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Tradition oder Inspiration?

Aus der August 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Alljährlich Findet Im Februar die feierliche Schaffermahlzeit der Schiffer und Reeder in Bremen statt. In der Lausitz gibt es das Osterreiten der Sorben, bei dem bunt geschmückte Reiterzüge die Felder umkreisen. Durch diesen „Zauberkreis" sollen Unwetter, Ungeziefer und böse Geister abgewehrt werden. Auch andere Ereignisse, die Traditionelles präsentieren, wie die Aufführung der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven in der Silvesternacht, haben ihre Anhänger.

Solche Traditionen können Wertvolles der Vergangenheit erhalten und zu einer besseren Kenntnis des Landes und seiner Kultur verhelfen. Doch anders ist es, wenn über Jahre falsche Vorstellungen, auch charakterliche Fehler, mit einem bedauernden „So bin ich halt" entschuldigt werden. Solche Behauptung wirkt wie ein gedankenloses Ritual, das das wahre, geistige, vollkommene Sein des Menschen außer acht läßt. Auch der Gedanke eines Studenten, der sagt: „Vor Prüfungen komme ich immer in Panik", kann zu einer „traditionellen" Behauptung werden, ungeachtet der ewig bestehenden Tatsache, daß uns das göttliche Gemüt alle Ruhe, inneren Frieden, Intelligenz und die Gewißheit gibt, daß wir Prüfungen bei entsprechender Vorbereitung gut bestehen können.

Jeder kann sich von dieser falschen Art der Traditionspflege lösen. Ja, wir haben keinen Anlaß, solche falschen Ansichten auch nur einen Moment weiter zu akzeptieren. Gebet vermag uns aus dieser Haltung herauszuführen. Der Beginn inspirierenden Gebets ist der Anfang vom Ende eines einengenden Rituals. Im Gebet können wir die Allmacht Gottes anerkennen wie auch feststellen, daß wir, als Seine geliebte Idee, von der Sklaverei durch Zeit, Ritualismus und Gedankenlosigkeit frei sind. Gebet ist der Schlüssel zur Freiheit, die in Wirklichkeit nie verlorengegangen ist. Mary Baker Eddy schreibt in Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes: „Für Paulus war jeder Tag und jede Stunde eine Zeit zum Gebet. Er sagte:, Betet ohne Unterlaß.' Die Festsetzung religiöser Bräuche und Einrichtungen auf besondere Tage und Zeiten rechnete er nicht zum christlichen Zeitalter, sondern zu den Traditionen, Altweibergeschichten und endlosen Geschlechtsregistern." Verschiedenes, S. 340.

Wenn wir Gebet als die unaufhörliche Betätigung unserer Kenntnis von Gott und Mensch verstehen, wird klar, daß es die Entwicklung gedankenleerer Rituale nicht zuläßt. Und es hilft uns, aus eingefahrenen Gleisen wieder herauszufinden. Dadurch kann unser Leben einen neuen Sinn bekommen, und wir können erleben, wie sogar langgehegte sogenannte Marotten einem besseren, umfassenderen Begriff unserer geistigen Natur weichen.

Kürzlich rief mich ein Mann an, der mir sein Leid klagte und in diesem Telefonat Hilfe und Ermutigung suchte. Ich wies ihn auf einige Passagen in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy hin, die ihm Anhaltspunkte geben konnten, wie er über sich selbst zu einer neuen Sichtweise kommen könnte. Mehrere Male unterbrach er mich und sagte, daß er das, was ich ihm sagte, alles schon wisse.

Schließlich forderte ich ihn auf, seine uninspirierte, traditionelle Sicht der Dinge aufzugeben, keinen Wert mehr auf auswendig Gelerntes zu legen und statt dessen jeden einzelnen Bibelvers so zu betrachten, als habe er ihn nie zuvor gehört. Eine traditionelle Sicht, die das Alte lediglich wiederholt und gar nicht erwartet, daß auch aus Bekanntem Frische und Inspiration sichtbar werden können, kann augenblicklich abgelegt werden. Dazu war er nun bereit, und er sah plötzlich neue Möglichkeiten für sich.

Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, heißt es: „Die alte Annahme muß ausgetrieben werden, sonst wird die neue Idee verschüttet, und die Inspiration, die unseren Standpunkt ändern soll, wird verlorengehen. Heute wie vor alters treibt Wahrheit die Übel aus und heilt die Kranken." Wissenschaft und Gesundheit, S. 281.

Eine Definition des Wortes Inspiration ist Eingebung. Damit Eingebung funktioniert, muß also die Bereitschaft vorliegen, sich etwas geben zu lassen. Sind wir bereit, uns durch die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit etwas geben zu lassen? Etwas geben zu lassen, was eventuell anders als das ist, was wir bisher angenommen haben? Erwarten wir bei jeder Zeile, daß uns das Wort Gottes etwas Neues, Tröstliches, Aufrüttelndes oder Befreiendes gibt? Wer mit dem Auto unterwegs ist und weiß, daß er tanken muß, wird nicht vor der Tankstelle im Wagen tatenlos sitzenbleiben, ohne den Tank aufzufüllen und dann weiterzufahren. Genausowenig sinnvoll wäre es, lediglich Worte aus Bibel und Lehrbuch zu lesen, ohne darauf zu achten, daß unser Bewußtsein mit neuem „Treibstoff", nämlich mit neuen Ideen, gefüllt wird, und diese sich zunutze zu machen.

Dieses Auftanken geschieht häufig dadurch, daß wir alle Bedenken und Befürchtungen (insbesondere die, die wir „schon immer" gehegt haben) hinter uns lassen und bereit sind, die Wahrheit aufzunehmen. Dieses Aufnehmen und Verarbeiten charakterisiert in Wirklichkeit das Wirken des Christus. Christus ist der Heilung und Erlösung bringende Einfluß der göttlichen Liebe in unserem Bewußtsein. Dieser Einfluß ist nicht von Zeit oder äußeren Umständen abhängig. Nein, er wirkt sogar langgehegten falschen Behauptungen über uns und anderen entgegen und bringt genau dort inspirierende Überlegungen zum Vorschein, wo das veraltete, müde Denken Hoffnungslosigkeit suggerieren wollte.

Zwei Männer gingen ihrem vertrauten Beruf nach, den möglicherweise sogar schon ihre Vorfahren ausgeübt hatten. Da treffen sie einen Mann, der ihnen eine völlig neue Sicht über ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten vermittelt. Augenblicklich beenden sie ihre alte Tätigkeit und widmen sich der neuen Aufgabe. Die beiden Männer, Fischer von Beruf, waren Simon Petrus und Andreas, und der, der sie ansprach, war Christus Jesus. Im Matthäusevangelium wird der entscheidende Moment so beschrieben: „Und (Jesus) sprach zu ihnen: Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach."  Mt 4:19, 20.

Es ist sicher nicht zuviel gesagt, daß sie diese Entscheidung nicht leichtsinning trafen, sondern daß das, was ihnen Christus Jesus gesagt hat, sehr überzeugend gewesen sein muß. Und sie werden wohl erkannt haben, daß sie ihr Leben augenblicklich auf eine neue Grundlage stellen konnten.

Es ist Ausdruck unserer gottgegebenen Freiheit, schablonenhaftes Denken, das sich an alten Verhaltensmustern orientiert, augenblicklich abzulegen und sich voller Erwartung der heilenden Botschaft Gottes zu öffnen. Uns wird so viel durch die göttliche Liebe gegeben. Öffnen wir uns für die frischen Ideen, die Gott ständig vermittelt, und erwarten wir sie in jedem Augenblick voller Freude und Bereitschaft, ihnen zu folgen. Das kann unser ganzes Leben ändern. Statt Leere und Routine erleben wir dann die Lebendigkeit und Frische eines Lebens im Einklang mit der göttlichen Inspiration.

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