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Der Christian Science Herold Magazin

Die Erkenntnisse eines Arztes über christliches Heilen

Zweiter Teil

Aus der März 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein halbes Jahrhundert lang schon hat sich der Arzt und Chirurg Dr. William Reed einer einzigartigen Aufgabe gewidmet: dabei zu helfen die Kluft zwischen der Welt der Medizin und dem christlichen Heilen zu schließen. In seinen Büchern und seinen in der ganzen Welt gehaltenen Vorträgen plädiert er eindringlich für mehr Berücksichtigung der geistigen Bedürfnisse eines Patienten. Durch die 1962 gegründete Christian Medical Foundation in Tampa, Florida (USA), bringt er Tausende von Ärzten und Krankenschwestern zusammen, die christliches Gebet in ihre medizinische Praxis integrieren wollen.

Dr. Reed schreibt, dass die Gesellschaft dringend „eine neue Medizin für die Zukunft" braucht, „deren zentrales Thema eine größere Orientierung des Arztes wie des Patienten an Gott ist, und zwar durch Christus Jesus und durch den Heiligen Geist. ... Die Menschen müssen die Wahrheit hören, dass Jesus heute heilt. ... Christliche Ärzte ... sollten ihren Patienten sagen:, Es scheint zwar, als seien wir die Heiler, doch Gott ist es, der die Kranken gesund macht.' " Surgery of the Soul (Tampa, Florida: Christian Medical Foundation International, Inc., 1995).

Im ersten Teil dieses Interviews, das letzten Monat im Herold erschien, wies Dr. Reed darauf hin, dass die Schulmedizin begrenzt ist, weil sie den Menschen nur als Seele und Körper (psychosomatisch) behandelt; ein Durchbruch ist nötig, sagt er, und der bestehe darin, dass man den Menschen nicht nur als Seele und Körper, sondern auch als Geist behandelt. Außerdem sei für das Heilen eine von Christus bewirkte Umwandlung erforderlich, geistiges Heilen könne nicht allein auf der Ebene des menschlichen Gemüts stattfinden. Im Folgenden spricht Dr. Reed darüber, wie er die zukünftige Entwicklung dieser Denkrichtung sieht.

Könnten Sie einmal im Einzelnen eine geistige Heilung beschreiben, die Sie miterlebt haben?

Ich habe eine Patientin, die inzwischen wohl vierundachtzig oder fünfundachtzig ist, die kam wegen rezidivierendem Krebs zu mir. Sie war wegen eines Tumors in ärztlicher Behandlung. Damals war sie zweiundsechzig. Ich sagte ihr, dass sie durch keine Operation geheilt werden könne, doch dass ihr Mann und ich in die Kapelle rübergehen sollten. Wir würden dort für sie beten und Christus bitten, sie zu heilen. Als ich für sie betete, konnte ich keine Änderung ihres Zustandes wahrnehmen. Doch ich bat sie, zwei Wochen später wiederzukommen, und da hatte der Tumor deutlich abgenommen. Sie ist Österreicherin und sie fuhr nach Österreich — ich glaube, um sich von Familie und Freunden zu verabschieden. Doch ihr Zustand besserte sich so sehr, dass einer ihrer Verwandten, der Arzt ist, ihre Chemotherapie absetzte. Als sie zurückkam, untersuchte ich sie wieder, und der Tumor war verschwunden geblieben.

Ein Prediger der Pfingstgemeinde sollte sein Bein amputiert bekommen, weil er eine schwere Infektion im Fuß hatte. Ich sagte: „Wollen wir doch erst einmal beten, bevor wir ins Krankenhaus gehen." Nachdem ich für ihn gebetet hatte, sagte er: „Wissen Sie, ich glaube, dass Jesus mich geheilt hat." Und die Schmerzen vergingen — diese bohrenden Schmerzen, die er in dem Fuß gehabt hatte. Das war 1976 und er ist jetzt zweiundachtzig. In letzter Zeit hat er wieder Beschwerden mit seinem Bein gehabt, aber gut zwanzig Jahre war er schmerzfrei, und ich brauchte nicht zu amputieren.

Wie kann man Zweifel an dieser höheren Macht haben?

