Wenn Ihnen Jemand das Licht einschaltete, während Sie in einer Dunkelkammer Filme entwickeln, wären Sie sicher nicht begeistert, denn eine solche Lichteinwirkung verdirbt die Filme, so daß man keine Negative mehr daraus entwickeln kann. Würde aber irgendeine negative und schmerzliche Entwicklung in Ihrem Leben durch die Einwirkung geistigen Lichts auf Ihre Gedanken unterbrochen und ausgelöscht, dann wären Sie begeistert.
Die physischen Sinne können kein geistiges Licht wahrnehmen. Deshalb könnten sie uns zu der Annahme verleiten, wir seien „im Dunkeln” und könnten Gott und Seine Gesetze der Harmonie und Seine liebevolle und immerwährende Fürsorge für uns als Seine geliebten Kinder nicht wahrnehmen. Diese angenommene mentale Dunkelheit führt zu Furcht. Kürzlich hörte ich im Radio ein Gespräch, in dem jemand eine sehr interessante Bemerkung über die Furcht machte: „Furcht ist eine Dunkelkammer, in der Negative entwickelt werden.”
Keiner muß jedoch in einer Dunkelkammer materieller Täuschung und Furcht leben. Das geistige Licht scheint tatsächlich überall und zu jeder Zeit, weil es von Gott ausgeht, dem allgegenwärtigen Geist, der allen Raum ausfüllt. Wir brauchen dieses Licht nur in unser Denken einzulassen, um seine Segnungen zu erleben. Die Bibel erklärt: „Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.” 1. Joh 1:5.
In Wirklichkeit leben wir alle in Gott, dem immer erleuchtenden göttlichen Gemüt und sind Seine intelligente, vollkommene und heilige geistige Idee. Mrs. Eddy sagt: „Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß Materie, Böses, Sünde, Krankheit und Tod nichts sind als Verneinungen des Geistes, der Wahrheit und des Lebens — die doch unbestreitbar Wirklichkeiten [Positiva*] sind. Die subjektiven Zustände des Bösen, sterbliches Gemüt oder Materie genannt, sind Unwirklichkeiten [NegativaWörtlich nach dem engl. Original], die der Zeit und des Raumes ermangeln; denn es gibt nichts außer Gott, dem Geist, und der Idee des Geistes.” Nein und Ja, S. 16.
Die materiellen Sinne können unser Denken nicht für die Erleuchtung öffnen, die wie ein ununterbrochener Strom von Gott zum Menschen fließt, aber der geistige Sinn kann es. Wir alle haben den geistigen Sinn, mit dem wir die Wahrheit über Gott und Seine Schöpfung wahrnehmen können. Der geistige Sinn läßt uns die Bibel verstehen und damit auch das Leben und die Lehren Christi Jesu. Durch den geistigen Sinn können wir die Christliche Wissenschaft verstehen.
Am liebsten verbringe ich meine Zeit damit, durch stilles Beten und das Studium von Bibel, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy und anderer Literatur der Christlichen Wissenschaft Gott mein Denken zu öffnen, um mich im Licht der Wahrheit und Liebe „zu sonnen”. Das macht mir solche Freude, daß es mir beinahe selbstsüchtig erscheint, so viel Zeit dafür aufzuwenden, wie ich es tue. Aber die Erfahrung hat mich gelehrt, daß es doch sehr uneigennützig ist, die Gedanken mit geistiger Erleuchtung von Gott erfüllt zu halten. Wahrheit erhellt nicht nur unser eigenes Denken; sie erhellt auch die geistige Atmosphäre all derer, auf denen unsere Gedanken ruhen.
Während der bewegten Jahre, in denen unsere Kinder heranwuchsen, wußte ich die Gelassenheit und Klarheit des Denkens zu schätzen, die durch Gebet und Studium in unser Heim kamen. So tat ich alles, um die nötige Ruhe zum Beten und Studieren zu finden — zum Beispiel stand ich morgens ein oder zwei Stunden früher auf als der Rest der Familie, ließ einige weniger wichtige Tätigkeiten sein und plante Termine mit Gott in meinen Tagesablauf ein, um noch mehr geistige Bereicherung in mein tägliches Leben zu bringen. Je konsequenter ich im Licht der Wahrheit und Liebe wandelte, desto konsequenter sah ich die Entwicklung von positiven Bildern statt negativen — sowohl in der Familie als auch in der Gemeinde, in der Kirche und bei meiner beruflichen Tätigkeit.
