Eines Tages hat meine Mutti mich bei einem Freund zu Hause abgeholt. Auf dem Heimweg sagte sie mir, daß sie sich nicht wohl fühlte. Als wir bei uns angekommen waren, hat sie sich sofort aufs Sofa gelegt. Meine kleine Schwester Anna und ich hatten Hunger, daher bat Mutti mich, eine Kleinigkeit zu essen für uns beide zu machen.
Das hat Spaß gemacht. Ich bin auf einen Hocker geklettert, um an etwas zu essen ranzukommen. Ich habe den Hüttenkäse aus dem Kühlschrank geholt und Löffel gebracht. Anna fand es lustig, daß ich sie gefüttert habe, und wir haben viel gelacht.
Dann haben wir Durst gekriegt. Es war schwierig, an die Becher zu kommen, denn die waren ganz oben im Schrank. Ich bin ins Wohnzimmer gegangen und wollte Mutti um Hilfe bitten, aber sie konnte noch nicht aufstehen. So bin ich in die Küche zurückgegangen, und da habe ich saubere Becher in der Spülmaschine gefunden. Als ich etwas zu trinken machte, mußte ich daran denken, wie Mutti aussah. Sie brauchte auch Hilfe.
Ich wußte, wie ich ihr helfen konnte. Ich konnte für sie beten. In der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule habe ich gelernt, wie man betet. Unsere Lehrerin erzählt uns immer Geschichten von Christus Jesus aus der Bibel. Er hat die Menschen geheilt, weil er wußte, daß Gott Liebe ist. Gott hat uns alle lieb. Die Lehrerin liest uns auch aus einem anderen Buch vor: aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy. In diesem Buch wird erklärt, wie Christus Jesus geheilt hat. Und wir können auch wie seine Jünger lernen, wie man heilt. Ich weiß das gut, denn ich bin schon einmal von Fieber und Bauchweh geheilt worden, als meine Eltern und ich gebetet haben.
Als ich an Mutti dachte, ist mir etwas eingefallen, was Papi mir manchmal aus der Bibel vorliest: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.” Ps 91:1, 2. Da mußte ich daran denken, wie gut und mächtig Gott ist. Ich weiß, ich kann darauf vertrauen, daß ich bei Ihm immer sicher bin.
Außerdem fiel mir ein Gebet ein, das ich in der Sonntagsschule gelernt habe, und das geht so: „Gott leitet, behütet und regiert dich.” Dieses Gebet und der Bibelvers gefallen mir sehr. Sie sagen mir, daß ich nie außerhalb von Gottes Güte sein kann. Und ich habe gewußt, daß es Mutti gut ging, weil sie auch immer in Gott geborgen ist.
Anna und ich sind wieder ins Wohnzimmer gegangen. Mutti saß auf dem Sofa und sah ganz fröhlich aus. Sie hat mich angelächelt und mir ein dickes Küßchen gegeben. Dann ist sie in die Küche gegangen, um Abendbrot zu machen. Ich habe mich gefreut, daß ich Mutti helfen konnte mit dem, was ich über Gott lerne.
Anmerkung der Mutter: Als wir zu Hause ankamen, hatte ich Schmerzen und fühlte mich sehr schwach. Ich hatte das Gefühl, daß ich besser versuchen sollte, meinen Mann zu erreichen, um ihn zu bitten, für mich zu beten, doch ich konnte nicht telefonieren. Als ich auf dem Sofa lag und hörte, wie die Kinder bei Hüttenkäse und Getränken kicherten, spürte ich genug Frieden, um ein wenig schlafen zu können. Ich hatte nur ein paar Minuten geschlafen, da hörte ich die geistige Botschaft: „Steh auf, du kannst jetzt deine Arbeit tun.” Diese Worte der Inspiration hatten eine solche Überzeugungskraft, daß ich mich sofort aufsetzen konnte. James sagte mir später, daß er gebetet hatte. In seinem Gebet hatte er bekräftigt, daß Gott in jenem Augenblick bei uns war, und ich war buchstäblich mit der Erkenntnis aufgewacht, daß in der Gegenwart Gottes, der Alles ist, nichts mich übermannen und meine rechten Aktivitäten behindern konnte. Noch konnte ich als geistiger Ausdruck Gottes je von Ihm getrennt sein.
Bald darauf war ich völlig frei von Schmerzen und konnte das Abendessen zubereiten. Mrs. Eddy sagt: „Es ist möglich, ja, es ist die Pflicht und das Vorrecht eines jeden Kindes, eines jeden Mannes und einer jeden Frau, dem Beispiel des Meisters durch die Demonstration der Wahrheit und des Lebens, der Gesundheit und der Heiligkeit in einem gewissen Grade zu folgen.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 37. Das ist meiner Meinung nach die Erklärung dafür, warum es so selbstverständlich für James war, mit den Wahrheiten, die er in der Sonntagsschule und zu Hause lernt, auf meine Bedürfnisse einzugehen.
