Hast du einen Bruder oder eine Schwester? Wetteifert ihr manchmal darum, wer der Bessere, Schnellere, Intelligentere ist? Vielleicht denkst du, deine Mutter oder dein Vater zieht manchmal einen von euch dem anderen vor? So ähnlich erging es Jakob und später auch seinem Sohn Josef. Es gab viel Rivalität zwischen den Brüdern in ihrer Familie. Schließlich haben sie sich jedoch wieder versöhnt, denn so wollte Gott es. Du kannst alles, was Jakob und Josef erlebten, in der Bibel im ersten Buch Mose, Kapitel 25 bis 30, nachlesen.
Jakob und Esau
Jakob hatte einen Zwillingsbruder, der Esau hieß. Weil Esau zuerst geboren wurde, sollte er einen besonderen Segen von seinem Vater Isaak bekommen. Aber Rebekka, Jakobs und Esaus Mutter, meinte, dass Jakob den Segen bekommen sollte. Mit Rebekkas Hilfe gelang es Jakob, seinen Vater — der fast blind war — zu täuschen und ihn glauben zu machen, dass Jakob Esau sei. Und so segnete Isaak Jakob anstatt Esau. Als Esau das erfuhr, war er sehr böse auf Jakob und drohte, er würde ihn umbringen. Jakob lief weit weg nach Haran, wo sein Onkel Laban lebte.
Die Himmelsleiter
Auf dem Weg dorthin hatte Jakob eines Nachts einen Traum. Er sah eine Leiter, die bis zum Himmel reichte. Engel stiegen die Leiter rauf und runter. Und eine Stimme sagte: „Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben." Die Stimme sagte ferner: „Siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst" (1. Mose 28:13, 15). Kommen dir diese Worte vertraut vor? Jakobs Großvater Abraham und sein Vater Isaak hatten ebenfalls die Verheißung von Gott erhalten, dass Er ihnen ein Land und Nachkommen geben würde und dass Er immer bei ihnen sei. Daher werden Abraham, Isaak und Jakob später die drei großen Urväter des hebräischen Volkes genannt.
Jakob und Rahel
In Haran verliebte sich Jakob in Labans Tochter Rahel. Laban verlangte, dass Jakob sieben Jahre für ihn arbeitete, bevor er Rahel heiraten konnte. Doch Laban betrog Jakob am Ende dieser sieben Jahre und schickte in der Hochzeitsnacht seine ältere Tochter Lea zu ihm anstatt Rahel. Laban sagte, es sei Brauch, dass die ältere Tochter vor der jüngeren verheiratet wird. Es war damals auch Brauch, dass Männer mehr als eine Frau haben konnten. Jakob arbeitete weitere sieben Jahre für Laban, damit er Rahel auch heiraten konnte.
Schließlich nahm Jakob seine Frauen, Kinder und Diener und all ihr Hab und Gut und zog zurück nach Kanaan. Jakob wollte sich mit Esau aussöhnen.
Jakob ringt mit dem Engel
Als Jakob hörte, dass Esau ihm mit vierhundert Mann entgegenkam, fürchtete er sich sehr. Er verbrachte eine ganze Nacht allein und betete. In der Nacht erschien ihm ein Fremder — es war ein Engel von Gott — und rang mit ihm, bis es Morgen wurde. Dann gab der Engel Jakob den neuen Namen Israel und sagte zu ihm: „Du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen" (1. Mose 32:28). Israel bedeutet „Gotteskämpfer". Jakob erkannte, dass er Gott „von Angesicht" gesehen und über seine Angst gesiegt hatte. Nach diesem Kampf gab es eine frohe Begegnung mit Esau, der Jakob mit offenen Armen wieder zu Hause willkommen hieß.
Jakobs Söhne
Kurz nach ihrer Rückkehr nach Kanaan brachte Jakobs geliebte Frau Rahel Benjamin zur Welt und starb dann. Insgesamt hatte Jakob zwölf Söhne. Sie wurden später als die zwölf Stämme von Israel bekannt.
