Lügen scheint eine einfache Lösung zu sein, aber oft bekommen wir bald darauf die bitteren Folgen zu spüren.

In der bekannten Bibelgeschichte von Jakob wird erzählt, wie dieser schamlos log, um den Segen zu empfangen, der eigentlich für seinen Bruder Esau bestimmt war. Die Folge davon war, daß er fliehen und in den kommenden Jahren viele Schwierigkeiten ertragen mußte. Am Ende jedoch wurde sein Charakter umgewandelt, und er gewann die Freundschaft und die Vergebung seines Bruders wieder. Wenn wir diese Geschichte lesen, fällt uns aber auch auf, daß Jakob während dieser Zeit immer wieder Zeichen erhielt von der Gegenwart und Hilfe Gottes. Es ist, als ob ihm dies zeigen sollte: „Du mußt doch gar nicht lügen." Aber erst als er anfing, Gott und seine Beziehung zu Ihm wirklich zu verstehen, konnte er endlich sein Vertrauen auf menschliche Strategien aufgeben.

Eine Lüge ist also nicht nur der Versuch, etwas mit menschlicher List zu manipulieren. Im Grunde kommt eine Lüge einer Unterschätzung Gottes gleich, einer Weigerung, Seiner alles berichtigenden Macht und Intelligenz zu vertrauen. Zudem verneinen wir unsere eigene Geistigkeit als den zu Gottes Bild geschaffenen Menschen.

Tatsache ist, daß Wahrheit eine göttliche, absolute Macht ist; sie ist Gott selbst. Durch unser Verständnis von der Wahrheit und unserer untrennbaren Beziehung zu ihr leben wir und machen Fortschritte. „Die Wahrheit wird euch frei machen", sagte Christus Jesus. Die göttliche Wahrheit ist eine tatsächliche Macht, wirksam und tätig. Ich weiß das, denn ich konnte diese befreiende Macht der Wahrheit einmal in meinem eigenen Leben beweisen.

Vor vielen Jahren war ich in einer Firma beschäftigt, die hoch verschuldet war und sich in einer schwierigen Lage befand. Meine Hauptaufgabe war es, mit den verschiedenen Gläubigern zu verhandeln. Oft wurde ich gefragt, wie das Geschäft denn laufe. Meine Arbeitgeber verlangten von mir, Ruhe und Gelassenheit zu simulieren und die Gläubiger mit allerlei Lügen glücklich zu machen. Dies war völlig gegen meine moralischen Überzeugungen und verursachte in mir einen quälenden, inneren Konflikt zwischen meiner Loyalität der Firma gegenüber und meinem moralischen Empfinden. Das alles belastete mich schließlich so sehr, daß ich beschloß, die Firma zu verlassen.

Zu der Zeit befand sich das Land in einer Krise, und ich fand mich buchstäblich auf der Straße wieder. Daß ich eine so gute Stellung aufgrund von Prinzipien aufgegeben hatte, schien äußerst unvernünftig. Dank meines Studiums der Christlichen Wissenschaft hatte ich jedoch ein tiefes Vertrauen in den göttlichen Schutz. Ich war der Wahrheit gegenüber loyal geblieben. Damit hatte ich mich für die mächtigste Quelle des Guten entschieden, die ich kannte. Ich war mir sicher, daß ich nicht in Armut geraten konnte, weil ich bereit gewesen war, mich auf die Seite der Wahrheit zu stellen.

Als Folge meines Gebets wurde ich dazu geführt, in ein anderes Land auszuwandern, wo sich der ganzen Familie wundervolle Gelegenheiten zum Fortschritt boten. Ganz besonders gefiel mir an meinem neuen Arbeitsplatz, daß ich dort niemals lügen mußte. Statt dessen konnte ich beweisen, daß die Fähigkeit des Menschen, Gott, Wahrheit, auszudrücken, nicht nur in der Theorie besteht, sondern vielmehr eine Macht ist, die uns Gutes bringt und sich in unserem Leben als wirksame Hilfe erweist.

Was tun wir, wenn wir lügen? Wir vergessen die große Aufgabe des Menschen. Worin besteht diese Aufgabe? In der Bibel sagt Gott zu den Menschen: „Ihr seid meine Zeugen." Unser Lebenszweck ist es also, als Söhne und Töchter Gottes zu leben und nur Zeugen für die Wahrheit zu sein. Eine Lüge ist wie ein Fleck auf einem neuen Kleid. Niemand möchte schmutzig daherkommen. Können wir in einem solchen Zustand wahrhaftig als Zeugen für Gottes Große auftreten? Natürlich nicht. Vielmehr verleugnen wir so unseren eigenen Wert, den wahren Grund für unser Dasein.

Auch sind wir unserem Nächsten gegenüber ungerecht, wenn wir annehmen, er könne die Wahrheit nicht erkennen. Wenn ich lüge, behandele ich meinen Nächsten so, wie ich selbst nie behandelt werden möchte — mit einer Art Mißachtung. Ist er nicht das gleiche wie ich, das kostbare Bild und Gleichnis des göttlichen Wesens? Wenn ich ihn belüge, werde ich dem Vertreter Gottes, der wahren Identität meines Nächsten, nicht gerecht.

