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„Heil jedem Menschenkind“

Aus der Mai 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor Nicht Allzu langer Zeit erkrankte ich plötzlich. Ich bin zwar eine, die viel betet, aber in diesem Fall waren meine Bemühungen vor allem auf meine eigenen Belange gerichtet. Jedenfalls dachte ich kaum daran, für den Frieden in der Welt und für das Wohlergehen aller Menschen zu beten.

Wie ich so im Bett lag, überlegte ich, welche Segnungen mir aus meiner unfreiwilligen Untätigkeit erwachsen könnten.

Die Christliche Wissenschaft, die die geistige Bedeutung der Bibel erhellt, hatte mir gezeigt, daß Gott die höchste Macht ist und allen Raum erfüllt. Diese unendliche Gegenwart ist keine nebulöse oder mechanische Kraft, sondern eine göttliche, geordnete und heilbringende Macht, ja bewußte Liebe, und ich konnte mich an diese Macht wenden, um den Frieden zu erlangen, den ich brauchte. Ich wußte, daß Christus Jesus seinen alliebenden Vater den universalen Geist genannt hat, und er hat uns gesagt, daß wir alle die Kinder dieses vollkommenen Schöpfers sind. Ich lauschte im Gebet auf diese Christus-Botschaften der Wahrheit und wußte, daß ich in der Lage sein würde, mich und jeden anderen Menschen klarer vom Standpunkt der göttlichen Wirklichkeit aus zu sehen — so wie Gott, die vollkommene Liebe, uns sieht.

Daran hielt ich fest.

Ich stützte mich auf das geistige Verständnis meiner selbst und aller anderen Menschen als Gottes geliebte Söhne und Töchter, die das vollkommene Gleichnis des Geistes und somit aufrecht, gesund und frei sind. Zugegeben, die Welt hält uns nicht für vollkommen — sondern für fehlerhafte, bedrängte, materielle Persönlichkeiten. Aber Jesus sagte: „Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht.“ Ich konnte mich darüber freuen, daß wir alle, wenn „gerecht gerichtet“ wird, der Gegenstand der Liebe Gottes sind und keine Zielscheibe für die Zwistigkeiten der Welt.

Solche Wahrheiten „rüttelten“ mich mental wach und öffneten mein Denken für ein weltumfassenderes und christlicheres Verantwortungsbewußtsein. Ich hörte mir auch gern die Kurzwellensendungen des Herolds der Christlichen Wissenschaft an. Das half mir sehr, insbesondere der Teil, der sich „Hörerbriefkasten“ nennt; hier werden persönliche Briefe vorgestellt, die aus allen Teilen der Welt eingeschickt werden.

Diese Briefe, in denen uns von überall her gleichsam Hand und Herz in gottinspirierter Freundlichkeit und Liebe gereicht werden, wiesen mich auf die Einheit und Brüderlichkeit der geistigen Kinder der Liebe hin. Sie zeugten von der Kraft, der Selbstlosigkeit und Würde, die jedem von uns als Gottes Geschöpf zu eigen ist. Sie erstrahlten im natürlichen Bewußtsein Seiner allumfassenden Güte.

All das ging mir sehr nahe, und ich fühlte mich mit jedem Briefschreiber innerlich verbunden. Ich konnte nachempfinden, daß sie sich danach sehnten, als Kinder Gottes anerkannt und wertgeschätzt zu werden, daß sie ihren mentalen Horizont erweitern und mehr von der Wahrheit ihres geistigen Seins verstehen lernen wollten. Die bedrückende Besorgtheit um das eigene Ich, die mein Denken verdunkelt hatte, schwand, als ich hörte, was in diesen Briefen stand, und ich empfand viel stärker die Allgegenwart der Liebe. Das war so ein wichtiger Faktor für die Wiederherstellung meiner Gesundheit, daß ich schon bald in der Lage war, wieder meinen normalen Pflichten nachzugehen.

Welch Vorrecht ist es doch, unsere Liebe und unsere heilenden Gebete nach außen zu richten — die ganze Welt im heilenden Bewußtsein der göttlichen Wirklichkeit einzuschließen —, anstatt unseren gedanklichen Horizont auf unseren kleinen persönlichen Bereich zu beschränken.

Jesus gab uns eine Richtschnur dafür, wie wir Engstirnigkeit und Ichbezogenheit vermeiden können. Er sagte, wir müssen unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Diese zutiefst christliche Gesinnung, daß wir den Nächsten lieben sollen, kommt in den Werken von Mary Baker Eddy, nicht zuletzt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, deutlich zum Ausdruck. Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Buch Nein und Ja: Wahrhaft beten heißt nicht Gott um Liebe bitten, es heißt lieben lernen und die ganze Menschheit in eine Liebe einschließen. Durch das Gebet machen wir uns die Liebe zunutze, mit der Er uns liebt.“

Wenn wir uns Gottes Liebe in unseren Gebeten für die Welt zunutze machen, können wir dieselbe Liebe auch in unserem näheren Umfeld ausdrücken. Es geht nicht an, daß wir uns kritisch nur die herauspicken, die wir unserer Liebe für würdig erachten. Wir müssen unbedingt jeden Tag aktiv Liebe zum Ausdruck bringen. Was wir lieben sollen? Wen? Wir lieben einfach, und unsere Liebe strömt allen entgegen.

