Mein Interesse an der Christlichen Wissenschaft wurde durch meine Ehe mit einem Anhänger dieser Wissenschaft geweckt. Wir gingen gemeinsam zur Kirche und ich las ab und zu in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy. Allerdings muss ich zugeben, dass mein Verständnis von dem, was ich las, recht oberflächlich war; und manchmal glaubte ich, was ich las, aber im nächsten Moment war ich total skeptisch. Ich suchte nicht nach Heilung oder nach einem tieferen Verständnis vom Leben, auch hielt ich beim Lesen nicht inne, um die Wahrheiten, die zum Ausdruck gebracht wurden, einsinken zu lassen. Doch dann passierte etwas, was in mir den Wunsch weckte, Gott besser zu verstehen.
Mein Mann war damals noch im Studium. Ich selber hatte eine Anstellung an der gleichen Universität und arbeitete dort gern. Eines Tages kehrte ich von der Mittagspause ins Büro zurück und wartete an einer Ampel, um die Straße zu überqueren. Plötzlich wurde ich von einer unbeschreiblichen Furcht ergriffen. Ich konnte die Furcht nicht mit irgendeiner Sache in Verbindung bringen; es war einfach eine Angst. Mir war, als ob sich meine ganze Persönlichkeit in diesen wenigen Sekunden gewandelt hätte.
Als ich wieder im Büro war, versuchte ich mich ganz normal zu verhalten und erwähnte den Vorfall nicht. Ich glaubte sowieso nicht, dass irgendjemand so eine Geschichte verstehen würde. Im Laufe des Nachmittags ließ das Furchtgefühl nicht nach, es wurde nur noch schlimmer und ich bekam große Angst vor der Heimfahrt mit dem Bus. Ich wartete auf den Bus, konnte mich dann aber nicht dazu bringen einzusteigen. Statt dessen ging ich zu Fuß nach Hause.
Als mein Mann nach Hause kam, erzählte ich ihm, was ich erlebt hatte, und nachdem wir eine Weile darüber gesprochen hatten, beschloß ich, eine Ausüberin um Hilfe zu bitten. Die Ausüberin versicherte mir, dass Gottes Liebe zu mir sich nie wandelt, und gab mir sich nie wandelt, und gab mir einige Zitate zum Studieren. Wir beteten mehrere Wochen lang, aber anstatt dass die Furcht nachließ, wurde sie nur immer größer. Ich zog mich bald von allen normalen Aktivitäten zurück, selbst so alltäglichen wie dem Einkaufen im Supermarkt. Da es unbedingt notwendig war, dass ich weiter arbeitete, brauchte ich dringend mehr Hilfe.
Ich entließ die Ausüberin und suchte einen Psychiater auf. Nach vielen Besuchen und Tests erklärte er mich für geistig gesund und konnte keinen Grund für die Furcht ausmachen. Er empfahl mir, mich ärztlich untersuchen zu lassen, da dann vielleicht irgendeine Störung in vielleicht irgendeine Störung in meinem körperlichen Gleichgewicht festgestellt werden könne.
Ich ging zu einem Arzt, aber sein Befund lautete nur, ich sei kerngesund. Die Medizin, an die ich mich zeit meines Lebens gewandt hatte, wenn ich Heilung brauchte, konnte mir nicht helfen und das schien mir ein echtes Problem zu sein.
Ich hatte mich nie anders als materiell gesehen, von physischen Gesetzen beherrscht. Doch jetzt wurde mir klar, dass der Mensch nicht materiell sein kann weil er das Bild Gottes ist.
Voller Verzweiflung rief ich erneut die Ausüberin an und sie war so freundlich, sich wieder mit mir zu treffen. Aus unseren vorherigen Gesprächen wusste sie, dass ich begreifen musste, was Gott ist, und auch, was es bedeutet, dass der Mensch Seine Widerspiegelung ist.
