Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Nervt Lärm?

Aus der Juni 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Mein Blick fiel auf das Plakat auf dem U-Bahnhof: „Lärm nervt", das sich gegen den Straßenverkehrslärm wandte. Dem Betrachter blieb es jedoch überlassen, nach subjektiven Faktoren beim Erleben von Geräuschen zu fragen.

Bestimmte Geräusche hören wir gerne. Ich persönlich empfinde den Lärm startender Flugzeuge als angenehm. An manche Geräusche gewöhnen wir uns, so dass wir sie nicht mehr bewusst wahrnehmen wie das Summen des Ventilators auf unserem Schreibtisch. Andere Geräusche, die wir sonst als störend empfinden, mögen wir vorübergehend überhören, während wir uns intensiv mit einem Buch oder einem interessanten Gespräch beschäftigen.

Es gibt jedoch noch einen Standpunkt, der unser Erleben über den Gesichtskreis menschlicher Psychologie oder materieller Betrachtung hinaushebt und es mit dem Inspirierten und Göttlichen berührt. Dieser metaphysische Standpunkt wurde mir zur Hilfe, als ich einmal mit Geräuschen konfrontiert war, die mir nachhaltig lästig und ganz unüberhörbar hörbar schienen.

Nachdem ich als Student bereits zwei Jahre an einer ruhigen Seitenstraße gewohnt hatte, begann ein großes Bauprojekt genau gegenüber. Am Rohbau wurden dann mit Presslufthämmern Löcher in die Betonmauern und Betondecken gestemmt. Der Kompressor stand auf der Straße in der Nähe meines Fensters und war fast ununterbrochen den ganzen Arbeitstag in Betrieb. Damals waren die Kompressoren noch nicht schallisoliert und die Hämmer sowieso nicht.

Ununterbrochenes Dröhnen und Rattern

Ich arbeitete zu der Zeit viel im Hause, um für mein Studium zu lernen. Nach einer Woche meinte ich es nicht mehr aushalten zu können. Es gelang mir nicht, dem Dröhnen und Rattern etwas Positives abzugewinnen, und ich begann mich beträchtlich zu ärgern. Deshalb gab es einen längeren Zeitabschnitt, in dem ich täglich öfter betete, mich an Gott wandte, um Erlösung zu finden. Das Gebet half mir zunächst einmal einzusehen, dass Ärger kein Teil des göttlichen Gemüts ist, und ich bemerkte auch, dass er mein Empfinden der Geräusche nicht zum Besseren wendete. Im Gegenteil: während mir die menschlichen Umstände durch den Sinn gingen, nämlich ob man die Durchbrüche beim Bau nicht gleich hätte aussparen können oder ob der Kompressor nicht an anderer Stelle stehen könnte, hatte ich den Eindruck, dass die Geräusche mir noch lästiger wurden. Und genau das wollte ich doch ändern!

Beim weiteren Nachdenken musste ich zugeben, dass die Arbeiten an dem Neubau sicherlich notwendig sind und die damit verbundenen Geräusche nicht als persönlicher Angriff gemeint waren. Ich brauchte eine bessere Antwort als nur meine persönliche Reaktion. Und ich ließ den Plan fallen, bei der Baufirma zu protestieren. Ich begann noch tiefer zu erforschen, was beim Hören überhaupt vor sich geht. In Wissenschaft und Gesundheit fand ich den Satz: „Das, göttliche Ohr' ist kein Gehörnerv", der mich auf Gottes Wesen aufmerksam machte. Mein eigenes Anliegen wurde gleich im anschließenden Satz angesprochen und zurechtgerückt, wo es heißt: „Es ist das allhörende und allwissende Gemüt, das immer jedes Bedürfnis des Menschen kennt und auch stillt." Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 7. Diese Erklärung begann mich zu fesseln.

