Ansager: Sie hören den Herold der Christlichen Wissenschaft, eine Sendung der Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, Massachusetts, USA.
O’Brien: Am Mikrofon sind ...
Holmes: ... und . Unser heutiges Programm befaßt sich damit, wie jeder von uns helfen kann, „das Verbrechen im Zaum [zu] halten“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 97., und zwar auf eine Weise, die Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit beschreibt: indem wir geistige Liebe zum Ausdruck bringen.
O’Brien: Der Begriff geistige Liebe schließt ein, daß wir unsere Mitmenschen in ihrer wahren Identität als Kind Gottes sehen. Wenn das geschieht, wenn wir den Menschen als Gottes Kind sehen, dann kann jede Konfrontation in ein Verstehen von Gottes Liebe und Schutz umgewandelt werden.
Holmes: sprach mit einer Frau, deren Erlebnis dies veranschaulicht.
Daugherty: Ihr Name ist Frau Howie erlebte, daß ihre eigene Reaktion auf ein Verbrechen das entscheidende war. Folgendes geschah, als sie Studentin war und noch zu Hause bei ihren Eltern lebte.
Eines Abends nach den Vorlesungen stieg sie aus dem Bus und ging ein paar Häuserblocks weiter nach Hause.
Howie: Es war ein kalter Winterabend, und es war dunkel. Aber mir war nur daran gelegen, nach Hause zu kommen, und so achtete ich auf nichts. Ich war also überrascht, als mich ein Mann an der Schulter packte, mir eine Pistole in den Magen stieß und sagte: „Schrei nicht, sonst bringe ich dich um.“ Er zwang mich in ein Auto, das auf der anderen Straßenseite geparkt war.
Daugherty: Hatten Sie das Gefühl, daß er es ernst meinte mit dem, was er sagte?
Howie: O ja, mit einer Pistole war das gar keine Frage. Und er raste davon. Mir kam ein Gedanke aus der Bibel in den Sinn, den ich als Kind auswendig gelernt hatte: „Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin!“ Ps 46:11. Er fuhr wie verrückt die Straße hinunter, fast außer Kontrolle. Mir war klar, daß es nicht klug sein würde zu versuchen, aus dem Auto zu springen. Der Gedanke „Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin!“ gab mir ein Gefühl der Ruhe. Und ich lauschte.
Daugherty: Auf Gott?
Howie: Auf Gottes Führung. Die Fahrt endete nach zehn oder fünfzehn Minuten in einer bewaldeten Gegend auf einem Hügel — wir waren allein. Als er das Auto anhielt, hätte ich eine große Szene machen können; ich hätte schreien und um mich schlagen können. Ich entschied mich dagegen. Er nahm eine Zigarette. Und mir kam der Gedanke: „Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß Gott den Menschen gut erschaffen hat. Es heißt in der Bibel, daß Gott den Menschen zu Seinem Bild und Gleichnis erschaffen hat. Daher muß der Mensch gut sein, denn er ist das Bild und Gleichnis Gottes.“
Ich fragte den Mann, ob er an Gott glaube. Er schaute mich erstaunt an. „Was sagst du?“ Und ich antwortete: „Ich glaube an Gott.“ Er rauchte seine Zigarette sehr nervös, aber er war gewillt zuzuhören, und wir begannen zu sprechen.
Ich wollte ihm helfen, weil das Christentum uns lehrt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Das ist die mächtigste Gewalt auf Erden — Liebe. Es stand alles im Zusammenhang mit dem, was ich in der Christlichen Wissenschaft gelernt hatte. Wenn ich Leben oder Gott ausdrücken wollte, mußte ich dem jungen Mann gegenüber liebevoll sein, weil wir beide Kinder Gottes waren.
Ich hatte eine Gelegenheit zu beweisen, was ich ihm sagte. Ein Auto kam aus der entgegengesetzten Richtung, und ich mußte mich entscheiden. Hier kommt Hilfe. Springe ich aus dem Auto, winke, um den Fahrer anzuhalten, und bin gerettet? Oder traue ich dem Mann, dem ich erzählt habe, er sei der Liebe würdig?
