Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Wütend über Unrecht?

Aus der April 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Petrus, der ungestüme Jünger Jesu, glaubte von ganzem Herzen an den Meister und folgte seinem Beispiel, indem er ebenfalls heilte. Und durch seine geistige Klarsicht erkannte er Jesus als „Christus, des lebendigen Gottes Sohn” Mt 16:16.. Aber sein heftiges Temperament brachte ihn manchmal in Schwierigkeiten. Als in der Nacht vor der Kreuzigung die Feinde kamen, um Jesus abzuführen, fühlte sich Petrus völlig im Recht bei dem, was er tat. Er „schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab” Joh 18:10.. Und Jesu Reaktion? „Er rührte sein Ohr an und heilte ihn." Lk 22:50, 51. Jesu erbar-mungsvolles Handeln war eine Rüge für den Zornesausbruch des Petrus.

Petrus war offensichtlich wütend über das bittere Unrecht, das da geschah. Er wollte im Namen der Gerechtigkeit anderen Böses antun. Jesus, der Meisterchrist, wollte das nicht.

Wenn wir nicht wissen, wie wir auf Ungerechtigkeit oder anderes Unrecht reagieren sollen — oder selbst wenn wir meinen, wir wüssten sehr wohl, was dagegen zu tun ist —, ist es gut, über das Beispiel nachzudenken, das uns Jesus hier gegeben hat. Was für Gedanken hegte er? Während Petrus offensichtlich von Zorn, Furcht, Selbstrechtfertigung und Rache übermannt wurde, war Jesus erfüllt von Demut, geistiger Kraft, Erbarmen und Liebe.

Jesus lehrte seine Jünger, dass sie ihre Feinde lieben sollten. In einem Artikel mit der Überschrift „Liebet Eure Feinde” in ihrem Buch Vermischte Schriften sagt Mrs. Eddy: „Liebe lässt nicht menschliche Gerechtigkeit, sondern göttliche Barmherzigkeit zuteil werden.” Sie schreibt weiter: „Wenn wir die, so uns beleidigen und verfolgen, mit Maßen menschlicher Gerechtigkeit messen, heißt das, Gott nicht die Rache überlassen und Fluch nicht mit Segen vergelten."Verm., S. 11.

Petrus war offensichtlich wütend über das bittere Unrecht, das da geschah. Er wollte im Namen der Gerechtigkeit anderen Böses antun. Jesus, der Meisterchrist, wollte das nicht. Sein Handeln beruhte auf der göttlichen Liebe und brachte göttliche Barmherzigkeit zum Ausdruck. Im Christian Science Lehrbuch. Wissenschaft und Gesundheit, bemerkt Mrs. Eddy dazu: „Der große Beweisführer der Wahrheit und Liebe schwieg gegenüber Neid und Hass. Petrus hätte die Feinde seines Meisters geschlagen, aber Jesus verbot es ihm und tadelte so Hass oder tierischen Mut. Er sagte:, Steck dein Schwert in die Scheide!'” Wissenschaft und Gesundheit. S. 48. Hier hatte sich tierischer Mut als Treue, Gerechtigkeit und Liebe maskiert. Petrus meinte vielleicht, er würde seine pflicht vernachlässigen, wenn er seinen großen geistigen Lehrer und Freund nicht verteidigte. Doch wenn er Jesu Botschaft besser verstanden hätte, hätte er dann nicht gewusst, dass diese Art der Verteidigung, die einfach nur auf den Feind einschlägt, weltlich ist und bestenfalls nur kurzfristige Wirkungen hat? Wäre es Jesus nicht viel lieber gewesen, die Jünger wären seinen Lehren treu geblieben statt nur seiner Person?

So weit, so gut. Wir haben sicher begriffen, dass wir nichts erreichen, wenn wir im Zorn handeln — aber was sollen wir tun, wenn uns etwas sehr am Herzen liegt und wir in hilflosem Zorn merken, dass da etwas entsetzlich schief läuft? Was machen wir, wenn wir merken, dass ein furchtbares Unrecht geschieht? Wir können uns nicht einfach zurücklehnen und nichts tun. Blieb Jesus passiv, als ihn die Knechte des Hohenpriesters abführen wollten? Nein. Aber er schlug nicht voller Wut und Selbstgerechtigkeit um sich. Er hatte keine Verwendung für die Methoden, Worte oder Waffen der Welt. Seine Verteidigung war Gott, die göttliche Liebe. Ja, er liebte diese Männer. Selbst am Kreuz sprach Jesus: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!" Lk 23:34.

