Wenn Sich Ihnen der Gedanke aufdrängt, Selbstmord zu begehen, dann müssen Sie zutiefst unglücklich sein. Vielleicht weiß niemand, wie schrecklich Ihnen gerade jetzt alles vorkommt. Vielleicht kann es sich niemand auch nur vorstellen. Doch bitte glauben Sie mir: Sie sind nicht allein. Auch ich war an diesem Punkt, und andere Menschen ebenfalls. Jeder von ihnen hatte seine ganz eigenen Gründe, warum er tun wollte, was Sie tun wollen. Einige haben ihre Absicht ausgeführt, und niemand weiß, ob sie es bereuen. Sie können es uns nicht mehr sagen. Andere, so wie ich, haben es nicht getan. Und ich bin jetzt sehr dankbar, daß ich mich dagegen entschied, Selbstmord zu begehen.
Ich möchte Ihnen erzählen, was mit mir geschah und was ich dabei gelernt habe, weil ich hoffe, daß ich Ihnen damit helfen kann zu erkennen, daß es tatsächlich einen Ausweg gibt und daß Selbstmord keine Lösung ist. Gottes Liebe kann Sie dort erreichen, wo Sie sind, und Ihnen helfen.
Sie kennen vielleicht die Redewendung: „Du siehst aus, als hättest du deinen besten Freund verloren.“ Das ist in meinem Fall wirklich passiert, und lange Zeit sah mein Leben deshalb so aus. Das Schlimmste daran war, daß ich mir selbst dafür die Schuld gab; es schien so, als sei unsere Trennung einzig und allein mein Fehler gewesen.
Meine Freunde rieten mir immer wieder, die Sache einfach zu vergessen. Aber aus irgendeinem Grund konnte ich das nicht. Die Trennung war sehr schmerzhaft für mich, und es war mir einfach nicht möglich, anderen verständlich zu machen, warum. Was ich von ihnen hörte, waren jedenfalls fast ausschließlich unverbindliche Phrasen. Nach einer Weile hörten einige Freunde ganz auf, mich zu besuchen, weil es „kein Vergnügen mehr“ war, mit mir zusammenzusein. Andere begannen sich Sorgen um mich zu machen, und ihre Besorgnis wiederum machte mir Angst, daher ging ich ihnen aus dem Weg. Oft schlief ich stundenlang oder ging im Zimmer auf und ab, weinte oder brütete vor mich hin. Mir selbst machte es ebensowenig Freude, mit mir zusammenzusein, wie allen anderen auch.
Trotzdem betete ich die ganze Zeit über. Von ganzem Herzen bat ich um Gottes Hilfe. Doch es schien, als blieben meine Gebete ohne jede Wirkung. (Sie waren aber wirksam. Und später wurde mir klar, wie sehr.) Am meisten setzte es mir zu, daß ich mich so gedemütigt fühlte. Die Leute haben Verständnis dafür, wenn man sich körperlich nicht wohl fühlt, aber seelischer Kummer ist ein Zeichen von Schwäche, dessen man sich schämen muß — so glaubte ich jedenfalls. Und so zog ich mich immer weiter von anderen und in mich selbst zurück.
Obgleich mein Denken zeitweise nicht sehr klar war, wollte ich eigentlich immer das tun, was recht war. Ich wollte Gott gehorsam sein. Das allein hat mich zwar nicht von meinem Kummer befreit, aber es war ein Schutz, der immer dann wirksam wurde, wenn mein eigener Mut und Verstand versagten. Eine Zeitlang dachte ich oft daran, Selbstmord zu begehen. Und viermal war ich an dem Punkt, es zu tun. Doch jedesmal hielt mich etwas davon ab.
