Mose Sollte Als der von Gott ernannte Befreier die Israeliten aus Ägypten und auf ihrer Wanderung durch die Wüste zu der verheißenen neuen Heimat führen. Endlich war der große Augenblick gekommen! Zwölf Stammesführer wurden für vierzig Tage nach Kanaan geschickt, um das Land zu erkunden und den ungeduldig wartenden Stämmen Bericht zu erstatten. Siehe 4. Mose 13:1-14:9. Zehn der zwölf Männer berichteten, daß tatsächlich „Milch und Honig" in dem Land flossen, doch da sie sich vor dem Unbekannten fürchteten, übertrieben sie die Hindernisse, die auf dem Weg lagen. Die Städte, so sagten sie, seien befestigt und sehr groß, und die Kanaaniter seien wie Riesen, während sie selbst sich wie Heuschrecken vorgekommen seien. Zwei andere Stammesführer — Kaleb und Josua — berichteten, das Land sei sehr gut, und wiederholten immer wieder, sie hätten von den Bewohnern nichts zu befürchten. Sie sagten: „Wir wollen sie wie Brot auffressen. Es ist ihr Schutz von ihnen gewichen, der Herr aber ist mit uns. Fürchtet euch nicht vor ihnen!" Die Israeliten waren jedoch so von dem ersten Bericht überwältigt, daß sie aus Furcht und Panik rebellierten. Ja, sie schlugen sogar vor, einen neuen Führer zu wählen und nach Ägypten zurückzukehren!
Warum waren die beiden Berichte so unterschiedlich? Ähnliche Umstände können in unserem eigenen Leben auftreten, nicht wahr? — wenn eine Tätigkeit oder ein Ereignis von verschiedenen Personen unterschiedlich interpretiert wird. Die Interpreter's Bible sagt: „Wie ist der Unterschied in diesem Fall zu erklären? Finden wir nicht die Antwort in dem Hinweis:, ... weil ein anderer Geist in ihm [Gottes Knecht Kaleb] ist'? Diesen anderen Geist besaß Kaleb deshalb, weil er seinen Geist dem Geist Gottes unterordnete. Wenn wir also den, anderen Geist' besitzen wollen, müssen auch wir in unser Denken und Leben die erhabensten Interpretationen des Lebens einbauen, die in Gott verwurzelt und begründet sind. Den Preis für Fortschritt im Reich Gottes bezahlt Gottes Volk nicht mühelos oder bereitwillig. Wenn ein Opfer verlangt wird, beklagt es sich und fordert lautstark den Status quo. Was für eine Tragödie wäre es gewesen, wenn die Israeliten wieder nach Ägypten zurückgekehrt wären!"
Pfleger sind in erster und wichtigster Linie Christliche Wissenschafter. Es ist daher ganz natürlich, daß die Voraussetzungen und Fertigkeiten, die von christlich-wissenschaftlichen Pflegekräften ...
Was hat das christlich-wissenschaftliche Pflegen mit den Israeliten und dem Gelobten Land gemein? Vielleicht können wir es mit den widersprüchlichen Berichten vergleichen, die über den gegenwärtigen Status des christlich-wissenschaftlichen Pflegens in Umlauf sind. Bevor wir näher darauf eingehen, wollen wir einen Blick zurück auf das Jahr 1985 werfen, als Die Mutterkirche eine Überprüfung aller Aspekte der christlich-wissenschaftlichen Pflege begann. Ein großer Teil der Arbeit bestand darin, das dichte Unterholz medizinischer Begriffe zu durchforsten, das über die Jahre um die christlich-wissenschaftliche Pflege herum gewachsen war. Mitglieder in aller Welt haben über einen Zeitraum von sieben Jahren die wahre Rolle, die das Pflegen innnerhalb der Mission unserer Kirche einnimmt, erforscht und darüber gebetet.
... verlangt werden, durch die geistigen Mittel erfüllt werden, die Mrs. Eddy ihren Schülern zur Verfügung stellt. Gebet ist die unmittelbarste und wertvollste Fertigkeit, die ein Pfleger besitzt.
