Ich hatte mir schon lange eine neue Schreibmaschine gewünscht und entschied mich für ein Schreibsystem mit Textverarbeitung. Anhand der umfangreichen Beschreibungen im Benutzerhandbuch versuchte ich, mir ein Verständnis von der Maschine zu verschaffen, was auch in den Anfangsgründen einigermaßen gelang. Jedenfalls war ich bald in der Lage, Briefe mit einfachem Format zu schreiben. Kritisch wurde es allerdings, als ich beginnen wollte, Protokolle und Aufstellungen zu fertigen und ich von der gegebenen Linksbündigkeit also abweichen musste, um eine klare Gliederung und ein ansprechendes Schriftbild zu bekommen.
Es folgten endlose Schreibversuche, die häufig fehlschlugen. Die Anweisungen in dem Benutzerhandbuch erschienen mir unklar und widersprüchlich. Als es dann auch noch mehrfach passierte, dass ich mühsam geschriebene Passagen versehentlich löschte, besorgte ich mir sehr verärgert ein neues Farbband für meine alte Schreibmaschine, bereit, alle weiteren Versuche mit dem neuen System einzustellen. Um die Maschine nicht mehr sehen und mich über sie ärgern zu müssen, „verbannte" ich sie sogar in unser Gästezimmer. Das Problem war damit natürlich nicht gelöst.
Dann hörte ich eine Radiosendung des Christian Science Herold über die Möglichkeiten, wie man mit Fehlern umgehen kann und welche Sicht man über sich selbst dabei haben sollte. Als Beispiel wurde u. a. angeführt, dass man am Computer manchmal Fehler machen könne, die die Arbeit von Stunden scheinbar vernichten würden. Und auch, dass Mose zur Quelle, zu Gott, zurückging, als er im Zorn die Tafeln mit den Zehn Geboten zerschlagen hatte.
Ich muss zugeben, dass ich an Gott bei meinen Bemühungen kaum gedacht hatte. Als jedoch das Wort „Computer" erwähnt wurde, war mir plötzlich ganz klar, dass auch ich es mit einem Computer zu tun hatte, der aber nur so „intelligent" reagieren würde, wie ich ihn „intelligent" bediente. Mir wurde bewusst, dass GOTT die Quelle aller Intelligenz ist. Diese Quelle stand mir jederzeit offen, ich musste nur bereit sein, daraus zu schöpfen. Erst jetzt wurde mir auch klar, dass ich mich bisher auf rein menschlicher Basis um das Verständnis, das Gerät vernünftig bedienen zu können, bemüht hatte. Und noch etwas Wichtiges hatte ich außer acht gelassen: die Dankbarkeit, Auf Seite 3 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Sind wir wirklich dankbar für das schon emfangene Gute? Dann werden wir uns die Segnungen, die wir haben, zu Nutze machen und dadurch fähig sein mehr entgegenzunehmen."
Ich hatte versäumt, für die kleinen Erfolge, die ich mit dem Gerät schon erzielt hatte, dankbar zu sein. Freunde und Bekannte hatten sich gefreut, meine „Computer-Briefe" zu bekommen und mir ihre Anerkennung dafür ausgesprochen, dass ich mich überhaupt an dieses neue Medium gewagt hatte. Im Eifern danach, möglichst bald formschöne Protokolle und Aufstellungen zu fertigen, hatte ich diese ersten Erfolge über der nun vorherrschenden Erfolglosigkeit bald vergessen.
Ich kann sagen, dass durch die Herold-Sendung der Engelsgedanke zu mir kam, es noch einmal mit dem Gerät (und mit mir selbst!) zu versuchen. Ich erkannte die Wahrheit von Mrs. Eddys Aussage unter der Randüberschrift „Geistige Entdeckung" (Wissenschaft und Gesundheit, S. 260): „ ... aber Misstrauen in die eigene Fähigkeit, die erstrebte Vortrefflichkeit zu erlangen und bessere und höhere Ergebnisse zu erzielen, hemmt uns oft unsere Schwingen zu erproben und macht das Versagen von vornherein zur Gewissheit." Ich wusste jetzt, dass ich die destruktiven Gedanken, die ich von mir selbst hatte, besiegen konnte, und ich lehnte es ab, weiterhin zu resignieren. Gott hat mich dazu fähig gemacht und Er würde mich auf dem Wege weiterhin führen! Als ich meine Maschine wieder in mein Zimmer zurückholte, hatte ich die innere Ruhe gefunden, mich nach dem Benutzerhandbuch neu zu orientieren und Schritt für Schritt die Kenntnisse zu erwerben, die für meine Schriftführertätigkeit momentan notwending waren. Die biblische Verheißung „Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen" (Phil 2:13) ist mir wieder einmal bewiesen worden, und ich fühle mich reich belohnt, dass ich mir selbst die Chance der „zweiten Meile" gegeben habe und im Vertrauen auf Gott bestärkt worden bin.
Köln
Ps Dieser Brief ist natürlich auf der neuen Maschine geschrieben worden!