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Aus dem Gefängnis ausbrechen

Aus der Januar 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es War Mitternacht. Aus dem Gefängnis drangen ungewohnte Klänge, die alle, die sie hörten, in Staunen versetzen mußten — es war Gesang. In der Apostelgeschichte wird berichtet, wie Paulus und Silas ins Gefängnis geworfen wurden, weil sie eine junge Wahrsagerin von ihrem Wahrsagegeist befreit hatten, der ihren Herren viel Gewinn eingebracht hatte. Als sie beteten und Gott lobten, sprangen durch ein Erdbeben die Gefängnistüren auf, und die Ketten aller Insassen fielen ab. Welch eine Antwort auf Gebet! Sie verursacht ehrfürchtiges Staunen.

Paulus erklärte in seiner Predigt vor den Bürgern von Athen: „In ihm [Gott] leben, weben und sind wir... Wir sind seines Geschlechts.“ Apg 17:28. Paulus, ein treuer Nachfolger Christi Jesu, bewies die Wahrheit dieser Worte bei zahllosen Anlässen.

Der eine unendlich gute Gott, in dem wir wirklich leben, von dem die Bibel sagt, Er sei Geist, konnte weder etwas von einer Gefangenschaft noch von einem Erdbeben wissen; denn beides sind materielle Zustände. Doch das hinderte Sein Gesetz nicht daran, Harmonie in eine Situation zu bringen, als dieses Gesetz im Gebet anerkannt wurde.

Bevor wir überhaupt einen Fehler beim Rechnen machen können, ist das Prinzip, das uns die richtige Antwort gibt, schon zur Hand. Falls uns doch ein Fehler unterläuft und wir anschließend dieses Prinzip anwenden, wird der Fehler beseitigt.

Gott ist das göttliche Prinzip. In der Bibel gibt Jesaja die Zusicherung Gottes wieder: „Ehe sie rufen, will ich antworten.“ Jes 65:24. Die Antwort für Paulus und Silas existierte schon, doch mußten sie ihr Denken mit diesem göttlichen Prinzip in Einklang bringen — seine Macht erkennen —, um ihre von Gott gegebene Freiheit beweisen zu können.

Da Gottes Wesen in Seiner Schöpfung zum Ausdruck kommt, muß alles, was wirklich existiert, ebenso vollkommen sein wie Er. Alles, was gegen diese Vollkommenheit spricht, muß somit ungesetzlich sein. Selbst wenn es uns eine unumstößliche Realität zu sein scheint, ist es doch nur wie ein Traum. Manchmal vergleicht Mrs. Eddy sogar das sterbliche Dasein mit einem Traum. In Wissenschaft und Gesundheit macht sie die Feststellung: „Um richtig folgern zu können, sollten wir nur eine Tatsache vor Augen haben, nämlich das geistige Dasein.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 492.

Man könnte erwidern: „Aber der Traum scheint so wirklich zu sein! Böses und Leiden sind doch konkrete Tatsachen!“ In der Tat, sie scheinen konkret zu sein. Wenn wir aber bereit sind, die Wahrheit in uns aufzunehmen, daß Gottes Schöpfung die geistige Vollkommenheit Seines Wesens zum Ausdruck bringen muß, steht unserer Befreiung nichts mehr im Weg.

Die Gefangenschaft muß Paulus und Silas sehr wirklich vorgekommen sein, und doch lobten sie Gott. Jeder von uns kann sich weigern, das zu glauben, was im Traum geschieht, und statt dessen seinem himmlischen Vater für den Frieden und die Freude des geistigen Daseins danken, die ja unser sind, weil wir in Ihm leben und weben. Jede Verbesserung unserer Lage, die wir durch ein klareres Verständnis der geistigen Wahrheit erreichen, ist ein Schritt in die rechte Richtung, eine Art Ausbruch aus dem Gefängnis.

Unser höchstes Ziel ist, geistig höher zu steigen; uns unseres geistigen Wesens und unserer geistigen Identität vollständig bewußt zu werden. Dazu wird von uns allen enormes geistiges Wachstum gefordert, doch mit Jesus als unserem Beispielgeber können wir zuversichtlich Schritt für Schritt aufwärtsgehen.

Manchmal werden wir vielleicht in einem Gefängnis aus Krankheit oder Schmerzen gefangengehalten. Auf welchem Fundament ist dieses Gefängnis gebaut? Ist es nicht die Überzeugung, der Mensch sei ein empfindlicher, verwundbarer Sterblicher, der in einen körperlichen Leib hineingeboren wurde und den Bedingungen dieses Leibes unterworfen ist? Steht dies nicht im Gegensatz zur Zusicherung des Paulus, daß wir in Gott „leben, weben und sind“? Der Mensch hat niemals einen Anfang gehabt, weil Gott ohne Anfang ist. Gott ist ganz einfach da. Und der Mensch ist, weil Gott ist. Der Mensch bringt Gottes vollkommenes Wesen ewiglich zum Ausdruck. Diese absolute geistige Wahrheit zu erkennen hat praktische Folgen.