Wie können die Blutgefäße sich öffnen? Undwie können die Krebszellen aufhören tödlich zu sein? Etwas passiert da. Es ist das, was Paulus über die Macht der Auferstehung Jesu sagt: „Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung" (Phil 3:10). Paulus sagt, dass die Kraft, die Jesus aus dem Grab auferweckt hat, auch uns — unsere „sterblichen Leiber" lebendig machen wird (Röm 8:11). Man kann das nicht richtig beschreiben. Ich kann nursagen: Es ist nicht meine Kraft. Es ist nicht meine Heilfähigkeit, sondern esist die Kraft Christi.

Ein Prediger der Pfingstgemeinde sollte sein Bein amputiert bekommen, weil er eine schwere Infektion im Fuß hatte. Ich sagte: „Wollen wir doch erst einmal beten, bevor wir ins Krankenhaus gehen."

Haben Sie schon mal daran gedacht ganz in die geistliche Seelsorge überzuwechseln?

Das tue ich zumgrößten Teil schon. Meine medizinische Praxis richtet sich auf den Patienten, für den vom medizinischen Standpunkt aus keine Hoffnung mehr besteht. Ich leite auch wöchentliche Gottesdienste in der Kapelle der Christian Medical Foundation. Zuerst halte ich einen Vortrag über das Verstehen von Gottes Wort und das Heilen des ganzen Menschen; danach gibt es Gelegenheit, am Altar Heilung zuempfangen, Hände aufzulegen, zu salben, was ja Methoden Neuen Testaments sind. Durchschnittlich kommen etwa hundert Leute, zumeist die Mutlosen oder Verzweifelten. Und uns interessiert nicht, welcher Glaubensgemeinschaft sie angehören. Wir drücken ihnen nicht unser Etikett auf, wir haben keins.

Würden Sie sich als eine Bewegung bezeichnen?

Es ist eher ein Bewegen, ein Sichbewegen Gottes. Ich betrachte auch Christian Science nicht als eine Bewegung; ich sehe es als die Hand Gottes, die am Wirken ist, wenn die Menschen verzweifelt nach einer Antwort suchen und sie nicht auf herkömmlichen Wegen bekommen.

In welcher Richtung wird Ihrer Ansicht nach diese Entwicklung zum geistigen Heilen hin weitergehen?

Was auf dem Harvard-Symposium in Boston zum Thema „Spiritualität und Heilen in der Medizin" [siehe u. a. den Herold vom Mai 1997] stattfand, ist ein Schritt in die rechte Richtung. Die Christian Medical Foundation von Kanada — in Zusammenarbeit mit einem Laienverband in Quebec, der sich „Jesaja 40" nennt und dem Heilen gewidmet ist — befasst sich damit, wie wir ein lebendiges Christentum in die Praxis von Medizin und Psychiatrie integrieren können. Seit 1960 halten wir Konferenzen mit Ärzten in den USA, in Kanada und in Übersee ab. Wir haben es also auf unsere Weise probiert, doch es ist nicht ohne Widerstand gelaufen. Der psychosomatische Mensch wird immer Widerstand leisten, weil die fleischliche Gesinnung der Tod ist. Und er wählt sich den Tod eher als das Leben.

In der Episkopalkirche und der Anglikanischen Kirche besteht gegenwärtig ein viel größeres Interesse als je zuvor daran, die geistigen Aspekte des Heilens in Betracht zu ziehen. Und in den Pfingstgemeinden tut sich vieles in dieser Hinsicht. Aber man kann die Glaubensgemeinschaften heute gar nicht in eine bestimmte Schublade einordnen. Sagt man, die Leute glauben nicht an christliches Heilen, so stellt man kurz darauf fest, dass sie sich doch damit befassen. Viele Gemüter bewegt heute die Frage, obwir ein Volk des Wortes oder ein Volk der fleischlichen Gesinnung sein werden. Ich sehe, wie das Pendel in die Richtung des Geistigen schwingt. Und ich sehe das als ein Zeichen dafür, dass jetzt, wo wir uns dem Jahr 2000 nähern, etwas geschehen wird.

Wie meinen Sie das?

Historisch entwickeln sich die Dinge in Zyklen von 2000 Jahren. Und ich glaube, wir kommen jetzt in einen Zyklus, in dem wahre Geistigkeit die Stoßkraft der neuen Medizin sein wird. Ich glaube nicht, dass sie an der Psychiatrie oder an Medikamenten orientiert und auch nicht chirurgisch orientiert sein wird.

