Viele Von Uns suchen nach einem echten Selbstwertgefühl. Wie können wir das finden? Die Bibel lehrt, daß unser Wert auf unserer Beziehung zu Gott als Seinem Kind beruht. Über Gottes Schöpfung des Menschen sagt der Psalmist: „Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“ Ps 8:6.
Unser wahres Sein bringt die Vollkommenheit des göttlichen Wesens zum Ausdruck. In der Heiligen Schrift heißt es, daß Gott alles, was Er gemacht hatte, für „sehr gut“ befand. Unser Schöpfer ist also zufrieden mit uns. Er liebt uns wegen der gottähnlichen Eigenschaften, die wir ausdrücken und die wir von Ihm geerbt haben.
Es mag uns nicht immer bewußt sein, aber die meisten von uns sind rücksichtsvoll, selbstlos, fürsorglich, ehrlich. Diese Eigenschaften sind ein Zeichen dafür, daß wir in Harmonie mit Gott leben, in Übereinstimmung mit dem göttlichen Prinzip. Sie zeigen, daß sich die Integrität — oder Vollständigkeit — Gottes in der Integrität des Menschen widerspiegelt. Durch das Ausdrücken dieser Eigenschaften werden wir uns unseres Wertes bewußt, denn sie weisen darauf hin, daß wir in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz leben, wie Christus Jesus es lehrte. Und es zeugt nicht von Egoismus, wenn wir diese christlichen Eigenschaften in uns selbst erkennen, denn sie spiegeln Gott, Prinzip, wider.
Was aber, wenn jemand seinen Wert nicht fühlt? Ja, wenn er sich sogar unwürdig fühlt und kein Vertrauen hat in die wahre, geistige Identität, an der Gott Wohlgefallen hat, oder sich ihrer nicht einmal bewußt ist? Lassen Sie uns diese Fragen anhand eines Beispiels beantworten.
Ein Ehemann vertraute einem alten Freund, einem Christlichen Wissenschafter, an, daß er eine Beziehung mit einer anderen Frau hatte und seine Frau verlassen wollte. Er zog den Christlichen Wissenschafter ins Vertrauen, weil er hoffte, die Unterstützung des Freundes zu gewinnen, sein Image aufzupolieren und so seinen Plan rechtfertigen zu können. Zu seiner Entschuldigung führte er an, seine Frau sei ihm gegenüber schon seit langem überaus kritisch und diese „Affäre“ sei seine Art, sich dagegen zu wehren.
Sein Freund hörte zu. Er verurteilte ihn nicht, denn in diesem Fall hatte der Mann sowieso schon wenig Selbstwertgefühl und wäre kaum bereit gewesen, seine Untreue aufzugeben und seine Ehe durch das Verständnis von Gottes absolutem Gesetz wieder harmonisch zu gestalten.
Der Christliche Wissenschafter beschloß, im Gebet die Einrichtung der Ehe zu unterstützen. Das schien ihm das Beste zu sein, was er für seinen Freund tun konnte. Er erkannte auch den wahren, geistigen Wert des Mannes an — die wunderbaren Eigenschaften, die sein Freund die ganzen Jahre hindurch ausgedrückt hatte. Dem Christlichen Wissenschafter war klar, daß die Ehefrau ebenfalls gute Eigenschaften hatte. Jeder mußte nur diese Eigenschaften im anderen anerkennen. Ferner wußte der Christliche Wissenschafter: Wenn es eine Heilung geben sollte, mußte er zur rechten Zeit und auf die richtige Weise an seinen verheirateten Freund herantreten.
Nicht lange danach kam ihm plötzlich eines Tages der Gedanke, seinem Freund einen Brief zu schreiben. Im Brief konnte er ihm erklären, daß die falsche Anziehungskraft dieser außerehelichen Beziehung in Wirklichkeit kein persönlicher Umstand oder ein persönliches Bedürfnis war. Vielmehr war es der irrige Einfluß des sterblichen Denkens, der ihm die Augen verschloß gegenüber seiner angeborenen Christusgleichheit, seiner wahren und einzigen geistigen Identität. Der Christliche Wissenschafter erinnerte ihn auch daran, daß Gott sein wahrer Vater ist. Dann wies er darauf hin, daß sein Freund alle Eigenschaften Gottes ausdrückte, Eigenschaften, die immer rein sind und die er natürlich schon seit vielen Jahren ausgedrückt hatte. In der gegenwärtigen Situation sei es äußerst wichtig, sagte er, daß der Ehemann seinen wahren, geistigen Wert erkenne.