Wir kamen regelmäßig zusammen und ich begann Wissenschaft und Gesundheit zu studieren, insbesondere das Kapitel „Die Wissenschaft des Seins“. Wir sprachen über die folgenden Worte, die Gott als göttliches Gemüt beschreiben: „Das einzige Ich oder Uns; der einzige Geist, die einzige Seele, göttliches Prinzip, Substanz, Leben, Wahrheit, Liebe; der eine Gott; nicht das, was in dem Menschen ist, sondern das göttliche Prinzip voller und vollkommener Ausdruck der Mensch ist; die Gottheit, die umgrenzt, die aber nicht umgrenzt ist“ (S. 591). Und wir sprachen über die Beschreibung des Menschen auf der gleichen Seite: „Mensch. Die zusammengesetzte Idee des unendlichen Geistes; das geistige Bild und Gleichnis Gottes; die volle Darstellung des Gemüts.“
Das brachte ein großes Erwachen in meinem Bewußtsein. Ich hatte mich nie anders als materiell gesehen, von physischen Gesetzen beherrscht. Doch jetzt wurde mir klar, dass der Mensch nicht materiell sein kann, weil er das Bild Gottes ist, und eine Identität, die geistig ist, kann keine gottunähnlichen Eigenschaften besitzen. „Die große geistige Tatsache muß ans Licht gebracht werden, daß der Mensch vollkommen und unsterblich ist, nicht sein wird“ (ebd., S. 428).
Zu der Zeit fühlte ich mich nicht im Geringsten als vollkommener Mensch. Doch es leuchtete mir immer mehr ein, dass ich, da Vollkommenheit die geistige Tatsache ist, durch das Verständnis der Wahrheit des Seins die Annahme zerstören musste, dass der Mensch von Furcht beherrscht sein kann. In der Bibel lesen wir: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Frucht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe“ (1. Joh 4:18). Langsam ging mir auf, dass die unwandelbare, unveränderliche Liebe, die Gott ist, die Furcht austreibt und dass Gottes Liebe nicht dasselbe ist wie die illusorische, menschliche Emotion des materiellen Sinnes. Diese Liebe kann sich nicht irgendwann in Furcht verwandeln. Da Furcht das Ergebnis falscher Vorstellungen über Gott und den Menschen ist, hat sie nie Macht gehabt und kann auch Gottes Gesetz nicht ändern. Ich musste verstehen und beanspruchen, dass ich in der Liebe vollkommen bin, dass Liebe immer gegenwärtig ist, und musste alle entgegengesetzten Vorstellungen zurückweisen.
Nach fast drei Jahre langem gemeinsamen Gebet, durch das ich wirklich auf Gottes Herrschaft über Seine Schöpfung vertrauen lernte, wurde mir eines Tages bewusst, dass ich geheilt war. Keine Spur der Furcht war mehr vorhanden.
Obwohl ich natürlich dankbar für die Heilung bin, gilt doch mein größer Dank Mary Baker Eddy dafür, dass sie uns die Wahrheit mitgeteilt hat, und der Ausüberin, die so unermüdlich, so geduldig und liebevoll war.
„Das Wunder der Gnade ist kein Wunder für die Liebe. Jesus demonstrierte die Unfähigkeit der Körperlichkeit wie auch die unendliche Fähigkeit des Geistes, und auf diese Weise half er dem irrenden menschlichen Sinn, seinen Überzeugungen zu entrinnen und in der göttlichen Wissenschaft Sicherheit zu suchen. Wenn die Vernunft richtig geleitet wird, dient sie dazu, die Irrtümer des körperlichen Sinnes zu berichtigen; doch werden Sünde, Krankheit und Tod wirklich scheinen (geradeso wie die Erfahrungen des Traums im Schlafe wirklich scheinen), bis die Wissenschaft von der ewigen Harmonie des Menschen die Illusion von Sünde, Krankheit und Tod durch die unverletzte Wirklichkeit des wissenschaftlichen Seins zerstört“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 494).
Minneapolis, Minnesota, USA