Wir müssen einfach geistig werden. Ich glaube wirklich, ein neues Zeitalter in Christus Jesus kommt herauf.

Als ich mich wegen eines medizinischen Auftrags in den Bergen von Guatemala aufhielt, warteten eine ganze Reihe von Guatemalteken auf Hilfe von uns. Ich erinnere mich an eine schöne Guatemaltekin, wahrscheinlich zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt, die ein wunderhübsches Kleid anhatte. Sie litt an Krebs. Wir hätten einen chirurgischen Eingriff vornehmen oder Bestrahlungen oder sonst etwas machen können, was alles nicht viel helfen, sondern nur noch neue Probleme schaffen würde. Und so sagte ich zu meinem Freund, der für mich übersetzte: „Sag ihr, dass wir mit Operationen nichts machen können, dass wir aber beten werden, und wir werden Gott hier um göttliche Intervention bitten."

Wegen der Unmöglichkeit der Situation und wegen ihres kindlichen Glaubens, ihrer Aufgeschlossenheit und ihrer Schönheit entdeckte ich ein tieferes Mitgefühl in mir, als ich je empfunden hatte. Es überwältigte mich geradezu. Wenn wir von einer Heilungsmission kommen, wissen wir nie, was passieren wird. Aber nach ein paar Jahren staunen wir nur, wenn wir hören, dass die Leute geheilt wurden. Ich würde mich nicht wundern, wenn diese Frau geheilt worden wäre.

Sehen Sie sich die Welt doch an. Überall sterben Menschen. Wir haben nicht genug Krankenhäuser, nicht genug psychiatrische Kliniken, nicht genug Gefängnisse. Wir müssen einfach geistig werden. Ich glaube wirklich, ein neues Zeitalter in Christus Jesus kommt herauf.

Kommt es Ihnen so vor, dass mit diesen Fortschritten jetzt auch andere eindeutig nicht so gute Dinge in der Welt an die Oberfläche treten?

In der Bibel sagt Timotheus, dass es mit bösen Menschen und Betrügern je länger, desto ärger wird. Ich glaube, wir sehen, dass das Böse sich häuft, aber eine Gegenkraft des Guten, des Lebens und der Liebe ist am Werk. Je mehr wir Gott und dem Guten den Rücken kehren, umso mehr Böses wird es geben. Doch wenn uns klar wird, dass es nicht genug Tabletten und Operationen gegen die Krankheiten der Menschen gibt, fangen wir an in andere Richtungen zu schauen und zu fragen: „Wo kann ich Frieden finden?" Den findet man ja nicht in der Kneipe an der Ecke; das macht die Dinge nur komplizierter. Man muss ihn auf der geistigen Ebene finden. Und ich erlebe, dass Männer und Frauen diesen Weg gehen. Vielleicht ist dies der wahre Anfang vom zweiten Kommen des Christus.

Wenn uns klar wird, dass es nicht genug Tabletten und Operationen gegen die Krankheiten der Menschen gibt, fangen wir an in andere Richtungen zu schauen und zu fragen: „Wo kann ich Frieden finden?"

Erleben Sie diese geistige Revolution, von der Sie sprechen, in der Medizin?

Ich wünschte, ich könnte sagen, sie findet in der Medizin statt. Ich glaube, in dem Maße, wie die Medizin weniger arztorientiert wird und mehr am Staat und an Versicherungsgesellschaften orientiert ist, wird sie sich weiter verschlechtern. Hoffnung sehe ich nur bei dem einzelnen Arzt, der seinen Glauben mit ans Bett bringt.

Was mich angeht, so muss ich durch das medizinische System arbeiten, denn das ist das Feld, wo ich herkomme. Im letzten Frühjahr habe ich in Montreal und Toronto über die Rolle des Gebets in der Medizin gesprochen und an diesen Konferenzen nahmen viele junge Ärzte und Krankenschwestern teil. Ich weiß aber nicht, ob das Reich der Medizin je verändert werden kann. Sicherlich, bestimmte Dinge werden sich in einer guten Richtung entwickeln, doch die Struktur ist auf einen strikt psychosomatischen Ansatz fixiert.

Wenn wir Jesus aus dem Spiel lassen und keine Kapelle im krankenhaus haben, wo die Kranken hingehen können, und nur einen Geistlichen für sechshundert Betten, dann erhält der Patient keine nennenswerte geistige Hilfe. Die Krankenschwestern werden sogar ermahnt, nicht über Gott zu sprechen.