Ich erwähne das nicht nur Ihretwegen, sondern für den Fall, daß jemand, der dies liest, Sie oder einen anderen Menschen, der selbstmordgefährdet ist, kennt und ihm helfen möchte. Zweimal waren es Freunde, die mich direkt zurückhielten, als ich nahe daran war, mich zu töten. Ein Anruf zur rechten Zeit. Ein Besuch, um eine Tüte mit selbstgebackenen Plätzchen vorbeizubringen. Beides genau im richtigen Augenblick. Beide Freunde waren und sind ernsthafte Christliche Wissenschafter. Keiner von ihnen ist Lebensberater oder Psychologe, und doch taten sie genau das, was notwendig war. Sie hatten kein Rezept dafür. Sie lauschten einfach auf die göttliche Führung und handelten entsprechend. Obwohl ich sie ausgeschlossen hatte, drangen sie zu mir durch, als es darauf ankam. (Natürlich mußte ich mich entscheiden, darauf einzugehen, und das war eine Entscheidung, die mir niemand abnehmen konnte.) Für ihre selbstlose, geduldige Liebe werde ich immer dankbar sein.
Nachdem ich das vierte Mal nahe daran gewesen war, meine Selbstmordpläne auszuführen, bat ich einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft um Hilfe. Danach habe ich nie wieder versucht, Selbstmord zu begehen. Wenn der Gedanke daran aufkam, bin ich nicht mehr darauf eingegangen — zweifellos aufgrund der Gebete des Ausübers, die meine Gedanken dem Leben zuwandten, weg von der Vorstellung, der Tod sei eine willkommene Erlösung.` In unseren Gesprächen betonte der Ausüber mehrmals, daß der Tod nie ein Freund ist, sondern daß er von Paulus eindeutig als Feind bezeichnet wird, und zwar als der letzte, den wir besiegen müssen.
Wenn Sie das Bedürfnis haben, mit jemandem zu sprehen, der zuhört, für Sie da ist und Sie nicht verurteilt, dann wäre es sicher eine gute Entscheidung, sich an einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft zu wenden. Diese Menschen, die sich ganz der Aufgabe widmen, anderen durch Gebet zu helfen, werden Ihr Vertrauen nicht enttäuschen. Ihr Berufsethos verpflichtet sie zur Verschwiegenheit gegen jedermann.
Allmählich besserten sich die Dinge, sehr langsam zwar, doch wahrnehmbar — hauptsächlich deshalb, weil ich es auch wirklich wollte. Ich hörte auf, mich vor Schuldgefühlen und Kummer zu verzehren, und fing an, mich in einem neuen Licht zu sehen — als Gottes eigenes Kind, zu Seinem Gleichnis geschaffen, untrennbar von Seiner Güte und Liebe. Meine geistige, göttliche Identität wurde mir wirklicher als das äußere Bild eines menschlichen Versagers. Ich ging wieder unter die Menschen und nahm mir bei meiner Arbeit neue Projekte vor. Wenn ich Rückschläge erlitt, warfen sie mich nicht mehr tagelang um, wie das vorher der Fall gewesen war. Schließlich konnte ich ehrlich sagen, daß ich glücklich war und es mir wieder gut ging.
Heute ist mir klar, daß sich all das Beten und Arbeiten — das in meinem Fall Monate währte — bezahlt gemacht hat. Kein Gebet, keine Behandlung durch einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft war ohne Wirkung geblieben. Ich bin seitdem geistig ungeheuer gewachsen. Und dieses Wachstum erfolgte ganz selbstverständlich. Es mußte einfach geschehen. Von Anfang an hatte ich ein Anrecht darauf, und das so lange, wie ich an mir arbeitete und mich weigerte, mich der Verzweiflung zu ergeben.
Als ich mich für das Leben und nicht den Tod entschied, tat ich in Wirklichkeit nur das, was (wie bereits erwähnt) mein größter Wunsch war: Gott gehorsam sein. Gott will niemals den Tod irgendeines Seiner Kinder. Er möchte, daß sie sich des Lebens freuen, das Er ihnen gegeben hat, denn Leben, wie Er es kennt, ist ganz und gar gut. Der Prophet Hesekiel schreibt: „Ich habe keinen Gefallen am Tod des Sterbenden, spricht Gott der Herr. Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben.“ Hes 18:32.