Die Satzungsbestimmung für Pfleger wurde 1908 mit ins Handbuch Der Mutterkirche aufgenommen. Sie lautet: „Ein Mitglied Der Mutterkirche, das sich als christlich-wissenschaftliche Pflegerin oder christlich-wissenschaftlicher Pfleger bezeichnet, muß eine Person sein, die eine demonstrierbare Kenntnis von der Ausübung der Christlichen Wissenschaft hat, die die im Krankenzimmer nötige praktische Weisheit besitzt und die Kranken angemessen betreuen kann.
Solche Personen können in Übereinstimmung mit den von den Verlegern aufgestellten Regeln eine Anzeige im Christian Science Journal veröffentlichen lassen."
Drei Monate nachdem die Satzungsbestimmung ihren Platz im Kirchenhandbuch erhalten hatte, inserierten die ersten fünf Pflegerinnen im Christian Science Journal vom Februar 1909. Nur eine von ihnen hatte eine medizinische Ausbildung. In den folgenden siebzehn Jahren erfüllten Pflegerinnen durch ihr individuelles Verständnis und ihre individuelle Demonstration die in der Satzungsbestimmung niedergelegten Voraussetzungen.
1926 wurde ein formelles Ausbildungsprogramm für Pfleger festgelegt, aufbauend auf dem Lehrplan und den Erfordernissen für die Krankenschwestern der damaligen Zeit. Es war angeglichen an das Ausbildungsprogramm für Krankenschwestern, dauerte drei Jahre und hatte drei verschiedene Stufen. Es gab weiße Uniformen, Fachbücher, Examen, Urkunden und Anstecknadeln für Graduierte. Im Laufe der Jahre kam zum Lehrplan noch folgendes hinzu: das Lernen von Namen und Symptomen ansteckender Krankheiten, die vom Roten Kreuz entwickelte Erste Hilfe bei Notfällen, Anzeichen für den eingetretenen Tod und die Anatomie des Körpers; und von den Pflegern wurde verlangt, regelmäßig Aufzeichnungen über die geistige Haltung und den körperlichen Zustand des Patienten zu machen — um nur einige bemerkenswerte Abweichungen von der Theologie der Christlichen Wissenschaft zu nennen. Diejenigen, die die Ausbildung machten, mußten viel menschliches Wissen wieder ablegen oder ins Metaphysische übersetzen. Mrs. Eddy sagt recht unverblümt, was solches Wissen wert ist in ihrer Definition dieses Wortes: „Wissen. Der von den fünf körperlichen Sinnen erlangte Augenschein; Sterblichkeit; Annahmen und Meinungen; menschliche Theorien, Lehren, Hypothesen; das, was nicht göttlich ist und der Ursprung von Sünde, Krankheit und Tod ist; das Gegenteil von der geistigen Wahrheit und dem geistigen Verständnis."Wissenschaft und Gesundheit, S. 290.
Es wäre nicht fair, nur einen negativen Eindruck vom Ausbildungsprogramm zu geben, denn immerhin wird von den Pflegekräften viel Dankbarkeit dafür zum Ausdruck gebracht. Ich selbst habe diese dreijährige Ausbildung abgeschlossen und kann gewiß sagen, daß ich viel Gutes durch das metaphysische Studium, die ethische Erleuchtung und die Mentoren erfahren habe, die meine Schritte auf diesem Weg auf eine höhere Ebene lenkten. Und natürlich gibt es keine Macht — weder die Arzneimittellehre noch sonst etwas —, die sich in all jenen Jahren je den Heilungen, die die Patienten demonstrierten, oder dem inspirierten Pflegen, das deutlich sichtbar war, in den Weg stellten. Die Pflegekräfte stützten sich vielmehr auf ihr Verständnis der Christlichen Wissenschaft und der Satzungsbestimmung angesichts der Ungereimtheiten, denen sie sich in der Ausbildung gegenübersahen.