Vor einigen Jahren nahm ich einen Job an, bei dem ich mein Büro mit jemandem teilte, der die Arbeit gänzlich anders anging als ich. Als er anfing, hinter meinem Rücken negative Dinge über mich zu verbreiten und sie mir sogar ins Gesicht sagte, dachte ich, das sei eine Folge dieser unterschiedlichen Auffassungen von der Arbeit. Ich ärgerte mich darüber, weil ich wusste, dass ich gute Arbeit leistete und gut vorankam. Es war mir ein Rätsel, warum er so gehässig war; ich konnte mir nicht denken, womit ich das verdient haben sollte.

Das ging eine ganze Weile so und ich meinte, dass ich mich völlig zu Recht über diesen Kollegen ärgerte. Außerdem war ich begeistert von meiner eigenen Arbeit und wollte sie mir einfach nicht von ihm vermiesen lassen. Aber mit der Zeit entdeckte ich noch tausend andere „gute" Gründe für meine Abneigung. Doch ich studierte die Bibel und Mrs. Eddys Schriften regelmäßig und so konnte ich schließlich mein Verhalten nicht länger vor mir selbst rechtfertigen. Ich fing an auf mein Gewissen zu hören. Mir kam zum Bewusstsein, dass er und ich in unserem wirklichen Sein nicht das waren, was wir nach außen hin zu sein schienen. In Wahrheit waren wir keine ehrgeizigen Sterblichen mit einem verletzlichen Ego. Vielmehr waren wir Gottes Kinder, Seine geistigen Sprößlinge, die Seine Liebe erfahren. Natürlich war ich nicht in Versuchung gewesen, ihm buchstäblich ein Ohr abzutrennen, aber ich hatte ihn in meinem Denken von allem abgetrennt, was liebevoll oder liebenswert ist!

Die ganze Zeit über hatte ich geglaubt, mir sei Unrecht geschehen — aber war ich in meinem Urteil über den Kollegen wirklich fair gewesen? Wie sah Gottes Urteil über ihn aus? Wenn es mir gelänge, diese wichtige Frage zu beantworten, würde es mir vielleicht nicht mehr so schwer fallen, meinen Feind zu lieben. Mehr noch: Ich würde gar keinen Feind mehr sehen. Ich betete darum, besser zu verstehen, wie Gott diesen Menschen sah. Ich kann mich an keine konkrete Antwort erinnern, aber meine Gefühle ihm gegenüber änderten sich grundlegend — und das war sicherlich die Antwort. Ich fing an ihm gegenüber liebevoller und mitfühlender zu sein und Ärger und Groll schwanden dahin. So war es auch nicht verwunderlich, dass in seinem Ton mir gegenüber allmählich sehr viel mehr Brüderlichkeit mitklang! Ich sah tatsächlich einen viel netteren Menschen vor mir. Während der ganzen Zeit, die ich noch in dieser Stellung arbeitete, war ich frei von unguten Gefühlen und wir kamen gut miteinander aus.

Gott, der eine göttliche Vater von uns allen, liebt jeden von uns bedingungslos. Daher war es nur natürlich, dass ich, als ich mich im Gebet Ihm zuwandte, meinem Kollegen gegenüber mehr Liebe empfinden konnte, sogar schon, ehe sich sein Verhalten geändert hatte. Gott schätzte ihn genauso wie mich und jeden anderen! Wir waren Seine Kinder und unentbehrlich für die Vollständigkeit und Vollkommenheit Seiner geistigen Schöpfung, die er „sehr gut" 1. Mose 1:31. nannte.

Sicher widerfuhr Jesus größere Ungerechtigkeit, als sie irgendeiner von uns je erleben wird. Aber er reagierte immer mit Liebe. Er war bekannt dafür, dass er wiederherstellte, nicht zerstörte. Das Einzige, was er zerstörte, waren Sünde, Krankheit und Tod. Unablässig stellte er Moral, Gesundheit und Leben wieder her. Wir könnten sagen, er entbrannte für die Botschaft der Geistigkeit und Liebe. Diese Art Feuer verzehrt alles, was Gott unähnlich ist, und stellt das Gute, die Harmonie, wieder her, die der natürliche Zustand des Menschen ist. Jesu erbarmungsvolle Botschaft drückt sich klar und deutlich in seinen Worten und Taten aus — ja sogar in seinem Schweigen. Jeder Augenblick seines täglichen Lebens atmete Erbarmen und Heilung. Das soll auch unser Leben tun, so lehrte er uns.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / April 1998

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.