So erinnere ich mich zum Beispiel an eine Zeit, als ich mehrere Wochen lang meine Nächte in einer Art Gefängnis aus Schmerzen zubrachte. Tagsüber kam ich einigermaßen zurecht, doch hatte ich mich erst einmal hingelegt, verursachte mir jede kleinste Bewegung unsägliche Rückenschmerzen. Das Aufstehen war eine Qual. Ich bemühte mich, dieses Leiden durch christlich-wissenschaftliches Gebet zu überwinden, doch schien ich keinen Fortschritt zu machen.

Eines Abends lag ich im Bett und las einen Artikel aus dem Christian Science Journal. Er brachte so klar zum Ausdruck, was das wahre Selbst des Menschen ist. Plötzlich konnte ich erkennen, daß mein wirkliches Sein nichts mit Materie zu tun hat. Ich war völlig geistig, und Materie konnte mir nichts anhaben. Diese Vergegenwärtigung ließ keinen Platz für die Existenz der Materie.

Im gleichen Augenblick wußte ich, daß ich geheilt war. Der Versuch, mich aufrecht hinzusetzen, kostete einige Überwindung, doch als ich ihn schließlich unternahm, verspürte ich keinerlei Schmerzen. Ich war so überwältigt, daß ich mich in einem fort hinlegte und wieder aufsetzte — aus reiner Freude darüber, solche Freiheit zu erleben. Und das war das Ende dieser Beschwerden.

Was sollen wir also tun, wenn wir mit Krankheit oder Leiden konfrontiert werden? Wie wir von Jesus lernen können, ist es wichtig, der Furcht entgegenzutreten und sie zu überwinden. Der eine allmächtige Gott kann keine Furcht haben. Ebensowenig kann der Mensch Furcht haben, der ja genau in diesem Augenblick der Ausdruck des göttlichen Seins ist. Durch Gebet spüren wir Seine Nähe, Seine Liebe und Seine vollständige Herrschaft. Dann können wir vertrauensvoll daran festhalten, daß Krankheit ein Traum ist, daß sie in Gottes Reich, wo wir völlig sicher leben, nicht existiert. Was immer die Ursache des Traums zu sein scheint, es muß ein Trugbild sein, weil im Traum sowohl Ursache wie auch Wirkung immer Illusionen sind. Doch die scheinbare Ursache der Krankheit muß als Lüge verneint werden. Wenn wir die Wahrheit dessen, was wir im Gebet behaupten, wirklich fühlen, werden wir unvermeidlich konkrete Beweise der Heilung erleben, der Vollkommenheit, die von Gott, dem göttlichen Gemüt, kommt, das niemals träumt.

Im tiefsten Sinne können nur jene Veränderungen wirklich zu unserer Freiheit und zu unserem geistigen Fortschritt beitragen, die sich aus unserem wachsenden Verständnis der Wissenschaft Christi ergeben, wie Jesus sie demonstrierte. Heilungen, die nicht durch das Wirken des göttlichen Gesetzes zustande kommen, sind im tiefsten, eigentlichen Sinne keine Heilungen, da ihnen eine materielle Anschauung vom Menschen und von Ursache und Wirkung zugrunde liegt. Irgendwann, hier oder hiernach, müssen wir uns durch Läuterung des Denkens und durch eine höhere geistige Auffassung von Gott und dem Menschen von allen Annahmen befreien, die uns gefangenhalten.

Ist es nicht für jeden von uns an der Zeit, aus diesem Traum vom Leben in der Materie auszubrechen? Jesus unterwies uns: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Mt 5:48. Wir können uns auf dieses Ziel zubewegen, wenn wir für den Christus empfänglicher werden, für die göttliche Botschaft, die uns aus dem Gefängnis der Furcht und des Materialismus befreit. Wir müssen dem Beispiel Jesu folgen, der den Christus bewies, und danach streben, seine Lehren in die Tat umzusetzen, indem wir unser Denken läutern und uns als Gottes geistige Kinder erkennen. So helfen wir sowohl unserem Nächsten wie auch uns selbst.

Freiheit ist das göttliche Recht des Menschen. Diese Tatsache muß bewiesen werden, und jeder von uns hat einen wichtigen Teil dazu beizutragen.

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