Gottes Sicht der Dinge

Durch weiteres Gebet wuchs meine Bereitschaft, mich für Gottes Sicht der Dinge zu öffnen. Die Geräusche aus diesen Bauarbeiten, so überlegte ich, spielen sich für einen körperlichen Hör-Sinn ab. Sie werden, wie es scheint, materiell erzeugt. Im Gebet, in dem wir der göttlichen Vernunft näherkommen, erheben wir uns über den körperlichen Sinn oder den körperlichen Begriff von der Welt um uns herum zu dem, was Christian Science den geistigen Sinn nennt. Durch ihn nehmen wir die Harmonie wahr, die gemäß der Bibel von Anfang an bestand. Siehe 1 Mose, 1. Kapitel. Ich schloss mich der Bitte des Psalmisten an: „Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz" Ps 119:18., wobei Sein Gesetz auch Seine Ordnung bedeutet.

Gott, so folgerte ich, regiert Sein Universum, in dem es keine Störung gibt. Man kann die Harmonie, die dort besteht, nicht nur sehen, sondern auch hören. Die Wahrnehmung des Reiches Gottes ergibt bezogen auf das Hören eine Stille, die deutlicher wahrnehmbar, ja hörbarer ist als der physische Lärm. Die materiellen, körperlichen Sinne hören auf, zu unserem Bewusstsein zu sprechen, sie schweigen. Die Informationen, die sie geben, verlieren gegenüber der höheren Wirklichkeit ihr vormals so beträchtliches Gewicht. In Gottes Reich herrscht eine Stille, die erfüllt ist mit dem Göttlichen, das eine sanfte Zufriedenheit vermittelt. Mary Baker Eddy sagt dazu: „Unberührt inmitten des lärmenden Zeugnisses der materiellen Sinne entfaltet die allzeit erhöhte Wissenschaft den Sterblichen das unwandelbare, harmonische, göttliche Prinzip — entfaltet sie Leben und das Universum als immer gegenwärtig und ewig."Wissenschaft und Gesundheit, S. 306.

Ungestört in Gottes Stille

Mir muss wohl etwas von diesen Tatsachen aufgedämmert sein, denn das Problem löste sich schlagartig. An einem der nächsten Tage auf dem Heimweg von der Universität sah und hörte ich förmlich, dass ich mich nicht mit dem Lärm des Kompressors und der Presslufthämmer in ein und derselben Welt befand. Als ich mich der Baustelle näherte, kamen mir die Geräusche sehr gedämpft vor. Es lag, möchte ich sagen, eine Milde über meinem Ohr. Ich wusste und fühlte, dass ich in der göttlichen Welt lebe, wo Lärm nicht einzudringen vermag. Zum ersten Mal hörte ich die Geräusche aus dieser völlig anderen Perspektive.

Ich konnte wieder in Ruhe an meinem Schreibtisch am Fenster sitzen, vor dem der Kompressor stand, und nachdenken und lesen und schreiben. Äußerlich änderte sich nichts an der Situation; auf der Baustelle wurde noch viele weitere Wochen lang mit Presslufthämmern gearbeitet, denn das Gebäude hat achtzehn Stockwerke und es bestand ein großer Bedarf an Mauerdurchbrüchen. Doch mein Hören hatte sich entscheidend geändert und diese Geräusche beeinträchtigten mich nicht mehr. Wobei ich die sonstigen Geräusche des täglichen Lebens weiter als normal empfand. In gewissem Grade war das eingetreten, wovon Wissenschaft und Gesundheit spricht: „Das ruhige und erhobene Denken oder das geistige Erfassen hat Frieden." Ebd., S. 506.

Geräusche an sich haben nicht zur Folge, dass unsere Nerven zerrüttet werden. Entscheidend ist, welche Auffassung wir von der Welt haben, in der wir leben. Der bloße menschliche Protest gegen Lärm greift zu kurz, weil er von der Unabänderlichkeit des Sinnenzeugnisses ausgeht. Dadurch beraubt er uns der Möglichkeit, unsere Erfahrung, unser Glück und Wohlbefinden durch geistige Mittel zu gestalten. Gott will nicht, dass wir leiden, auch nicht unter zunächst so überwältigend erscheinenden Umständen. Durch das Gebet werden wir uns Seiner Gegenwart bewusst und erfahren Seinen Trost. Lärm nervt nicht.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juni 1998

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.