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Danksagung

Aus der November 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Thanksgiving, Eine Art Erntedankfest, ist in den Vereinigten Staaten ein ganz besonderer Feiertag. Besucher in den USA sind oft von der stillen, aber tief empfundenen Dankbarkeit berührt, die in dieser Zeit offen bekundet wird. Viele von ihnen wünschen, ihr eigenes Land hätte einen ähnlichen Danksagungstag. Es ist ein Tag, vor dem die Kommerzialisierung Halt gemacht hat; es ist nicht üblich, sich gegenseitig zu beschenken; der Tag ist vom Konsumrausch unberührt geblieben; die Kinder werden nicht übermäßig verwöhnt. Viele Familien begehen den Tag mit einem besonderen Festmahl, und das ganze Land hält inne, um Gott für das empfangene Gute zu danken.

Die tiefere, geistige Bedeutung des Danksagens können wir in der Heiligen Schrift finden. Ich rufe mir gern zwei Stellen in der Bibel ins Gedächtnis, wo Jesus Dank sagt. Vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, gab es in beiden Fällen scheinbar wenig Grund zur Dankbarkeit.

In dem einen Fall war eine große Menschenmenge zusammengekommen, etwa fünftausend Männer und eine unbekannte Anzahl Frauen und Kinder, um Christus Jesus predigen zu hören. Die Stunden vergingen, und die Menschen bekamen Hunger. Doch alles, was die Jünger an Eßbarem finden konnten, waren einige Brote und ein paar kleine Fische. Siehe Joh 6:1–14. Und in dieser geradezu aussichtslosen Situation dankte Jesus Gott. Seine Gedanken waren nicht negativ, sondern bejahend — voller Dankbarkeit für das, was er hatte. Über fünftausend Menschen profitierten von diesem Danksagen. Im Johannesevangelium heißt es, sie „füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe mit Brocken, die denen übrigblieben, die gespeist worden waren." Joh 6:13.

Bei dem zweiten Fall handelt es sich um das letzte Abendmahl, als es für Jesus auch wieder sehr wenig Grund zum Danken zu geben schien. Siehe Mt 26:20, 21, 26–28. Er wußte, daß er angeklagt und zu Unrecht verurteilt werden würde und daß ihm die Demütigung einer öffentlichen Kreuzigung bevorstand. Schweigend nahmen er und seine Jünger das Abendmahl zu sich, und was tat er? Er nahm den Kelch — das Symbol der Verfolgung, die er erlitten, und des Hasses der Welt auf die Wahrheit, die er gelebt und zum Ausdruck gebracht hatte — und dankte. Würden wir unter ähnlichen Umständen dasselbe tun? Wird nicht in der Regel in schwierigen Situationen viel geklagt? Bewegen sich unsere Gedanken nicht häufig in egoistischen Bahnen, und wir fragen: „Warum ich? Was habe ich verkehrt gemacht?" Doch Jesus konnte Dank sagen, weil er seinen Blick über den menschlichen Augenschein erhob und die göttlichen Tatsachen wahrnahm.

Schweigend nahmen Jesus und seine Jünger das Abendmahl zu sich, und was tat er? Er nahm den Kelch und dankte. Würden wir unter ähnlichen Umständen dasselbe tun?

Dankbarkeit ist tatsächlich ein Anerkennen — und zwar häufig ein Anerkennen von etwas, was man nicht sehen kann. Man dankt nicht einfach für materielle Dinge. Dankbarkeit ist die Wahrnehmung des immer gegenwärtigen geistigen Guten — unabhängig davon, was die materiellen Sinne uns darstellen wollen. Wir sehen „den neuen Himmel und die neue Erde" anstelle des alten oder materiellen Begriffs von Himmel und Erde. Dankbarkeit ist das Bewußtsein, daß „das Meer ... nicht mehr" ist; keine Fluten der Furcht, kein Glaube an Trennung, keine Ansprüche des sterblichen Gemüts. Es ist die Freude an der Tatsache, daß „der Mensch nicht länger als ein elender Sünder angesehen [wird], sondern als das gesegnete Kind Gottes." Wissenschaft und Gesundheit, s. 572–573. Es ist im Grunde die Erkenntnis, daß das Reich Gottes gegenwärtig und das einzige Reich ist, das es gibt, und daß wir und alle Menschen in ihm leben, weben und sind. Wenn wir dankbar sind, akzeptieren wir die Gegenwart der göttlichen Liebe.

Dank sagen ist Gottesdienst, es ist eine Art und Weise, Gott zu dienen.

Wahre Dankbarkeit ist das Anerkennen, das Bewußtsein, das Bejahen der Fülle von des Menschen unendlicher, unsichtbarer Quelle des Lebens, Gottes. Wir erkennen und erfreuen uns dessen, „was kein Auge gesehen hat" 1. Kor 2:9..

Der Danksagungstag ist eine Gelegenheit, Metaphysiker zu sein — unser Leben von einem geistigen Standpunkt aus zu sehen. Mrs. Eddy erklärt in Wissenschaft und Gesundheit: „Die Metaphysik löst Dinge in Gedanken auf und tauscht die Dinge des Sinnes gegen die Ideen der Seele ein." Wissenschaft und Gesundheit, S. 269. Für materielle Dinge Dank zu sagen ist eine gute menschliche Tätigkeit, doch diese Dinge gegen die Ideen der Seele einzutauschen heißt, wahre Substanz anzuerkennen.

