Viel ist geschrieben worden über den Einfluß von Asylanten und Gastarbeitern in Deutschland und auch in anderen Ländern. Die Anwesenheit dieser Menschen und Maßnabmen von seiten der Regierung haben bei etlichen Bürgern Besorgnis und Unsicherheit ausgelöst. Das führt manchmal zu Antagonismus gegenüber Ausländern. In einer kürzlich ausgestrahlten Sendung des Herolds der Christlichen Wissenschaft wird über dieses Problem gesprochen und darüber, wie uns Gebet in der Auseinandersetzung damit helfen kann. Wir bringen Ihnen den folgenden Auszug aus dieser Sendung.
: Liebe Freunde, Ausländer ist ein Schlagwort, das vor allem in Europa und insbesondere in Deutschland momentan ein großes Thema darstellt. Wir möchten uns heute einmal aus einer christlichen Sicht mit diesem Thema beschäftigen. Dazu haben wir drei Ausländer zu uns ins Studio eingeladen. Ich bin Michael Pabst, komme aus München und wohne jetzt in Boston.
: Cornelia Schacht, ich komme aus Prag und wohne jetzt in Boston.
: Und Nils Tuxen. Ich komme aus Kopenhagen, Dänemark, und wohne in Hamburg, Deutschland.
Pabst: Ja, Nils und Cornelia, ich habe neulich mal von einer Kirche gehört, die ein Schild aufgestellt hat, auf dem steht: „Alle Menschen sind Ausländer, fast überall.“
Tuxen: Ja, wie bei unserer Vorstellung deutlich wurde, sind wir ja auch Ausländer. Ihr beide kommt aus Europa und wohnt jetzt in Amerika, und ich bin von Dänemark nach Deutschland gegangen. Es ist eine wunderbare Bereicherung, wenn man die Gelegenheit hat zu reisen. Aber wie tragisch ist es doch, wenn plötzlich so eine wunderbare Bereicherung umgekehrt wird und plötzlich fühlt, daß die eigene Kultur oder die Lebenslage bedroht ist, daß es Plötzlich nicht genug Arbeitsplätze gibt. Ab und zu gibt es auch Situationen, die einem sehr ungerecht vorkommen, wenn zum Beispiel Fremde bessere Bedingungen erhalten als die eigenen Bürger. Wie können wir einen positiven Beitrag leisten und helfen, daß diese Furcht und diese Animosität abgebaut wird?
Schacht: Nils, du sprachst gerade von Bereicherung, daß es eine große Bereicherung ist, andere Kulturen kennenzulernen. Um diese Bereicherung zu empfinden und zu erleben, muß als Voraussetzung ein Sichöffnen bestehen. Wir müssen uns einer anderen Kultur und anderen Menschen ohne Vorurteile öffnen, ohne irgendwie in unserem Denken zu planen, wie sich andere Leute uns gegenüber verhalten sollten. Ich kann mich noch gut daran erinnern: Als ich in die USA kam, kam ich eigentlich mit dem Gedanken, hier nicht etwas ganz Bestimmtes zu erwarten, sondern alles einzusetzen an Idealen und an Werten, an die ich selbst glaubte. Und was dann passierte, war, daß ich doch immer wieder sehr viele Überraschungen erlebte — und freudige Überraschungen.
Pabst: Wenn man mit den Ideen arbeitet, die da sind, und die guten Dinge, die man von zu Hause kennt, in Ideen auflöst und die Ideen mitnimmt, dann wird man finden, daß die sehr wohl da sind.
Schacht: Ja, genau.
Pabst: Und andersherum würde ich sagen, wenn jetzt ein Neuankömmling zu uns kommt aus einem anderen Land, der andere Ansichten und Einstellungen mit sich bringt, muß ich daran denken, was Mose den Kindern Israel für ein Gebot gibt. Er sagt: „Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen.“ 2. Mose 22:20.