Sie sind sehr viel wertvoller, als Sie vielleicht denken. Gleichgültig, wie fernliegend Ihnen das im Augenblick auch vorkommen mag, Sie sind wirklich der Ausdruck von Gottes Sein. Wenn Sie nach einem Beweis dafür gesucht haben, daß Gott existiert, suchen Sie nicht weiter; Sie sind dieser Beweis. Ihr Leben ist Ausdruck des göttlichen Wesens, ist ewig und geistig. Es ist so ewig wie Gott selbst, der unsterbliche Liebe ist. Und wichtiger noch: Ihr Leben ist gesegnet und nicht verflucht. Die Wahrheit ist, dieses vollkommene geistige Sein ist das einzige Leben, das Sie haben.
Ihre jetzige Lebensweise ist lediglich ein Hinweis darauf, wie klar Sie Ihr geistiges Dasein und Ihre geistige Identität verstehen. Wenn Sie Ihr gegenwärtiges Leben als schmerzhaft empfinden, ist es zur Verbesserung der Situation notwendig, ein besseres Verständnis von Gott als ewigem Leben zu erlangen, Gott, der jeden von uns zu Seinem Ebenbild erschaffen hat. Es ist eine positive, aufregende Entdeckung, festzustellen, daß wir Gottes eigener Ausdruck sind.
Die geistige ewige Identität wird nicht davon berührt, daß man den Körper tötet; aber der Tod trägt auch nicht zum Verständnis dieser wahren Identität bei. Es ist tatsächlich ein Schritt in die falsche Richtung, weil Selbstmord von der Vorstellung ausgeht, daß man in der Materie lebt, und das ist ganz einfach nicht der Fall. Mary Baker Eddy, die Verfasserin von Wissenschaft und Gesundheit, schreibt: „Der Annahme, daß das Dasein von der Materie abhängt, muß durch die Wissenschaft entgegengetreten werden, und sie muß durch die Wissenschaft gemeistert werden, ehe man Leben verstehen und die Harmonie erlangen kann.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 427.
Harmonie ist das, was Sie gern erlangen möchten. Wer möchte das nicht! Der einzige Weg zur Harmonie ist der, sich selbst als geistig zu betrachten, als Ausdruck von Gottes Sein. Und das ist etwas, was Sie jetzt sofort tun können; es ist etwas, woran Sie selbst dann festhalten können, wenn alles in Ihrem Leben außer Kontrolle geraten zu sein scheint.
Sie wissen vielleicht, daß man Selbstmord lange Zeit als Verbrechen betrachtet hat, obgleich das heute im allgemeinen nicht mehr so ist. Doch Selbstmord ist eine Verletzung des göttlichen Gesetzes, weil es das sechste Gebot „Du sollst nicht töten“ 2. Mose 20:13. bricht. Das heißt jedoch nicht, daß Furcht vor Gottes Strafe ein gutes Abschreckungsmittel gegen Selbstmord wäre. Gott verurteilt das Böse, weil Gott gut ist; und ohne jeden Zweifel ist Selbstmord etwas Böses. Aber Gott verurteilt niemals eines Seiner Kinder. Er liebt Sie und jeden anderen in jedem Augenblick, weil Er nur die makellose geistige Identität sieht. Wenn jemand, den Sie kennen, Selbstmord begangen hat, so verdammt Gott ihn nicht; aber Ihr Freund muß sicher eine Menge über seine wahre Identität als Gottes geliebtes Kind lernen. Und auf die eine oder andere Weise wird er es schließlich lernen müssen — wie wir alle.
Selbstmord, besonders bei Schülern und Jugendlichen, ist ein Thema, das die Öffentlichkeit in letzter Zeit viel beschäftigt. Vielleicht ist das ein Grund dafür, daß sich Ihnen selbst der Gedanke aufdrängt. Aber denken Sie daran, Sie haben das göttliche Recht, selbständig zu denken. Sie sind nicht Teil einer Statistik, noch sind Sie einem gesellschaftlichen Trend hilflos ausgeliefert. Sie sind eine Idee Gottes, Sein Ebenbild, und gehören Ihm, nicht den Medien.