Einen Monat lang hörte der Christliche Wissenschafter nichts von ihm. Als aber eine Antwort kam, war deutlich, daß die Heilung schon begonnen hatte und die Gedanken des Mannes mehr in Harmonie mit Gott, dem göttlichen Prinzip seines Seins, waren.
Später schrieb er, daß er zunächst sehr wütend war, nachdem er den Brief erhalten hatte, weil er sich im Stich gelassen fühlte. Er stopfte den Brief in die Tasche, holte ihn aber ein paar Wochen später doch wieder hervor und las ihn nun mit ganz anderen Augen. Da erst sah er, daß das, was in dem Brief stand, die Wahrheit war. Er machte eine völlige Kehrtwendung und bat einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft, für ihn zu beten. Zu diesem Zeitpunkt begann er auch, die Christliche Wissenschaft ernsthaft zu studieren. Später wurde er Mitglied einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, hatte Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft und wurde dann Leser in seiner Zweigkirche. Er hatte in der Tat einen klaren Begriff von seinem Wert und seiner geistigen Identität erlangt.
In dieser Zeit arbeiteten der Mann und seine Frau ehrlich und demütig im Sinne der Christlichen Wissenschaft an ihrer Beziehung. Der Mann bewies, daß seine Umwandlung und Erneuerung vollständig waren. Ihr Zusammenleben hat sich als konstruktiv und harmonisch erwiesen. Sie sind nun seit vielen Jahren glücklich verheiratet.
Beim Ausarbeiten dieses Problems wurde der Mann sich bewußt, daß er die Christliche Wissenschaft immer als die klare Darlegung seiner Beziehung zu Gott anerkannt hatte, selbst wenn er sie nicht konsequent praktiziert hatte. Ihm wurde auch klar, daß er sich seines Wertes immer bewußt gewesen war, wenn er in Übereinstimmung mit dem moralischen Gesetz gelebt hatte, und das gefiel ihm. Dieses Bewußtsein seiner wahren Identität als Idee Gottes, des Geistes, verlieh ihm ein tiefes geistiges Selbstwertgefühl und zeigte deutlich den heilenden Einfluß des Christus.
In Wissenschaft und Gesundheit sagt uns Mrs. Eddy: „Christus ist die wahre Idee, die das Gute verkündet, die göttliche Botschaft von Gott an die Menschen, die zum menschlichen Bewußtsein spricht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 332. Wie können wir diese Christus-Botschaft erkennen? Wie können wir sicher sein, daß das, was wir hören, wirklich diese Botschaft ist? Wir können es daran erkennen, daß sie einfach, direkt, mächtig, gut und unwiderstehlich ist. Sie ist praktisch anwendbar auf die jeweilige Situation und bringt in jeder Hinsicht Heilung. Dieser göttliche Einfluß ist immer gegenwärtig im menschlichen Bewußtsein und zeigt uns allen beständig unseren geistigen Wert.
Sind wir uns einmal unserer wahren Identität und unseres geistigen Wertes bewußt, so können wir durch Gebet von jeder Situation frei werden, in der wir uns wertlos oder unwürdig fühlen. Mit standhaftem Vertrauen und innerlich in Frieden können wir die unumgängliche Heilung erwarten. Wir werden entdecken, daß das göttliche Gesetz immer für uns — für jeden — wirkt, wenn wir uns darauf berufen.
Geistiger Wert kennzeichnet die wahre Identität eines jeden. Das göttliche Gesetz ist unser Beistand, wir befinden uns niemals außerhalb seines Wirkungskreises, sind nie von ihm getrennt. Unser Selbstwertgefühl steht also in direkter Beziehung zu unserer Gotteserkenntnis, und in dem Maße, wie wir Gottes Wesen ausdrücken, empfinden wir unseren Wert und unsere Würde und können den Schutz des göttlichen Gesetzes wahrnehmen. Wir können einer unangenehmen Situation also auf friedlichem Weg entkommen und ohne Furcht vor Einschüchterung oder irgendwelchen Vergeltungsmaßnahmen.
Es mag manchen von uns wie eine große Aufgabe vorkommen, moralisches Verhalten an den Tag zu legen und ständig unseren geistigen Wert zu beweisen. Anderen vielleicht nicht. Aber wem es gelingt, der stellt fest, daß es oft eine schrittweise Erfahrung ist. Es ist immer möglich, Schritt für Schritt — selbst nur eine Minute auf einmal — dem göttlichen Prinzip zu gehorchen, es zu lieben und die Sicherheit zu erleben, die es verleiht. Es ist immer möglich, uns würdig und zufrieden zu fühlen und so unseren geistigen Wert zu bestätigen.