Tuxen: Ich finde, das ist ein sehr interessantes Zitat, und ich kann dir aus meiner Erfahrung heraus nur total recht geben. Ich habe im Grunde genommen in all den Ländern, in die ich gereist bin — und in denen ich genug gereist bin, um ein bißchen vom Nationalcharakter mitzukriegen —, feststellen können, daß jedes Land, jeder Nationalcharakter, seine Stärken und seine Schwächen hat. Und jeder Einwohner aus jedem beliebigen Land könnte von jedem Einwohner jedes anderen beliebigen Landes sehr viel lernen. Und wir können durch einen offenen Austausch uns selbst besser kennenlernen und vielleicht lernen, eigene Fehler zu eliminieren. Vor den Leuten, die zu uns kommen — egal, wo wir sind —, brauchen wir also keine Angst zu haben. Gott hat nicht zu viele Kinder geschaffen. Das kann Gott gar nicht. Und da ist für jeden ein Platz. Ich vergleiche das gern mit den Zahlen in der Mathematik. Es gibt ja nicht zu viele Zahlen. Es gibt unendlich viele, aber man kann sich nicht vorstellen, daß die Elf der Zahl Acht den Platz wegnehmen möchte oder die Arbeit. Das geht einfach nicht. Wir sind alle der individuelle Ausdruck Gottes. Und die Wahrheit über uns ist, daß wir zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen sind. Das heißt, jeder von uns hat auf individuelle Art und Weise die Aufgabe, Gott auszudrücken, all die Eigenschaften, die Gott hat.
Schacht: Und wenn man eine Eigenschaft ausdrückt, nimmt man niemandem etwas weg.
Tuxen: Genau das ist es.
Schacht: Ich liebe es so, wenn Mrs. Eddy sagt, daß wir durch die göttliche Wissenschaft die Dinge in Gedanken umsetzen können. Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 123. Wenn wir wirklich unsere kulturellen Erscheinungsformen auf den Gedanken reduzieren, in den Gedanken übersetzen, dann haben wir eine Freiheit, wieder diesen Gedanken in irgendeiner anderen Form auszudrücken oder ausgedrückt zu sehen. Und wir sind dann nicht begrenzt durch irgendwelche kulturelle oder historische Formen.
Tuxen: Wenn wir uns wirklich öffnen — ohne Vorurteile oder den Glauben, daß wir das Monopol auf die Wahrheit haben —, wenn wir uns wirklich öffnen und sehen, wieviel Gutes Gottes Ausdruck in anderen Menschen uns bringen kann, dann werden wir diese dumme Furcht los. Und was treibt die Furcht aus? In der Bibel lesen wir: „Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“ 1. Joh 4:18. Und gleichzeitig ist die vollkommene Liebe genau die Eigenschaft, die uns beschützen wird, so daß wir nie etwas Bösartiges erleben können, wenn wir lieben. Uns kann nie etwas Gutes weggenommen werden. Unser Erbe ist alles Gute, aber wir können dieses Erbe nur antreten, wenn wir lieben.
Schacht: Michael, deine Frau ist Amerikanerin. Vielleicht hast du auch ähnliche Gedanken mitzuteilen.
Pabst: Jemand hat mich mal gefragt, ob ich nicht, wenn ich meine Frau sehe, mit einer anderen Kultur konfrontiert werde. Und da konnte ich wirklich selbstverständlich sagen, daß mir nie der Gedanke gekommen wäre, daß meine Frau in irgendeiner Weise anders sei. Und ich meine, da kommen wir wieder auf diesen Vers aus dem zweiten Buch Mose zurück, daß wir die Fremdlinge nicht bedrücken sollen. Das heißt ja gar nicht mal mit Frondienst oder mit schlechter Arbeit, sondern es geht vielmehr darum, daß wir sie nicht mit Gedanken bedrücken. Und ich meine, das ist nicht nur mit Sprache oder Kultur so, sondern auch mit Religion, daß wir sagen, der hat die und die Religion, deswegen denkt er so und so. Vielleicht denkt er Dinge, aus denen ich sehr viel lernen kann. Daß wir im anderen in erster Linie den Menschen sehen als Ausdruck Gottes, und nicht als Vertreter einer gewissen Kultur, Sprache, Religion.
Tuxen: Ja, es ist wunderbar zu wissen, daß es für Gott keine Ausländer gibt. Die Christliche Wissenschaft ist eine wunderbare Auslegung von Gottes Wort, wie es in der Bibel vorkommt. Es wird auf wunderbar logische Art und Weise klar, daß, wie es im ersten Buch Mose (1. Kapitel) steht, alles, was Gott gemacht hat, gut ist. Alles ist gut, und es gibt nichts, was Gott nicht geschaffen hat. Das ist die geistige, wirkliche Grundlage für die ganze Schöpfung.