Sind Sie allein, ohne jemand, der für Sie da ist oder der Sie versteht? In Wirklichkeit nicht! Gott ist da. Er ist immer bei Ihnen. Sie können genau in diesem Augenblick Seine Liebe fühlen. Seine Engel — in Form von erhebenden Gedanken — sind immer da, um Ihnen zu helfen. Manchmal sind es die „kleinen Dinge“, in denen wir Gott besonders klar erkennen und spüren — wir müssen sie nur beachten.
Erscheint Ihre Situation unlösbar? Nichts ist zu schwer für Gott; und mit Hilfe der göttlichen Liebe auch nicht für Sie. Vielleicht haben Sie sich sehr bemüht, Ihre Situation zu verändern, doch es ist Ihnen nicht gelungen. Gott kann Ihnen zeigen, was Sie als nächstes tun sollten. Es gibt immer einen Weg. Beten Sie! Lauschen Sie! Er wird sich Ihnen zeigen.
Ist Selbstmord die einzige Möglichkeit, um Aufmerksamkeit zu gewinnen? Nein! Gott kennt, liebt und schätzt Sie schon jetzt. Wenn Selbstmord Ihnen als ein Mittel erscheint, jemanden, der Sie verletzt hat, zu bestrafen — jemanden aufzuschrecken und zu zwingen, Sie zu beachten —, fragen Sie sich: Warum sollte ich für die Unzulänglichkeit eines anderen leiden? Lassen Sie Gott Ihre Verteidigung übernehmen, so wie Er es bei Christus Jesus getan hat. Lassen Sie die Sache durch Sein Gesetz in Ordnung bringen. Dieses Gesetz wird Sie erheben und nicht erniedrigen.
Ginge es Ihrer Familie, Ihren Freunden besser ohne Sie? Nein! In den meisten Familien gibt es Probleme, und vielleicht hat Ihre eine Menge Probleme. Aber Sie drücken Gott auf Ihre eigene einzigartige Art und Weise aus. Sie können etwas tun, was niemand anders tun kann, und Gott hat eine Aufgabe für Sie. Die göttliche Liebe ist Ihr Vater und Ihre Mutter, Ihr bester Freund. In Ihrer Beziehung zu Gott gibt es keine Enttäuschungen.
Haben Sie den Tod verdient? Natürlich nicht. Sie sind der Sprößling des ewigen Lebens selbst. Sie sind genauso erwünscht und werden genauso gebraucht wie jedes Kind Gottes. Er beurteilt Sie nicht nach Ihren Noten, nach sportlichen Erfolgen, danach, wie beliebt Sie sind, oder nach Geld oder Ihrem Äußeren. Warum fangen Sie nicht an, sich mit Seinen Augen zu sehen, statt mit den begrenzten persönlichen Sinnen? An die Stelle von Selbstmitleid und Selbstverdammung können Sie ein besseres Verständnis der liebevollen Allgegenwart unseres Vater-Mutter Gottes setzen.
Ich habe diesen liebevollen Trost gefunden, und ich danke Gott dafür, daß ich hiergeblieben bin und ihn gefunden habe. Er ist wirklich da, und er ist die Anstrengung wert. Die folgenden Worte aus Wissenschaft und Gesundheit haben für mich eine besondere Bedeutung gewonnen: „Fasse Mut, lieber Dulder, denn diese Wirklichkeit des Seins wird sicherlich einmal und in irgendeiner Weise erscheinen. Es wird keinen Schmerz mehr geben, und alle Tränen werden getrocknet sein. Wenn du dies liest, gedenke der Worte Jesu: ‚Das Reich Gottes ist inwendig in euch.‘ Dieses geistige Bewußtsein ist daher eine gegenwärtige Möglichkeit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 573.
Mrs. Eddy schrieb diese Botschaft für Sie und mich. Es ist ihr tröstender Brief an uns. Hören Sie darauf! Glauben Sie daran! Schöpfen Sie Mut daraus, und machen Sie weiter. Lieber Dulder, das Leben ist es wert, gelebt zu werden!