Durch die gründliche Überprüfung der Pflege wurden lange bestehende, auf Materie basierende Schichten entfernt, und das hat zu vielen Segnungen geführt. (Nur ein Beispiel: Die Forderung, daß Mitglieder Englisch sprechen müssen, um im Journal zu inserieren, wurde fallengelassen.) Es wurde auch klar, daß die Satzungsbestimmung kein formelles, strukturiertes Ausbildungsprogramm vorschreibt, das von Der Mutterkirche autorisiert und aufrechterhalten wird. Die Satzungsbestimmung spricht ausschließlich über Pfleger, indem sie die Voraussetzungen festlegt, die das einzelne Mitglied zu erfüllen hat und nach denen die Christlich-Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Regeln für die Eintragung als Pfleger aufstellen kann. Aus diesem Grund hat Die Mutterkirche im September 1991 die dreijährige Ausbildung abgeschafft, die bis dahin für eine Anzeige im Journal erforderlich war.
Das führt uns zurück zu Mose, der an der Grenze zum Gelobten Land zwölf Stammesfürer aussandte, die erkunden sollten, was vor ihnen lag. Zehn kehrten mit dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit zurück, und zwei waren voller Erwartung. Als das Pflegerausbildungsprogramm beendet wurde, gab es auch zwei sehr verschiedene Berichte:
• Der eine stellte fest, daß in der christlich-wissenschaftlichen Pflege ein heilloses Durcheinander herrsche. Ohne Ausbildung gebe es keine Normen. Und da es keine Normen gebe, könne jeder überall pflegen und einfach im Journal inserieren.
•Der andere Bericht kam zu dem Schluß, daß die Schlichtheit und Reinheit der Satzungsbestimmung wieder durchschimmere. Daß die Verbindung zwischen dem einzelnen Mitglied und der Norm des Kirchenhandbuchs wiederhergestellt sei und damit auch die große Verantwortung, die Freiheit mit sich bringt.
Zu dem ersten Bericht ist zu sagen, daß Ausbildung angeboten wird und auch stattfindet. Pflegerinnen und Pfleger sind nach wie vor an einem Unterricht interessiert, da das eine Möglichkeit ist, wie sie effizienter lernen und ihre Fertigkeiten verbessern können. Doch wie der einzelne die in der Satzungsbestimmung dargelegten Voraussetzungen erfüllt oder welche Methode er dazu wählt, bleibt ihm selbst überlassen. Gebet ist für jeden der einzige Weg herauszufinden, welche Schritte er tun soll. Lehranstalten für christlich-wissenschaftliche Pfleger bieten ständig Kurse an, und mehrere Pflegeheime bieten in verschiedenen Bereichen Unterricht an. Für den einzelnen gibt es auch die Möglichkeit, unter Anleitung der im Journal eingetragenen Pflegerinnen und Pfleger zu lernen. Zukünftige Pfleger machen in aller Welt praktische Erfahrungen — bei den Patienten zu Hause, in Pflegeheimen, Ferienlagern und Schulen.
Die primäre Rolle des Pflegers ist, aktiv geistiger Zeuge für das Wirken der Wahrheit zu sein.
Gibt es wirklich keine Normen mehr? Es sind wohl nur die menschengemachten, veränderlichen Normen, die verschwunden sind, und das Gold, das zurückbleibt, ist die göttliche, unveränderliche Norm. Pfleger sind in erster und wichtigster Linie Christliche Wissenschafter. Es ist daher ganz natürlich, daß die Voraussetzungen und Fertigkeiten, die von christlich-wissenschaftlichen Pflegekräften verlangt werden, durch die geistigen Mittel erfüllt werden, die Mrs. Eddy ihren Schülern zur Verfügung stellt. Gebet ist die unmittelbarste und wertvollste Fertigkeit, die ein Pfleger besitzt. Die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift dienen als Lehrbücher für die christlich-wissenschaftliche Pflege. Durch das Kirchenhandbuch erhalten die Pfleger Anleitung und Disziplin. Besonders Artikel VIII Abschnitt 31 stellt die göttlich autorisierte Norm für die Pfleger dar. Die Bibellekion Aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft., Klassenunterricht, Zweigkirchenmitgliedschaft und die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften geben Orientierung und Führung. So wichtig die angemessene, fürsorgliche körperliche Versorgung auch ist, ohne geistige Rüstung wird die Pflegepraxis verwässert zu bloßer menschlicher Güte.