So wird in unserem Leben der Christus-Geist klarer erkennbar, der sich in den folgenden Worten aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft kundtut:

Wie lieblich auf den Bergen
Des Boten Füße sind,
Der Frieden rings verkündigt,
Heil jedem Menschenkind.
Er predigt die Erlösung,
Und Freude uns erscheint.
Der Herr hat Seine Völker
Getröstet und vereint.

Wird nicht damit unsere Lebensaufgabe auf ganz großartige Weise beschrieben: andere segnen — wohin wir auch gehen, wohin wir auch blicken; für jeden ein Wort, das ihn spüren läßt, wie „Freude uns erscheint“? Wenn wir uns die Liebe, mit der Gott uns liebt, zunutze machen, werden wir Wege finden, um mit Menschen aller Kreise Kontakt zu haben und ihnen heilendes Erbarmen entgegenzubringen.

Unlängst sagte ich mir: „Manchmal neigst du zu sehr dazu, dich von den Leuten abzukapseln. Laß dein Licht bei deinem täglichen Tun stärker leuchten.“ So beschloß ich, mich zu bessern, auch schon bei kleinen Dingen. Als ich eines Tages in der Bank anstand und viele mürrische Gesichter vor und hinter mir sah, versuchte ich mit der jungen Frau vor mir Kontakt zu bekommen. „Sie haben aber eine hübsche Frisur“, sagte ich ganz spontan. Ihr Gesicht hellte sich auf, und wir führten ein kurzes und interessantes Gespräch über Frisuren. (Sie fühlte sich anerkannt.)

Dann sah ich einen älteren Herrn mit teilnahmslosem Gesicht und stumpfem Blick. „Ganz schön voll, nicht?“ ließ ich die Bemerkung fallen. Seine Miene hellte sich auf, und wir plauderten darüber, wieviel immer freitags auf der Bank los sei. (Er fühlte sich einbezogen.)

Dann fiel mir ein großer, sportlich aussehender junger Mann in einer schwarzen Nietenlederjacke und Stiefeln auf, wie sie Motorradfreaks tragen; er hatte einen starken Vollbart. „O je!“ dachte ich und wußte nicht so recht, wie ich mit ihm ins Gespräch kommen sollte. Unser Alter und unsere Lebensumstände unterschieden sich so sehr. Als ich jedoch im Begriff war, die Bank zu verlassen, wer öffnete mir da zuvorkommend die Tür? Derselbe junge Mann. „Sind Sie aktiver Sportler?“ fragte ich. Als wir zusammen die Straße hinuntergingen, erzählte er mir, daß er ein begeisterter Turner sei. (Wir respektierten einander.) Es war ein freundlicher Augenblick, der für uns beide den Tag schöner machte.

Solche Erfahrungen mögen uns trivial erscheinen, sind es aber nicht. Sie stellen Strahlen der Liebe dar, die Gottes unendliche Güte widerspiegeln. Mit ihnen können wir die mentale Verschwommenheit der Politik, der Rassen- und kulturellen Vorurteile wie auch nationaler und internationaler Konflikte durchdringen — Hindernisse niederreißen, die die Menschen voneinander trennen möchten. Solche Erlebnisse fördern eine liebenswürdigere Haltung in uns, und die ist unbedingt erforderlich, wenn die „großen“ Probleme der Menschheit gelöst werden sollen.

In seinen Briefen an die ersten Christen erklärt der Apostel Petrus: „Ehrt jedermann,... seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig.“ Wir können nicht immer nur an uns selbst denken im Leben und trotzdem erwarten, daß wir dauerhaften Frieden finden und auch stets bei bester Gesundheit sein können.

Wenn wir freudig akzeptieren, daß es gilt, uns „jedem Menschenkind“ zuzuwenden mit dem Hauch jener Liebe, die unser Meister Jesus Christus ausdrückte, werden durch diesen Drang, weltumfassender zu lieben, unsere Tage froher, unser Leben lebenswerter; wir werden tiefe innere Befriedigung empfinden. Ferner werden dadurch die Gedanken der Menschen, die uns umgeben, erhoben und die zerbrochenen Herzen geheilt. Verzweiflung verstummt, und neue Hoffnung keimt auf. Wenn wir Gottes Liebe in unseren Gebeten für andere Menschen zum Wirken kommen lassen, werden wir ganz gewiß das Dunkel unseres eigenen Leids durchbrechen und dazu beitragen, daß unsere unruhige Welt ein glücklichere Ort wird.

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