An einen Sonntagnachmittag erinnere ich mich ganz besonders. Eine Woche zuvor waren wir in ein neues Haus gezogen, das in einer anderen Stadt und einem anderen Bundesstaat lag. Dabei wußten wir uns ständig vom geistigen Licht begleitet, und so war der Umzug wundervoll verlaufen. Nun waren wir bereit, unsere ersten Gäste zu empfangen. In wenigen Stunden erwarteten wir sie zu einem Abendessen mit selbstgebackenen Waffeln. Es blieben nur noch einige letzte Vorbereitungen, und ich war sehr froh, daß ich etwas Ruhe für Gebet und Studium hatte — ich „sonnte” mich in der geistigen Inspiration von Gott. Plötzlich waren von der anderen Straßenseite her, wo unser Zehnjähriger mit seinen neuen Freunden spielte, ein Aufschrei und erregte Stimmen zu hören. Mein geistiges Verständnis von der Allgegenwart und Allmacht Gottes, des Guten, gab mir im gleichen Augenblick die Gewißheit, daß die allumfassende Kraft der göttlichen Liebe unmittelbar verfügbar war und die Lage absolut beherrschte. Und ich blieb in diesem Wissen und empfand weiter die Ausstrahlung und die Gewißheit der Fürsorge Gottes, während ich in völliger Ruhe das menschlich Erforderliche tat.
Durch das Wohnzimmerfenster konnte ich unseren Sohn sehen, der auf einem Bein über den Rasen des Nachbarn hüpfte. Ich ging hinüber, und beim Näherkommen sah ich, daß sein Bein stark blutete. Als wir unser Haus erreichten, rief ich meinen Mann, der von der Aufregung nichts bemerkt hatte, und bat ihn, mit einigen Handtüchern und mit seinen Gebeten zu kommen.
Nachdem wir unserem Sohn ins Haus geholfen hatten, legten wir ihn hin und wickelten sein Bein in die Handtücher, während wir sanft über Gottes Liebe und Fürsorge sprachen. Dann beteten wir drei zusammen in aller Ruhe das Gebet des Herrn, „die wissenschaftliche Erklärung des Seins” Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 468. und andere vertraute Abschnitte aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit, die uns bestätigten, daß in Wahrheit Gottes harmonisches Gesetz am Wirken war. Nach wenigen Minuten fühlten wir die Stille der heiligen Gegenwart Gottes so deutlich, daß wir wußten, daß alles gut war.
Als wir die Handtücher entfernten, sahen wir, daß die Blutung völlig zum Stillstand gekommen war, obwohl am Bein unseres Sohn ein kleines Loch zu sehen war. Während wir die Wunde reinigten und einen Verband anlegten, erklärte unser Sohn, was geschehen war. Er und seine Freunde hatten sich zu einem Spiel hinreißen lassen, bei dem sie Schraubenzieher mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk so warfen, daß sie aufrecht in der Erde steckenblieben. Sein Schraubenzieher war in seinem Bein gelandet. Seine Worte ließen erkennen, daß die Liebe, die er spürte — unsere und die Liebe Gottes —, ihn schon die Lektion gelehrt hatte, die er lernen mußte. Während mein Mann und ich aufräumten und noch einige Vorbereitungen für unsere Gäste trafen, ruhte er ein wenig. Unser Haus war von einer lieblichen Atmosphäre der Harmonie und Dankbarkeit erfüllt.
Bald erschienen unsere Gäste. Unser Sohn nahm an dem herzhaften Mahl teil, und am nächsten Morgen saß er wieder im Schulbus und hatte nur einen winzigen Verband über der geschlossenen Wunde, die sehr schnell ohne Komplikationen heilte. Als mich einige Zeit später ein Mädchen aus der Nachbarschaft fragte, was wir getan hätten, um unserem Sohn zu helfen, war es mir eine reine Freude, ihr von diesem heiligen Erlebnis zu berichten.
Ja, das Wandeln im Licht — in dem geistigen Bewußtsein und der Intelligenz, die Gott dem Menschen verleiht — macht Heilungen bemerkenswert natürlich. Die negativen Entwicklungen des materiellen Sinnes können einfach nicht bestehen, wenn sie dem ins Bewußtsein scheinenden geistigen Licht ausgesetzt werden. Aus diesem Grund gibt Mrs. Eddy den folgenden großartigen Rat: „Geliebte Christliche Wissenschafter, haltet euer Gemüt so von Wahrheit und Liebe erfüllt, daß Sünde, Krankheit und Tod nicht eindringen können.” Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 210. Sie werden gern im Licht wandeln!