Eine weitere Besorgnis kommt im erstgenannten Bericht zum Ausdruck, nämlich daß sich jeder einfach als Pfleger bezeichnen und und im Journal und Herold eintragen lassen könne. Der Verwaltungsrat der Christlich-Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft prüft ernsthaft und sorgfältig jeden Antrag mit Gebet. Und alle, die angenommen werden, sind hingebungsvolle Christliche Wissenschafter und gut darauf vorbereitet, sich als Pfleger zu bezeichnen. Mrs. Eddy vertraute auf die Integrität ihrer Mitglieder und erwartete, daß sie die Satzungsbestimmung ehrlich und vollständig erfüllen würden.
Und wie steht es nun mit dem zweiten Bericht? Er bezeugte, daß die primäre Rolle des Pflegers als beruhigender geistiger Zeuge erkannt worden war. Bei einem Pflegefall, zu dem ich kürzlich gerufen wurde, verbrachte ich sechs der acht Stunden meiner Answesenheit damit, aktiv geistige Zeugin zu sein. Und geistiger Zeuge zu sein ist nichts Passives! Die Frau kämpfte um jeden Atemzug, ihr Mann war erschöpft, und beide hatten große Furcht.
Der größte Irrtum über das christlich-wissenschaftliche Pflegen ist die Vorstellung, daß es sich dabei ausschließlich um eine körperliche Tätigkeit handelt, die eine geschulte Fachkraft erfordert. Doch hätte ich denn physisch etwas an ihrer Atmung, seiner Erschöpfung und beider Furcht ändern können? Damit will ich nicht sagen, daß ein Bad, eine Mahlzeit, ein glattgestrichenes Kissen nicht nötig sind, doch viel zu oft ist es ein menschlicher Instinkt, etwas tun oder in Ordnung bringen zu wollen. Das kann aber auch ein Ersatz für Gebet sein, das sich immer auf das tiefere Bedürfnis richtet.
Die Gewißheit und die Macht des heilenden Christus war es, die wir alle spüren mußten. Der Christus stillte mein Bedürfnis, indem er mir den Mut gab, unbeirrbar für das einzutreten, was über die Familie Gottes wahr ist. Ich konnte am Bett der Patientin sitzen und sie unterstützen, geleitet durch Gebet und ohne über die schwere Atemnot beunruhigt zu sein. Der Morgen der Patientin war vom Christus erfüllt, dadurch daß sie einen inspirierten Austausch mit dem Ausüber hatte und ihr Kirchenlieder sowie Stellen aus der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit vorgelesen wurden. Innerhalb von zwei Stunden ging der Atem wieder ruhig. Die Gegenwart des Christus berührte auch den Ehemann, so daß er zunehmende Herrschaft über die Furcht demonstrierte und in der Lage war, selber auszuruhen.
Keine dieser Veränderungen wurde durch pflegerische Handgriffe hervorgerufen. Erst viel später erhielt die Patientin besondere körperliche Versorgung. Zwar ist es von Fall zu Fall ganz verschieden, und manchmal ist weitaus mehr körperliche Pflege erforderlich, aber dieser Fall macht deutlich, was bei der christlich-wissenschaftlichen Pflege immer das Wichtigste ist: die geistige Bereitschaft, Wache zu stehen. Mrs. Eddy bekräftigt das, wenn sie sagt: „Es sei daran erinnert, daß alle Formen im Gottesdienst der Christlichen Wissenschaft nur die geistigsten Formen des Denkens und der Anbetung darstellen sollten, die überhaupt sichtbar gemacht werden können."Vermischte Schriften, S. 91.
Wir mögen in unserem Bewußtsein hinsichtlich des Status der christlich-wissenschaftlichen Pflege an einer Weggabelung angekommen sein: „Welchem Bericht schenken wir Glauben?" Jeden Tag haben wir erneut die Gelegenheit, das Denken ins Gelobte Land zu führen und voller Erwartung weiter vorwärts zu schreiten. Die christlich-wissenschaftliche Pflege ist gesichert, denn die Satzungsbestimmung ist das Gesetz Gottes.