In den sechziger Jahren leiteten Sie versuchsweise für zwei Jahre eine christliche Klinik in Medford, Oregon. Wie würden Sie die heilende Atmosphäre beschreiben, die die Patienten brauchen?

Sie wäre gekennzeichnet durch Schönheit, Ruhe, Frieden, schöne Musik, großartige Kunst und liebevolles, fürsorgliches, betendes Personal auf allen Ebenen, von den Sanitätern bis zu den Ärzten. Auf dem Gelände würde es eine Kapelle geben und das wäre ein Ort, wo Gottesdienst und Gebet aufseiten der Patienten wie des Personals ermutigt würden. Die Klinik in Oregon war solch ein Ort, aber es gab Widerstand aus allen möglichen Richtungen, dem konfessionelle Missverständnisse zugrunde lagen, und es gab ungeheuren Widerstand von der medizinischen Machtelite. Heutzutage sind die Dinge etwas offener in dieser Beziehung als damals vor dreißig Jahren, als wir dies versuchten.

Ich habe einmal ein Gedicht gelesen, in dem es hieß, dass Heilung ein musikalisches Phänomen sei. Die Patienten müssen nur ihre Herzen richtig stimmen und sie dann mit dem Herrn, dem Heiligen Geist, in Einklang bringen — harmonisieren — und dabei alle Ängste, Befürchtungen und negative Gedanken auflösen lassen.

In den Ärztegruppen der Christian Medical Foundation fingen wir 1960 mit einem halben Dutzend Ärzten an und jetzt haben wir fast fünftausend.

Wir müssen nach Seinem Reich trachten. Denn wenn wir das tun, kehren wir zurück in den Garten Eden, wo Gott herrscht und Er für uns sorgt.

Sie sprechen in Ihrem Buch von einer heilenden Kirche. Was meinen Sie damit?

Die Kirche, wie ich sie beschreibe, wäre der lebendige, kraftvolle Körper Christi, der sich in den Menschen auf der ganzen Welt, egal, welchen Glaubens, offenbart. Sie sind eins in Ihm.

Christliches Heilen wird zum Beispiel praktiziert in den Gruppen der „Camps Farthest Out", in der Christen-Ashrama-Bewegung und im Orden des Heiligen Lukas, einer Gruppe von Geistlichen, Ärzten, Krankenschwestern und Laien, die hauptsächlich der Episkopalkirche angehören. In diesen Bereichen habe ich selber mitgearbeitet. Aber inzwischen vermischen sich all diese Gruppen. Sie sind interkonfessionell geworden. Sie bestehen aus Protestanten, Katholiken und sogar Juden, messianischen Juden.

In den Ärztegruppen der Christian Medical Foundation fingen wir 1960 mit einem halben Dutzend Ärzten an und jetzt haben wir fast fünftausend. Aber es gibt noch andere, zum Beispiel eine Gruppe in Tulsa, Oklahoma, die sich „In His Image" nennt und praktische Ärzte im Sinne des Christentums schult. Auch sind wir jetzt öfter missionarisch tätig und so weiter. Ich sehe es mehr oder weniger als etwas, was an der Basis geschieht. Ich weiß nicht, wie das Ganze zusammenkommen wird, aber das wird es bestimmt. Davon bin ich überzeugt.

Glauben Sie, die Menschheit wird je den Punkt erreichen, wo Gebet allein der Weg zur Heilung wäre ohne die Verquickung von Gebet und Medizin, mit der sie jetzt arbeiten.

Das wäre das höchste Ziel. So sollte es sein. Und so war es vorgesehen. Das ist das Reich Gottes. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen" — die Heilung, der Segen und alles andere (Mt 6:63). Wir müssen nach Seinem Reich trachten. Denn wenn wir das tun, kehren wir zurück in den Garten Eden, wo Gott herrscht und wir Seine Geschöpfe sind und Er für uns sorgt. Wie Er es ja sowieso tut. Es wird eben die Zeit kommen, der Meinung bin ich, wo all diese destruktiven Faktoren beseitigt werden. Ich weiß zwar nicht, wie — doch geschehen wird es.

Herausgeber: The Christian Science Publishing Society
One Norway Street, Boston, MA 02115, USA
Nachdruck nur mit Genehmigung ©1998

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