Das Auto kam, minderte die Geschwindigkeit und fuhr vorbei. Ich versuchte nicht, herauszuspringen oder ein Zeichen zu geben. In dem Moment war ich mir nicht sicher, ob das nicht ein Fehler war, der mir das Leben kosten würde. Aber ich versuchte nicht, zu fliehen. Ich fühlte, daß ich getan hatte, was ich in dem Augenblick hatte tun sollen. Ich glaubte, was ich dem jungen Mann gesagt hatte — daß er gut war und daß Gott ihn nicht als Sünder geschaffen hatte.
Daugherty: Sie sagen also, daß Sie nicht ihm als Person trauten, sondern daß Sie auf Gott vertrauten.
Howie: Ja, ich sah ihn als geistige Idee Gottes, als Ausdruck von etwas Gutem.
Daugherty: Was geschah dann? Was sagten Sie?
Howie: Wir sprachen über Autos und was für ein guter Fahrer er sei und wie schnell er fahren könne. Und dabei kam mir eine Idee. Ich fragte: „Wie schnell, denkst du, könntest du mich nach Hause bringen?“ Er prahlte, daß er mich in sechs Minuten nach Hause fahren könne. Ich sagte: „Du bluffst nur.“ Er nahm meine Herausforderung an und startete den Wagen. Es schien wie Lichtgeschwindigkeit, so schnell fuhren wir. Er wußte genau, wohin er fahren mußte, und hielt am Ende der Straße.
Dann meinte er, daß sein Leben nichts wert sei und daß die Polizei ihn erwischen werde. Ich sagte ihm, er solle keine Angst haben, sondern weiter jeden Tag bewußt Entscheidungen treffen, wie die, die er eben getroffen hatte. Ich sagte ihm, daß alles in Ordnung sein werde, wenn er weiterhin gute Entscheidungen traf.
Er fuhr schnell davon, und ich konnte nach Hause gehen und meinen Eltern erklären, warum ich so spät kam. Wir riefen natürlich die Polizei an und berichteten, was geschehen war.
Etwa eine Woche später stellte sich der junge Mann der Polizei. Es lagen andere Anklagen gegen ihn vor; er hatte andere Verbrechen und Überfälle verübt. Der Richter verurteilte ihn zu sieben bis zehn Jahren Gefängnis für das, was er getan hatte.
Diese Erfahrung lehrte mich, nicht aus bloßem Instinkt heraus auf eine Situation zu reagieren. Sie lehrte mich, zu lauschen und um Führung zu beten und die grundlegenden Wahrheiten anzuwenden, die auf Liebe gegründet sind.
Daugherty: Wir danken Ihnen, Frau Howie.
O’Brien: Unser Gast versuchte zu lieben — zu lieben, wie uns Jesus zu lieben lehrte. Und diese Liebe, die einen befähigt, über kriminelle Absichten hinauszuschauen und Gottes Kind zu sehen, ist natürlich eine geistige Liebe.
Holmes: Selbstverständlich liebt man keine Gewalttat. Geistige Liebe gründet sich auf das Verständnis, daß Gott unser Vater und unsere Mutter ist, die göttliche Liebe, und daß Seine Schöpfung, Seine ganze Schöpfung, daher liebevoll sein muß.
O’Brien: Und gesetzestreu. Und dieses wahre Verständnis der göttlichen Liebe ist es, was heilt.
Holmes: Die erste Strophe eines Liedes aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft faßt das alles so zusammen:
„Liebet einander“ — Offenbarungsworte!
Liebe macht frei und froh, öffnet jede Pforte.
Liebe, des Meisters Pfad,
Führt zu Gottes ew’ger Gnad’;
Lieb’ ist der hehre Weg.Liederbuch, Nr. 179.