Fay Jones, der 1990 vom Amerikanischen Architektenverband mit einer Goldmedaille für hervorragendes Design ausgezeichnet wurde, sagte über seine Arbeit: „Das Geheimnis besteht darin, Elemente der Symmetrie, der Wiederholung, der Höhe und der Steigerung einfließen zu lassen. Das sind sozusagen die nicht greifbaren Dinge; sie sind nicht die physischen Materialien, doch sie werden mit physischen Materialien ausgedrückt." The Christian Science Monitor, 6. März 1990, S. 10. Wir können diese Aussage über das Bauen auch auf die Dankbarkeit übertragen. So könnte man sagen, daß die höchste Form der Danksagung darin liegt, die Wirklichkeit der „nicht greifbaren Dinge" Gottes zu erkennen, anstatt bei den physischen Materialien zu verweilen.

Mrs. Eddy, die vielleicht originellste Denkerin dieses und des letzten Jahrhunderts, legte großen Wert auf Dankbarkeit. Sie richtete einen besonderen Dankgottesdienst ein, der in allen Kirchen Christi, Wissenschafter, in aller Welt abgehalten wird — nicht nur in den Vereinigten Staaten. Dank sagen ist Gottesdienst, es ist eine Art und Weise, Gott zu dienen. Es läßt das freudige Thema der Psalmen lebendig werden, in denen der Mensch aufgerufen wird, Gott und Seine Güte auf allen Wegen seines Lebens zu preisen.

Doch Mrs. Eddy schreibt auch im Handbuch Der Mutterkirche: „Dankbarkeit und Liebe sollten jeden Tag alle Jahre hindurch in allen Herzen wohnen." Art. XVII Abschn. 2. Wie wunderbar ist es zu erleben, wie der stete Strom der Dankbarkeit zu fließen beginnt, wenn wir uns von der göttlichen Liebe sanft nähren, stärken und versorgen lassen. Dankbarkeit läutert jeden Aspekt unseres Lebens, weil wir anerkennen, daß das beständige Gute die einzig wahre Tatsache über das Leben ist.

Der Danksagungstag ist eine Gelegenheit, unser Denken nach außen und nach oben zu richten, eine Gelegenheit, uns liebevoll anderen zuzuwenden. Viele werden eine Menge finden, wofür sie dankbar sein können; andere mögen sich schwertun, etwas Gutes in ihrem Leben zu finden, und werden entmutigt sein. Doch wenn wir uns die Mühe machen und dankbar sind, werden wir für die heilende Macht der unendlichen Liebe empfänglich.

Wie kann das sein? Es gibt eine aufschlußreiche kleine Fabel zu diesem Thema. Sie handelt von der „Auktion des Teufels". Eines Tages wollte sich der Teufel zur Ruhe setzen. Seine Werkzeuge standen für jeden zum Verkauf, der seinen Preis zahlen würde. Am Abend des Verkaufs wurden sie alle ausgestellt — Bosheit, Neid, Haß, Eifersucht, Sinnlichkeit, Falschheit und all die anderen Utensilien des Bösen. Etwas abseits lag ein harmlos wirkendes, keilförmiges Werkzeug. Es war stark abgenutzt und kostete mehr als alle anderen.

Als jemand den Teufel fragte, was das denn sei, sagte er: „Das ist Entmutigung."

„Aber warum ist es so teuer?"

„Weil", so antwortete der Teufel, „es nützlicher ist als alle anderen Werkzeuge. Ich kann damit das Denken eines Menschen aufbrechen und in sein Bewußtsein gelangen, wenn alles andere nicht gewirkt hat. Es ist so abgenutzt, weil ich es bei fast jedem benutze, denn nur sehr wenige wissen, daß es mein Werkzeug ist."

„Gibt es jemanden, bei dem du es nicht einsetzen kannst?"

Der Teufel zögerte lange. Schließlich sagte er mit leiser Stimme: „Bei einem dankbaren Herzen kann ich es nicht einsetzen."

Bei dem Verkauf hatte der Teufel für die Entmutigung so viel verlangt, daß sie nicht verkauft wurde. Die Geschichte endet damit, daß der Teufel noch immer im Besitz der Entmutigung ist und nach wie vor davon Gebrauch macht!

Wie wunderbar ist es zu wissen, daß ein dankbares Herz ein unerschütterliches Bollwerk gegen Entmutigung ist! Dankbarkeit siegt über Entmutigung, weil sie dem Teufel sein vielbenutztes Werkzeug nimmt; Licht und Dunkelheit können einfach nicht nebeneinander bestehen. Furcht und Sorge sind nichts anderes als im voraus gezeigte Undankbarkeit! Die unentwegte bewußte Anerkennung des Guten bewahrt uns davor, furchtsam oder entmutigt zu sein.

Dankbarkeit und Danksagung sind die natürliche Einstellung des Menschen zum Leben, denn sie sind geistiger Sinn in Tätigkeit! Gott, die göttliche Liebe, erfreut sich beständig der Schönheit, Harmonie und Vollständigkeit Seiner eigenen Schöpfung, und als Seine Widerspiegelung ist der Mensch zwangsläufig der Ausdruck dieser Freude. Gott ist der Ursprung aller Tätigkeit; die Widerspiegelung tut tatsächlich nichts aus sich selbst. Sie ist ganz einfach und mühelos, was das Original zum Ausdruck bringt.

Danksagung ist etwas, was Tag für Tag, in jedem Augenblick, vor sich geht. Jetzt, wo Familien und Freunde in Amerika sich voller Dankbarkeit und Liebe auf einen besonderen Danksagungstag vorbereiten, dürfen wir nicht vergessen, daß, ganz gleich, in welcher Situation wir uns gerade befinden, alle zu der einen universalen Familie gehören, deren Vater und Mutter Gott ist, und daß daher niemand von Seiner großen Liebe getrennt sein kann. Das ist gewiß ein Grund, dankbar zu sein!

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