Jakob zog Josef — den ältesten Sohn von Rahel — seinen anderen Kindern vor und machte ihm ein besonders schönes farbiges Gewand. Josefs Brüder waren neidisch auf ihn und wollten ihn sogar loswerden. Eines Tages wurden sie so wütend auf Josef, dass sie ihn in eine tiefe Grube warfen und ihn danach als Sklaven an einige midianitische Kaufleute verkauften. Ihrem Vater erzählten sie, dass Josef von einem wilden Tier getötet worden war.
Josef in Ägypten
Josef hatte gelernt auf Gott zu vertrauen und das erwies sich als seine große Stärke bei all den Schwierigkeiten, die vor ihm lagen. Die Kaufleute brachten Josef nach Ägypten. Dort verkauften sie ihn an Potifar, den Obersten der Leibwache des Pharao, des Königs von Ägypten. Potifar erkannte bald, dass Gott mit Josef war, denn alles, was er anpackte, glückte ihm. So machte denn Potifar Josef zum Aufseher über sein Haus.
Potifars Frau versuchte Josef dazu zu verführen, sich zu ihr zu legen, als wäre er ihr Ehemann. Doch Josef weigerte sich, ihr die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie sich wünschte. Er wollte nicht „gegen Gott sündigen" (1. Mose 39:9). Josefs Weigerung verärgerte Potifars Frau, so dass sie Lügen über ihn verbreitete. Potifar glaubte seiner Frau und ließ Josef ins Gefängnis werfen.
Die Träume des Pharao
Zwei Jahre später hatte der Pharao zwei Träume. Im ersten Traum sah er sieben dicke gesunde Kühe, die von sieben mageren, kranken Kühen gefressen wurden. Im zweiten Traum wurden sieben volle gute Ähren Getreide von sieben dünnen schlechten Ähren verschlungen. Keiner der Weisen in Ägypten konnte dem Pharao sagen, was diese Träume bedeuteten. Schließlich schickte der Pharao nach Josef, denn er hatte gehört, dass Josef Träume deuten konnte.
Josef sagte, der Traum bedeute, dass es sieben reiche Jahre in Ägypten geben würde und danach sieben Hungerjahre. Der König merkte, dass Josefs Weisheit von Gott kam, und er machte Josef zum Regenten über das ganze Land. Wie Josef vorausgesagt hatte, zogen die Jahre des Reichtums und dann der Hungersnot ins Land. Doch Josef hatte die Leute organisiert und Getreide in den Kornkammern gespeichert für diese Jahre, so dass in Ägypten genug zu essen war, während die Menschen in anderen Ländern hungerten.
Die Familie wieder vereint
Jakob und seine Familie in Kanaan hörten, dass es in Ägypten reichlich Nahrung gab. So schickte der Vater seine Söhne dorthin, um Getreide einzukaufen. Josef erkannte seine Brüder sofort, aber sie erkannten ihn nicht. Erst als sie das zweite Mal kamen, um Getreide bei ihm einzukaufen, gab er sich ihnen zu erkennen. Josef sagte seinen Brüdern, sie brauchten nicht traurig zu sein, dass sie ihn an die Kaufleute verkauft hatten, denn es sei Gottes Wille gewesen. „Um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch her gesandt", sagte er (1. Mose 45:5).
Josef lud seinen Vater, seine Brüder und deren Familien ein, nach Ägypten zu kommen und bei ihm zu bleiben. Seine elf Brüder waren: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar, Sebulon, Dan, Naftali, Gad, Asser und Benjamin. Sie ließen sich alle im Norden des Landes, in Goschen, nieder. So kam es, dass Jakobs Kinder — die Kinder Israel — nun in Ägypten lebten. Nächsten Monat kannst du im Herold über ihre Bemühungen lesen, wieder aus Ägypten rauszukommen und in das Land zurückzukehren, das Gott ihnen verheißen hatte.