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Den Irrtum aufdecken und seine Ansprüche zerstören

Aus der Oktober 1997-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn ich als junger Mensch, sei's in der Christian Science Sonntagsschule, bei Zeugnissen in der Mittwochabend-Versammlung oder zu Hause, die Begriffe Irrtum und sterbliches Gemüt hörte, war mir nicht immer ganz klar, dass sie sich nicht auf eine Person oder eine Sache bezogen. Und obwohl diese Worte oft austauschbar sind, ist es doch für unsere Arbeit als christliche Heiler förderlich einmal den Unterschied zwischen den beiden zu betrachten.

In ihrer Antwort auf die Frage „Was ist Irrtum?" erklärt Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit, dass Irrtum im weitesten Sinn „der Widerspruch zur Wahrheit" ist. Aber sie beschreibt ihn auch noch genauer, um dem Leser die subtile, trügerische Natur des Irrtums verständlich zu machen. So sagt sie zum Beispiel weiter: „Er ist das, was zu sein scheint, aber nicht ist."Wissenschaft und Gesundheit, S. 472. Und dieser Aspekt des Irrtums, dass er zu sein scheint — dass er behauptet, es existiere etwas außerhalb der Wahrheit und ihrer Manifestation und könne selbstständig handeln —, erfordert ständige Wachsamkeit, damit man seine Ansprüche durchschauen kann.

Doch es könnte nun jemand fragen: „Wie kann der Irrtum — nichts — scheinbar doch etwas sein oder etwas tun? Wie kann etwas Unwahres listig, voller Ausflüchte, erschreckend, schädlich, hartnäckig, ja wirklich sein?" Für Gott, für das eine Gemüt, das die Wahrheit selbst ist, kann es das nicht sein.

Oft sieht man sich jedoch dem Argument gegenüber, dass Gott nicht das einzige Gemüt ist. Uns wird stattdessen beigebracht zu glauben, dass es neben der Wahrheit und ihrem unendlichen Ausdruck, neben dem göttlichen Gemüt, ein anderes Gemüt gibt, das glaubt, das Dasein umfasse mehr als nur Geist, Gott, und Seine Güte. Diese Mutmaßung, die das sterbliche Gemüt genannt wird, ist schon an sich ein Irrtum und keine Wesenheit, nicht wirklich. Mrs. Eddy schreibt: „Weil Gemüt unsterblich ist, weist der Ausdruck sterbliches Gemüt auf etwas Unwahres und deshalb Unwirkliches hin; und so, wie der Ausdruck beim Lehren von Christian Science verwendet wird, soll er das kennzeichnen, was keine wirkliche Existenz hat." Ebd., S. 114. Irrtum ist daher als falsche Vorstellung zu bezeichnen und sterbliches Gemüt als das, wovon die falsche Vorstellung ausgeht.

Das sterbliche Gemüt hält seine eigenen falschen Vorstellungen und falschen Einschätzungen für wahr. Christian Science beweist, dass diese falschen Vorstellungen — zum Beispiel, dass wir alle Sterbliche seien, eingekeilt zwischen Gut und Böse — mentale Irrtümer sind und keine feststehenden Tatsachen. Das ist ein wesentlicher Punkt bei unserer Betrachtung der Heilarbeit durch Gebet. Mit anderen Worten, wir haben es nicht zu tun mit einer äußerlichen Welt voller Unzulänglichkeiten, Ungerechtigkeiten und unveränderlicher Zustände, die sich Krankheit und Sünde nennen, sondern mit dem vom sogenannten Gemüt ausgehenden irrigen, materiellen Bild von der Welt und allen, die darin sind.

Volle Herrschaft über den Irrtum erlangen, sich nicht täuschen lassen und so die Ungerechtigkeiten und Unzulänglichkeiten, unter denen die Menschheit leidet, heilen helfen, heißt, dass man sowohl die falsche Vorstellung wie den Erzeuger der falschen Vorstellung bloßstellt. Weder der eine noch der andere Aspekt des Irrtums hat einen Platz in Gott, dem einen vollkommenen Gemüt. Doch wenn wir nur so weit gehen, dass wir beispielsweise Krankheit als Irrtum erklären (weil das wahre Sein des Menschen geistig, ohne Krankheit, heil und vollkommen ist), dann lassen wir den Glauben, dass es ein eigentliches Gemüt gebe, das sich solcher Unwahrheiten bewusst ist, unangefochten im Raum stehen. Und dies — also nicht anzufechten, dass es ein Gemüt gibt, das Irrtum kennt — ist ein Hindernis für unsere Fähigkeit zu heilen. Allein das sterbliche Gemüt vertritt die Ansicht, dass Krankheit wirklich sei. Dahingegen weist Mrs. Eddy auf Folgendes hin: „Zu behaupten, es gäbe tatsächlich einen falschen Anspruch, den man Krankheit nennt, heißt alles zugeben, was es an Krankheit gibt; denn sie ist nichts anderes als ein falscher Anspruch. Um geheilt zu werden, muß man einen falschen Anspruch aus den Augen verlieren. Wenn der Anspruch im Denken vorhanden ist, dann wird Krankheit genauso fühlbar wie jede Wirklichkeit."Die Einheit des Guten, S. 54.

