Jede Lektionspredigt, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
5. Oktober
UNWIRKLICHKEIT
Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit, ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde. (Ps 17:15)
Als Anmerkung zu diesem Psalmvers finden wir in der AÜ die Bemerkung: „Das Erwachen kann hier nur das Erwachen aus dem Todesschlafe sein. Hier bricht also die Hoffnung der Auferstehung durch, ähnlich wie am Schlusse des 16. Psalms. — Der Psalm stammt wohl aus der Zeit, wo David unter Sauls Verfolgung besonders schwer zu leiden hatte." Mit diesem „Erwachen" kann nur die Erkenntnis gemeint sein, dass es keinen Tod gibt.
12. Oktober
GEHÖREN SÜNDE, KRANKHEIT UND TOD DER WIRKLICHKEIT AN?
Und wir haben gesehen und bezeugen, daß der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt. Wer nun bekennt, daß Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott. (1. Joh 4:14, 15)
Die WStB bemerkt zu diesen Versen Folgendes: „, Sotær'„ Retter'„ Heiland' — das war damals ein viel gebrauchtes Wort, das keineswegs, wie wir denken möchten, von vornherein ein, christliches' war. Es gab Gottheiten, von denen besonders die Heilung von Krankheiten und Hilfe in Nöten erwartet wurde und die man deshalb gern mit, sotær'„ Heiland' bezeichnete. ... Der römische Kaiser wurde als, Heilbringer', als, sotær', gepriesen und ließ sich das gern gefallen. In dieser Weise war das Wort, Retter' in der Umwelt des jungen Christentums bekannt. Wenn es der Apostel hier auf Jesus anwendet, auf diesen am Kreuz hingerichteten Juden aus dem Weltwinkel Palästina, dann ist das eine Herausforderung ohnegleichen. Das wird noch dadurch unterstrichen, daß er Jesus nicht nur, Retter', sondern, den Retter der Welt' nennt. Damit sagt er, daß einzig Jesus dieser Titel in Wahrheit und in einer allumfassenden Weise zukommt. ..., Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns', hieß es in V. 12. Nun wird gesagt, daß Gott in jedem, bleibt', der, bekennt, daß Jesus der Sohn Gottes ist'. Verwickelt sich Johannes in einen Widerspruch? Tritt nun auf einmal doch die, Dogmatik', die, rechte Lehre' an die Stelle der, Liebe'? Nein, für Johannes gehört beides untrennbar zusammen. Die Liebe entsteht ja in uns erst aus der Liebe Gottes zu uns."
19. Oktober
DIE VERSÖHNUNGSLEHRE
Gott ist's aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat. (2. Kor 1:21, 22)
Hfa beschreibt in modernem Text, dass das „Siegel" symbolisiert, dass der Mensch Gottes Eigentum ist: „Gott selbst hat unser und euer Leben durch Christus auf ein festes Fundament gestellt und uns in seinen Dienst gerufen. Er drückt uns sein Siegel auf, wir sind sein Eigentum geworden, und er hat uns seinen Heiligen Geist gegeben. Damit haben wir die Garantie von Gott, daß er uns noch viel mehr schenken wird."
Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. (Joh 14:28)
Lamsa berichtet, dass alle Semiten ihre Väter hoch in Ehren halten, ganz gleich welche Stellung sie auch selbst haben. Er sagt: „Das aramäische Wort rab (= gross) bedeutet auch, wichtig' und, berühmt'; nasha rabba ist mit, berühmter (oder wichtiger) Mann' zu übersetzen. Im Nahen Osten lehnt ein Bote oder Repräsentant im allgemeinen die Annahme von Ehrenbezeigungen ab, die seinem Herrn und Meister zukommen. ...
Jesus war stets demütig und nannte sich selbst, des Menschen Sohn', das heisst ein ganz gewöhnliches Wesen. Er wollte nichts davon wissen, dass Seine Anhänger Ihn höher als Gott, Seinen Vater, ehrten' ... Jeder Anspruch Jesu, grösser als Gott oder Gott selbst zu sein, würde unter allen Umständen sogar bei Seinen eigenen Nachfolgern Missverständnisse verursacht haben. Er erklärte immer, sich völlig in Übereinstimmung mit Gott zu befinden, der grösser ist als Er. Dies passt vollkommen in die orientalische Gedankenwelt, in der ein Sohn seinem Vater Ehrfurcht erweist und ihn für wichtiger als sich selbst hält."
