Stellen Sie sich vor, Ihre Kirche hätte keine Geschichte und heute wäre ihr erster Tag. Würden Sie nicht darauf brennen, der Welt davon zu erzählen, dass Gottes Wahrheit die Menschen frei macht? Frei, sie selber zu sein, so wie Gott sie geschaffen hat. Frei von Sünde, Verletzung, Hass und Mangel. Natürlich wäre noch keine Zeit dazu gewesen, eine religiöse Kultur zu schaffen oder zu bewahren. Keine Rituale. Kein eingefleischter Jargon. Alle Anstrengungen wären darauf gerichtet, die gute Nachricht des Urchristentums zu verbreiten. Ihrer Begeisterung würde kein Dämpfer aufgesetzt durch Vorgehensweisen, die in der Vergangenheit festgelegt wurden, und Ihre frohe Botschaft würde wahrscheinlich in jedes Gespräch einfließen, das Sie mit anderen führten.
Die Kultur ist ein wesentlicher Bestandteil der organisierten Religion. Religiöse Kultur kann inspirierend und schön sein. Doch so mancher findet bestimmte Aspekte davon erdrückend. Mit Kultur meine ich Dinge, die die Sitten Bräuche und Verhaltensweisen eines bestimmten Volkes kennzeichnen. Zur Kultur können das Erscheinungsbild einer Kirche, die Fenster, die Architektur, die Rituale, die besondere Sprache — das ganze äußere Drum und Dran — einer religiösen Gemeinschaft und ihrer Mitglieder gehören.
In einigen Fällen kann die Kultur die Religion selbst verdrängen. Eines Tages wird sich dann vielleicht eine Glaubensgemeinschaft für die Öffentlichkeit und sogar für die eigenen Mitglieder durch Tradition und Ritual anstatt durch Inspiration definieren. Je nach dem individuellen Standpunkt sind die Ansichten darüber, welche Aspekte religiöser Kultur die Inspiration fördern und welche hinderlich sind, verschieden. Doch einigermaßen klar ist, dass Themen wie zum Beispiel das Aussuchen einer Farbe für die Kirchentür oder der Sitzplätze für Sonntagsschüler das Denken nicht beherrschen sollten, denn sie überschatten die Freude der Inspiration und Entdeckung, die heilt und wiederherstellt.
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