Wie verlieren wir den falschen Anspruch aus den Augen und zerstören den Irrtum? Dadurch, dass wir unsere Gedanken auf die Wahrheit des Seins gerichtet halten. Vor vielen Jahren hatte ich ein Erlebnis, das mir dies klarmachte. Eine Familienangehörige erkrankte und bat mich für sie zu beten. Ich hatte das tiefe Bedürfnis zu beweisen, dass die Betreffende in Wahrheit von Krankheit frei war, weil ja der von Gott geschaffene Mensch nicht sterblich und materiell, sondern der Ausdruck Gottes, des vollkommenen Guten, ist. Ich betete eine Zeitlang und ein Fortschritt war zu erkennen. Die Krankheit schien mir weniger bedrohlich, weniger schwer zu bewältigen wie zuerst, obwohl die körperlichen Symptome sich nur wenig gebessert hatten.

Einige Zeit darauf wurde ich jedoch weniger offen für die geistigen Wahrheiten, die von Gott zu mir kamen, und schenkte stattdesssen den vorher bereits aufgedeckten Irrtümern immer mehr Aufmerksamkeit. Ja ich grübelte immer wieder über etwas, was ich schon über diese Irrtümer wusste — nämlich dass sie nichts sind. Zwar könnte man sagen, dass ich nur gründliche Arbeit tat, um die falschen Ansprüche zu zerstören, doch ich merkte, dass sich im Grunde meine Gedanken ständig darauf konzentrierten und so die Wahrheit immer mehr ausschlossen.

Die folgende Regel aus Wissenschaft und Gesundheit macht deutlich, wo Gründlichkeit bei der Behandlung von Krankheit gefordert ist: „Was auch immer der Glaube sei, wenn Argumente gebraucht werden, um sie zu zerstören, muss der Glaube zurückgewiesen werden und die Verneinung muss sich auf die vermeintliche Krankheit erstrecken und auf alles, was über ihre Art und ihre Symptome entscheidet."Wissenschaft und Gesundheit, S. 418. Wir zerstören den Irrtum gründlich, wenn wir die falsche Vorstellung (den Glauben an Krankheit) und den Erzeuger der falschen Vorstellung (das, was einen solchen Glauben vertritt und definiert) als unwirklich erkennen. Das Licht der Wahrheit befähigt uns, sowohl den falschen Glauben als auch den falsch Glaubenden als eins wahrzunehmen, als illegitim, wodurch der Irrtum zerstört und mehr von der Wahrheit ans Licht gebracht wird.

Mir wurde die geistige Wahrheit klar, dass der Mensch in seiner Ganzheit die Wirkung Gottes, nicht des Menschen, ist und dass noch so intensives menschliches Denken das nicht wahrer macht, als es immer ist. Dies brachte meinem Gebet große Freiheit; ich verlor die körperlichen Symptome völlig aus den Augen und war stattdessen von Ehrfurcht erfüllt vor dem, was Gott, das Gute, dem Menschen gibt. Ich war dann nicht überrascht, als die Angehörige, die krank gewesen war, innerhalb einer Stunde völlig gesund war.

Keine Mutmaßung des Irrtums, keine Falschheit, hat Bestand in einem mit Wahrheit erfüllten Bewusstsein, und zwar weder als Ding noch als Kraft noch als Gemüt. Christian Science erklärt, dass Wahrheit das einzige Gemüt ist, das existiert, und zeigt uns, dass wir im Gebet dem Raum geben können, was dieses Gemüt weiß.

Solch geistig progressives Denken und Handeln findet seinen Lohn nicht erst zu irgendeiner fernen Zeit, sondern ist jetzt sofort praktisch erlebbar — in einem glücklicheren, reineren und produktiveren Leben — dadurch, dass wir weiter den Irrtum aufdecken und seine Ansprüche zerstören.

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