26. Oktober
DIE PROBEZEIT NACH DEM TODE
Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und spach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht in keine Stadt der Samariter... Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch. (Mt 10:5—8)
Barclay führt drei Gründe an, warum Jesus seinen Jüngern verbot, zu den Heiden zu gehen: dass den Juden in ihrer besonderen Stellung als Gottesvolk die gute Botschaft zuerst zustand; dass die Jünger noch nicht gut genug gerüstet waren und es eines Paulus bedurfte, um den Heiden zu predigen, und dass ihre Kräfte nicht „zersplittert" werden sollten, indem sie sich zu viel auf einmal vornahmen. Doch Barclay betont, dass dieser Befehl Jesu „zeitlich begrenzt" war.
Er erklärt weiter, dass das Wort „gebot" (paraggellein im Griechischen) sehr aufschlussreich sei und vier Spezialbedeutungen hat: „1. Es ist das für militärische Befehle übliche Wort: Jesus war wie ein Feldherr, der seine Befehlshaber in Kenntnis setzt, bevor sie in die Schlacht ziehen. 2. Es ist das Wort, mit dem man seine Freunde um ihren Beistand bittet. Jesus war wie jemand, der seine Freunde auffordert, ein großes Ideal zu verwirklichen. 3. Es ist das Wort, das Lehrer und Philosophen benutzten, wenn sie ihren Schülern Richtlinien mit auf den Weg gaben. Jesus war wie ein Lehrer, der seine Schüler entläßt, wohl ausgerüstet mit seiner Lehre und Botschaft. 4. Es ist das Wort, das bei der Erteilung herrscherlicher Befehle üblich war. Jesus war wie ein König, der seine Botschafter entsendet, damit sie seine Aufträge ausführen und sich für ihn einsetzen."
Die einzelnen Anweisungen Jesu an diese Botschafter seien doppelt zu verstehen, schreibt Barclay: „Einmal körperlich — Jesus ist gekommen, um die Menschen leiblich gesund zu machen — und zum andern auch geistig, da damit auch der Wandel gemeint ist, den Jesus in den Menschen selbst bewirkt.
... Sie sollen die Kranken gesund machen. Das an dieser Stelle des griechischen Textes für krank verwendete Wort hängt mit dem Verb asthenein zusammen, das in erster Linie schwach sein bedeutet ... Jesus stärkt uns in unserer Willensschwäche, er bestärkt uns in unserer Widerstandskraft, er macht uns Mut zum Kampf, er stärkt uns in unserer Schwachheit mit göttlicher Kraft.
... Sie sollen die Toten aufwecken. Wir Menschen können in unseren Sünden ersterben, unser Widerstandswille kann gebrochen werden und unsere Vorstellungen vom Guten können sich derartig verfinstern, daß sie schließlich überhaupt nicht mehr vorhanden sind; wir können hilflos und hoffnungslos der Sünde ausgeliefert sein, blind und taub gegenüber der Güte Gottes.. . .
... Sie sollen die Aussätzigen reinigen. ... Unsere Worte, unsere Taten und der Einfluß, den wir ausüben, können so schmutzig sein, daß wir alle, mit denen wir in Berührung kommen, ebenfalls besudeln. Jesus Christus ... besitzt das göttliche Antiseptikum gegen die Sünde. Er reinigt die Menschen durch seine göttliche Reinheit von ihren Sünden.
... Sie sollen die bösen Geister austreiben. ... Auch wir können dem Bösen unterliegen und uns von schlimmen Gewohnheiten beherrschen lassen. Das Böse kann eine hypnotische Anziehungskraft auf uns ausüben. Jesus ist nicht nur gekommen, um uns von der Sünde zu befreien, sondern auch, um die Macht der Sünde ein für allemal zu brechen. Durch die Kraft Gottes macht Jesus Christus die der Sünde verfallenen Menschen frei; er befreit uns aus der Knechtschaft der Sünde."
AÜ = Albrechts Bibelübersetzung
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
Hfa = Hoffnung für alle
Lamsa = George M. Lamsa, Die Evangelien in aramäischer Sicht
WStB = Wuppertaler Studienbibel