Betrachten wir nun den vermeintlichen „Nutzen", den man aus der schonenden, sogenannten „barmherzigen Lüge" (allein schon diese Bezeichnung ist widersprüchlich) zieht. Die Umstände scheinen es bisweilen ja zu rechtfertigen, die Wahrheit nicht schonungslos auszusprechen, sondern sie so zu „verharmlosen", daß nichts von ihr übrigbleibt. Statt dessen können wir den Mut haben, anstelle der angepaßten Lüge die Wahrheit zu sagen und Gott zu vertrauen. Die Notwendigkeit, mit dieser Wahrheit fertig zu werden, mag sie auch noch so bitter sein, wird am Ende beiden gut tun: dem, der die Wahrheit sagt, und dem, der sie anhört. Denken wir daran, daß Gott auf unserer Seite steht, wenn wir die Wahrheit sagen. Wenn wir uns im Gebet an das göttliche Gemüt wenden, werden wir die weisen und passenden Worte finden, die von anderen bereitwillig verstanden werden.

Durch Gebet erkennen wir die geistige Wirklichkeit, daß Gott die immer verfügbare Quelle praktischer Hilfe ist. Seine Liebe ist nicht abgemessen; das Gute, das Er gibt, ist unerschöpflich. Wenn wir auf diese Weise beten, gewinnen wir neue Inspiration. Und wir werden darüber hinaus auf eine harmonische Lösung für das heikle Problem kommen, dessen angeblicher Ernst uns zum Lügen verleiten wollte. Wir können sicher sein, daß Gott, Wahrheit, sich offenbart und daß uns — soweit wir bereit sind, Ihm zu gehorchen — das richtige Vorgehen klarwerden wird.

Was aber, wenn wir anscheinend selbst zur Zielscheibe einer Lüge geworden sind? Wahrheit ist eine Macht, die ihr Eigenes enthüllt, die erleuchtet, die uns davor bewahrt, getäuscht zu werden. Unser eigenes Festhalten an der Wahrheit dient uns als Brustpanzer. Dennoch ist es unsere beste Verteidigung, nicht von unserer Überzeugung von der Wahrheit über den Menschen abzuweichen. Der Mensch ist geistig; er hat Teil an derselben Göttlichkeit wie Wahrheit. Dies gilt für jeden einzelnen. Wenn wir also scheinbar jemandem gegenüberstehen, der uns täuschen möchte, können wir Jesu Ratschlag folgen, unsere Feinde zu lieben. Sie zu lieben bedeutet, sie in ihrem Wesen als Kinder Gottes zu sehen, die zu Seinem Ebenbild geschaffen sind, als die Widerspiegelungen von Wahrheit und Liebe. Wenn wir in unserem Bewußtsein an diesem Bild festhalten, werden die Feinde mitsamt ihren Lügen verschwinden. Sie waren niemals Teil der Wirklichkeit, denn die einzige Wirklichkeit ist das harmonische Weltall Gottes.

Wenn wir auf der Seite Gottes stehen, auf der Seite der Wahrheit, finden wir eine Vielzahl von Lösungen. In Wissenschaft und Gesundheit sagt uns Mrs. Eddy: „Gehorsam gegen Wahrheit verleiht dem Menschen Macht und Stärke. Unterwerfung unter den Irrtum führt Verlust an Macht herbei."

Ein weiterer Aspekt des Lügens könnte das „unbewußte" Lügen genannt werden. Ein Beispiel dafür wäre, wenn wir sagen: „Frau Sowieso ist krank." Das göttliche Zeugnis der Wahrheit hingegen erzählt uns etwas ganz anderes. Das Kind Gottes oder die geistige Idee ist niemals in einem anderen Zustand als in dem der Gesundheit und Vollkommenheit.

Die größte Lüge in dieser Welt aber ist die Aussage, der Mensch sei ein materielles Wesen und von materiellen Dingen abhängig. Sie täuscht uns und behauptet, daß wir in einem zerbrechlichen Körper leben, der jeden Moment ein Opfer der Verhältnisse werden kann. Angesichts dieser Lüge erhebt sich die Wahrheit majestätisch wie ein Felsen. Die Wogen der Materialität können ihr nichts anhaben. Wenn wir uns auf die Seite der Wahrheit stellen, sind wir stark; wir machen uns so die granitartigen Eigenschaften des göttlichen Prinzips, Gottes, zu eigen. So können wir uns vor den Angriffen des sterblichen Denkens schützen.

Noch etwas sehr Schönes erwächst aus der liebenden, heilenden Macht der Wahrheit. Das Einssein mit Wahrheit bringt Glück, das unsagbare Glück, die Gegenwart und Hilfe Gottes zu erkennen.

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